Archive for the ‘Computer’ Category

Apropos Facebook


11 Jan

Im Eintrag über den Onlinedienst Facebook bei Wikipedia fand ich unter „Sonstiges“ folgenden Eintrag:

Wie andere soziale Netzwerke steht auch Facebook im Verdacht, von Arbeitgebern verwendet zu werden, um Angestellte zu überwachen. Bestätigt werden diese Eindrücke durch einen Fall im November 2008 aus der Schweiz, wo eine krankgeschriebene Versicherungsangestellte ihre Stelle verlor, weil der Arbeitgeber ihre Aktivität auf Facebook verfolgen konnte, während der Frau offiziell Bettruhe verordnet war.[84] Fälle, in denen Arbeitnehmer die Stelle verloren, weil sie sich auf Facebook abschätzig über ihre Arbeitgeber geäußert haben, sind aus Australien bekannt.[85] Im März 2010 wurde ein Fall aus der Region Manchester publik, in dem einer Aushilfskellnerin eines Cafés gekündigt wurde, indem der Arbeitgeber die Kündigung unter Angabe des Kündigungsgrundes auf der Pinnwand der 16-Jährigen veröffentlichte.[86]

Unter der Adresse quitfacebookday.com sollen sich übrigens schon mehr als 38.000 Unterzeichner gefunden haben, die wegen der Verstöße gegen Persönlichkeitsrechte gemeinsam die Internetplatform verlassen wollen.

Facebook – Wikipedia

Sex-Software: Internet schafft sich ab


04 Jan

thrixxx_3dsexvillaWährend Thilo Sarrazin noch murrt, dass Deutschland sich abschaffe, weil die volksdeutsche Geburtenrate nicht mit den Vermehrungsraten minderwertigen, sprich: ausländischen Genmaterials mithalte, ist, von der Öffentlichkeit unbemerkt, die gerade erst so jugendfroh gestartete Internet-Community dabei, sich selbst wieder abzuschaffen. Den Schluss jedenfalls muss nötigenfalls ziehen, wer die prognostizierbare Geburtenrate der Internetjunkies, Nerds und Web 2.0-Süchtigen mit der Tatsache über den Kamm schert, dass Sex im Internet sich nicht mehr mit Spermatausch und Befruchtung abgibt, sondern sich in die Eindimensionalität einer 3-D-Applikation verflüchtigt:

Die beiden Games 3D Luder und der Nachfolger 3D Sexvilla dürften so ziemlich die besten interaktiven Sexspiele überhaupt sein – die realistischen Grafiken werden Dich verblüffen ! Die geilen Luder sind zu allem bereit und stehen Dir jederzeit zur Verfügung – erlebe virtuellen Sex wie nie zuvor!

Wozu noch fummeln, wenn man applizieren kann. Wozu noch Betten in Kornfeldern, wo es doch Pixel und Polygone gibt, mit denen man es sich gemütlich machen kann. Gesünder ist es auch: Die Luder wollen keine Zigarette danach!

Du kannst mit der 3D Sexvilla Software heiße Girls in 3D verführen. Und zwar in allen erdenklichen Positionen und Sexualpraktiken ! Mit der Software hast Du die Möglichkeit, es den virtuellen 3D Girls so richtig zu besorgen: Die Frauen reagieren in Echtzeit auf jede Stimulation, die Du machst – unglaublich realitätsnah !

Der Freier, der jetzt User heißt, muss nicht mal mehr Computermäuse oder andere Hilfsmittel zur Hand nehmen, um sich digital zu befriedigen. Es reicht eine Technologie namens „Kinect“, die Softwaregigant Microsoft entwickelt hat:

Spieler können damit anstatt mittels herkömmlicher Gamepads allein durch Körperbewegungen die Software bedienen.

Die Spielekritiker des Fachblatts Chip sehen die Softwareentwicklung offenbar ziemlich unkritisch. Jedenfalls versprechen sie auf ihrer Website zum Thema „aufregende Screenshots aus der 3D Sexvilla“. Aufregend ist allerdings maximal die schlechte Qualität der graphischen Abbildungen. Aber schon Thilo Sarrazin verwies ja auf den Zusammenhang von zügellosem Geschlechtsleben und mangelndem Intelligenzquotienten. Wer seine intellektuellen Bedürfnisse so heruntergeschraubt hat, der wird auch seine Ansprüche an künstlerische Gestaltung nicht zu hoch hängen.

Sex-Spiele für Kinect: 3D-Sexvilla-Macher sind dran – News – CHIP Online

iPhone 4 verschläft das neue Jahr


01 Jan

Wem das “Prosit Neujahr”-Getue und das Absingen sentimentaler Weltschmerzlieder an Sylvester eh ein Grauen ist, der konnte dem zum Jahreswechsel 2011 als Besitzer eines IPhone der Firma Apple auf bequeme Art entgehen: Das Gewese um das Apple-Handy konnte einem ohnehin gehörig auf den Wecker gehen, da ist es doch eine gute Nachricht, dass der Wecker dieses Geräts aus Softwaregründen ausgerechnet zum Jahreswechsel den Dienst versagte:

Der Wecker des Apple-Handys iPhone hat das neue Jahr verschlafen: Im Support-Forum des Herstellers häufen sich die Beschwerden von iPhone-Nutzern, bei denen heute Morgen die Weckfunktion des Handys versagte. Auch über den Kurzmitteilungsdienst Twitter berichteten etliche Nutzer von der ausgefallenen Weckfunktion des Handys.

Die Abhilfe, die gewiefte Nerds bereit hielten, scheint dabei wenig tröstlich:

Stumm blieben die Geräte nur dann, wenn die Nutzer im Menü des iPhone einen einmaligen Weckton eingestellt hatten. Wer dagegen die gewünschte Weckzeit mit dem Zusatz "an einem anderen Wochentag wiederholen" versehen hatte, wurde von seinem Handy pünktlich aus dem Schlaf geholt.

Wie man, bitte, Sylvester an einem anderen Wochtentag wiederholen könne, kann einem wohl nur die entsprechende IPhone-App schlüssig erklären.

iPhone 4 verschläft durch Wecker-Fehler das neue Jahr – teltarif.de News

Wie IBM einmal über nichts informieren wollte


20 Dez

IBM_Zeitung_leer Weihnachten vor 20 Jahren: Computer mussten damals noch „IBM-kompatibel“ heißen, wenn sie etwas taugen sollten. Die amerikanische Hightech-Schmiede war die unangefochtene Nummer 1 im PC-Business und definierte die Standards. 30.000 Menschen beschäftige die Firma damals allein in Deutschland. Und sie alle sollten auch im Jahr 1990 einen Weihnachtsgruß erhalten, und zwar in Gestalt der IBM-Mitarbeiterzeitschrift Report. Die Weihnachtsüberraschung ist geglückt: Die Umschlagseite verkündete  nämlich „We are informing ourselves to death“, und darauf folgten — 12 leere Seiten. Die letzte Seite wünschte knapp ein frohes Weihnachtsfest und bot allen Mitarbeitern an, einen von IBM gesponserten Vortrag des Medientheoretikers Neil Postman bei der Gesellschaft für Informatik per PROFS als E-Mail zu schicken.

Auf der letzen Seite notierte die Redaktion, was der IBM-Report im abgelaufenen Jahr alles veröffentlicht hatte. Vierhundertachtundneunzig Seiten mit einhundertneununddreißig längeren Artikeln, dreihundertdreiundsiebzig Kurzberichten und kleineren Meldungen, dreitausendsechshundertvierzig Personalnachrichten und eintausendeinhundertvierzig Kleinanzeigen kamen so zusammen. Eine Informationsflut im Sinne von Neil Postman, der damals an seinem Buch Das Technopol arbeitete. Die Weihnachtsgrüße von IBM an die Belegschaft werden von einem bekannten Goethe-Zitat begleitet: „Man sollte jeden Tag versuchen, ein kleines Lied zu hören, ein gutes Gedicht zu lesen, ein schönes Bild anzuschauen, und, wenn es möglich ist, ein paar vernünftige Worte zu sprechen.“

Die Interpretation der gerade für ein Informationsunternehmen äußerst ungewöhnlichen Weihnachtspost lag auf der Hand. Bei Heise online ist dazu zu lesen:

Die leeren Seiten sollten an die Informationsüberflutung, an die Informationsverschmutzung erinnern. Der Informationshahn wurde zugedreht, um daran zu erinnern, dass viele IBM-Mitarbeiter beim Informationskonsum teure Arbeitszeit vergeuden. Der „Information Worker“ war 1990 noch in weiter Ferne, der Rohstoff Information wurde eher als Informationsmüll definiert.

Die leere Jahresend-Ausgabe des Report löste unter den Mitarbeiten eine heftige und langanhaltende Diskussion über Sinn und vor allem Unsinn von Informationen im sogenannten Informationszeitalter aus.

Wie geht man mit Informationen um, wie kann man Filter setzen, wann leitet man Informationen weiter, warum ist es albern, wenn Mails ausgedruckt werden: Diese und etliche interne Fragen mehr beschäfigten die Redaktion mehrere Monate lang. „Bei mir gehen so viele PROFS-Mails ein, dass ich bei bestimmten Absendern nur noch auf die Löschtaste drücke“, schrieb ein Mitarbeiter. Ein anderer erzählte, wie er den Berg unerledigter Mails liegen lässt, um an einem Tag in Monat eine große Löschaktion zu starten. „Man riskiert, auf dringende Anfragen nicht mehr erreichbar zu sein.“

Spitzfindige Kritiker aus dem Haus IBM schrieben der Redaktion übrigens, dass die Ausgabe mit den 12 leeren Seiten den Umweltschutzrichtlinien des eigenen Unternehmens widerspräche. Ein Jahr früher hatte der Konzern in Deutschland verfügt, nur Recycling-Papier zu verwenden. Für die leeren Seiten soll die Mitarbeiterzeitung mehrfach ausgezeichnet worden sein.

heise online – Vor 20 Jahren: Unfeierliche Weihnachtsgrüße von IBM

Abschalten ist nicht Gaga


30 Nov

Es geht doch. Man kann abschalten. Und man kann auf den ganzen Zirkus, der sich heute Web 2.0 nennt, auch einfach mal verzichten. Selbst, wenn man selbst als „Queen der sozialen Netze“ gilt. Sprich: Lady Gaga nimmt Abschied aus dem Internet. Und tut damit in mehrfacher Hinsicht Gutes:

Lady Gaga, lebende Rekordhalterin an Facebook- und Twitter-Fans, will ihre Profile bei den sozialen Netzwerken ab dem 1. Dezember, dem Welt-Aids-Tag, nicht mehr updaten. Damit folgt die US-Sängerin einem Vorschlag ihrer Kollegin Alicia Keys, so lange offline zu bleiben, bis eine Million US-Dollar an Spenden für die Hilfsorganisation „Keep a Child alive“ zusammengekommen sind. Die Kampagne wird auch von Justin Timberlake, Jennifer Hudson und Usher unterstützt.

Meedia: Der digitale Scheintod von Lady Gaga

"Furz-App"s: Keine Radiostationen mehr bei Apple


29 Nov

So deutlich hätten sie es vermutlich nicht wissen wollen: Apple-Chef Steve Jobs nennt die kleinen Programme fürs Iphone, die lediglich dazu da sind, ein bestimmtes Radioprogramm auf dem smarten Handy abzuspielen, als „Furz-App“s. Sie seien nichts anderes als „Spam“ im Apple-eigenen Appstore:

“…single station app are the same as a FART app and represent spam in the iTunes store… [Apple] … will no longer approve any more radio station apps unless there are hundreds of stations on the same app.”

Die neue Apple-Direktive ist durchaus intrikat und auch für die Computerfirma aus Cupertino sehr zweischneidig. Einerseits ist durchaus zu fragen, welchen Mehrwert zusätzliche Radioprogramme haben, die alle den gleichen computergenerierten Musikmix mit dem „Besten der 80er und 90er Jahre und von heute“ bieten, sprich: nicht sehr viel. Andererseits, wie ein hellsichtiger Kommentar auf macnotes.de formuliert, ficht Apple hier mit den Geistern, die die Firma selbst rief:

Apple erntet gerade schlicht, was selbst gesät wurde – die Versuche aller Medien- und Contentanbieter, auch als Icon auf dem iDevice der Wahl präsent zu sein, sind die logische Konsequenz aus der von Apple betriebenen “Appisierung des Internet”, mit der zum einen die eigenen Produkte gepusht, zum anderen die Medienpartner mit möglicherweise lukrativen und im Unterschied zur WWW-Site auch kostenpflichtigen Angeboten ins Boot zu holen.

Mit einem hat Steve Jobs allerdings recht, und er spricht vermutlich vielen Radiohörern aus der Seele: die meisten, gerade kommerziellen Radioangebote sind tatsächlich nicht viel mehr als, naja: ein Furz.

www.satnews.de – Willkommen

Baumsterben durch Wi-Fi?


23 Nov

Wie die englisch-sprachige PC-World berichtet, können Drahtlosnetzwerke Bäume und Grünpflanzen schädigen. Praktisch alle Bäume “in der westlichen Welt” seien betroffen. Sie wiesen deutliche Veränderungen in Wachstum und Aussehen auf. Dies haben Forscher der niederländischen Universität Wageningen herausgefunden . Die Stadt Alphen aan den Rijn hatte schon vor fünf Jahren die Studie in Auftrag gegeben, nachdem Bäume eigenartige Veränderungen aufgewiesen hatten, die nicht auf eine virale oder bakterielle Erkrankungen zurückzuführen gewesen seien.

The study exposed 20 ash trees to various radiation sources for a period of three months. Trees placed closest to the Wi-Fi radio demonstrated a "lead-like shine" on their leaves that was caused by the dying of the upper and lower epidermis of the leaves. This would eventually result in the death of parts of the leaves. The study also found that Wi-Fi radiation could inhibit the growth of corn cobs.

Wi-Fi Makes Trees Sick, Study Says – PCWorld Business Center

Auch das noch: Babies im Internet


12 Okt

babi_computer Als Medienopfer, der Schweizer Psychologe Mario Gmür hat diesen Begriff geprägt, lebenslänglich, und man könnte nicht sagen, dass sie sich wehren könnten: Laut einer Umfrage des US-Diensts Mashable unter 2.200 amerikanischen Müttern haben mehr als 90 Prozent aller amerikanischen Babies bereits eine eigene Internetpräsenz. Sie besteht etwa aus hochgeladenen Baby-Fotos auf den Websites der Eltern und geht bis zu eigenen individualisierten und ausgefuchsten Seiten in den sozialen Netzwerken. ein Viertel der amerikanischen Kinder hat sogar schon eigene vorgeburtliche  Internetpräsenz. Sieben Prozent der Kinder hat mit der Geburt schon eine Email-Adresse.

J.R. Smith, der Geschäftsführer der Internet-Security-Firma AVG, die die Studie durchgeführt hat, stellt fest, dass die heute 30-jährigen schon einen digitalen Fußabdruck im Internet hinterlassen, der 10 bis 15 Jahre zurückreicht. Den Neugeborenen aber droht, eine Onlinepräsenz zu haben, die sie ihr Leben lang verfolgt:

AVG CEO J.R. Smith said he found it “shocking” that most 30-year-olds have an “online footprint stretching back 10 to 15 years at most, while the vast majority of children today will have online presence by the time they are two years old — a presence that will continue to build throughout their whole lives.”

Smith warnt darum Eltern, zu viele Informationen über ihre Kinder im Internet verfügbar zu machen, da sie unter Umständen lebenslänglich online verfügbar blieben. Er, Smith, jedenfalls sei froh, dass seine Eltern noch nicht in der Lage waren, Bilder oder Videos upzuloaden, die heute einfach über Google oder YouTube zu finden wären und dass die einzigen Filme, die über ihn und seine kleine Schwester existierten, auf altmodischen Videokassetten sich befänden, wo sie auch hingehörten:

Personally, I’m grateful that my parents weren’t able to chronicle my childhood online. It’s infinitely reassuring to know that home videos of spaghetti-eating and squabbling with my little sister are safely stored not in the Google(Google)-optimized archives of YouTube(YouTube) but in obsolete videocasettes, where they belong.

92% of U.S. Toddlers Have Online Presence [STUDY]

Fragwürdiger Journalismus: Endlich mit Warnhinweis!


21 Sep

Was ist ein „geek comedian“? Das englische Wort „geek“ bedeutete ursprünglich (ähnlich wie das deutsche Wort „Geck“ oder „jeck“) einen Einfaltspinsel oder Toren. In den 1990er Jahren vollzog sich eine interessante semantische Verschiebung: Seitdem´bezeichnet „geek“, ähnlich wie das verbreitetere „nerd“, einen Technik- und Computerenthusiasten. Ein „geek comedian“ ist also jemand, der sich obsessiv über Computer und ihre Benutzer lustig macht.

Tom Scott ist so ein „geek“. Nun hat er einen brillanten Coup gelandet. Er fragte sich nämlich schon geraume Zeit, warum eigentlich die Medien gerne Warnhinweise tragen, sobald sie Inhalte gewalttätigen oder sexuellen Inhalts präsentieren (in den USA zumal!), nicht aber ebensolche Warnhinweise, wenn sie völligen Unsinn von sich geben, sich korrumpierbar zeigen oder schlichtweg die Intelligenz ihrer Leser und Zuschauer beleidigen.

It seems a bit strange to me that the media carefully warn about and label any content that involves sex, violence or strong language — but there’s no similar labelling system for, say, sloppy journalism and other questionable content.

Also hat Tom Scott vorgelegt und selbst solche Warnhinweise verfasst. Praktischerweise hat er sie im Netz als pdf-Dokument zur Verfügung gestellt und für Label-Vordrucke ausdruckbar gestaltet.

journalist_warning

Neben der unverkennbar satirischen Absicht Scotts legt der „geek“ den Finger in die offen klaffende Wunde des Journalismus, zumal des Online-Journalismus: Zwar tendierten Medien seit ihrer Erfindung zum Plagiat oder, um mit dem französischen Literaturwissenschaftler Gerard Genette zu sprechen, zum „Palimpsest“. Aber in Zeiten von copy&paste hat der Mediennutzer kaum noch eine Chance, selbst herauszufinden, wie zuverlässig, exklusiv oder originell eine Information überhaupt noch ist. Mittlerweile treten per „books on demand“ schon Buchverlage an, die unüberprüft Druckwerke aus Wikipedia-Inhalten herstellen. Ein expliziter Hinweis der Verfasser wäre hier tatsächlich die einzig verbliebene Chance, Inhalte zu verifizieren.

Der österreichische Webdesigner Robert Harm hat die Labels ins Deutsche übertragen und ebenfalls im Internet zur Verfügung gestellt.  Er hat eine Liste von 10 journalistischen Kardinalsünden zusammengetragen, für die er Warnhinweise gestaltet hat:details-journalismus

  • „Dieser Artikel enthält nicht verifizierte Informationen ohne Quellenangaben aus Wikipedia“
  • „Dieser Artikel beruht auf einem unbestätigten Gerücht“
  • „Um künftige Interviews nicht zu gefährden, wurden wichtige Fragen nicht gestellt“
  • „Dieser Artikel ist eigentlich eine abgeschriebene Pressemitteilung“
  • „Umfrageergebnisse, Statistiken und/oder Analysen in diesem Artikel wurden von einer PR-Firma gesponsert“
  • „Um den Redaktionsschluss einzuhalten, wurde dieser Artikel von einer anderen Quelle abgeschriebenen“
  • „Der Verfasser versteckt die eigene Meinung hinter ‚manche Leute behaupten'“
  • „Medizinische Aussagen in diesem Artikel wurden NICHT von peer-reviewten Studien bestätigt“
  • „Kann Spuren von beleidigenden oder diskriminierenden Gedanken enthalten“
  • „Dem Journalisten mangelt es an Fachkenntnis zu diesem Thema“

Übrigens, auch dieser Artikel hier ist mit Vorsicht zu genießen: „Um den Redaktionsschluss einzuhalten wurde er von einer anderen Quelle abgeschrieben „. Außerdem enthält er „nicht weiter überprüfte Links auf Wikipedia„.

Journalism Warning Labels « Tom Scott

PowerPoint zieht in den Krieg


06 Sep

Über die Zweifelhaftigkeit jener Anwendung, deren Benutzung vor allem in Unternehmensberaterkreisen zum guten Ton gehört und die wahlweise auch als „Bullshit-Bingo“ bezeichnet wurde, ist ja schon häufig und unter anderem auch in diesem Blog hier raisonniert worden. Dass aber auch die höchsten und strategisch wichtigsten Militärs der letzten verbliebenen Supermacht auf Erden nichts besseres zu tun haben, als ihre Zeit mit Powerpoint-Präsentationen zu verbringen, lässt einen an der militärischen Durchschlagskraft dieser Großmacht zweifeln.

