Archive for März 24th, 2010

Entnetzung


24 Mrz

Wichtige Rechner müssen vom Netz! Zu dieser Erkenntnis kommt der Sicherheitsforscher Sandro Gaycken von der Universität Stuttgart in einem Beitrag für die Zeit.

Unternehmen und Behörden müssen sich also entscheiden. Entweder sie speichern ihre Daten auf vernetzten Computern, organisieren Prozesse über das Firmennetzwerk und das Internet hinweg – diese Lösung erlaubt Geschwindigkeit, Zentralisierung, bessere Verwaltung und weniger Personal. Dann gilt aber für alle diese Prozesse: Sie sind anfällig. Man kann solche Daten nicht schützen. Ein Kontrollverlust ist sehr wohl möglich. Wer das nicht will, muss konsequent »entnetzen«. Ein zu schützender Datenbestand oder Prozess darf nie mit auch nur einem einzigen vernetzten Rechner in Kontakt kommen. Für die Informationsgesellschaft deutet sich damit eine gigantische Umstellung an. Langsam und inselartig setzt sie bereits ein.

Gaycken verweist auch auf den amerikanischen Soziologen William Ogburn, der schon vor über 70 Jahren feststellte, dass Menschen die negativen nebenwirkungen einer neuen Technologie erst bemerken, wenn sie bereits etabliert ist und wenn sie in der zweiten Generation ihrer Einführung steht. Technikfolgenabschätzung heißt das heute, und Ogburn ist einer ihrer Erfinder.

Cyberwar: Wichtige Rechner müssen vom Netz! – Seite 2 | Digital | ZEIT ONLINE

Der automatische Reporter


24 Mrz

Nun, schlechter macht er es vermutlich auch nicht: Der automatische Sportreporter soll kommen. Die US-amerikanische Statistikfirma StatSheet will ein Programm entwickeln, das Statistiken von Sportereignissen auswertet und anschließend aus diesem Material und vorgegebenen Textbausteinen Artikel herstellen soll. Ganz ohne menschliche Sportreporter. Die Idee stammt übrigens aus der Blogosphäre: Firmengründer Robbie Allen begann 2007 damit, kleine Hilfsprogramme zu entwickeln, damit insbesondere Sport-Blogger leichter an Datenmaterial kämen, wie er in seinem eigenen Blog schreibt:

I started StatSheet back in 2007 in part to create tools to make it easier for sports bloggers and journalists to write great sports content.  Digging up links to players on ESPN.com, copy/pasting a boxscore, and taking screen captures of stats are not very efficient.

Der Mediendienst Meedia fürchtet schon, dass das Programm künftig die Arbeit von Journalisten überflüssig machen könnte, auch wenn Robbie Allen erklärt, es

sei nicht die Absicht, menschliche Sportreporter zu ersetzen. Es gehe vielmehr darum, die Sportberichterstattung mit noch mehr Zahlen anzureichern und zahlreiche Wettkämpfe zu covern, für die schlicht keine menschlichen Reporter zur Verfügung stehen.

Noch mehr Zahlen und Statistiken in der Sportberichterstattung? Sportfreunden wird doch heute schon die Freude am passiven Sportkonsum dadurch geschmälert, dass dauernd die unsinnigsten Zahlenkolonnen aus der Ran-Fußballdatenbank und anderen dubiosen Quellen die eigentliche Sportberichterstattung ersetzen. Mal ganz abgesehen von den statistischen Kurzschlüssen, mit denen die durchaus noch als menschlich anzusehenden Sportreporter ihre völlige Dyskalkulie offenbaren. Und das Arbeiten mit Textbausteinen im Journalismus scheint geradezu eine Disziplin zu sein, die Sportreporter erfunden haben. Dennoch, der Branchendienst bewertet die Umstände anders:

Allerdings wäre es naiv zu glauben, sollte das Programm tatsächlich funktionieren, dass Medienunternehmen hier nicht sofort ein gewaltiges Spar-Potenzial wittern würden.

Ein bisschen sparen an der Sportberichterstattung: Das wäre für die Freunde eines vernünftigen Journalismus das beste, was der Welt geschehen könnte.

Meedia: Der automatische Reporter kommt

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter