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Buchmesse warum?


15 Okt

Am Wochenende ist also die Frankfurter Buchmesse wieder einmal erfolgreich zu Ende gegangen. Entgegen dem Lamento der vergangenen Jahre, all den Abgesängen auf das Medium Buch, wurde in diesem Jahr zarte Hoffnungsstimmung verbreitet. So sind die Umsatzzahlen des stationären Buchhandels erstmals wieder leicht gestiegen.

Die Lust am Buch scheint indes ungebrochen: Jedenfalls was das Bücherschreiben angeht. An die 280 tausend Besucherinnen kamen nach Frankfurt, um sich die über 90 tausend (deutschen!) Neuerscheinungen anzusehen. Die Zahl der neu herausgebrachten Bücher in Deutschland ist damit seit Jahren gleichbleibend hoch — trotz aller Unkenrufe. Ob all diese Bücher auch gelesen werden, ist eine andere Frage. Denn die Werbebudgets der Verlage konzentrieren sich, auch das seit Jahren, auf einige wenige besonders umsatz- und gewinnversprechende Titel.

Dass E-Book war wieder einmal großes Thema auf der Messe. Aber wann wird eigentlich mehr daraus als nur ein Thema? Ich sprach mit „meiner“ Lektorin bei der sympathischen „Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt“. Sie berichtete, dass sich während ihrer Messetage genau ein einziger (!) Besucher für E-Books interessiert habe. Schlecht für die Wälder, gut für den Buchhandel: Bücher wird es auch im kommenden Jahr auf totem Holz, vulgo: Papier geben.

Dass Aufmerksamkeit bei einer solchen Messe das heikelstes Gut ist, kann man immer wieder an den Werbeslogans und -Maßnahmen beobachten. Einen eigenartigen Trend auf dem Buchmarkt scheine ich festgestellt zu haben: Buchautoren nehmen sich vermehrt der ganz großen Themen an. Sie versuchen sich, aus der einen oder anderen Perspektive, am großen Warum. Zwar ist die Kausalität in der Philosophie schon vor hundert Jahren beerdigt worden. Doch das ficht unsere Schriftsteller nicht an:

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Ja, warum verhält sich das alles nur so? Warum schreiben Leute solche Bücher? Und sind die Gründe vielleicht immer dieselben? Ist also der Grund, warum es die Welt nicht gibt, womöglich derselbe wie der, warum wir Menschen töten und uns zwischen Demokratie und Kapitalismus entscheiden müssen? Das werde ich bei nächster Gelegenheit mal einen Bananenkrümmer fragen.

 

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