Archive for the ‘Computer’ Category

Facebook: PR-Kampagne gegen Google


13 Mai

Was unter Krähen vormals noch galt, nämlich das die eine der anderen kein Auge auspicke, das gilt für die großen Vögel der Internetbranche offensichtlich nicht mehr. Die Social-Media-Firma Facebook soll eine der größten US-PR-Agenturen damit beauftragt haben, negative Artikel über den Internet-Konkurrenten Google in der Presse zu lancieren, wie auf Heise Online zu lesen ist:

Das Internetunternehmen Facebook bezahlte eine PR-Agentur dafür, bei Journalisten und Bloggern auf eine negative Berichterstattung über Google hinzuwirken. Burson Marsteller, eine der fünf größten PR-Agenturen in den USA, versuchte in den vergangenen Wochen Meldungen über vermeintliche Datenschutzprobleme bei Google in US-Medien zu platzieren. Konkret problematisiert wird das Google-Feature „Social Circle„, in dem öffentliche Informationen der eigenen direkten und indirekten Kontakte aggregiert dargestellt werden.

Hintergrund ist, dass Google für den genannten Dienst “Social Circle” die öffentlich einsehbaren Freundschaftsverbindungen der jeweiligen Facebookseiten der User ausliest und sich selbst zunutze macht. Für Facebook ist das eine Verletzung der Privatsphäre der Nutzer. Pikant: Facebook selbst steht immer wieder im Ruf, selbst gegen Privatsphärerichtlinien zu verstoßen.

heise online – Facebook führte PR-Kampagne gegen Google

Harvard-Forscherin legt “Email-Sabbatical” ein


30 Apr

Dana boydDie Harvard-Forscherin Danah Boyd, die zu allem Überfluss auch noch in Diensten der Fa. Microsoft steht, hat für einen Monat ein “Email-Sabbatical” eingelegt. Während dieser Zeit eingegangene Mails werden unwiderruflich gelöscht und von der Wissenschaftlerin weder gelesen noch beantwortet:

No email will be received by danah’s ornery INBOX between December 11 and January 19!

For those who are unaware of my approach to vacation… I believe that email eradicates any benefits gained from taking a vacation by collecting mold and spitting it back out at you the moment you return. As such, I’ve trained my beloved INBOX to reject all email during vacation.

Die Erklärung, die Frau Boyd nachschiebt, ist ziemlich eindeutig: Sie bekomme täglich 500 bis 700 Emails, und da sie einen 1-monatigen Urlaub plane, sei es schlicht unlauter, Leute glauben zu machen, sie sei auch nur annähernd in der Lage, nach ihrer Rückkehr die tausenden aufgestauten Mails zu lesen oder gar zu beantworten:

I normally check email all day long and when I’m in full swing, I receive 500-700 personally addressed emails per day in addition to mailing lists. There’s no way that this is manageable when I’m going away for a month. There’s no way that I could address this much email in the first month of arriving in Boston. Also, I learned ages ago that it’s better to declare email bankruptcy than to fool myself or others into believing that I can manage the unmanageable. I announce my email sabbatical a few weeks ahead of time so that folks know what’s coming.

Die Reaktionen, die Boyd auf ihre Ankündigung hin bekommen haben muss, sollen teilweise niederschmetternd gewesen sein (“a self-righteous bitch”). Sie sei schockiert, wie sehr manche Zeitgenossen offensichtlich schon abhängig von ihrer Email-Box seien. Für sie selbst sei die Email-Pause eine Art “Meditation”:

I’m also shocked by how many folks are completely addicted to their email. I have to admit that email sabbaticals are very much like a meditation retreat for me. It’s all about letting go. And gosh darn it, it feels mighty fine to do this.

http://www.zephoria.org/thoughts/archives/2008/12/11/email_sabbatica.html

Zukunft der Menschheit: Der Gebetomat


04 Apr

GebetomatDie Zukunft der Menschheit wird von Maschinen und Computern bestimmt. Auch ins Jenseits hinüber und ins Metaphysische müssen darum Verbindungen geschaffen werden, die sich heute technisch realisiert finden. Ein solches technisches Gerät zur Metaphysikvermittlung ist der “Gebetomat” des Berliner Konzeptkünstlers Oliver Sturm. Er selbst beschreibt auf seiner Website, wie er auf die Idee einer Gebetmaschine kam:

Die Idee zu einem Gebet-Automaten kam mir, als ich im Jahr 1999 in New York auf einem U-Bahnsteig in einer hygienisch zweifelhaften Ecke einen Automaten an der Wand sah, der mit einer künstlichen Stimme auf einlullend monotone Weise permanent sprach. Niemand kümmerte sich um den Automaten. Ich verstand nicht genau, was er sagte, weil die akustische Qualität sehr schlecht war, aber ich nehme an, Bedienungshinweise zur Benutzung. Auf dem Bahnsteig standen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und sozialer Herkunft, eben die spezifische New Yorker Mischung, und – gerade auf dem Weg zum jüdischen Viertel in Williamsburg – stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn Gebete aus diesem Automaten kämen.

Das Bet-Gerät steht zur Zeit an drei Standorten in Stuttgart, Frankfurt und Berlin. Man stelle es sich wie einen Passbildautomaten vor. “Wenn Gott das noch erlebt hätte”, unkt Spiegel Online und unterstellt, dass das Gerät womöglich gar nicht der Erbauung der Gläubigen, sondern der Ironisierung von Glaubensrichtungen diene. Kein Betomat, sondern ein Skeptikomat mithin:

Im Gebetomat sind die Zweifel zwar nicht explizit formuliert, aber durch die profane und vollkommen wertneutrale Nebeneinanderstellung von Texten wie dem Vaterunser auf Plattdeutsch bis hin zu obskuren Glaubenstexten der Scientology-Organisation doch schon eingebaut.

Das Glaubensfragen Ewigkeitsfragen sind, zeigen auch Verlauf und Mediengeschichte der Veröffentlichungen über den Gebetomat. Denn ganz so neu ist das Gerät gar nicht, wie Spiegel Online etwa Glauben machen möchte. Der Wikipedia-Eintrag über den Gebetomat stammt ursprünglich vom Mai 2010. Der Artikel verweist als Quelle wiederum auf einen Artikel der Berliner Zeitung aus dem Jahr 2008. Auch ein Artikel aus dem deutschsprachigen Teil von Radio Vatikan zeigt überdeutlich, dass alles lange nicht so heiß gebetet wird, wie es gekocht wurde.

Gebetomat

Iphone Apps: Sexy nein, homophob ja


22 Mrz

Wer Apps für das Iphone entwickeln und vermarkten will, muss jede einzelne Anwendung von der Fa. Apple absegnen lassen, bevor sie in den Apple-eigenen Appstore eingestellt werden darf. Und diese Genehmigungspraxis von Apple stößt immer wieder auf Kritik. Vom jüngsten Beispiel berichtet der österreichische Standard:

Apples Prüfpolitik für den App Store bietet einmal mehr Anlass für Kritik. In dem Online-Shop für iPhone- und iPad-Programme ist seit kurzem eine Anwendung einer Organisation erhältlich, die Menschen von Homosexualität „befreien“ will. Dass die App als geeignet für alle Altersgruppen eingestuft wurde und noch immer erhältlich ist, hat für einen Aufschrei in Medien und unter Nutzern gesorgt.

Und wer steckt hinter der homophoben Organisation? Eine selbsterklärt christliche Gruppe aus den USA:

Die kostenlose App bietet laut Beschreibung Zugriff auf News, Events und Informationen der US-amerikanischen Organisation „Exodus International“. Dort will man Menschen „helfen“, ihre Homosexualität mithilfe der „Kraft von Jesus Christus abzulegen“, heißt es auf der Website. Die Organisation ist bereits seit 1976 tätig.

Auf der Petitionsplattform change.org wurden mittlerweile 120.000 Unterschriften gegen die schwulenfeindliche App gesammelt. Sehr viel zimperlicher ist die Fa. Apple, wenn es um lustvoll zur Schau gestellte Sexualität geht. Wie der Focus schon im Frühjahr 2010 berichtete, hat Apple mehr als 5.000 Apps aus dem Appstore verbannt, die vermeintlich um Erotik oder Sex kreisten:

Nach Informationen des einflussreichen Technik-Blogs Techcrunch und anderer Blogs sperrte Apple in der vergangenen Woche im US-Store 5000 Apps mit nackten oder leicht bekleideten Frauen. Allein am Donnerstag seien 4000 Apps gelöscht worden, heißt es im auf Apple spezialisierten Internetportal MacRumours. (…)

Was erregte denn nun den Unmut der App-Wächter der Fa. Apple?

Bei den gelöschten Apps handelte es sich nicht um pornografische Anwendungen, sondern nach Angaben von „Techcrunch“ vor allem um Bilder oder Spaßprogramme. Apple soll die Entwickler angeschrieben und begründet haben: „Der App Store entwickelt sich weiter, und wir passen ständig unsere Richtlinien an“, zitiert unter anderem Techcrunch aus dem Schreiben. Der Zensur zum Opfer gefallen ist unter anderem eine App namens „Wobble“, wie der Programmierer bestätigt. Der Inhalt der Software: Wer das iPhone schüttelte, brachte damit die Bikinibrüste von Frauen zum Wackeln. 500 Dollar pro Tag hat der Entwickler nach eigenen Angaben mit der kostenpflichtigen App pro Tag verdient.

Egal, wie geschmackvoll man es findet, mit dem Schütteln von „Bikinibrüsten“ Geld zu verdienen: Es handelt sich doch um eine vergleichsweise harmlose App gegenüber der App jener christlichen Gruppe, die offen Ressentiment gegen Homosexuelle schürt.

"Facebook" statt Nofretete: Die Spinnen, die Ägypter


24 Feb

Nofretete_Neues_Museum  Das soziale Netzwerk soll ja beim Umsturz in Ägypten eine wichtige Rolle gespielt haben. Aus Dankbarkeit dafür hat nun ein ägyptischer Vater seiner neugeborenen Tochter den Vornamen „Facebook“ gegeben:

Ihr voller Name lautet Facebook Jamal Ibrahim. Der stolze Vater meinte gegenüber der ägyptischen Tageszeitung „Al Ahram“, dass er und seine Frau, und natürlich das Baby mit dem ungewöhnlichen Namen unzählige Geschenke bekämen. Freunde und Nachbarn versammelten sich um die Kleine, um ihre Unterstützung auszudrücken und der Revolution, die, wie sie sagen, auf dem Internetportal Facebook begann, zu gedenken.

Die spinnen, die Ägypter …

Tageblatt Online – Ein Mädchen namens Facebook – Welt

Wenn Multitasking tödlich endet


28 Jan

Es gab Zeiten, da konnten Computer nur eine einzige Aufgabe gleichzeitig. Wollte man beispielsweise vom Schreibprogramm in die Tabellenkalkulation wechseln, musste man erst das eine Programm schließen, um das andere zu öffnen. Dann kam „Multitasking“, und es wurde zum Schlagwort für ein ganzes Zeitalter. Heutet müssen Arbeiten, Prozesse, Kommunikation und sogar die Freizeitgestaltung gleichzeitig ablaufen, die totale Multitaskisierung des gesellschaftlichen Lebens. Dabei sind wir für Multitasking gar nicht geschaffen, und das kann Folgen haben. Sogar tödliche:

Im Hightech-Krieg sorgt die rapide anwachsende Flut von Information und Kommunikation für Stress. Das ist kein akademisches Problem, wie aktuelle US-Untersuchungen zeigen: In einem konkreten Fall verlor eine Drohnen-Crew den Überblick – und 23 afghanische Zivilisten mussten sterben.

Bei Spiegel Online ist nachzulesen, wie es zu dem Desaster kommen konnte:

Februar 2010, eine Airforce-Base im US-Bundesstaat Nevada: Ein Drohnen-Steuermann und sein Team beobachten eine Menschenansammlung in Afghanistan. Sind es feindliche Kräfte? Oder Zivilisten? Die Mannschaft wertet die Bilder aus, der Stress nimmt zu. Der Mann und sein Team stehen unter kommunikativem Feuer: Neben der Evaluierung der Videobilder arbeiten sie eine Fülle von Instant-Messenger-Nachrichten, Funksprüchen und Anrufen ab – von Vorgesetzten, von Bodentruppen vor Ort, angeblich auch private Nachrichten, möglicherweise sogar von ihren Kindern. Gleichzeitig treffen sie ihre Entscheidung. Nach bisherigem Kenntnisstand ist es eine Fehleinschätzung, die 23 Zivilisten ihr Leben kostete. Der Fall wird noch untersucht und könnte zu einem Militärgerichtsverfahren führen.

In einem bemerkenswerten Artikel der New York Times ist nachzulesen, dass der „data overload“ gerade im militärischen Bereich überaus fatale Entwicklungen genommen hat. Allein die Datenfülle, die durch elektronische Spähtechnik in jedem Augenblick zusammengetragen wird, seei um 1600 Prozent gestiegen. Parallel dazu wachse mit der immer besseren kommunikativen Vernetzung auch das Kommunikationsaufkommen. Problematisch daran: Ausgewertet wird diese Datenfülle am Ende von Menschen, die darauf basierend Entscheidungen zu treffen haben, die Menschenleben kosten können. Und dabei, berichtet die Times, könne es zu fatalen Fehleinschätzungen kommen.

Dass der Mensch und sein Gehirn für Multitasking gar nicht geschaffen sind, darüber ist sich die psychologische Forschung einig. Experimente an der RWTH Aachen haben ergeben, dass Gleichzeitigkeit für das Gehirn ein Fremdwort ist. Der zuständige Wissenschaftler, Prof. Iring Koch sagt dazu in einem Interview der Deutschen Welle:

„Es ist tatsächlich so, dass man eigentlich die Dinge nicht gleichzeitig macht. Wir reden hier über zeitliche Abschnitte von hundert Millisekunden oder noch weniger, so dass man eigentlich immer zwischen den einzelnen Aufgaben, zwischen den kognitiven Prozessen, den Denkprozessen hin und her wechselt. Man kann eigentlich nicht zwei Reaktionen oder zwei Entscheidungen gleichzeitig fällen, sondern erst die eine und dann die andere, nacheinander.“

Auch mit dem Vorurteil, dass Frauen eher zu Multitasking befähigt seien als Männer, muss aufgeräumt werden. Auf Geschlechterstudien.de ist dazu zu lesen:

Die Neurobiologin Kirsten Jordan hat sich mit diesem Thema auseinander gesetzt und festgestellt, dass es für die Behauptung, Frauen seien Multitaskingbegabter, absolut keine Beweise gibt. Entgegen vieler Behauptungen gibt es nämlich tatsächlich keine Studien aus denen eine solche Aussage hervorgeht.

Untersuchungen zeigen, dass wir bei der Ausübung einer vielschichtigen Tätigkeit Routine entwickeln können, so dass uns auch bei Multitasking-Tätigkeiten die Dinge schneller von der Hand gehen.

Bei neuen Aufgaben stehen Männer wie Frauen jedoch gleichermaßen unbeholfen da. Sie müssen erst mit den Abläufen vertraut werden, bevor sie zwischen verschiedenen Tätigkeiten zügig hin und her springen können.

US-Militär: Tod durch Multitasking – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Netzwelt

10 Fakten über das World Wide Web


27 Jan

Die B.Z. hat heute eine kleine Liste mit Fakten über das WWW veröffentlicht:

► 107 Billionen E-Mails wurden 2010 weltweit verschickt – 15.440 Mails für jeden Menschen auf der Erde. Das ergibt 293 Milliarden Mails pro Tag, oder 3,4 Millionen pro Sekunde.

► 89,1 Prozent aller Mails sind automatisiert verschickter Spam.

► 7,8 Millionen Follower hat Popstar Lady Gaga bei Twitter – damit ist sie die Nummer eins im Nachrichten-Netzwerk.

► 80 Prozent aller Fotos, die im Internet kursieren, zeigen nackte Frauen.

► 1,97 Milliarden Menschen nutzen das Internet – 28,4 Prozent der Weltbevölkerung.

► 25 Milliarden Nachrichten wurden 2010 weltweit auf Twitter geschrieben – 68 Millionen am Tag, 793 pro Sekunde.

► 600 Millionen Mitglieder hatte Facebook Ende 2010 – das sind 8,6 Prozent der Weltbevölkerung. Knapp jeder dritte Internetnutzer weltweit ist somit bei Facebook angemeldet.

► 30 Milliarden Einträge, also Texte, Kommentare oder Fotos, landen jeden Monat auf Facebook.

► 2 Milliarden Videos werden täglich auf YouTube angeschaut – mehr als 23.000 pro Sekunde. Heißt: Jeder Internetnutzer sieht statistisch etwa ein YouTube-Video am Tag.

► 35 Stunden Videos werden jede Minute auf YouTube hochgeladen.

Internet-Fakten: 10 Fakten über das World Wide Web – B.Z. Berlin – World Wide Web , Internet, Statistik, Lady Gaga, Facebook, Twitter

Facebook als Scheidungsgrund


27 Jan

Wie die Berliner Zeitung heute zu berichten weiß, soll jede fünfte Ehescheidung in den USA mittlerweile auf Facebook zurückgehen. So berichtet Emma Patel, Familienanwältin und Chefin einer Kanzlei, dass allein in ihrem Büro in den vergangenen neun Monaten dreißig Scheidungsfälle in Verbindung mit dem Internetdienst gebracht wurden:

Bei einigen war plötzlich der Beziehungsstatus des Partners im Netz auf Single umgestellt worden, bei manchen waren zweideutige Fotos mit anderen Menschen zu sehen gewesen – Grund genug zur Trennung.

Die ganz große Neuigkeit (und das auch noch auf der Titelseite!) ist das allerdings nicht. Die Süddeutsche Zeitung berichtete über den selben Umstand bereits im Dezember letzten Jahres:

Immer mehr Ehepartner finden dort den Beweis, dass sie hintergangen werden. In Form von anzüglichen Fotos beispielsweise. Oder zweideutigen Nachrichten. Die „American Academy of Matrimonial Lawyers“ (AAML), eine 1962 gegründete Vereinigung von rund 1600 US-Scheidungsanwälten fand nun heraus: Jede fünfte Scheidung in Amerika geht auf Facebook zurück.

Und auch das war schon nur minder originell. Denn fast die gleiche Geschichte war bereits ein Jahr zuvor im Stern zu lesen. Da spielte sie noch in Großbritannien, war aber ansonsten nahezu deckungsgleich:

Der Boom von Online-Netzwerken wie Facebook treibt laut Medienberichten die britische Scheidungsrate in die Höhe. Anwälte hätten demnach deutlich mehr Aufträge von Eheleuten erhalten, die auf solchen Internetseiten eine Affäre ihres Partners aufgedeckt haben. In jeder fünften Ehetrennung werde ein ausufernder Facebook- Flirt gegenwärtig als Scheidungsgrund angegeben – Tendenz steigend, sagte ein Sprecher einer Anwaltskanzlei dem „Daily Telegraph“.

Immerhin, der SZ-Artikel bietet die unter Umständen tröstliche Einsicht, dass nicht jede Ehekrise in Technologiekritik münden muss. Denn:

Der Eheberater Terry Real glaubt, dass einige Nutzer von Facebook dort ein Fantasieleben kreieren um ihrem Alltag zu entrinnen. „Das Problem ist aber nicht Facebook“, zitiert ihn die Daily Mail. „Sondern der Verlust der Liebe in der Ehe.“

Fremdgehen in sozialen Netzwerken – Scheidungsgrund: Facebook – Leben & Stil – sueddeutsche.de

So dolle sind E-Mails nämlich vielleicht gar nicht


18 Jan

Elektronische Post ist vielleicht gar kein Kommunikationsmittel, sondern ein Anti-Kommunikationsmittel. Forscher raten beispielsweise, in Konfliktfällen keinesfalls nur Email zu greifen, wie der österreichische Standard vermeldet:

Gerade für Teams sind E-Mails nur bedingt geeignet. Wissenschaftliche Untersuchungen sind zu dem Schluss gekommen, dass wir in E-Mails schneller sarkastisch und für das Team unter dem Strich unproduktive Äußerungen tätigen. Konflikte zwischen Teammitgliedern sollten daher unter keinen Umständen via E-Mail ausgetragen werden. Denn in vielen Fällen kommt es zu Missverständnissen und emotionalen Kränkungen, die häufig in Eskalationen enden. Zur Klärung raten Fachleute auch aus zeitsparenden Gründen, lieber miteinander zu sprechen.

Nach einer Studie des britischen Henley Management College wird wertvolle Arbeitszeit durch unproduktives Herumstöbern in seinem Emailpostfach vernichtet, berichtet der Spiegel:

40 Minuten hochbezahlte Arbeitszeit werden tagein, tagaus durch E-Mails unproduktiv vernichtet, so eine europaweite Befragung des britischen Henley Management College unter 180 Führungskräften. Manager vergeuden im Lauf ihres Berufslebens also im Schnitt drei wertvolle Lebensjahre mit dem Sichten von überflüssiger, unnützer Post.

Man muss seine Emails noch nicht einmal lesen, um seine Zeit zu verschwenden. Es reicht, dass neue elektronische Post da sein könnte:

Auch das verführerische Computersignal "Sie haben Post!" ist der reinste Zeitfresser. Karen Renaud untersuchte dieses Phänomen näher. Die Befragten sagten, sie schauten allenfalls jede Stunde nach. Tatsächlich aber gingen sie ihre Mails alle fünf Minuten durch. Dabei sind die ständigen Unterbrechungen schädlich für den geistigen "Flow". Glaubt man einer Studie der Universität Cardiff und einer Studie von Thomas Jackson, dann brauchen wir schon für eine fünfsekündige Unterbrechung, ausgelöst etwa durch E-Mails, jedes Mal durchschnittlich 64 Sekunden, um uns wieder auf die alte Aufgabe zu konzentrieren.

107 Billionen Emails sind im Jahr 2010 verschickt worden, eine Zahl mit zwölf Nullen, wie der Internetdienst pingdom.com herausgefunden hat. Allerdings heißt das nicht, dass die Menschheit ungeheuer kommunikativ geworden sei. Denn ebenfalls laut pingdom.com sind 89 Prozent aller versendeten Emails Spam, also digitaler Werbemüll.

E-Mails vernichten täglich 40 Minuten Arbeitszeit – Netzpolitik – derStandard.at › Web

Wikipedia: Geburtstag eines Kuriositätenkabinetts


15 Jan

Das Wochenblatt Die Zeit in gewohnter Bescheidenheit bezeichnete die Onlineenzyklopädie als nicht weniger als “das größte gemeinsam geschaffene Werk der Menschheit”. Andere bewerten die Mitmachenzyklopädie, die nun ihren 10. Geburtstag feiern darf, deutlich kritischer: Die Süddeutsche Zeitung spricht vom “Brockhaus des Halbwissens” (14.08.2004) und sogar Wikipedia-Mitbegründer Jimmy Wales bezeichnet einige Artikel als nahezu “unlesbaren Mist”. Das Wissenschaftsmagazin Nature hatte die Onlineenzyklopädie in einem Vergleichstest evaluiert:

Das Magazin unterzog die Wikipedia einem exemplarischen Review: 42 Artikel aus der Wikipedia und der Encyclopaedia Britannica zu verschiedenen Wissenschaftsbereichen wurden von Experten geprüft. Das Ergebnis: In beiden Quellen wurden jeweils vier schwerwiegende Fehler entdeckt – ein überraschender Gleichstand.

Dass das Referenzwerk ebenfalls Fehler aufweist, erlaubt allerdings nicht den Umkehrschluss auf die Qualität von Wikipedia. Zumal der Test auch ergab:

In der B-Note, den Faktenfehlern, Auslassungen und missverständlichen Formulierungen, musste sich das knapp fünf Jahre alte Online-Projekt dem altehrwürdigen Konkurrenten geschlagen geben: 162 solcher Fehler fanden sich bei Wikipedia und 123 bei der Encyclopaedia Britannica.

Auch die Hymne vom kooperativen Werk, die nicht nur von der Zeit angestimmt wird, zählt mehr zur Selbstapotheose von Wikipedia. Tatsächlich ist der Zahl der aktiven Mitwirkenden, wie Telepolis nachgerechnet hat, relativ klein:

Der Anteil der Nutzer, der tatsächlich an der Wikipedia mitarbeitet, ist jedoch verschwindend gering – lediglich 1.000 Nutzer schreiben und editieren regelmäßig aktiv Artikel. Der technokratische Nukleus der deutschen Wikipedia besteht sogar aus gerade einmal 300 Nutzern, die sich Administratoren nennen dürfen. Noch nie entschieden so wenige über das Wissen so vieler. Für 82 Millionen Deutsche stellt die Wikipedia eine Instanz des Wissens dar. Waren die Stalin-Noten ernst gemeint? Wie sicher ist Atomkraft? Was ist eigentlich Soziale Marktwirtschaft? In all diesen Fragen ist die Wikipedia für viele Deutsche die erste Anlaufstelle. Sie verwaltet nicht nur Wissen, sie entscheidet auch, welches Wissen relevant ist, was zitierfähig ist und was nicht. Doch wer ist "die Wikipedia"? Wenn es um Entscheidungen geht, zählen nicht die Leser, sondern die Administratoren – vom Ideal einer Mitmachenzyklopädie ist die Wikipedia weiter entfernt denn je.

Und auch über den Typus Mensch, der sich da zum Verwalter des Wissens vom Schlage Wikipedia aufschwingt, hat Telepolis spekuliert:

Die Herren der Wikipedia sind größtenteils jung, männlich und technikaffin – kurz "nerdig". Für einen solchen Nerd ist jede Nebenfigur in Star Wars relevant, während andere Themen in seinem Paralleluniversum gar nicht vorkommen. Ein Admin muss auch keine Qualifikation nachweisen, er verlässt sich – eine Web-2.0-Unsitte – auf Quellen, die möglichst offen im Netz verfügbar sind. So kann es vorkommen, dass ein junger Informatiker einem Geschichtsprofessor kurz und schmissig erklärt, dass dessen mühevoll eingestellter Beitrag irrelevant sei. Der Kern der Wikipedia gleicht vielmehr einem technokratischen System. Wenn sich solche Systeme etablieren, kristallisiert sich immer der gleiche Menschentypus heraus, der sich an die Spitze dieser Systeme stellt. In den erlauchten Kreis der Administratoren wird man natürlich nur aufgenommen, wenn man immer brav im systemischen Mainstream schwimmt und sich nicht durch kontroverse Kritik hervortut.

Lösch-Schlachten rund um umstrittene oder einfach unliebsame Artikel werden regelmäßig aufgrund fragwürdiger selbstgesetzter “Relevanzkriterien” geführt. “Relevanz oder Firlefanz” fragte nicht nur die Netzeitung, als der Streit darum eskalierte, welche Einträge eigentlich in Wikipedia erscheinen dürfen und welche nicht. Eine reale Existenz scheint jedenfalls kein Kriterium für Relevanz zu sein:

Die (…) zur Löschung vorgeschlagenen superschweren Elemente Ununennium, Unbinilium, Unbibium, Unbipentium, Untrinilium undsoweiter haben allesamt ihre Löschanträge überlebt. Obwohl es sie noch gar nicht gibt, da sie erst durch Kernfusion synthetisiert werden müssten, was jedoch noch nicht geschehen ist.

Eine große Zahl gelöschter Artikel ist übrigens dennoch für die Netzwelt nicht verloren. Die Website deletionpedia.com hat mehr als 60.000 gelöschte Artikel versammelt. Andererseits mutet es nicht nur dem unbefangenen Leser oder User, sondern offenbar auch den Wikipedia-Machern selbst zum Teil kurios an, was sich alles an fabulösen Einträgen in der Online-Enzyklopädie findet. Man hat ein eigenes Kuriositätenkabinett geschaffen, das die eigenartigsten – und so ist anzufügen: fragwürdigsten – Lemmata versammelt. Verwundert reibt man sich die Augen, wenn man etwa einen Eintrag wie den über das Stichwort “Absurdistan” liest: Wie in rekursiver Selbstanwendung würde der Artikel selbst in sich aufgenommen gehören. Für den Literaturwissenschaftler ist beispielsweise auch der Eintrag über Günter Grass’ epochalen Roman Die Blechtrommel äußerst schmerzhaft. Dort liest sich, auf dem sprachlichen Niveau eines Realschüleraufsatzes jüngeren Jahrgangs, folgender inhaltlicher wie philologischer wie sprachlicher Unsinn:

Der Wahrheitsgehalt von Oskars Geschichten erscheint oft zweifelhaft. Zunächst ist er zum Zeitpunkt, an dem sein Bericht 1952 beginnt, Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt und als solcher möglicherweise verrückt und demnach nicht sehr vertrauenswürdig.

Und so lautete der vollständige (!) Artikel zum Stichwort “Nordsee” auf Wikipedia.de im Jahr 2001:

Die Nordsee ist ein Mehr, ein teil der Atlant, zwischen Grossbritannien, Skandinavien, und Friesland. Siehe auch Kattegatt, die Niederlanden, Deutschland.

Kurios ist übrigens nicht nur den Inhalt von Wikipedia, sondern auch der Ursprung des Weblexikons. Wikipedia-Gründer Jimmy Wales betrieb den Onlinedienst bomis.com, der insbesondere für seine pornographischen Inhalte bekannt war. Mit dem dort verdienten Geld und den Webressourcen von bomis gründete Wales erst die Nupedia, aus der später die Wikipedia hervorging. Die Geburt des Wissens aus dem Geiste der Pornographie: Auch die Mär von der angeblichen Werbefreiheit von Wikipedia hält einer Überprüfung nicht unbedingt stand. Der Webdienst wikipedia-watch weist daraufhin, dass die Inhalte von Wikipedia sehr häufig auf Websites zu finden sind, die insbesondere Googles Advertising unterliegen: Die größte Onlineenzyklopädie könnte auf diese Weise zum größten Produzenten von Web- und Werbemüll, kurz: “spam”, werden. Happy birthday!

Wikipedia:Kuriositätenkabinett – Wikipedia

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter