Abschalten. Das Anti-Medien-Buch

26 Feb

Geschätzte 90.000 deutsche Neuerscheinungen werden in diesem Jahr auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Wer soll die alle lesen? 1.800 Nachrichten gehen täglich in Deutschland über die Ticker und werden von über 300 verschiedenen Tageszeitungen abgedruckt. Wer soll das alles durchblättern? 15 öffentlich-rechtliche Fernsehsender, fast ebenso viele namhafte private TV-Sender und unzählige, die noch gar keinen Namen haben, strahlen 24 Stunden am Tag Fernsehprogramm aus. Wer soll das alles gucken? 6 bis 8 Milliarden Internetseiten gibt es im Word Wide Web. Wer soll die alle anklicken?

Niemand. Medien sind nämlich durchaus verzichtbar. Seit der Erfindung der Schrift gab es immer auch Stimmen, die gegen die Medialisierung aller Lebensbereiche wetterten. Mit dem Buchwesen ging etwa Arthur Schopenhauer hart ins Gericht: „Es ist in der Litteratur nicht anders, als im Leben: wohin auch man sich wende, trifft man sogleich auf den inkorrigibeln Pöbel der Menschheit“. Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard bezeichnete Zeitungsjournalisten als die „o- und x-beinigen, klump- und plattfüßigen, item klecksfingrigen, halb verrückten, aber schweineverschmitzten, verschlagenen Subjekte“. Drastisch war die Reaktion des damaligen Bundestagspräsidenten Hermann Ehlers nach dem Beginn des regelmäßigen Programmbetriebs im deutschen Fernsehen: „Sah eben Fernsehprogramm. Bedaure, daß Technik uns kein Mittel gibt, darauf zu schießen“. Und Bildungsforscher haben inzwischen das Verhältnis von Digitalisierung und Bildung auf die Formel gebracht: „Je mehr am Computer, desto dümmer“.
Das Anti-Medien-Buch lässt in einer nicht nur vergnüglichen Zeitreise die wichtigsten Argumente gegen den exzessiven Medienkonsum Revue passieren, von Platons Schriftkritik bis zu Neil Postmans Ablehnung des Infotainment. Provokant fragt es, was wir ohne Medien eigentlich vermissen würden, und plädiert für eine neue „Mediendiät“.
Die AK Bibliothek der Steiermark wählte „Abschalten. Das Anti-Medien-Buch“ im November 2007 unter die Top Ten der Neuerscheinungen.
Die Arbeit des Mediums besteht im Zeitvertreib… Das beschreibt auch einen Grund warum Medien ihre Konsumenten alt aussehen lassen: Nichts lässt einen schneller altern als der Zeitvertreib.« (Hektor Haarkötter)
Hektor Haarkötter
Abschalten
Das Anti-Medien-Buch
2007, Etwa 160 S., gebunden
Format 14,5 x 22,0 cm
September 2007
ISBN 978-3-89678-620-3
EUR 19,90 [D] / sFr 33,90
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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter