Bolzen gegen Obama

10 Okt

Wer hat eigentlich Norbert Bolz gefragt? Der Kölner Stadtanzeiger hat es getan, wer denn sonst? Der Medienprofessor aus Berlin, dessen Medienbezug vor allem in der medialen Inszenierung der eigenen Person besteht, äußert sich in der Öffentlichkeit auch ohne Sachkenntnis gerne zu allen möglichen Sachen. Sein Eintreten für reaktionäre Positionen wie z.B. das Zementieren von Geschlechterrollen und sein intellektuell verbrämter Hass auf “Gutmenschen” gibt sich gar nicht erst den Anschein, argumentative Tiefe zu haben. Da ist er natürlich genau der Richtige, um die Entscheidung des Nobelkomitees zu kritisieren, das einem schwarzen US-Präsidenten den Friedensnobelpreis zuerkennt:

In Amerika hat Obamas Bild schon Risse bekommen. Das ist jetzt eine Art Solidaritätserklärung. Die Guten der ganzen Welt erklären sich mit ihm solidarisch gegen erste massive Zweifel an seiner messianischen Kraft.

Unverkennbar ist, dass Bolz zu jenen Kritikern der Elche zählt, die früher selbst welche waren. Ähnlich wie sein alter ego Peter Sloterdijk ist es ja Norbert Bolz, der in knitterigem Nietzsche-Adeptentum gerne einen Zarathustra-Tonfall anschlägt und in “messianischer” Weise mehr verkündet als erklärt und mehr raunt als argumentiert. Selbst wenn das auch auf Barak Obama zutreffen sollte (Zweifel sind erlaubt), gibt es doch einen gewichtigen Unterschied: Obama ist dabei nicht peinlich. Die Kritik, die der Frankfurter Sozialphilosoph Axel Honneth kürzlich in der Zeit an Peter Sloterdijk übte, ist da wie hier einschlägig:

… nur wenige mag es geben, die da nicht in ein Grübeln darüber verfallen, ob unsere demokratische Kultur nicht inzwischen einen Grad an Verspieltheit, an Ernstlosigkeit und Verquatschtheit erreicht hat, der ihren eigenen Ansprüchen Abbruch tut.

Das ist ja fast noch höflich formuliert. Denn das Kalkül, mit dem hier auf gedankenlose wie gewissenlose Art und Weise Ressentiment geschürt wird, ist ja nicht nur “verspielt” und “ernstlos”: Es ist auch gemeingefährlich. Dass Leute wie Sloterdijk und Bolz dann auch noch als Hochschullehrer staatlich besoldet werden, gibt einem zu denken.

Bolz-Interview im Kölner Stadt-Anzeiger

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