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Wenn Bildung und Kölner Stadtanzeiger aufeinanderstossen …


05 Dez

Ja, wenn dieser betrübliche Vorfall passiert, dann gibt es selbstredend ein schweres Unglück. So geschehen in einem Artikel über eine 3D-Simulation des antiken Rom bei Google Earth, der auch online nachzulesen ist. Bei jedem halbwegs durchs Abitur gekommenen Zeitgenossen sollten beim Thema „Antikes Rom“ die Alarmglocken angehen. Wenn irgend ein Thema von den Bildungsbürgern mit Beschlag belegt worden ist, dann ist es dieses. Wenigstens ein Blick ins Lexikon, bei sorgfältigerer Recherche womöglich sogar ins Geschichtsbuch, würden dem Reporter gut zu Gesicht stehen. Nicht so beim Kölner Stadtanzeiger. Da darf recht unbedarft schwadroniert werden:

„Wir befinden uns im Jahr 320 nach Christi Geburt. Vier Jahre später wird Konstantin der Große alleiniger Herrscher über das mächtige römische Weltreich sein. Rom hat zu diesem Zeitpunkt bereits eine rund 300-jährige Stadtgeschichte auf dem Buckel…“

Wer die nötigen Geschichts-Stunden geschwänzt, der hat vielleicht in Rechnen aufgepasst: Nach diesen Angaben wäre die Stadt Rom im Jahre 20 nach Christus gegründet worden. Wer hat dann nur die Volkszählung angeordnet, zu der 20 Jahre vorher Herr Josef und seine Frau Maria nach Betlehem gezogen sind? Der römische Kaiser kann es ja, laut Kölner Stadtanzeiger, kaum gewesen sein.

„Es geht weiter zur Konstantin- oder Maxentiusbasilika, eine der detailreichsten Animationen …“

Animiert ist hier allerdings gar nichts. Und etwas unbedarft kommt auch folgende Bemerkung daher:

„Auch jegliches Grün fehlt, obwohl man aus antiken Texten weiß, dass es schon damals „angelegte Gärten“ gab“.

Bezweifelte das denn irgendjemand? Immerhin waren die hängenden Gärten von Babylon schon tausend Jahre zuvor eines der sieben Weltwunder. Schließlich: Ich habe mir schon vor Jahren bei Zweitausendeins eine Multimedia-CD-Rom „Das Antike Rom“ gekauft. Und die war da schon ein Auslaufmodell. Auch hier konnte man durchs 3D-gestaltete Rom „fliegen“, Villen, Gärten und Tempel betreten. Was ist also das Neue, das uns der Kölner Stadtanzeiger erzählen will? Dass sein Reporter jetzt erst davon gehört hat? Vielleicht doch nicht das beste Prinzip, um redaktionelle Entscheidungen zu treffen. Und wer mit Bildung prahlen will, der, ja der sollte wenigstens ein bisschen davon haben.
„Ancient Rome“ bei YouTube

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