Das Land Österreich steht ja schon seit Karl Kraus‘ Zeiten unter der besonderen Beobachtung von Medienkritikern. Das mag auch an der engen Verbindung liegen, die in der Alpenrepublik Politik und Journalismus einzugehen pflegen. Besonders der momentan regierenden SPÖ werden ganz spezielle Kontakte zur Kronen-Zeitung, dem Boulevard-Pendant zur deutschen Bildzeitung, nachgesagt. Nun veröffentlicht die Tiroler Tageszeitung eine Email, in der Regierungsmitglieder aufgefordert werden, doch direkt komplette Geschichten an das Boulevardblatt zu liefern:
Die „Tiroler Tageszeitung“ veröffentlicht in ihrer morgigen Mittwoch-Ausgabe eine Mail von Kanzler-Sprecherin Angelika Feigl an die Sprecher von SP-geführten Ministerien und die Parteizentrale mit der Bitte: „Liebe Kollegen! Hat jemand ein Thema für die Krone heute?“
Die engen Bande zwischen Regierungspartei und Gossenblatt sollen bis in familiäre Bindungen reichen, wie der Branchendienst Meedia zu berichten weiß:
Die Beziehungen zwischen der Krone und Regierungschef Werner Faymann beschäftigen die Republik schon länger: Faymann war ein treuer Begleiter und Freund des im Juni verstorbenen Krone-Herausgebers Hans Dichand. Der Parteivorsitzende der Sozialdemokraten musste sogar Gerüchte zerstreuen, er habe den 40 Jahre älteren Medienpatriarchen Dichand „Onkel Hans“ genannt; dies sei „Unsinn“. Nach Angaben der konkurrierenden Tiroler Tageszeitung, die sich an der Geschichte erkennbar vergnügt, hat Sprecherin Feigl auch familiäre Beziehungen zur Krone.