Seit Karl Kraus hält man Österreichs Zeitungen ja ohnehin für die schlechtesten der Welt. Und das vielleicht nicht nur, weil der schärfste Kritiker der Elche selber einer war, Österreicher nämlich. Jetzt liefert die Zeitung mit dem programmatischen Titel „Österreich“ ein neues gelungenes Beispiel dafür, wie man sich mit seiner Berichterstattung aufs Abstellgleis der Realität begeben kann:
Eine österreichische Tageszeitung hat „Wetten, dass..?“ zu Ende geguckt. Die Sendung, die es nicht gab. Und eine launige Kritik vorgelegt zu Gastauftritten, die nicht stattgefunden haben: „Robbie holte Show aus dem Koma“ war denn auch der Titel.
„Kritik der reinen Unvernunft“ überschreibt die Süddeutsche Zeitung ihre Presseschelte und erfindet gleich auch noch den Menschen des Informationszeitalters neu, nämlich als den „Normalinformierten“:
Jeder Normalinformierte im deutschsprachigen Sendebereich des ZDF weiß: Am Samstag musste Gottschalks Wetten, dass..? vorzeitig beendet werden, weil der schreckliche Unfall eines Wettkandidaten den Show-Abbruch notwendig machte. Das geschah im Anschluss an die erste, fatal verlaufene Wette. Darum hatten die meisten der angekündigten Stargäste noch gar nicht auf Gottschalks Sofa Platz genommen. Kein Zuschauer hat sie also zu Gesicht bekommen. Und gehört wurden ihre Sangesdarbietungen demnach auch von niemandem.
Der Zeitungsverantwortliche hat auch eine Erklärung, wenn er sich erklärt:
… mittlerweile äußerte sich der Herausgeber Wolfgang Fellner: „Es ist unglücklich geschrieben“, sagte er …
Unglücklich ist doch eigentlich, was nicht geschrieben stand: Das Unglück nämlich. Aber das ist in diesem Fall kein Glück.
Erfundener „Wetten-dass..?“-Bericht – Kritik der reinen Unvernunft – Medien – sueddeutsche.de