Wie unter dem Deckmäntelchen einer regionalen Tageszeitung ein veritables Revolverblatt sich herausgeben lässt, dafür ist der Kölner Stadtanzeiger ein gutes Beispiel: Wenn kleine Räuberpistolen als seriöse Nachrichten daherkommen und Sex-and-Crime-Geschichten das journalistische Zentrum der Lokalberichterstattung ausmachen, ist die Revolverblättrigkeit wohl kaum noch von der Hand zu weisen. Die heutige erste Seite des Lokalteils dieser Zeitung enthält gar überhaupt nichts anderes als solche kleinen kriminellen Häppchen für zwischendurch:
„Zeuge stellt Autoknacker“
„Tankstelle überfallen“
„Mit Messer bedoht“
„Feuer in Vingst“
„Raubüberfall auf Juwelier“
Gipfel dieser journalistischen Demütigkeit, die als seriös nicht mehr kenntlich, als humorig aber zu unfreiwillig daherkommt:
„Polizeihund schnappt Wurstdiebe“
Eine Redaktion, die wirklich der Meinung ist, aus einer Stadt wie Köln, immerhin eine Millionenstadt, sei anderes nicht berichtenswert, sollte ernsthaft überlegen, ob die Herausgabe eines Lokalteils noch ins Kerngeschäft der Herausgeberschaft gehört. Für den Bettel, an den eine Journaille ökonomisch gerät, wo sie ihn journalistisch längst erreicht hat, gibt es ja vielleicht den einen oder anderen Wurstzipfel. Man ist da mit den entsprechenden Polizeihunden im Gespräch.