Recherchen beim Netzwerk Recherche

02 Jul

Vom 1. auf den 2. Juli 2011 findet im Kongreßzentrum des NDR in Hamburg die Jahrestagung des Netzwerks Recherche statt. Seit 10 Jahren gibt es die Organisation, die sich, so der zweite Vorsitzende Hans Leyendecker, zum „besten Journalistenverein in Europa“ entwickelt hat. Das Netzwerk gibt eigene Schriften heraus, veranstaltet Workshops, Kongresse und Stammtische, mischt sich in medienpolitische Diskussionen ein.

Doch das Netzwerk mit höchsten berufsethischen Ansprüchen hat selbst Rechercheprobleme. Die rund 500 Mitglieder des Vereins wurden im Umfeld des Jahrestreffens darüber informiert, dass es Kassenunregelmäßigkeiten gegeben habe und womöglich bis zu 70.000,- Euro an Fördermitteln von der Bundeszentrale für politische Bildung zu Unrecht erhalten wurden. Bei der ordentlichen Mitgliederversammlung hat der Vorstand des Vereins mehr oder weniger geschlossen seinen Rücktritt erklärt. Wie es mit dem Verein weiter geht, wird erst nach einer Wirtschaftsprüfung und den Recherchen der Bundeszentrale entschieden werden können.

Dessen ungeachtet läuft das journalistische Programm der Konferenz mit einer Unzahl an Diskussionsrunden weiter. Zum Beispiel jene über die „Kritik der Medienkritik“ unter der Leitung von Tom Schimmeck. Unter anderem Steffen Grimberg von der taz, Lutz Hachmeister von der Kölner Medienhochschule und Jakob Augstein, Verleger der Wochenzeitung „Freitag“, versuchten sich an medialer Medienkritik. Viel Recherche haben auch diese Diskutanten nicht in die Veranstaltung gesteckt. So war man sich weitgehend einig, wie enttäuschend es sei, dass in Deutschland Medienkritik sich nicht im Internet in Watchblogs o.ä. abspiele. „Da gibt es Steffen Niggemeier und dann nicht mehr viel“, so Tom Schimmeck. Vielleicht sollte man sagen: mehr nehmen etablierte „Medienkritiker“ nicht wahr. Denn natürlich gibt es auch im deutschsprachigen Raum eine Vielzahl, zum Teil sehr engagierter Medien-Watchblogs: Von Unis, Studenten, Medienarbeitern, Journalisten. Da ist z.B. das Europäische Journalistenobservatorium, da ist der Medienmonitor, da sind die kommerziellen Medienbeobachter wie Meedia, und da ist natürlich auch so ein kleiner, aber unfeiner Watchblog wie dieser hier. Ein bisschen mehr Recherche und man würde feststellen, dass es um die Medienkritik vielleicht gar nicht so schlecht bestellt ist.

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