Sterbende Medien: Der Walkman

25 Okt

Zu den unangenehmen Geräuschen, die einen im Alltag belästigen konnten, zählten neben Schlagbohrmaschinen, Pressluftgeräten, Nachtfluglärm, dem Motorendröhnen von Autos, Motorrädern, Mofas und elektrischen Mixgeräten, dem Herumbrüllen von Chefs, Feldwebeln, Lehrern und Fußballtrainern sowie dem Geräusch des Fallens von Pferdeäpfeln seit den 1980er Jahren auch das Wummern aus den Kopfhörern des Walkman-Besitzers auf dem Nebenplatz in der U-Bahn.

Firstwalkman

Es gibt heute andere und weitaus schlimmere Umweltbelästigungen, doch mit dieser einen ist nun definitiv Schluss: Der Walkman gibt den Geist auf. Wie der japanische Hersteller Sony mitteilt, wird die Produktion des tragbaren Kassettenspielers eingestellt. Die letzte Charge wurde bereits im Frühjahr an japanische Händler ausgeliefert. Damit sieht dieses Jahr schon zum zweiten Mal einen Inbegriff des Medienzeitalters verscheiden: Im April hatte der gleiche Hersteller Sony bereits das Aus für die Floppy-Disk verkündet. Ob jene Krokodilstränen berechtigt sind, die etwa ein Kommentator der Süddeutschen Zeitung dem Walkman nachheult, das , um in der Sprache der Presse zu bleiben, bleibt abzuwarten:

Nach 30 Jahren stellt Sony den Kassetten-Walkman ein. Das Ende der Kultmarke bedeutet nicht nur eine Verarmung des Musikkonsums – sondern ist auch ein Zeichen für einen Kulturverfall.

Andere waren, was die Beerdigungszeremonien für mediale Urviecher angeht, schneller: Der Duden hat das Wort “Bandsalat” schon vor längerem aus seinen Wörterlisten verbannt.

Sony Retires the Cassette Walkman After 30 Years

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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter