Archive for Januar, 2009

Internet macht’s möglich: Gassi TV


28 Jan

Das Internet als Verbreitungsweg für Fernsehinhalte macht Formate möglich, die sonst den Weg über den Äther womöglich nicht geschafft hätten. Dazu zählt mit Sicherheit „Gassi TV“.

„Morgen startet GASSI-TV die neue Sendereihe „GASSI-TV.international“. Gedacht ist das englischsprachige Format für den internationalen Markt, schwerpunktmäßig die USA und England. Mit der ersten Moderatorin unseres Senders Sarah Kerimis leiten wir die nächste Stufe GASSI-TV ein. Die erste Folge beschäftigt sich mit dem schwierigen Thema Medikamente für Hunde. Speziell dreht es sich um Antidepressiva, denn dies ist besonders in den Vereinigten Staaten ein großes Thema. Wir weisen auf Alternativen zum Medikament hin und geben, unterstützt von Tierarzt Ralph Deuster, Tipps zum Thema Depression bei Hunden.“

Was hat der depressive Hund von heute eigentlich früher gemacht, wenn er auf ebensolchen gekommen ist? Heute kann er Rat beim Fachmann suchen, einem ausgewiesenen Experten:

„Der Macher: ein langjähriger Fernsehproduzent. Er weiß, worauf es bei seriöser Berichterstattung ankommt und verbindet seine Erfahrung mit diesem modernen.
Mit den Sendereihen „Auf Abwegen“, „Tierportrait“, „Gesund Und Munter“, „News“, sowie „Tier Und Recht“ präsentiert von der Rechtsanwältin Ann-Kathrin Fries und „Auszeit Mit Hund“ präsentiert von Reisefachfrau Astrid Kraus hat GASSI-TV fünf Kultmagazine geschaffen, die monatlich schon mehr als 10.000 Besucher auf die Homepage locken.“

Dass auch unsere lieben Haustiere einen eigenen Internetzugang erhalten, war ja nur eine Frage der Zeit. Die technischen Möglichkeiten des Neuen Mediums sind eben unbegrenzt:

„GASSI-TV steht für visionäres, zukunftsorientiertes Fernsehen. Die Plattform ist hierbei nicht mehr das Fernsehgerät sondern das Internet. Die neuen Medien eröffnem Zuschauer und Macher neue Perspektiven. Sendezeiten werden umgangen und Zuschauerzahlen- und Zufriedenheit kann direkt gemessen werden. Weiterhin ist das Internet gemeinhin als interaktives Medium bekannt.“

Interaktives Gassi TV, was könnte das alles sein: Wettbellen per Videochannel, Aportieren von Programmcodes und Gadgets und statt an den Baum wird künftig an den TFT-Monitor gepinkelt. Die Phantasie reicht kaum aus, um auf die Ideen zu kommen, die die Macher von Gassi TV umtreiben:

„GASSI-TV bietet Tierhaltern und solche, die es werden wollen Informationen rund um das Tier. Von Tierschutz über Gesundheit bis zur Freizeitgestaltung reicht die Berichterstattung der Magazine. Doch GASSI-TV ist auch Internetfernsehen zum anfassen, denn die tierischen Gäste kommen aus den Reihen der Zuschauer. Auf Veranstaltungen, die GASSI-TV besucht, gibt es reichlich Möglichkeit dem Team bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.
„Tierportrait“ lädt jeden tierische Gäste auf das bekannte, grüne Sofa ein und erzählt ihre Geschichte. „News“ gibt Tipps und Tricks zur Tierhaltung und aktuelle, tierrelevante Themen werden aufgegriffen.
Aktualität ist auch das Stichwort für „Auf Abwegen“. Die Moderatoren besuchen Vereine, interessante Orte und Veranstaltungen um neues aus der Welt der Tiere zu berichten. Gesundheitstipps gibt es bei „Gesund Und Munter“, Rechtsfälle kompetent und charmant referiert bei „Tier Und Recht“ und Urlaubsziele mit Hund liebevoll vorgestellt bei „Auszeit mit Hund“.“

Tierische Gäste auf einem grünen Sofa: Das ist bestimmt zum Wiehern.

Papst auf Youtube


26 Jan

Oh je, auch das noch: Der Papst will einen eigenen Videokanal auf Youtube einrichten.

„Vatikan – Die katholische Kirche setzt zunehmend auch auf moderne Kommunikations technologien, um ihre Glaubensbotschaft in der Bevölkerung zu verbreiten. US-amerikanischen Medienberichten zufolge soll Papst Benedikt XVI. demnächst sogar seinen eigenen Kanal auf der Internet-Videoplattform YouTube http://de.youtube.com erhalten. In Zusammenarbeit mit Google sollen das Vatikan TV Center und Radio Vatikan Interessierten dort künftig Texte und Videos von Papstreden und nützliche Zusatzinformationen rund um das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche zur Verfügung stellen“.

Was das wohl für „nützliche Zusatzinformationen“ sein mögen? Updates des Neuen Testaments? Servicepacks für den Katechismus? Oder sind die päpstlichen Grußdateien vielleicht eher Computerviren oder -würmer, die nun auch noch die heimischen Rechner verseuchen wollen?

Fernsehen fördert die Zeitungskrise


20 Jan

Nichts vielleicht kann die Krise auf dem Zeitungsmarkt stärker dokumentieren, als die Art und Weise, wie Zeitungen sich zu Werbefähnchen für Fernsehformate machen. Diese Werbefähnchen im Winde recken sich nämlich regelmäßig nach dem dümmlichsten, was das deutsche Fernsehen zu bieten hat. Die Bildzeitung mutiert zum Reklameheft für eine Show namens „Dschungelcamp“. Und der Kölner Express publiziert auf seinen Internetseiten eine Kolumne, die sich mit nichts anderem als der neuesten „big brother“-Produktion beschäftigt. Ein Autor namens „Online-Oli“ vertritt hier etwas, was sich selbst „Deutschlands härteste Big-Brother-Kolumne“ nennt. Hart an dieser Kolumne ist allerdings, neben völlig unzureichenden Deutschkenntnissen, vor allem das Gemächt des Autors.

„Heiß, heißer, Annina. Die gute Nachricht: Unser Porno-Sternchen ist wieder gesund. Die noch bessere Nachricht: Jetzt geht es so RICHTIG rund!“

Dann gibt Online-Oli richtig Gas. Bis zur kalten Vergasung wird die deutsche Sprache auf dem Felde der Unehre geopfert, um am Gashebel der Wortspielmaschine auch das letzte bisschen Grips, das ein deutsches Presseprodukt haben könnte, ins Gas zu schicken:

„Annina mit Körbchengröße G. G wie Gas – denn genau das gibt sie! Auf einer abendlichen Mottoparty im Haus wurde die Porno-Maus nicht nur heftigst von Sascha angeflirtet, sondern zog auch noch richtig blank!“

„Pornös“, um ein Wortspiel von Online-Oli zu gebrauchen, ist der Text des Kölner Express selbst. Und hätte besagte Anna Körbchengröße Z, könnten wir dann in der Onlineausgabe der Kölner Zeitung aus dem Hause Dumont auch Alliterationen lesen wie „Z wie Zyklon B“? Oder ist Deutschlands „härteste Kolumne“ in Wahrheit w wie weich, w wie weiche Birne oder w wie Wahrnehmungsstörungen durch zu viel Fernsehkonsum? Feststeht: Wer solche Zeitungen liest, der braucht keine. Fernsehen reicht, und das ist schon schlimm genug, denn was die Fernsehlandschaft hier aufweist, ist mit dem Landschaftsschutz auch nicht zu vereinen.

Sich selbst interviewen


20 Jan

Lügenbaron Münchhausen hat die Kunst entwickelt, sich selbst am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Dieses Kunststück haben noch nicht viele zu wiederholen verstanden. Nur Journalisten haben einen Weg gefunden, das Husarenstück des Lügenbarons zu wiederholen: Sie interviewen sich selbst. Neuestes Beispiel ist das vorgebliche Mutterschiff aller Nachrichtenorgane, die ARD Tagesschau. Auf deren Internetseite ist ein Interview mit „Wahlexperte Jörg Schönenborn“ über den Ausgang der hessischen Landtagswahl zu lesen. Allerdings ist Schönenborn nicht irgend ein neutraler Beobachter, sondern Chefredakteur des größten ARD-Senders, nämlich des WDR, und als solcher führt er sonst selbst in der Tagesschau die Interviews. Eines unterscheidet diesen kleinen Zaubertrick, also die Verwandlung des Interviewers in den Interviewten, dann doch von der erwähnten Münchhausiade: Wer sich selbst interviewt, der gerät nur immer tiefer in den Sumpf.

Unnötige Themen


15 Jan

Es gibt in der Welt des Journalismus ja wirklich vernachlässigte Themen. Die Initiative Nachrichtenaufklärung etwa stellt in jedem Jahr eine top ten-Liste mit Themen zusammen, die gesellschaftlich relevant und trotzdem von den Medien, absichtlich oder unabsichtlich, ignoriert wurden. Seit neuestem hat die Initiative übrigens auch einen eigenen Weblog, den Blinden Fleck.

Es gibt aber andererseits auch Themen, für die sich nur noch Journalisten zu interessieren scheinen und deren weitere Verbreitung in unzähligen Kanälen für Leser und Zuschauer den Tatbestand journalistischer Umweltverschmutzung erfüllt. Hier möchte ich zwei prägnante Beispiele der jüngsten Zeit anführen: ich möchte fürderhin weder über die Frage, ob der Fußballspieler Lukas Podolski nun zum 1. FC Köln zurückkehrt oder nicht, noch über etwaige Eskapaden der Souldiva Amy Whinehouse noch auch nur eine einzige Zeile lesen. Es langweilt mich so dermaßen zu Tode, dass ich noch im Grabe gähnen würde. Was nottut, ist neben der verdienstvollen Initiative Nachrichtenaufklärung auch eine Initiative Nachrichtenverhinderung. Anders gesagt: Unsere Presse berichtet über die falschen Themen zur falschen Zeit in einer völlig verqueren Intensität.

Dumont wird drittgrösster Zeitungsverleger


15 Jan

Durch den Kauf des Berliner Verlags wird die Kölner Zeitungsgruppe Dumont-Schauberg (Kölner Stadtanzeiger) zum drittgrößten Zeitungsverleger in Deutschlands und zieht damit noch an der WAZ-Gruppe vorbei. Nach Informationen der F.A.Z. betrug der Kaufpreis für die Berliner Zeitung und Co. 152 Mio. Euro, welche die „schwerreichen Dumont-Eigner“ schuldenfrei aufgebracht hätten.

Dumont kauft Berliner Zeitung


13 Jan

Der Kölner Verlag Dumont-Schauberg, Eigentümer auch des Kölner Stadtanzeigers und neuerdings der Frankfurter Rundschau, kauft für 152 Mio. Euro den Berliner Verlag, zu dem neben der Berliner Zeitung auch die Hamburger Morgenpost und das Szeneblatt „Tipp“ gehören. Dass der vormalige Besitzer, der Brite David Montgomery, sich nicht gerade glücklich angestellt und mit angeblichen Renditeforderungen von über 20 % die Berliner Zeitung beinahe an den Rand gebracht hätte, ist die eine Sache. Die Eigentümer des Kölner Stadtanzeigers nun zu Rettern des hauptstädtischen Zeitungswesens zu stilisieren, ist dagegen nicht unproblematisch. Wenn beispielsweise im Internet Sätze zu lesen sind wie

„Die Heuschrecke ist weg“

muss doch andererseits gefragt werden, ob nicht die eine Heuschrecke durch die andere ersetzt wird. Da muss nämlich einerseits nachgefragt werden, ob Montgomery wirklich ein so übler Investor war, wie er, aus unter Umständen durchsichtigen Gründen, in der deutschen Öffentlichkeit verkauft wurde. Schließlich war er alles andere als eine reine „Heuschrecke“, die ausschließlich Finanzinteressen und Renditeüberlegungen leitete. Vielmehr war Mongomery gelernter Zeitungsmann, der noch im vergangenen Jahr vom britischen Observer als „Mr. Big“ und als „Prophet“ gefeiert wurde und über den sie schrieb:

„Eines nahes Tages werden selbst deine schärfsten Kritiker zugeben müssen, dass du etwas Außergewöhnliches geschafft hast“.

Die Süddeutsche hat kürzlich ein durchaus ausgewogenes Portrait über den Mann veröffentlicht. Zum anderen muss angemerkt werden, dass das, ebenfalls erstmal rein finanzielle, Engagement der Kölner in anderen Fällen nicht zu einer Steigerung der journalistischen Qualität geführt hat. Die Übernahme der Kölnischen Rundschau beispielsweise diente einzig der Monopolisierung des Kölner Zeitungsmarkts, was diesem alles andere als gut bekommen ist. Die Übernahme der Frankfurter Rundschau führte vorrangig zur Schrumpfung ins Tabloidformat, einem Steckenpferd von Konzern-Junior Konstantin Neven-Dumont. Für die Berliner Zeitung, die doch so gerne etwas wie eine überregionale Hauptstadtzeitung werden würde, verheißt das nichts Gutes. Aber zwei Dinge lassen sich jetzt schon schlussfolgern: Der Verlag Dumont-Schauberg rückt endgültig zu einem der großen Mitspieler in der deutschen Medienszene auf. Und es lässt sich offensichtlich auch mit Zeitungsprodukten, entgegen allem Wehgeschrei der Zeitungsverleger, so eminent viel Geld verdienen, dass Investionen im dreistelligen Millionenbereich möglich sind.

Wenn Rechtschreibfehler töten können


12 Jan

Tatort Chatroom: Na, das klingt spannend, und darum spendiert der Kölner Stadtanzeiger auch seine Seite 3 einem Killer, der seine beiden weiblichen Opfer in Chatrooms im Internet kennengelernt hat. Jedoch entspricht der Mörder so gar nicht dem Helden, der sich mit Nickname Riddick-300 nennt, nach einem im Film von Van Diesel verkörpertern Science-Fiction-Helden. Es handelt sich vielmehr um einen „pummeligen 1,97-Meter-Mann“, der, horribile dictu, noch nicht mal richtig die deutsche Ortographie beherrscht. Genüsslich wird aus dem Chatroom-Geschreibsel zitiert, das der Hühne mit seinen, offensichtlich in Rechtschreibung ebenfalls nicht so bewanderten, Partnerinnen ausgetauscht hat.

„Ich kann nur sagen das man Frauen nicht vehrarschen soll“.
„Ich neme dich im arm und drücke dich doll“
„was machst du denn wenn ich bei dir bin und auf dein sofa bin“
„dich zertlich küssen mein göster Schatz“

Wäre allein der mißbräuchliche Gebrauch der deutschen Sprache ein Indiz für Mordlust, dann wäre freilich die gesamte Redaktion des Kölner Stadtanzeigers eine Bande von Mördern. Mit dem einen gewaltigen Unterschied, dass die Redakteure des Stadtanzeigers vorgeben, die deutsche Sprache per Profession zu traktieren, und dafür Geld nehmen. Das behauptet der Hühne namens Riddick nicht. Er will Leute umbringen, da ist Vorbildung eher hinderlich. Was aber sollte dann das Suhlen in den Fehlern eines anderen, offensichtlich minderbemittelten und straffällig gewordenen Zeitgenossen? Bei aller Verständnissinnigkeit, mit der der Redakteur die Vorgeschichte des in seiner Kindheit mißbrauchten Täters ausbreitet, bleibt doch das Geschmäckle, dass hier einer in Wahrheit eine ziemlich reaktionäre Meinung verbreitet. Die nämlich, dass die schlimmsten Verbrecher immer noch einer Unterschicht angehören, die noch nicht einmal richtig deutsch kann, und die Stadtanzeiger lesende und die Interpunktionsregeln bis auf das ein oder andere Komma beherrschende Mittelschicht exkulpiert werden kann. Und darum sollten wir den Kölner Stadtanzeiger auch in Zukunft auf Punkt und Komma genau lesen: Wegen der sich andeutenden Tötungsdelikte, die so manches reaktionäres Vorurteil widerlegen könnten.

Fernsehen stört bei Sex


05 Jan

Das neue Jahr fängt ja direkt gut an, nämlich mit schlechten Nachrichten: Fernsehen ist, wie die Zeitschrift Reader’s Digest feststellt, ein Sextöter.

Eines sollten Paare aber unbedingt vermeiden: Einen Fernseher ins Schlafzimmer stellen. Die italienische Sexualforscherin Serenella Salomoni fand in einer Studie über 523 italienische Paare heraus, dass sie im Schnitt zwei Mal in der Woche Sex hatten, mit einem Fernseher im Schlafzimmer sich die Leidenschaft aber halbierte.

 

Mit Fernsehen halbiert sich die Leidenschaft: Ein Schlag ins Kontor für alle, die Emotionalität für die hervorragende Eigenschaft unseres Fernsehprogramms halten.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter