Es wir-t und unser-t wieder im Journalismus, genauer gesagt: in einer bestimmten Form des Journalismus, genauer gesagt: in der Wochenzeitung „Die Zeit“:
Die ganze Welt will unser Geld.
Was Deutschland leisten kann.
Und was nicht.
Diese aufdringliche Vereinnahmung von „wir“ und „uns“ leistet sich neben dem Hamburger Wochenblatt nur noch die Bild-Zeitung. „Wir sind Papst“ ist vermutlich der prägnanteste Ausdruck des Wir-Journalismus. Auch die „Zeit“ lässt das Personalpronomen der ersten Person Plural vornehmlich und vornehm auf der Titelseite prangen. Wer ist mit diesem „wir“ eigentlich gemeint? Wir Leser, wir Steuerzahler, wir Deutsche, wir Dummen? Die Frage stellte sich schon Blödelbarde Otto Walkes in seiner unverwechselbaren Art, freilich auch ohne recht Antwort zu bekommen, als er den Sinn des Schlagers „Theo wir fahren nach Lodz“ interpretierte:
Wer sind diese vier? Sind es vier alle?
Der Wir-Journalismus ist der kleine Bruder des Hurra-Patriotismus. Denn zum Hurra haben wir die Traute nicht mehr, aber ein „Wir“ zur rechten Zeit, das lassen wir uns noch angelegen sein. Und dann ist da noch der Sportjournalismus, in dem es „wir-t“ und „unser-t“, dass die Schwarte kracht: Wir schlagen die Holländer, wir bezwingen die Portugiesen, wir werden Europameister … Um mit Goethe zu sprechen: Am Wir hängt, zum Wir drängt doch alles – ach, wir Armen!