Im Januar 2009 fragte die der Army zugehörige Website Company Command Offiziere, die sich im Einsatz im Irak befanden, was sie die meiste Zeit über machen. Die Antwort von Leutnant Sam Nuxoll erregte einige Aufmerksamkeit und auch Spott. Der hatte nämlich gesagt, er mache vor allem PowerPoint-Präsentationen. Das sei kein Witz, erklärte er auf eine Nachfrage. Er müsse Storyboards mit Bildern, Diagrammen und kurzen Texten praktisch über alles machen, was passiert.

Isaf-Kommandeur General Stanley McChrystal bekam im letzten Jahr eine Powerpoint-Präsentation vorgelegt, in der es um Strategien zur Bekämpfung des Widerstands in Afghanistan ging. Der General soll daraufhin geäußert haben: „Wenn wir das verstehen, dann werden wir den Krieg gewonnen haben.“ Die Komplexität dieser Grafik lässt allerdings ahnen, dass in diesem Fall ein baldiger Abzug westlicher Truppen aus Afghanistan in weite Ferne rückt.

powerpoint_war big

Die Äußerung des US-Generals darf übrigens nicht nur ironisch verstanden werden. Denn auch McCrystal selbst liebte offenbar die Darstellung seiner Planspiele in mehr oder weniger konfusen Grafiken, wie ein USAF-Foto belegt:

Isaf_0001

Dass militärische und wirtschaftliche Ressourcen durch PowerPoint verplempert werden, kritisierte auch T.X. Hammes im Armed Forces Journal. Er stellte fest, dass einerseits erhebliche Mittel für Colleges und Offiziersschulen aufgewendet werden, um Armeeangehörigen das Denken beizubringen, um es ihnen anschließend mit PowerPoint wieder auszutreiben:

Every year, the services spend millions of dollars teaching our people how to think. We invest in everything from war colleges to noncommissioned officer schools. Our senior schools in particular expose our leaders to broad issues and historical insights in an attempt to expose the complex and interactive nature of many of the decisions they will make.

Unfortunately, as soon as they graduate, our people return to a world driven by a tool that is the antithesis of thinking: PowerPoint.

Die schärfste Kritik hat wohl Lawrence Sellin, ein Oberst der U.S.-Reserve-Armee, formuliert und dafür direkt seine Entlassung kassiert. Er habe, wie Telepolis berichtet, in seiner Zeit im Hauptquartier in Afghanistan, wo er seit zwei Monaten arbeite, wenig Produktives gemacht, darauf verstünde man sich hier aber sowieso gut. Er war Teil des Isaf-Stabes mit zahlreichen hohen Offizieren der beteiligten Streitkräfte. Dort habe man sich vor allem mit der Herstellung und Präsentation von PowerPoint-Präsentationen beschäftigt, um den geistig nicht besonders hellen Generälen löffelweise Information einzuflößen:

For headquarters staff, war consists largely of the endless tinkering with PowerPoint slides to conform with the idiosyncrasies of cognitively challenged generals in order to spoon-feed them information. Even one tiny flaw in a slide can halt a general’s thought processes as abruptly as a computer system’s blue screen of death.

Schon vor geraumer Zeit hat Angela R. Garber in Smallbusiness Computing ihre Kritik an PowerPoint mit der griffigen Formulierung „Death by PowerPoint“ zusammengefasst.

When Microsoft Windows crashes, it pops up what techies call „the blue screen of death.“ But there’s another deadly blue screen that businesspeople are even more familiar with. You know the one: The royal blue rectangle that contains bright yellow lines of bulleted text, a pie chart, or sometimes just brightly colored logos. You’ve already seen enough dull PowerPoint slides to last yourself a lifetime. So why, when it’s your turn behind the lectern, do you boot up the same old speech?

Im Zusammenhang mit den Kriegsspielen der U.S.-Militärs bekommt die Formulierung „Death by PowerPoint“ allerdings eine ganz neue intrikate Bedeutung.

TP: Der Krieg und PowerPoint

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter