Archive for Oktober 9th, 2013

Die Schmidtchen-Schleicher-Art im Journalismus


09 Okt

Der Journalismus finanziert sich über Werbung. Dennoch (oder gerade deswegen) müssen redaktioneller Inhalt und Anzeigenteil streng getrennt werden. Werden sie aber nicht immer. Denn Werbung gilt aus verständlichen Gründen bei den LeserInnen nicht als sehr glaubwürdig. Schafft es die Werbeindustrie dagegen, werbende Aussagen im redaktionellen Teil unterzubringen, dann steigt die Glaubwürdigkeit und damit die Amortisation enorm. Und die Werbeindustrie schafft das häufig ganz einfach, nämlich durch Geldzahlungen oder andere gute Geschäfte, zum Beispiel Koppelungsgeschäfte. Dabei wird die Schaltung einer Anzeige daran „gekoppelt“, dass die Redaktion über die Firma oder deren Produkt auch etwas Journalistisches bringt.

schleichwerbung_MDrei krasse Fälle habe ich in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift M – Menschen Machen Medien dargestellt. Dabei verwundert es einen vielleicht gar nicht mehr, dass das Reisemagazin Business Traveller oder das TV-Heftchen rtv auf unbillige Art redaktionellen Inhalt und Werbung vermischen. Aber dass offenbar auch die seriöse Süddeutsche Zeitung in ihrem Magazin recht unverhohlen solche Produkte ins Bild rückt, die gleichzeitig großformatig beworben werden, verwundert schon. Mein Artikel dazu ist online hier einzusehen:

„M“: Schleichpfade. Werbung mit redaktionellem Mäntelchen – drei markante Beispiele

Einige krasse Fälle hat auch der Blog Topfvollgold, der sich vor allem mit der Regenbogenpresse beschäftigt, gesammelt.

Nachbetrachtung zur Wahlberichterstattung


09 Okt
Wahlplakat der SPD 1949 (Quelle: Wikimedia)

Wahlplakat der SPD 1949 (Quelle: Wikimedia)

Bundestagswahl und der entsprechende Wahlkampf sind vorbei, auch wenn man bei der aktuellen Presse-Analyse noch nicht so recht den Eindruck hat.  Was gab es Neues? Wie hat sich der Wahlkampf 2013 von den vorherigen unterschieden? Am Online-Wahlkampf jedenfalls hat es nicht gelegen. Denn der ist vor allem eines, nämlich wirkungslos – auch wenn die Netzbeauftragten der politischen Parteien anderes behaupten. Es gibt keine wissenschaftliche Studie, die einen positiven Einfluss politischer Internet-Aktivitäten auf die Wahlentscheidung nahelegt. Fast sogar im Gegenteil: Beispielsweise im kommunalen Bereich können Onlineaktivitäten sogar hinderlich sein, gefragt sind persönliche Ansprache und das „Kümmern“ um die Belange der WählerInnen. ich habe zu dem Thema einen Gastbeitrag in der Zeitschrift „Disput“ veröffentlicht. Der Artikel kann hier als pdf runtergeladen werden:

„Disput“: Wahlkampf und Kommunikation (pdf)

Eines war doch irgendwie neu, obwohl es andererseits eigentlich ein alter Hut in neuem Gewand ist: Der Haustürwahlkampf. „Canvassing“ ist das Zeitgeist-Wort dafür. Vertreter insbesonderer der SPD und der Grünen sind in Kern-Wahlbezirken buchstäblich von Haustür zu Haustür marschiert und haben politische Überzeugungsarbeit geleistet. die KollegInnen von Politik-Digital sind mitmarschiert und haben eine sehr lesenswerte Reportage darüber geschrieben.

 

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter