Eine Eigenschaft, die die Lektüre des Kölner Stadtanzeigers so peinlich macht, ist das penetrante Hausieren mit Fotos der eigenen Verlegerfamilie. Ob Patriarch Alfred Neven-Dumont, seine Gattin, die wohltätige Hedwig, oder neuerdings Kronprinz Konstantin: Sie alle wollen mithilfe des eigenen Mediums zu den meistabgelichteten Köpfen der Stadt zählen. Ob wir Leser überhaupt wissen wollen, wie diese Herrschaften aussehen, oder ob ihr Konterfei irgend einen Informationswert hat, bleibt nachhaltig dahingestellt. Fürstenlob und Eitelkeit bleiben im Kölner Stadtanzeiger der einzige Maßstab, der über die Veröffentlichung dieser Fotos entscheidet.
Nun setzt sich diese Marotte der Verlegerfamilie auch im neuen Medium fort, nämlich auf ksta.tv, dem hauseigenen Web-TV-Channel. Hier moderiert Nachwuchsverleger Konstantin Neven-Dumont eine Sendung des Titels Quo vadis Colonia, in der der Sprößling Stadtgrößen zur Lokalpolitik befragt. Seine Qualitäten als Moderator jedenfalls sind womöglich nicht das ausschlaggebende Kriterium für seine Wahl zum Anchorman dieser Sendung gewesen, dabei an jene Praxis gewisser ARD-Magazine erinnernd, in denen notorisch die Chefredakteure sich selbst zu den Mattscheiben-Protagonisten machen. Quo vadis Stadtanzeiger? Diese Frage jedenfalls ist schnell beantwortet: In den Schoß der Familie. Heim zu Papa.