Peinlichkeitsgrenzen schamlos zu unterschreiten, ist im deutschen Fernsehen eine der leichteren Übungen. Dass der Privatsender Prosieben mit seiner Reihe “Sommermädchen 2009” eine neue Preisklasse im Sommerschlussverkauf des schlechten Geschmacks eingeteuert hat, darauf weist Spiegel Online mit deutlichen Worten hin:
Deutschland hat sich eine weitere Dimension des Demütigungsfernsehens erschlossen. "Sommermädchen 2009" heißt das Format, das sogar Til Schweigers glitschige Altherrenphantasie "Mission Hollywood" auf RTL unterbietet, die man bislang für den Tiefpunkt des Unterhaltungsfernsehens hielt und die gerechterweise wegen Erfolglosigkeit auf den Samstagnachmittag verbannt wurde. Schwitzend und stotternd lässt Schweiger darin seine Casting-Opfer Übungen absolvieren, für die er in einem Rotlicht-Etablissement bezahlen müsste.
Aber immerhin verfügt Schweiger tatsächlich über Beziehungen nach Hollywood, mögen die auch noch so bescheiden sein. Das ist bei ProSieben anders: In "Sommermädchen 2009" lassen sich die Kandidatinnen von einem Niemand erniedrigen – sie geben sich ohne Hoffnung auf den Einstieg in den Entertainmentbetrieb der Lächerlichkeit preis.
Dass der Anglizismus “Casting-Show” im Deutschen korrekterweise mit “Kasteiungs-Show” übersetzt werden sollte, belegt Prosieben mit diesem Format ebenso wie die Tatsache, dass die leiblichen Erniedrigungen in dieser Art von “Demütigungsfernsehen” nach dem Spielende beileibe nicht zu Ende sind: Der Preis für die Selbstentleibung besteht in einem Fotoshooting für ein sogenanntes Herrenmagazin, was weder dem Begriff Foto noch dem Begriff Herr weiters zu Ehre gereicht. Wenn Spiegel Online dies “unsubtil” nennt, muss doch der dezente Hinweis erlaubt sein, dass die vom Spiegel angefügte Fotostrecke genau jenes Gelüst befriedigt, dass zuvor mit deutlichen Worten kritisiert wurde. Die schärfsten Kritiker der Elche, bleiben eben selber welche …
P.S.: Das abgebildete Foto ist kein Beispielfoto aus der genannten Fernsehserie!