Den Colorismus kann man als die journalistische Krankheit bezeichnen, bei der ein doch vor allem grauer Alltag in überwiegend regenbogenbunten Farben dargestellt wird. Deswegen spricht man auch von Regenbogenpresse. Das Klatschblatt „Bunte“ aus dem Burda-Verlag ist da, nomen est omen, ein besonderer Patient. Die Selbstheilungschancen gehen bei diesem Leiden gegen Null. Nur starke externe Therapie vermag für eine Weile Remedur zu schaffen. Die Online-Ausgabe der „Bunte“-Ausgabe der vergangenen Woche war jedenfalls alles andere als bunt, sondern vielmehr großflächig weiß:
Ursprünglich soll, laut Bildblog, eine Titelgeschichte über Bundespräsident Joachim Gauck und einen vermeintlichen Familienkrach geplant gewesen sein. Doch offenbar ist der Präsident juristisch gegen diese „Berichterstattung“ vorgegangen. Auch im Innenteil des Blattes ist nämlich die Farbe abhanden gekommen. Gleich vier Seiten der „Bunten“ sehen stattdessen so aus:
Dass die „Bunte“ gesundheitliche Probleme mit der Sprache, der Wahrheit und überhaupt dem Journalismus hat, ist von kritischen journalistischen Notfallpraktikern schon wiederholt diagnostiziert worden. Allein im laufenden Jahr musste die „Bunte“ schon in zehn Fällen Artikel schwärzen. Bildblog stellt fest:
Zu ihren Opfern gehörten allemöglichen Promis, von Lukas Podolski über Corinna Schumacher und die monegassische Fürstenfamilie bis hin zu Katrin Göring-Eckardt.
Neben Gauck hat auch der Schauspieler Martin Simmelrogge aktuell eine Gegendarstellung erwirkt, die zeigt, wie sehr die Redaktion der „Bunten“ an der Wahrheit und all dem Gedöns laboriert:
„Alles so schön bunt hier“, sang einst Nina Hagen. Im Falle der Pöblikation „Bunte“ ist es noch schöner, wenn alles mal schwarz-weiß bleibt.