Archive for the ‘Allgemeines’ Category

Bloggen bis die Polizei kommt


19 Aug

Hal Turner, ein notorischer Hassblogger aus New Jersey in den USA, der auf seiner Internetseite regelmäßig zum Mord an Richtern und Anwälten aufforderte, hat bei seiner Festnahme angegeben, vom amerikanischen FBI für seine Tätigkeit bezahlt worden zu sein:

A notorious New Jersey hate blogger charged in June with threatening to kill judges and lawmakers was secretly an FBI “agent provocateur” paid to disseminate right-wing rhetoric, his attorney said Wednesday.

Ein FBI-Sprecher wollte weder bestätigen noch dementieren, was Turner aussagte.

Lawyer: FBI Paid Right-Wing Blogger Charged With Threats | Threat Level | Wired.com

Kölner Stadtanzeiger: Legal, illegal, scheißegal


12 Aug

Wer vom Schrottplatz schreibt, darf vom Kölner Stadtanzeiger nicht schweigen. Da wird einsortiert und aussortiert, wie es den journalistischen Schrotthändlern gerade so ins Müllkonzept passt: Hauptsache, man macht große Kasse mit großen Worten. Dass diese großen Worte auf den Müllplatz der eigenen Geschichte gehören, bleibt im dualen System wirklichkeitsverzerrender Sondermüllbehandlung Nebensache.

„Vom Schrottplatz nach Afrika“ war in der Ausgabe vom 11.08.2009 des Kölner Stadtanzeigers zu lesen. „Illegale Geschäfte mit der Abwrackprämie“ wurden im Stile Hamburger Fischhändler angekündigt. Auch sonst verwies der Artikel mit großen Worten wie „Dunkelziffer“, MIssbrauch“, „organisierter Krimineller“ auf einen Ausbund an Verbrechen. Wer so schweres Geschütz auffährt, der stilisiert sich natürlich auch selbst als besonders ehrbaren Journalisten, dessen „story“ regelrecht einen „scoup“, ein journalistisches Meisterstück darstellt. Manchmal fallen Meister aber auch vom Himmel und tun sich dann sehr weh, wenn sie zum Beispiel auf den Kopf gefallen sind. Und so mutiert die Meisterarbeit zum Schelmenstreich und der über unseren Gesetzen kreisende Adler wird zur Ente. Denn wie im gleichen Artikel viel weiter unten recht kleinlaut eingestanden wird, handelt es sich bei der angeprangerten Missetat gar nicht um einen Gesetzesverstoß, sondern nur um eine Ordnungswidrigkeit. Und ein „Betrug“ kann auch deswegen nicht dingfest gemacht werden, weil hier kein Gesetz, erst recht kein Strafgesetz gebrochen wurde, sondern nur von der Umsetzung einer „Richtlinie“ abgewichen wurde. Nicht mal ein „Geschädigter“ ist so recht zu finden. Die große Verbrecherstory sieht wahrlich anders aus!

Auf die Idee zu fragen, ob die ganze Abwrackprämie überhaupt sinnvoll und Umwelt und Wirtschaft überhaupt zuträglich sei oder ob nicht viel mehr ihre Umgehung als Akt zivilen Ungehorsams eine zivilgesellschaftlich lobenswerte Tat darstellte, sind die journalistischen Müllsammler vom Kölner Stadtanzeiger erst recht nicht verfallen. Tief gefallen sind sie trotzdem: In den eigenen Müll.

Welt: Doppelter Wedeking


23 Jul

Was will uns die Tageszeitung “Die Welt” nur mit folgendem Passus sagen:

Nach fast 18 Jahren beim Sportwagenbauer Porsche räumt Wendelin Wiedeking den Posten. Der Abgang wird beiden mit einem goldenen Handschlag versüßt.

Der Abgang wird “beiden” versüßt? Welche beiden? Der Wendelin und der Wedeking? Und gibt es für die beiden dann die doppelte Abfindung? Oder ist geteilte Süße halbe Süße? Manche Tageszeitungen schmerzen nicht erst im Abgang …

Porsche-Chef geht: Zum Abschied erhält Wiedeking Lob vom Gegner – Nachrichten Wirtschaft – WELT ONLINE

Politik-PR statt Journalismus


19 Jul

Parteitage in Nürnberg haben eine gewisse Tradition, an die jetzt die CSU offenbar sich anschließen will, weswegen sie ihr aktuelles Großtreffen ausgerechnet dort abhält. Politikentleert wie diese Art von Schauveranstaltung ist regelmäßig auch die Berichterstattung darüber. Der Journalismus ist gemeinsam mit der Politik ins postpolitische Zeitalter eingetreten. Dient der Politjournalismus in den sogenannt seriösen Medien noch als Ausweis einer nurmehr homoöpathisch vorhandenen Qualität, sieht er seinem häßlichen Geschwisterkind, der Politik-PR, zum Velwechsern ähnlich. Die Polit-Talkshows im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verhalten sich ja ohnehin wie jede Eva zu ihrem Adam, da beide das gleiche Feigenblatt sich vor die Scham halten: Nur ein Paradies ist das nicht.

Unversehens blitzt eine überkommene Art von Journalismus nur auf, wenn Parteitagsstrategien und durchschaubare Kommunikationstaktiken plötzlich nicht mehr aufgehen: Wird ein Parteivorsitzender vom blökenden Wahl- und Deligiertenvolk abgestraft, kann selbst das mundzahmste Medium nicht anders, als dem Volk aufs Maul zu schauen und der Politprominenz auf ebenselbes zu hauen. So entsteht auf einmal doch noch politischer Journalismus, auch wenn man das unbedingt vermeiden wollte.

Horst Seehofer: Dämpfer dank Verjüngungskur – Bundestagswahl – FOCUS Online

Im WDR ist Streit entbrannt


30 Jun

In der Süddeutschen Zeitung war zu lesen:

„Am Mittwoch startet im WDR Das Schlagzeilenquiz. Mitarbeiter des Senders haben das Ratespiel intensiv vorbereitet, produzieren darf es aber die Hamburger Firma White Balance, deren Geschäftsführer Jörg Pilawa ist. Das erbost den WDR-Personalrat sehr, in seinem Infoblatt titelt er: „Hilfe für armen Moderator: WDR subventioniert Pilawa“. Das Angebot des Produzenten sei um etwa 40 000 Euro teurer; zudem werde in privaten Studios aufgezeichnet. Eine Begründung habe es senderintern nicht gegeben. Es kursiere das Gerücht, man tue im WDR derzeit alles, um den Moderator zu halten, der mit ARD und ZDF um die Zukunft pokere…“

Artikel in der SZ

Mehr Informationen über den angesprochenen Hintergrund unter:

Meedia.de-Artikel

Michael Jackson Medienopfer


26 Jun

Die heutigen „Topmeldungen“ von Spiegel Online, gleichzeitig und untereinander:

Popstar: Michael Jackson liegt im Koma
Poplegende: Michael Jackson ist tot
Michael Jackson: Eine tragische Karriere
Reaktionen zum Tod Michael Jacksons
Tod eines Weltstars
Michael Jackson ist tot

So bleibt einer ein Medienopfer, und das nicht nur „sein Leben lang“.

Michael Jackson tot: Das monströse Genie – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Panorama

Spickmich toppt Krieg


24 Jun

Wenn das mal kein Kollateralschaden ist: Der Internetdienst Spickmich.de toppt den Krieg in Afghanistan, bei dem gestern drei deutsche Soldaten ums Leben gekommen sind. Zumindest auf den Seiten des Kölner Stadtanzeigers. Da ist ein spick-freundliches Urteil des Bundesgerichtshofs heute als Aufmacher auf die Titelseite gekommen und hat weniger weltgeschichtliche Ereignisse wie Kriege, Tote und Politik des Feldes verwiesen.

Kölner Stadt-Anzeiger

Verdeckte PR


14 Jun

Wir kennen verdeckte Ermittler, aber was ist verdeckte PR? Darüber gibt Heidi Klein von der Organisation Lobbycontrol dem Medienhandbuch ein Interview. Vor allem durch das Verhalten der Deutschen Bahn ist diese Methode der Öffentlichkeitsarbeit jetzt in den Focus geraten. Die Bahn hat Millionensummen ausgegeben, um während des Eisenbahnerstreiks bessere Presse zu erhalten. Aber es geht nicht nur um die Deutsche Bahn:

In dem Kaliber wie jetzt der Skandal bei der Deutschen Bahn werden sehr wenige Fälle öffentlich, aber die Dunkelziffer ist mit Sicherheit hoch. Wir haben ähnliche Fälle auf unserer Webseite dokumentiert, etwa die Schleichwerbung der Arbeitgeber-Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) in der Vorabendsendung Marienhof, die scheinbare Graswurzelinitiative "Campaign4Creativity" (C4C), die u.a. finanziert von Microsoft und SAP für starke Softwarepatente in der EU auftrat oder die "Bürger für Technik", die sich gegen Vorurteile gegen neue Technik einsetzen und eng mit der Atomlobby verstrickt sind.

Lobby Control ist eine Organisation, die sich für eine transparente Demokratie und klare Grenzen von Lobbyismus einsetzt.

Der Auftrag der Bahn für die verdeckte PR-Kampagne hatte ein Volumen von 1,3 Millionen Euro (exklusiv) | medienhandbuch.de

Der will doch bloss werben


03 Jun

Ach, was muss man oft von bösen/Werbern hören oder lesen:

Zum Beispiel von der Leipziger Firma MTS GmbH, die für ihre Auto-Anhänger mit Plakaten unter der Überschrift “Miet mich – Benutz mich!” wirbt. Der deutsche Werberat sieht hier die “Grundregeln zur kommerziellen Kommunikation” ausgehebelt, da halbnackte Frauen in aufreizender Kleidung ohne jeglichen Produktbezug abgebildet waren. Hier würden “Frauen als Sexualobjekte präsentiert”, wie der Werberat feststellte.

Auf die nämliche Klage lief ein Plakat der Allgemeinen Versicherungs- und Finanzvermittlungs GmbH aus Sindelfingen hinaus. Unter der Überschrift “Bei uns müssen Sie nicht  den Hintern zusammenkneifen” waren vier Frauen mit nacktem Po abgelichtet. Die Sindelfinger verstießen damit gegen die Werberegel wegen Herabwürdigung und Diskriminierung von Personen.news-large-16429_jpg

In noch herbere Kerbe schlug ein Computerhersteller: Blut spritzt vom Kopf eines boxenden Mannes, blutig sein Unterhemd, blutgetränkt auch seine bandagierten Fäuste. Und das alles nur für die Überschrift “Unschlagbar”. Auf die Beanstandung durch den Werberat hat die Frankfurter Fa. MSI Technology noch nicht reagiert.

Deutscher Werberat verurteilt "blutrünstige" Computer-Werbung | medienhandbuch.de

Schöne neue Medienwelt: Vergewaltigungssimulation


11 Mai

rapelay   Auch das noch: Der japanische Computerspiele-Hersteller Softmap hat einen Titel namens "Rapelay" herausgebracht, der nichts anderes ist als eine Vergewaltigungssimulation. Japanische, amerikanische und britische Medien ziehen bereits über dieses "Spiel" her und diskutieren, wie weit Spieleprogrammierer bei ihren Simulationen gehen dürfen.

Die japanischen Medien in Form von NHK, FujiTV und Yomiuri stellen RapeLay öffentlich an den Pranger. In Amerika hat die Organisation Equality Now eine Kampagne „gegen Vergewaltigungssimulationen und der Verharmlosung sexueller Gewalt in Japan“ gestartet. Sie richtet sich vor allem gegen die Entwickler des Spiels, Illusion und dem japanischen Premierminister.

Amazon hat den Titel aus seinem Programm gestrichen, nachdem ein britischer Abgeordneter sich empört hat. Der Hersteller ist dagegen verwundert, liegt sein Programm doch schon seit 2006 vor, ohne dass bislang jemand sich daran gestört hätte.

News – Japanische Medien vs. Vergewaltigungssimulation – Areagames.de: Das Spieleportal

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter