Endlich haben wir ihn gefunden, den Herbstmeister der Statistik! Lange war das Rennen ja offen, aber nun hat sich aus dem Heer der journalistischen Publikationen, für die Zahlen und Statistik nur das Herbstlaub im grünen Garten des storytelling sind, ein Favorit herausgemendelt. And the winner is: The Kölner Stadtanzeiger!
Nun ist es ja, wenigstens aus Kölner Sicht, sehr erfreulich, dass der Erste Fußballclub Köln zum Ende der Hinrunde Tabellenführer der 2. Fußballbundesliga ist und sich darum den inoffiziellen Titel des „Herbstmeisters“ ans Revers heften darf. Aber tatsächlich kann sich kein Fußballclub für diesen Pseudotitel etwas kaufen. Er ist reines Journalistenfutter, um irgend etwas zu schreiben zu haben. Auch wenn das die Fußballreporter des Kölner Stadtanzeigers anders sehen:
Zumindest statistisch betrachtet hat der Herbsttitel einen gewissen Wert. In den vergangenen 18 Jahren stieg der Hinrundensieger 14 Mal auf. Somit ist der Frust, mit 33 Zählern den angestrebten Schnitt von zwei Punkten pro Spiel knapp verpasst zu haben, überschaubar.
Selbst wenn der sog. Herbstmeister in den vergangenen 18 Jahren vierzigmal aufgestiegen wäre, würde das über den zukünftigen Verlauf der aktuellen Spielzeit statistisch rein gar nichts aussagen. Voraussagen über zukünftige Ereignisse alleine rechnerisch aus einer Serie in der Vergangenheit herzuleiten, ist ein unzulässiger Schluss. Wenn die Spieler des 1. FC Köln am Ende der Saison tatsächlich aufsteigen sollten, dann weil sie gut Fußball gespielt haben und nicht weil sie gut in Mathe sind. Auch ob eine Mannschaft nun einen Schnitt von zwei Zählern pro Spiel ergattern konnte oder nicht, ist reine Pseudoinformation, aus der nichts folgt. Was soll schließlich der Hinweis, Torschütze Ujah habe „731 Minuten ohne Torerfolg“ erzielt? Nach der den Sportreportern eigenen Mathe-Logik hätte es dann doch dieses Tor gar nicht geben dürfen: Denn wer 731 Minuten kein Tor schießt, der dürfte demzufolge in der 732. Minute auch kein Tor schießen.
Überlassen wir das Fazit dem Manager des 1. FC Köln, Jörg Schmadtke, der es überaus präzise auf den Punkt gebracht hat: „„Das ist okay, aber am Stammtisch wichtiger. Das hat keinerlei Bedeutung. Wichtig ist, was im Mai ist“.