Archive for April 20th, 2009

„Sex, Macht und Politik“


20 Apr

„Sex, Macht und Politik“: So nennt sich ein Weblog von Bettina Röhl auf der Website der Tageszeitung Die Welt. Die Autorin ist Tocher von Ulrike Meinhof. Das ist hier zu erwähnen, weil sie es selbst nicht unterlässt. Da hat jemand sein Lebensthema gefunden: Im Leben von jemand anderem. So muss man wohl feststellen, wenn man etwa ihr Interview mit M. Reich-Ranicki liest, in dem es besonders darum geht, wie Ulrike Meinhof einmal eben denselben interviewte. Lässt schon der Rubrikentitel, der kaum je einhalten kann, was er verspricht, schlimmes vermuten, so kommt es beim Hineinlesen nur noch schlimmer. So ist zu lesen:

Bis in Harald Schmidts Unterschichten hinein ist Literatur ein Begriff geworden, der über Jahrhunderte einer dünnen Schicht des Bildungsbürgertums weitestgehend vorbehalten war.

Was soll der Satz eigentlich sagen? Ist das noch deutsch? Oder ist es schon die Sprache gerade jener „Unterschichten“, deren Literaturbegriff (so sie überhaupt einen hat) schwuppdiwupp schon wieder enteignet wurde, und zwar seit Jahrhunderten von einer dünnen Schicht Bildungsbürger. Und egal ob dünne oder dicke Bildungsbürger, diese Schicht gibt es zwar noch gar nicht jahrundertelang und auch ihr Literaturbegriff ist ein ziemlich junger, aber das kann ja der Autorin schnuppe sein. Was sagen will: Ulrike Meinhof konnte vermutlich besser schreiben.

Wie man sich beim Stadtanzeiger so ausdrückt


20 Apr

Nachrichten, die keine sind: Da titelt der Kölner Stadtanzeiger in seiner heutigen Ausgabe:

Wahlkampfbeginn der SPD in Berlin

Und unter dieser Überschrift ist zu lesen:

Die Parteiführung stellt sich geschlossen hinter das Wahlprogramm ihres Kanzlerkandidaten

Nicht sonderlich überraschend. Eine Nachricht wäre es wert gewesen, wenn die Parteiführung es nicht getan hätte. Blättern wir noch ein bisschen weiter in dem Blatt:

… dem Lied von der Erde ließ das Gürzenich-Orchester unter Markus Stenz in der Kölner Philharmonie jetzt eine bewegende, eindringliche Interpretation zuteil werden, die die rechte MItte hielt …

Wo liegt die eigentlich genau, die „rechte Mitte“?

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter