Archive for Juni, 2012

BILD-Geburtstag: Dreck statt Torte


24 Jun

Bildzeitung verhöhnt Literaturnobelpreisträger

Zum 60. Geburtstag der Bildzeitung hielt ihr Chefredakteur, Kai Diekmann, Audienz und empfing zwei JournalistInnen der Tageszeitung Die Welt zum Interview. Henryk M. Broder und Andrea Seibel hatten die unehrenhafte Aufgabe, dieses Stückchen Crosspromotion als Journalismus zu tarnen, immerhin gehören Bild und Welt beide zum gleichen Axel Springer-Verlag. Man tat darum auch von Anfang nicht so, als wolle man irgendwie kritisch tun:

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Telepolis: Dreck statt Torte

Fußballeuropameisterschaft: Spiegel Online vergeigt deutschen Sieg


18 Jun

Bei einem Großereignis wie der Fußballeuropameisterschaft überschlagen sich die Ereignisse, da kann auch die Berichterstattung schon mal Kapriolen schlagen. Spiegel Online möchte gerne über den deutschen Sieg über Dänemark berichten (Ergebnis 2:1), aber die Windows-App von Spiegel Online bekommt Schluckauf und stellt es so dar:

Der Wir-Journalismus


18 Jun

Es wir-t und unser-t wieder im Journalismus, genauer gesagt: in einer bestimmten Form des Journalismus, genauer gesagt: in der Wochenzeitung „Die Zeit“:

Die ganze Welt will unser Geld.
Was Deutschland leisten kann.
Und was nicht.

Diese aufdringliche Vereinnahmung von „wir“ und „uns“ leistet sich neben dem Hamburger Wochenblatt nur noch die Bild-Zeitung. „Wir sind Papst“ ist vermutlich der prägnanteste Ausdruck des Wir-Journalismus. Auch die „Zeit“ lässt das Personalpronomen der ersten Person Plural vornehmlich und vornehm auf der Titelseite prangen. Wer ist mit diesem „wir“ eigentlich gemeint? Wir Leser, wir Steuerzahler, wir Deutsche, wir Dummen? Die Frage stellte sich schon Blödelbarde Otto Walkes in seiner unverwechselbaren Art, freilich auch ohne recht Antwort zu bekommen, als er den Sinn des Schlagers „Theo wir fahren nach Lodz“ interpretierte:

Wer sind diese vier? Sind es vier alle?

Der Wir-Journalismus ist der kleine Bruder des Hurra-Patriotismus. Denn zum Hurra haben wir die Traute nicht mehr, aber ein „Wir“ zur rechten Zeit, das lassen wir uns noch angelegen sein. Und dann ist da noch der Sportjournalismus, in dem es „wir-t“ und „unser-t“, dass die Schwarte kracht: Wir schlagen die Holländer, wir bezwingen die Portugiesen, wir werden Europameister … Um mit Goethe zu sprechen: Am Wir hängt, zum Wir drängt doch alles – ach, wir Armen!

Presseente oder Entenpresse? Neues aus Entenhausen


11 Jun

333px-EntenpresseEine Presse-Ente ist ein Tier, das sich heimlich in Zeitungsseiten oder Nachrichtensendungen einschleicht und dort einiges Unheil anrichtet. Aber wer weiß schon, was eine Entenpresse ist?

Eine Entenpresse oder Geflügelpresse ist ein Küchengerät zum Auspressen von Karkassen, den nach dem Braten und Zerlegen von Geflügel zurückbleibenden Knochenresten, um den enthaltenen Saft für die Zubereitung einer Sauce zu verwenden. Sie dient auch zum Auspressen der Schale von Krustentieren.

Das Gerät hat nicht nur äußerlich Ähnlichkeiten mit Druckerpressen älterer Bauart. Sie hat auch martialische Züge, etwa als Helferlein für Gerichte wie die Blutente:

Unverzichtbar ist sie für Gerichte wie die Blutente, z. B. Ente à la Rouen (Canard au sang, Canard à la rouennaise oder Canard à la Rouen), die beim Schlachten erstickt wird, damit das Blut im Körper verbleibt, und sehr frisch nur weniger als eine halbe Stunde gebraten wird.

Wer fühlt sich da nicht unwillkürlich an die ein oder andere Ausprägung des Journalismus erinnert: Auch im Journalismus soll es schon vorgekommen sein, dass Informanten, Interviewpartner und andere Antwortgeber in journalistischen Fragen erstickt wurden, damit das Blut im Körper bleibt.

entenhausen holocaustWo wir bei der Ente sind, ist doch Gelegenheit, das Neueste aus Entenhausen zu berichten. Dort hat jetzt auch der Holocaust Einzug gehalten. In der letzten Mai-Ausgabe des Heftchens “Mickey Maus Comics” wird den eifrigen Mitgliedern des Fähnlein Fieselschweifs eine Medaille verliehen. Das letzte Wort der Sprechblasen-Laudatio ist allerdings von Hand mit einem Edding geschwärzt worden. Spiegel Online hat herausgefunden, was sich hinter dem schwarzen Balken verbirgt:

Es ist wohl eher keine neue Gratulationsformel in Entenhausen. In der aktuellen Ausgabe von "Micky Maus Comics", einem Ableger der bekannten "Micky Maus", verteilt ein Honoratior der fiktiven Comicstadt "Auszeichnungen an unsere wackeren und allzeit hellwachen Feuerwachen!" Und fügt an, als wäre es ein ganz besonderer Glückwunsch: "Holocaust!"

Wie konnte es zu dem bizarren Fehler kommen? Im Englischen sei, so räsoniert der Spiegel, das Wort Holocaust mehrdeutig und könne auch ohne jeden historischen Verweis einfach Inferno oder Vernichtung bedeuten. Die aktuelle Mickey Maus-Geschichte ist 30 alt und wurde bereits mehrfach in Deutschland veröffentlicht: Ohne den Holocaust. Jetzt aber wurde der Comic Strip neu übersetzt. Und dabei soll, wie die Sprecherin des Ehapa-Verlags erklärte, ein Reprofehler geschehen sein, sodass das letzte Wort des englischen Originals nicht richtig entfernt wurde.

Mickey Maus und Donald Duck sind übrigens ziemlich unverdächtig, Sympathisanten der Nazi-Szene zu sein. In einer älteren Geschichte aus Entenhausen (“April, April”) landet ein Buch auf der Müllkippe, das unverkennbar den Titel “Mein Kampf” trägt. Ein rares Sammlerstück, denn in Neuauflagen wird der Titel dezent entfernt.

Entenpresse – Wikipedia

Syrien: Prügel für staatsnahen TV-Journalisten


08 Jun

Die Gewalt in Syrien eskaliert. Und während wir dies wohl kaum gut heißen können, überkommt einen bei dem Fernsehausschnitt, der sich derzeit bei Youtube großer Beliebtheit erfreut, doch so etwas wie “klammheimliche Freude”.

Youtube-Video: Schläge für Journalisten

Während der Reporter des syrischen Staatsfernsehens über die Syrienberichterstattung der anderen arabischen Länder herzieht, nähert sich ihm ein Mann von hinten, schlägt den Journalisten mit seinem Schuh und ruft: “Die syrischen Medien lügen!”

Syrien: TV-Journalist bezieht Prügel während Live-Sendung – Nachrichten Politik – Ausland – WELT ONLINE

DRadio Kultur: Richtiger Bericht, falsches Foto


05 Jun

NR mit Leif2012

So kann aktuelle Berichterstattung natürlich auch aussehen: Deutschlandradio Kultur veröffentlicht auf seinen Internetseiten einen Beitrag über die Jahrestagung 2012 der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche e.V. am vergangenen Wochenende in Hamburg. Geschmückt ist der Bericht allerdings mit einem Foto, das unverkennbar Thomas Leif darstellt, auch wenn die abgebildete Person leicht geblurt ist. Das Problem: Der Gründer des Netzwerks hat nach einem kleinen Finanzskandal den Verein schon 2011 verlassen. So etwas passiert eben, wenn man unkritisch Material von Presseagenturen (hier: dpa) übernimmt.

Über die Zukunft des investigativen Journalismus – Tagung des Netzwerks Recherche in Hamburg | Fazit | Deutschlandradio Kultur

Netzwerk Recherche: Tipps für die Google-Suche


01 Jun

Bei der Jahrestagung der Journalistenvereinigung „Netzwerk Recherche“ feierte die eingedeutschte Fassung der Google-Suchtipps von hackcollege.com ihre Premiere. Es wurde an den journalistischen Arbeitsalltag angepasst und vereint auf einer einzigen (allerdings sehr sehr langen) Seite die wichtigsten Recherchetipps zur Google-Suche.

Die Grafik findet sich hier:

„Hol‘ alles raus aus Google“

 

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter