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Ulrich Meyer: 20 Jahre Wühljournalismus


03 Apr

ulrich meyerDas war kein Aprilscherz und irgendwie doch: Am 1.April 1992 ging Ulrich Meyer auf Sat1 mit der Sendung “Einspruch” erstmals über den Äther. Seit 20 Jahren hält sich Meyer nun auf dem Schirm und ist eines der wenigen journalistischen Aushängeschilder des Privatfernsehens. Doch nicht mit “Einspruch”, einem krawalligen Talkformat, sondern erst drei Jahre später bekam Meyer das Abo auf Dauersendung. Da war von Datenjournalismus noch gar nicht die Rede, und doch gründete der TV-Journalist  1995 ein Fernsehmagazin,, das im Titel das unerotischste Arbeitsutensil der modernen Bürowelt trägt: die “Akte”.

Vorgeblich handelt es sich bei “Akte” um Verbraucherjournalismus. Doch wes Geistes Kind das Format in Wirklichkeit ist, wird deutlich, wenn man den Untertitel der Sendung kennt: “Reporter kämpfen für Sie!” Das klingt nicht zufällig nach “Bild kämpft für Sie!” Wer sich als Zuschauer auf den Kampf einlässt und sich hilfesuchend an die Akte-Redaktion wendet (Meyer: “Die Zuschaueranfragen sind so massiv wie noch nie zuvor”), der steht auf jeden Fall nicht auf der Gewinnerseite, der ist von vornherein ein Verlierer im großen Medienspiel. Hier ist nicht anwaltlicher, sondern staatsanwaltlicher Journalismus am Werke, wenn es sich überhaupt um Journalismus handelt und nicht nur um seine Simulation. Hier wird nicht recherchiert, sondern gewühlt. Denn im Vordergrund stehen auch bei “Akte” nicht Aufklärung und bürgerschaftliche Beteiligung, sondern Unterhaltung der etwas untergürteligen Art und jene Art TV-journalistischer Selbstinszenierung, deren peinliche “suspense”-Attitüde Alfred Hitchcock noch posthum den Magen herumdreht. “Vieles davon ist reiner Trash”, schreibt darum auch die Süddeutsche Zeitung. Ganz speziell wird es, wenn die Redaktion ein “Spezial” ankündigt wie im aktuellen Beispiel:

Hat die 500-Kilofrau ihren Neffen getötet? Die ganze Geschichte exklusiv als AKTE-Spezial.

Kaum verwunderlich, dass größter Anteilseigner der Produktionsfirma Meta Productions heute die Fa. Endemol ist, hinter der wiederum Silvio Berlusconis Mediaset steht und die größter Hersteller von biederer Fernsehunterhaltung und allerlei TV-Trash ist.

Medien: Ulrich Meyer: 20 Jahre Sat.1 – kein Ende in Sicht – Diverses – FOCUS Online – Nachrichten

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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter