Auch im vergangenen Jahr sind wieder Themenkomplexe und Storys nicht in den Medien erschienen, obwohl sie gesellschaftlich relevant sind. Im Rahmen ihrer Jahrespressekonferenz hat die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V. im Deutschlandfunk (DLF) die Top Ten der vergessenen Nachrichten 2018 vorgestellt.
Den ersten Platz im Ranking dieser vernachlässigten Nachrichten belegt das Thema „Inklusion in der Arbeitswelt“. Inklusion findet vor allem in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit statt: Beschäftigte in den sogenannten „Behindertenwerkstätten“ dienen der Statistik seit 2014 als „sozialversicherungspflichtige Beschäftigte“. In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl der Menschen in den sogenannten „Behindertenwerkstätten“ kontinuierlich gestiegen. Mit Inklusion hat das nichts zu tun. Dabei trägt auch der demographische Wandel dazu bei, dass das Thema immer virulenter wird. Die Medien sollten sich aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung und fehlender Berührungspunkte im Alltag zur Aufgabe nehmen, Barrieren und Vorurteile durch vermehrte journalistische Berichterstattung auf Augenhöhe zu verringern, anstatt sie wie bisher weiter zu verfestigen.
Auf Platz 2 steht Portugal und seine Anti-Spar-Politik. Nach der Finanzkrise schien es für die betroffenen südeuropäischen Länder, allen voran Portugal, nur eine Wahl zu geben: die von der EU geforderten drastischen Kürzungen umzusetzen. Austeritätspolitik wird das auch genannt. Doch ist Sparen der einzige Weg, um sich zu sanieren? Das Beispiel Portugal ist überraschend. 2015 wurde in Portugal, nach der Regierungsübernahme durch eine breit gefächerte linke Opposition, die Abkehr von der Sparpolitik beschlossen: Mindestlohn und Pensionen wurden angehoben, Lohnkürzungen zurückgenommen und zusätzliche Urlaubstage eingeführt. Interessanterweise fiel das Budgetdefizit auf dem niedrigsten Stand seit 40 Jahren. Portugal konnte einen Kredit von 1,7 Milliarden Euro vorzeitig an den IWF zurückzahlen
„Monsun in Südasien 2017 versus Hurricane in Texas“ steht auf Platz 3. Hierbei geht es darum, dass die humanitäre Katastrophe durch den Monsun 2017 von dem Hurricane in Texas medial überschattet wurde. Es wurde signifikant weniger über den Monsun berichtet, obwohl seine zerstörerischen Ausmaße den Hurricane weit überstiegen. Einigen wenigen Medien ist die Reflektion darüber im vergangenen Sommer gelungen, wünschenswert wäre ein breiteres Bewusstsein.
Weitere Themen auf der Liste der vergessenen Nachrichten 2018 sind die Arbeitsbedingungen auf Containerschiffen, der horrende Anstieg der Kosten von Impfungen in Entwicklungsländern bei gleichzeitigem Gewinnwachstum in der Pharmaindustrie, politische Antworten auf gesundheitliche Gefahren von Schichtarbeit sowie die Zwangssterilisierung von Frauen der Roma in Tschechien und der ehemaligen Tschechoslowakei.
Die komplette Liste jener vergessenen Nachrichten, die bislang nicht oder nur ungenügend ihren Weg in die deutschen Medien gefunden haben, findet sich auf der Website der Initiative Nachrichtenaufklärung.