Archive for the ‘Allgemeines’ Category

Apples Karten-App ist lebensbedrohlich


11 Dez

Einen kleinen Umweg nimmt man als stolzer Besitzer des allerneuesten IPhone 5 ja in kauf. Wer sich allerdings mit Apples missglückter neuer Navigationssoftware auf den Weg ins australische Mildura macht, der wird womöglich seines Lebens nicht mehr froh. Die App führt nämlich nicht ins wirkliche Mildura, sondern stattdessen in die Irre: Mitten hinein in den Murray-Sunset National Park, den zweitgrößten Australiens. Dort herrschen aktuell, da in Australien Sommer ist, 46 Grad Celsius. Die Polizei von Mildura hat mittlerweile einen Warnhinweis auf ihre Website gestellt, wie der britische Guardian zu berichten weiß:

Mildura police issued a warning on its website, pointing out the difference between the point then offered by Apple and the actual location. It confirmed drivers had been led astray and said the problem was „potentially a life-threatening issue“ due to the intense heat and lack of available water in the area.

Apple hatte erst im September beim Relaunch des Iphone-Betriebssystems die Google-Karten-Applikation zugunsten eines eigenen Dienstes von seinen Smartphones vertrieben. Die neue Karten-App steht seitdem heftig in der Kritik.

Süddeutsche: Kapitol oder Palatin?


03 Dez

Forum Romanum (Foto: Wiki Commons)

Zitronenfalter heißen bekanntlich nicht so, weil sie Zitronen falten. Und der Klugscheißer? Auch da könnte man allerhand spekulieren, warum der zu seinem legendären Namen kam. Klar aber ist, wer mit seiner Bildung hausieren gehen will,  der sollte schon aufpassen, dass er nicht in Fettnäpfchen tritt. Aber es passiert halt doch immer wieder. Zum Beispiel in der Süddeutschen Zeitung. Da gab es in der Wochenendbeilage einen historisch räsonnierenden Beitrag über die Geschichte der Mätresse von den Kaisern des alten Rom bis zum CIA-Chef der USA in unseren Tagen. Und darin heißt es:

Die Ehe gilt dort offiziell als Säule der Gesellschaft, und die Erwartungen an Führungspersönlichkeiten erinnern an jene Dichter Roms, die noch den tumbesten Lustmolch im Kapitol als Herold der Tugend besangen.

Wenn mit dem „Lustmolch im Kapitol“ der ein oder andere römische Kaiser gemeint sein sollte, ist allerdings etwas durcheinander gegangen. Denn die Kaiser im alten Rom saßen nicht auf dem Kapitolhügel, sondern gegenüber auf dem Palatin, von dem sich unser Wort für Palast herleitet. Der Kapitol war der Tempelberg und den Gottheiten Juppiter und Juno geweiht. Und jetzt darf man mich ruhig Klugsch… nennen.

Post-PC-Ära und Medienmüll


17 Nov

Steve Jobs hat vor ein paar Jahren von der anbrechenden Post-PC-Ära gesprochen. Wenn man sich die Sperrmüllstapel an Straßenrändern so ansieht, scheint er damit durchaus recht zu haben: Immer wieder findet man neuerdings ausrangierte PCs und Computerzubehör. Wohin nur mit all dem Medienschrott? Die Post-PC-Ära wird uns noch einige ökologische Probleme bescheren.

Copy&paste: Auch „Die Zeit“ schreibt ab


09 Okt

Copy&paste ist ja die neue Geißel der urheberrechtsschützenden Menschheit: Ob Doktorarbeiten oder Star-Interviews, ob „TV Total“ oder politische Parteiprogramme — Schreiben heißt heute Abschreiben. Eine eigene Spielart der copy&paste-Kultur entwickelt gerade die Wochenzeitung „Die Zeit“ (Nr.39/2012). Der Unlust, für sein Redakteursgehalt noch selbst die Feder zu schwingen, kommt man, zumal im Feuilleton dieses Blattes, mit einer phantasievollen Maßnahme entgegen:

Statt Bücher zu rezensieren oder zu kommentieren, hat man ein probates Mittel gefunden, die nachlassende Freude an der kritischen Auseinandersetzung, redaktionelle Sparmaßnahmen und ein gewisses Entgegenkommen gegenüber den Anzeigenkunden (und das sind in einem Feuilleton nun einmal Verlagshäuser) in Einklang zu bringen: Man druckt einfach Buchtexte nach, statt sie journalistisch zu würdigen. Das ist, wenn man so will, „Abschreiben 2.0“ (auch wenn diese ganzen „2.0“-Redeweisen ziemlich fade sind, also wiederum eigentlich recht gut zur genannten Wochenzeitung passen). Und bei diesem wortgetreuen Nachdruck belässt man es auch nicht wie weiland bei Vorabdrucken von Romanen bei einigen Zeilen oder ein paar kurzen Spalten „unterm Strich“. Nein, eine ganze große „Zeit“-Seite wird da dem Druckwerk aus dem S. Fischer-Verlag spendiert. Die Autorin des Buches, Nina Pauer, ist übrigens regelmäßige „Zeit“-Autorin, aber das macht die Sache nicht besser, sondern eigentlich noch schlimmer: Es lässt sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier die Publikation einer Mitarbeiterin promotet werden soll. Aber dann hätte man ehrlicherweise (und auch nach den juristischen Maßgaben des Medienrechts) diese Seite als „Werbung“ deklarieren sollen und müssen.

 Schafft zwei, drei, viele Schleichwerbungen

Ist dies schon Tollheit, so hat es doch, nach William Shakespeare, Methode. Denn die „Zeit“ belässt es nicht bei dieser einen abgepausten Blaupause postmoderner Schleichwerberei. Im gleichen Zeitungsteil ausgerechnet unter der Rubrik „Glauben & Zweifeln“ wird wieder „Copy&paste“ betrieben:

„Gott ist wild und seltsam“ ist der, wiederum ganzseitige, Beitrag überschrieben, der ebenfalls wörtlich einer Buchpublikation der Autorin Esther Maria Magnis entnommen ist, die im Rowohlt Verlag erschienen ist. Wild und seltsam ist auch die Publikationspraxis der „Zeit“, an die man nicht mehr glauben kann, sondern verzweifeln muss. Vielleicht kehrt die „Zeit“ ja irgendwann vom Abschreiben wieder zum Schreiben zurück, aber das geschieht vermutlich erst nach der bevorstehenden Buchmesse — denn da gibt es einfach noch zu viele Verlagsinteressen zu befriedigen.

 

„Spiegel“ enttarnt seine Informantin selbst


17 Sep

In der vergangenen Rubrik „Eine Meldung und ihre Geschichte“ des Nachrichtenmagazins Der Spiegel ist wohl etwas schief gelaufen. Die Frau, die sich sehr gutgläubig um 11.000 Euro erleichtert sah, hatte wirklich eine recht peinliche Geschichte zu erzählen. Klar, dass sie nicht erkannt werden wollte. Und der Spiegel sicherte denn auch Informantenschutz zu:

Sie erzählt und schämt sich, nennen wir sie Saskia, sie will nicht, dass ihr echter Name auftaucht oder die Stadt, in der sie wohnt.

Aber da es in der Rubrik um andernorts veröffentlichte Meldungen geht, druckt der Spiegel auch einen Zeitungsausschnitt ab. Und da ist die Stadt, in der die Geschichte spielt, gleich zweimal deutlich zu lesen:

Ausschnitt: Spiegel 37/2012, S.51

Wer solche Informantenschützer hat, braucht keine Feinde …

Medienkritik in der Kritik


12 Sep

Bei Siegfried J. Schmidt und Guido Zurstiege (Kommunikationswissenschaft. Systematik und Ziele. Reinbek 2007, S.237) ist zu lesen:

Schon seit langem ist man sich im akademischen Diskurs einig darüber, dass die Zeit wirksamer und allgemein verbindlicher intellektueller Kritik an gesellschaftlichen Zuständen im Allgemeinen vorbei ist. Die dafür erforderlichen gesamtgesellschaftlich vertretenen Kriterien, Normen und Werte sind außer Kraft, und der Anspruch der Intellektuellenkaste auf die Beobachtungs- und Bewertungshoheit von Mediensystemen und Medienangebotetn ist längst überholt. Faszinationserwartung hat Kritikerwartung abgelöst, die Mehrheit will Spaß haben und nicht reflektieren.

Warum eigentlich?

„Warum Sie sich an den neuen Medien nicht beteiligen sollten“


30 Aug

„Warum Sie sich an den neuen Medien nicht beteiligen sollten“ – Fundstück aus dem Wiener Stadt- und Landesarchiv, erschienen in der „Info der Alternativen Liste Wien“ 3/1984.

Ministerpräsidenten-Prosa


14 Aug

McAllister bei Landesparteitag, Quelle: Wikimedia

Der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister hat sich interviewen lassen. Von der eigenen CDU-Pressestelle. Und dieses Interview zur Veröffentlichung angeboten. Da war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch jemand zugriff. Nun hat das Anzeigenblatt CelleHeute das Interview tatsächlich nachgedruckt. Die Berliner tageszeitung dazu:

In der Rubrik „Für Sie über uns“ gibt die Seite Celleheute als „Credo“ den Ausspruch des ehemaligen Tagesthemen-Moderators Hajo Friedrichs an: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.“ Dummerweise handelt es sich bei dem Interview um einen Wahlkampfauftritt der CDU: Kritische Fragen, etwa zur Affäre um McAllisters politischen Ziehvater Wulff, fehlen darin, ebenso der Name des Interviewenden. Verschickt hat das Stück die Pressestelle der Landes-CDU – an die „Anzeigen-Zeitungen in Niedersachsen“, um erklärterweise deren „redaktionelle Arbeit zu unterstützen“.

Wohl nur durch ein Versehen ist das Interview auch an reguläre Tageszeitungen verschickt worden. Auf diese Weise gelangte es auch an die „taz.nord“, die den Umstand nun öffentlich machte. Stern.de spricht sogar schon von einem „Presse-Gate“. Naja. Von der Website von CelleHeute ist das Interview mittlerweile wieder verschwunden. Dafür ist dort ein larmoyanter Kommentar zu lesen, der zeigt, dass die Redaktion wenig journalistisches Unrechtsbewusstsein zu zeigen bereit ist:

Dabei kann es sich aus unserer Sicht nur um Urlaubs- bzw. Sommerlochvertretungen handeln, denn solche und ähnliche Textvorlagen, auch von der “feixenden Opposition”, sind gang und gäbe. Politiker aller Parteien schreiben sogar über sich in dritter Person, und das täglich und mehrfach.

Immerhin wolle man prüfen, ob es sich bei dem Interview nun um ein „echtes“ Interview gehandelt habe und gegebenfalls reagieren:

Sollte sich herausstellen, dass das Interview keins war, sondern tatsächlich wie im “Spiegel” angegeben ein Alleingang des Pressebeauftragten, dann müssen und werden wir unsere Beziehung zur CDU-Pressestelle neu und sorgfältig prüfen.

Vielleicht hätte man das ja vor der Veröffentlichung prüfen sollen …

Vernachlässigte Themen in der deutschen Presse


06 Jul

Die „Initiative Nachrichtenaufklärung“, deren Jury ich anzugehören die Ehre hatte, hat auch für das Jahr 2011/12 wieder 10 Themen gekürt, die von hoher gesellschaftlicher Relevanz sind und doch in den deutschen Medien so gut wie nicht vorkamen:

1. Keine Rente für arbeitende Gefangene
2. HIV-Positive auf dem Arbeitsmarkt werden nicht vor Diskriminierung geschützt
3. Die Antibaby-Pille als gefährliches Lifestyle-Medikament
4. Weiterbildung zum Hungerlohn
5. Hartz IV bei Krankheit
6. Vergessene Zivilprozesse
7. Gekaufte Kundenbewertungen im Internet
8. Miserable Zustände in europäischen Haftanstalten
9. Die undurchsichtige Industrie humanitärer Hilfe
10. Betrugsanfälligkeit von Drogentests

Mehr Informationen und in Bälde auch die ausführlichen Rechercheprotokolle gibt es auf der Website der Initiative Nachrichtenaufklärung.

Falschmeldungen bei CNN und Fox


02 Jul

dpa-Chef Wolfgang Büchner verkündete es für seine Nachrichtenagentur ultimativ: „Richtigkeit geht vor Schnelligkeit“. Und das, nachdem die dpa selbst einer veritablen Presse-Ente Flügel verliehen hatte, und das nicht zum ersten Mal. Nun hat es zwei US-amerikanische Nachrichtenkanäle erwischt, nämlich CNN und Fox. Beide hatten nach dem richtungweisenden Urteil des supreme court in Washington über die Krankenversicherungspläne Präsident Obamas fälschlich behauptet, das oberste amerikanische Gericht habe sich mehrheitlich gegen die Pläne ausgesprochen. Doch das Gegenteil war der Fall.

Screenshot CNN

Vor allem in den sozialen Netzen ernteten die Nachrichtenkanäle, besonders CNN, viel Häme. Auf Twitter schrieb ein Nutzer mit Namen „lindasusan“ gar von einem historischen Ereignis: CNN habe gerade das „Dewey besiegt Truman“ der Twitter-Generation geliefert. „Dewey Defeats Truman“ ist eine der berühmtesten Zeitungs-Enten der Pressegeschichte. Die Chicago Tribune hatte nach den US-Präsidentschaftswahlen auf ihrer Titelseite vom 3. November 1948 gemeldet, dass Herausforderer Thomas E. Dewey den Amtsinhaber Truman besiegt habe. Das Gegenteil war der Fall.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter