„In früheren Zeiten bediente man sich der Folter. Heutzutage bedient man sich der Presse. Das ist gewiss ein Fortschritt.“
(Aus: Oscar Wilde: Der Sozialismus und die Seele des Menschen)
Die „Bunte“ pöbliziert weiter: Diesmal trifft den Jauchestrahl aus dem Hause Burda die Hollywood-Schauspielerin Meg Ryan. Überschrift über die pennälerhafte Pöblikation: „Iiih! Was ist nur mit ihren Armen passiert?“ In den 90ern habe sie, so die „Bunte“, ja einen hohen „Niedlichkeitsfaktor“ besessen und ihre Fans „verzaubert“. Jedoch:
… die Zeiten, in denen sie mit ihrem sanften Augenaufschlag und ihrem süßen Gesicht alle um den Finger wickeln konnte, sind leider lange vorbei. Zu viel Zeit ist vergangen, zu viel Botox in Megans Gesicht gespritzt worden. Und nicht nur die Gesichtszüge der heute 49-Jährigen laden zum Gruseln ein – auch ihre Arme sorgen dafür, dass uns kalte Schauer über den Rücken laufen.
Zum Gruseln ist vor allem diese Prosa, die einem wahrlich das Blut im Schlagarm gefrieren lässt. Für die Bildzeitung hat ihr Chef Mathias Doepfner ja reklamiert, Wer mit ihr im Aufzug nach oben fahre, der fahre auch mit ihr im Aufzug nach unten. Das jedoch kann diese Poblikation für sich nicht in Anschlag bringen: Wer sich von ihr nach oben schreiben ließe, landete immer noch in der alleruntersten Schublade. Aus Hintergrund wird bei der „Bunten“ Untergrund:
Beim Spaziergang mit ihrem Lover John Mellencamp (59) durch Paris zeigte sich Meg Ryan nun in einem sommerlichen Kleidchen. Eigentlich kein Verbrechen. Doch dass sie dabei ihre hageren, mit Adern übersäten Arme entblößte, grenzt schon fast an eines.
Oh nein, ein Verbrechen sind diese Zeilen, der Verrat an der Sprache und der Mißbrauch des Journalismus.
Denn die dicken Adern, die deutlich unter der dünnen Haut hervortreten, sind wirklich kein schöner Anblick. Und das gilt nicht nur für die Arme. Auch auf Meg Ryans Beinen zeichnen sich nur allzu deutlich große Adern ab.
Wenn einer der mißratenen Zöglinge der Hubert-Burda-Journalistenschule mal in die Tiefe recherchiert, landet er bestenfalls bei den Beinen einer sommerlich gekleideten Schauspielerin. Zu mehr Tiefgang sind die Poblizisten der „Bunten“ nicht in der Lage: Es ist, um im Bilde zu bleiben, Journalismus, der im Arsch ist.
Die Initiative D21 erhebt jährlich in Zusammenarbeit mit TNS Infratest die Zahl der Onliner bzw. (N)Onliner in der Bundesrepublik Deutschland. Nun wurden die aktuellen Zahlen für das zurückliegende Jahr vorgelegt. Ergebnis: Rund 22 Prozent der Deutschen sind überzeugte Offliner und besitzen bzw. benutzen keinen Internetanschluss. Die Kluft zwischen Internetnutzern und „Nonlinern“ verläuft, wie t3n.de berichtet, anhand der Grenzen Herkunft, Einkommen, Alter und Geschlecht:
Auch wenn sich im Vergleich zum Vorjahr ein wenig etwas bewegt hat, zeigt der (N)onliner-Atlas 2011, dass der digitale Graben zwischen Alters-, Einkommens- und Geschlechtergruppen immer noch sehr real ist. So sind beispielsweise lediglich knapp über die Hälfte der Haushalte mit einem Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro online – Haushalte mit einem Nettoeinkommen von über 3.000 Euro sind mit über 92 Prozent fast vollständig online.
Zudem gehen nur ein Viertel der Über-70-Jährigen online und Frauen (69%) signifikant seltener als Männer (80%). Vor allem aber bildet sich auch die deutsche Teilung nach wie vor in der Internetnutzung ab, wie stern.de analysiert:
Auch regional gibt es deutliche Unterschiede bei der Internetnutzung. Im Vergleich der Bundesländer liegt Bremen mit einer Quote von 80,2 Prozent an der Spitze. Danach folgen Berlin (79,3 Prozent), Baden-Württemberg (78 Prozent), Hessen (77,1 Prozent) und Hamburg (76,5 Prozent). In den ostdeutschen Ländern liegt die Nutzungsquote niedriger. Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt mit einer Quote von 64,2 Prozent.
Die Initiative D 21 ist ein Netzwerk aus Politik und Wirtschaft, an dem sich mehr als 200 Unternehmen und Institutionen sowie politische Partner aus Bund, Ländern und Kommunen beteiligen.
Das Murdoch-Blatt „News of the world“ wird künftig keine Neuigkeiten mehr verbreiten. Der sonntägliche Ableger des Boulevard-Blatts „Sun“ wird an diesem Wochenende seine letzte reguläre Ausgabe vertreiben. Gestolpert ist das die Zeitung nach 170 Jahren über einen Abhörskandal, dessen Ausmaße vermutlich noch nicht en detaille bekannt sind, der aber so viel schon verrät: Es muss, jedenfalls in Großbritannien, einen journalistisch-militärischen Komplex geben, bei dem auch der geheime Zugang zu Informationen wie zum Beispiel Handyverbindungen für riesige Medienkonzerne á la Murdoch kein Geheimnis bleiben. Wie die Financial Times Deutschland unter der Überschrift „Schock of the world“ mutmaßt, ist der Abhörskandal aber nur Auslöser und nicht der wahre Grund für die Einstellung des Blattes:
Am geringsten wog dabei der Verlust an Lesern und an Anzeigenkunden. Sie hatten es noch hingenommen, dass die Zeitung Mitglieder der Königsfamilie abgehört hatte. Doch dass nun auch das Handy einer entführten und später tot aufgefundenen Teenagerin ausspioniert wurde, ihre Angehörigen belogen und Beweise vernichtet wurden, war zu viel. Aber einen Einbruch des Umsatzes hätte der globale Medienkonzern verkraftet.
Der drastische Schritt geht aber auch weit über Murdochs Imperium hinaus. Er ist ein Eingeständnis, dass die kriminellen Recherchemethoden nicht länger als Fehltaten Einzelner abgetan werden können. Britische Boulevardjournalisten biegen – weit mehr noch als deutsche – die Wahrheit, plagiieren Mitbewerber und brechen Gesetze, um eine verkaufsträchtige Geschichte zu erhalten. Statt jedoch solches Fehlverhalten zu verurteilen, haben ihre Chefs die Reporter auch noch öffentlich verteidigt und sie so bestärkt – und sei es mit dem Argument, die Konkurrenz täte es doch auch.
Was soll er denn eigentlich auch sonst tun? Der Papst wird im Rahmen seines Deutschlandbesuchs am 17. September in der ARD das „Wort zum Sonntag“ sprechen. In der Presse scheint das für einige Überraschung zu sorgen, aber warum eigentlich? Es ist schließlich sein Job, für den er Geld bekommt, insbesondere auch vom deutschen Steuerzahler. Es steht nur zu hoffen, dass die ARD nicht extra Gebührengelder springen lassen muss, einen speziellen öffentlich-rechtlichen Ablass sozusagen, um diesen Transfer durchzuboxen. Sonst würde womöglich Papst Benedikt XVI. zum Arthur Abraham des kirchlichen TV-Boxrings. Wir dürfen also hoffen, dass Benedikt vulgo Ratzinger mit ordentlichem Punch, einem gesegneten Quentchen Infotainment und harten, aber fairen Breitseiten gegen televisionäre Unmoral, gebührenfinanzierten Sittenverfall und jedwede Art von medialer Freizügigkeit zu Felde ziehen und die Quoten in den Himmel transportieren wird. Und amen, wir sagen euch, diese katholische soap opera wird sich gewaschen haben und es wird eine Gardinenpredigt werden, und es wird sich dabei nicht um schwedische handeln.
Wenn es Krankheiten gibt, die kein Arzt heilen kann, dann gehört Microsofts PowerPoint mit Sicherheit dazu. Widerstand regt sich mittlerweile nicht nur publizistisch und sogar militärisch, nein, jetzt geht es dieser Pestbeule der Präsentationskunst auch politisch an den Kragen: Die Anti-Powerpoint-Partei hat sich konstituiert. Und wer hat’s erfunden? Ein Schweizer … :
Die APPP sieht sich als Anwalt der schätzungsweise monatlich 250 Mio Bürger weltweit (Schweiz ca 500’000), die bei langweiligen Präsentationen in Unternehmen, in Universität, in Ausbildung zwangsweise anwesend sein müssen und die bisher keine politische Vertretung in der Politik gefunden haben.
Auch Christian Wolf vom Basic thinking Blog sieht die Notwendigkeit politischer Intervention und begrüßt die Gründung der Partei:
Was es da alles zu sehen gab, braucht sich in der Retrospektive nicht hinter Geschmacksentgleisungen wie Schulterpolstern, den (leider!) in der Renaissance befindlichen VoKuHiLa-Frisuren und dem ersten Ford Ka zu verstecken. Bei mindestens einem Vortrag im Semester hieß fortan die Devise: Wenn PowerPoint es kann, dann muss es auch verwendet werden. Gnade gab es selten. Alle sollten schließlich sehen, dass man das letzte aus dem Microsoft-Tool herausgeholt hat. Ob Hintergründe und Texte in knalligen Farben, die unzähligen Wie-kann-ich-den-Inhalt-am-ungewöhnlichsten-auf-die-aktuelle-Folie-fliegen-lassen-Effekte (gern auch mit Ton) oder blinkende und zur Sicherheit noch fett, kursiv sowie mit doppeltem Unterstrich auch für den Brennglasträger in der letzten Reihe ausreichend hervorgehobene Überschriften – neben der gebotenen Vielfalt konnten die eigentlichen Inhalte fast schon vernachlässigt werden und wurden es dann mitunter auch.
Die APPP kann auch den Schaden beziffern, der durch den Einsatz der Präsentationssoftware aus der Microsoft-Office-Suite entsteht:
Durch den Einsatz von PowerPoint* bei Präsentationen, bei der statistisch gesehen eine grosse Mehrheit im Anschluss die verbrachte Anwesenheitszeit als sinnlos erachtet, wird der Schweizer Volkswirtschaft ein geschätzter jährlicher Schaden von 2,1 Milliarden Franken zugeführt.
Die Schweizer Partei hat auch die Lösung für das drängendste Problem des digitalen Zeitalters: Die Reokkupation der Vorträgssäle durch den Flipchart:
PowerPoint* wird fast niemals einen echten Menschen schlagen, der am Flipchart etwas kreiert. Denn die Wirkung der Darstellung wird nicht durch das Ergebnis erzeugt, sondern durch den AKT DES ERSCHAFFENS des Ergebnisses. Darin liegt die Wirkung und nicht im Ergebnis selber. Deshalb funktioniert PowerPoint* vom Prinzip nicht. Es ist eben nicht wahr, dass man PowerPoint* nur “richtig” einsetzen müsste, (Mit Anweisungen wie “Weniger Text”, “nicht überladen”, “nur 5 Zeilen maximal” u.s.w.) sondern in der Gegenüberstellung mit dem Flipchart erweist es sich in 95 von 100 Fällen, dass der Flipchart um Längen mehr Wirkung erzeugt, wie die Präsentation mit PPt. Das ist keine Behauptung, sondern das kann man beweisen!
Der Partei ist eine grenzüberschreitende Kampagne sowie europaweiter Erfolg zu wünschen. Powerpoint-Gegner aller Länder, vereinigt Euch!
Eine Insel der Glückseligen müsste die ARD eigentlich sein: 7,54 Milliarden Euro garantierte Einnahmen aus Rundfunkgebühren plus Werbe- und Sponsoreneinnahmen, Angestellte mit beamtenähnlichem und nahezu unkündbarem Beschäftigungsverhältnis, Redakteure mit knapp 6.500 Euro Tarifgehalt und dazu Möglichkeiten der Programmgestaltung diesseits vom Kulturauftrag jenseits von Quotendruck — genug Gründe, um jeden Tag mit einem Lächeln zur Arbeit und feierabends freudestrahlend wieder nach Hause zu gehen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Stimmung ist schlecht in den Funkhäusern und Rundfunkanstalten.
Jüngstes Beispiel ist ausgerechnet eine der obersten Repräsentantinnen der ARD: Die ARD-Generalsekretärin Verena Wiedemann verklagt ihren Arbeitgeber wegen „Mobbings“: Man habe sie „ausgegrenzt, diskriminiert und missachtet“, wie ihr Anwalt der Frankfurter Rundschau gegenüber erklärt. Die Übergriffe seien derart massiv gewesen, dass Verena Wiedemann infolgedessen psychisch erkrankt sei und sich in medizinischer Behandlung befinde. Von den Leitungsgremien sei sie ignoriert, in Entscheidungen sei sie nicht eingebunden worden. Und dann sollte sie auch noch aus ihren attraktiven Räumlichkeiten am Berliner Schiffsbauerdamm ins nüchterne Bürogebäude des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) umziehen. In eine „Besenkammer“, wie der Anwalt der Klägerin, Hans Georg Meier, behauptet. Zwei Referentenstellen seien ihr zuvor schon gestrichen worden. Mutmaßlich solle die erst vor fünf Jahren geschaffene Stelle in der ARD wieder abgeschafft werden. Da dadurch Frau Wiedemann aber Versorgungsansprüche gewönne, solle sie durch Mobbing zur Kündigung bewegt werden. Robin Meyer-Lucht vom Politblog Carta hat aber noch eine andere Interpretation:
Verena Wiedemann gilt nicht ohne Grund als „Stalinistin des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“. Sie ist eine Fundamentalistin des Systems. Sie kennt nur den Modus “Totalverteidigung” für ihre Sendeanstalten. Sie zitiert gern das Verfassungsgericht und ist der Ansicht, dass das ARD-Wohl und das Allgemeinwohl identisch seien. Wiedemann wollte mit ihren Positionen viel in der ARD bewegen – und letztlich ist auch sie von den verkrusteten und vermachteten Strukturen der Anstalten gestoppt worden. Wiedemann dachte selbst hermetisch – und wurde von den noch hermetischeren Strukturen der ARD lahm gelegt. Am Ende zerschellten ihre Ansätze an jener fehlenden Kultur des offenen Dialogs in der ARD, für die auch sie selbst ein wenig stand.
Frau Wiedemann ist nur das plakativste Beispiel eines weitreichenderen Umstands: Dass die ARD nämlich alles andere als die Insel der Glückseligen ist, was die Arbeitsbedingungen ihrer Beschäftigten angeht. Wie aus Kreisen der Redakteursvertretung des Westdeutschen Rundfunks (WDR) zu vernehmen ist, liegt der Krankenstand beispielsweise in der Kölner Sendeanstalt deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Gründe dafür sehen Insider auch in „neo-autoritären Führungsstrukturen“, bei denen nur noch von oben nach unten delegiert und die Kreativität damit ausgeschlossen würde, wie bei einer Veranstaltung der Gewerkschaft Ver.di im Kölner DGB-Haus zu hören war. Und die Arbeitsbedingungen der unzähligen freien Mitarbeiter, die an die 90 Prozent des ARD-Programms herstellen, spotte jeder Beschreibung, wie die (anonymen) Autoren eines frechen Plagiats satirisch anprangerten, die kurzerhand die WDR-Hauspostille „wdr print“ nachgemacht hatten. „Die Hölle, das sind die Anderen“, schrieb Sartre in seinem Drama „Geschlossene Gesellschaft“. Vielleicht hätte es „geschlossene Anstalt“ heißen müssen.
Frau Wiedemann bekam übrigens kürzlich von der ARD das Angebot einer Vertragsverlängerung für die nächsten fünf Jahre. Grotesk angesichts eines, wie die Süddeutsche schreibt, völlig „zerrütteten Verhältnisses“.
Nachtrag:
Die ARD Pressestelle schrieb mir in diesem Betreff:
„Hallo Herr Haarkötter,
eine Anmerkung zu Ihrem Blogeintrag zu Frau Wiedemann. Sie schreiben: „Eine Insel der Glückseligen müsste die ARD eigentlich sein: 7,54 Milliarden Euro garantierte Einnahmen aus Rundfunkgebühren…“ Mit Zahlen sollte man immer vorsichtig sein: Die 7,54 Mrd. beziehen sich auf ARD UND ZDF UND Deutschlandradio. Die ARD selbst erhielt im Jahr 2010 5,52 Milliarden Euro Rundfunkgebühren, wovon sie wiederum 143 Millionen Euro an die Landesmedienanstalten abgetreten hat. Es wäre schön, wenn Sie dies korrigieren bzw. in Ihren weiteren Einträgen berücksichtigen könnten!
Beste Grüße aus Köln
Kristina Bausch / ARD-Pressestelle“
Frau Bausch hat natürlich recht. Die ARD hat also „nur“ 5,52 Mill. Euro im Jahr zur Verfügung. Ob sie deswegen weiterhin als „Insel der Glückseligkeit“ gelten müsste oder nicht, überlasse ich den geschätzten LeserInnen. Zu den Mobbing-Vorwürfen wollte Frau Bausch sich im übrigen offenbar nicht äußern. Dabei hätte ich die für viel gravierender gehalten. Aber was ist schon ein bekleidetes Mobbingopfer gegen nackte Zahlen!
Vom 1. auf den 2. Juli 2011 findet im Kongreßzentrum des NDR in Hamburg die Jahrestagung des Netzwerks Recherche statt. Seit 10 Jahren gibt es die Organisation, die sich, so der zweite Vorsitzende Hans Leyendecker, zum „besten Journalistenverein in Europa“ entwickelt hat. Das Netzwerk gibt eigene Schriften heraus, veranstaltet Workshops, Kongresse und Stammtische, mischt sich in medienpolitische Diskussionen ein.
Doch das Netzwerk mit höchsten berufsethischen Ansprüchen hat selbst Rechercheprobleme. Die rund 500 Mitglieder des Vereins wurden im Umfeld des Jahrestreffens darüber informiert, dass es Kassenunregelmäßigkeiten gegeben habe und womöglich bis zu 70.000,- Euro an Fördermitteln von der Bundeszentrale für politische Bildung zu Unrecht erhalten wurden. Bei der ordentlichen Mitgliederversammlung hat der Vorstand des Vereins mehr oder weniger geschlossen seinen Rücktritt erklärt. Wie es mit dem Verein weiter geht, wird erst nach einer Wirtschaftsprüfung und den Recherchen der Bundeszentrale entschieden werden können.
Dessen ungeachtet läuft das journalistische Programm der Konferenz mit einer Unzahl an Diskussionsrunden weiter. Zum Beispiel jene über die „Kritik der Medienkritik“ unter der Leitung von Tom Schimmeck. Unter anderem Steffen Grimberg von der taz, Lutz Hachmeister von der Kölner Medienhochschule und Jakob Augstein, Verleger der Wochenzeitung „Freitag“, versuchten sich an medialer Medienkritik. Viel Recherche haben auch diese Diskutanten nicht in die Veranstaltung gesteckt. So war man sich weitgehend einig, wie enttäuschend es sei, dass in Deutschland Medienkritik sich nicht im Internet in Watchblogs o.ä. abspiele. „Da gibt es Steffen Niggemeier und dann nicht mehr viel“, so Tom Schimmeck. Vielleicht sollte man sagen: mehr nehmen etablierte „Medienkritiker“ nicht wahr. Denn natürlich gibt es auch im deutschsprachigen Raum eine Vielzahl, zum Teil sehr engagierter Medien-Watchblogs: Von Unis, Studenten, Medienarbeitern, Journalisten. Da ist z.B. das Europäische Journalistenobservatorium, da ist der Medienmonitor, da sind die kommerziellen Medienbeobachter wie Meedia, und da ist natürlich auch so ein kleiner, aber unfeiner Watchblog wie dieser hier. Ein bisschen mehr Recherche und man würde feststellen, dass es um die Medienkritik vielleicht gar nicht so schlecht bestellt ist.
Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter