Archive for Februar, 2015

Top Ten der vernachlässigten Nachrichten 2015


26 Feb

Logo_final_beschnittenBei ihrer heutigen Jahrespressekonferenz hat die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V. in den Räumlichkeiten ihres Medienpartners Deutschlandfunk in Köln die diesjährigen Top Ten der vernachlässigten Nachrichten vorgestellt. Laut INA sind das:

1. Verkaufte Links: Wie Medien ihre Glaubwürdigkeit untergraben
2. Undurchsichtige Finanzen bei politischen Stiftungen
3. Prekäre Verhältnisse in Ausbildungsberufen
4. Fragwürdiger Umgang mit Patientendaten
5. Weißes Papier, schmutziges Geschäft
6. Überwachung in Skigebieten
7. Arbeitsbedingungen von Strafvollzugsbeamten
8. Facebook erforscht Künstliche Intelligenz
9. Millionen-Grab Polizei-Software
10. Moderne Rasterfahndung per Handy

Eine ausführliche Beschreibung aller Themen findet sich auf der Website der INA. Die INA ist eine Nichtregierungsorganisation, die den blinden Flecken in der medialen Berichterstattung auf den Grund gehen will. Studentische Rechercheteams an Hochschulen und Universitäten in Hamburg, Bremen, Köln, Dortmund, Gelsenkirchen, Stuttgart und München haben übers Jahr Sachverhalte und Relevanz geprüft und sind in Medienanalysen der Vernachlässigung der Storys nachgegangen. Eine 20-köpfige Jury aus Journalisten und Fachwissenschaftlern hat in der vergangenen Woche bei ihrem Jahrestreffen an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Köln das Ranking diskutiert und abgestimmt. Zu den Jurymitgliedern zählen als Journalisten Edith Dietrich (WDR), Hardy Prothmann (Rheinneckarblog), Petra Sorge (Cicero), Rita Vock (Deutschlandfunk) und Günter Wallraff (als er selbst). Zu den Wissenschaftlern zählen Peter Ludes von der Jacobs University Bremen, Horst Pöttker von der TU Dortmund und Jörg-Uwe Nieland von der Sporthochschule Köln. Hektor Haarkötter, Autor des Handbuchs Die Kunst der Recherche, ist geschäftsführender Vorstand der INA e.V.

Eine Multimediapräsentation der Top Ten der vernachlässigten Nachrichten findet sich auf den Onlineseiten des Deutschlandfunk.

Scientific Google Research Workshop


06 Feb

WDR produziert „Lokalzeit 2 go“


05 Feb
Redaktion der "Lokalzeit 2 go" (Foto: WDR/Steinkemper)

Redaktion der „Lokalzeit 2 go“ (Foto: WDR/Steinkemper)

Nach der epidemischen Verbreitung des „Coffee to go“ — den manche allerdings auch als „Kaffee Togo“ bezeichnen — und den entsprechenden Nachfolgekrankheiten wie „Blumen to go“, „Walkingschuhe to go“ und dem „Bauhaus Drive-In“ hat sich nun auch der Westdeutsche Rundfunk (WDR) infiziert und bietet künftig aus der europäischen Metropole Bergisches Land eine „Lokalzeit 2 go“ an:

Das Wichtigste vom Tag. Kurz und kompakt – alles, was man als Bergischer wissen muss. Wir wollen damit auch diejenigen erreichen, die vielleicht am Abend keine Zeit haben fern zu sehen. Diese Zuschauer konnten bislang die Fernsehsendung nachträglich in der WDR Mediathek sehen. Jetzt kriegen sie eine schnelle Ausgabe, sozusagen zum Mitnehmen schon am Nachmittag.

Das Besondere an dieser Light-Version lokaljournalistischer Nachrichtenproduktion (wobei einige WDR-Kenner ja schon die Lokalzeit für eine Light-Version von echtem Nachrichtenjournalismus halten …) ist, dass sie nicht im normalen Fernsehprogramm ausgestrahlt wird. Dabei hat genau dafür der WDR sogar einen gesetzlichen Auftrag. Stattdessen wird die To Go-Variante ausschließlich im Netz gezeigt:

Wir stellen das Ganze auf unserer Facebook-Präsenz ein, auf YouTube im WDR-Channel und natürlich auch auf der Seite des Studio Wuppertal wuppertal.wdr.de – also genau da, wo wir uns jetzt gerade bewegen.

Immerhin wissen wir jetzt, wo WDR-Redakteure sich so herumtreiben, nämlich nicht in stickigen Redaktionsstuben in Wuppertal und sonstwo, sondern auf Facebook und YouTube. Merkwürdig ist auch die Anamnese der WDRler, was die Ausstrahlungs- bzw. Uploading-Zeit angeht. Denn zu keiner Zeit am Tag wird mehr ferngesehen, als am frühen Abend, wenn ohnehin die reguläre WDR Lokalzeit läuft. Ein Bedarf gerade am Nachmittag scheint doch recht konstruiert.

Und schließlich steht natürlich die dringlichste Frage im Raum: Wenn es nun eine „Lokalzeit 2 go“ gibt, wo trägt man sie dann hin?

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter