Archive for the ‘Computer’ Category

Trigema-Chef: Internet verblödet


10 Mai

Ausgerechnet einem Business-Blog, das sich „innovativ“ nennt, hat der Chef der T-Shirt-Schmiede Trigema, Wolfgang Grupp, ein Interview gegeben, in dem er mit seiner Meinung über das Internet nicht hinterm Berg hält:

Ich bin der Meinung, dass die Welt besser wäre, wenn es das Internet nicht gäbe. Früher hat man Briefe geschrieben, sich persönlich unterhalten und sich für ein Gespräch Zeit genommen. Früher hat man auch Bücher gelesen und sich gebildet. Heute hängen die Menschen stundenlang vor dem PC und verblöden. Die Welt ist anonymer und oberflächlicher geworden.

Er habe, so Grupp weiter, nicht einmal eine eigene Email-Adresse. Wichtige Mails lasse er sich von seiner Sekretärin vorlegen. Auch die sogenannten „sozialen Netzwerke“ findet der schwäbische Schneider bescheiden:

Ich beschäftige mich damit nicht. Twitter ist für mich einfach nur dumm und die Menschen, die das nutzen, sind für mich Idioten. Haben die Menschen eigentlich nichts Besseres zu tun, als über belanglosen Kram zu schreiben? Wen interessiert das?

Insbesondere den E-Commerce findet Grupp katastrophal:

… die Online-Shops machen die Geschäfte kaputt. Die Kunden vergleichen im Internet die Preise und kaufen das billigste Angebot. Inzwischen werden Milliarden Umsätze über das Web gemacht, aber die kleinen Einzelhändler bleiben auf der Strecke. Die guten Geschäfte müssen schließen und unsere Innenstädte bluten aus und verkommen. Viele Einzelhändler und auch Karstadt sind durch das Internet pleite gegangen.

Dass die Fa. Trigema einen eigenen Onlineshop betreibt, scheint Wolfgang Grupp dabei nicht störend zu finden.

innovativ.in – Business Blog » Blog Archiv » Auf den Punkt: Trigema-Chef Wolfgang Grupp zum Web

Literaturfans bei Facebook: Nietzsche schlägt Schiller


04 Mai

friedrich-nietzsche-540x304 Von wegen, Computer vernichten die Gutenberg-Galaxis! Bei Facebook outen sich Myriaden von Usern nicht als „Nerds“, sondern – als Leser. Das hat in einer netten Glosse für Zeit Online David Hugendick herausgefunden:

Zum Beispiel von Goethe. Der hätte das Soziale Netzwerk vermutlich gerne gemocht. Da hätte er mit Schiller fetzige Xenien auf Pinnwände gedichtet. 23.070 Nutzer sind auf Facebook Anhänger des Geheimrats. Schiller hingegen kommt auf nur 1368. Ach, du lieber Himmel! Hölderlin 1472, Kleist 951, Herder 46, Wieland: gar keine! Hat die Weimarer Klassik das Internet verpasst? Wie steht’s um Thomas Mann? Solide 10.502, immerhin. Hermann Hesse ist besser: 38.203. Bayern München hat weit weniger.

Und da wir schon vergleichen: Nietzsche (148.681) liegt vor Cioran (5425), Sartre (57.033) vor Camus (37.227), Astrid Lindgren (77.291) vor Joanne K. Rowling (30.374), Grass (1848) vor Böll (714), Böll aber vor Handke (324), Enzensberger (251) und Walser, den die Suchmaschine gar nicht findet. Ebenfalls weit abgeschlagen stahlgewittert Ernst Jünger vor 109 Fans. Der Facebook-Nutzer steht also Bullerbü näher als dem Krieg, und das ist – nicht nur für Buchhändler – eine gute Nachricht.

Literaturfans bei Facebook: Nietzsche schlägt Schiller | Kultur | ZEIT ONLINE

Wikipedia und Zensur


30 Apr

wikipedia-logo Dass das Internet vor allem zur Demokratisierung der Medienlandschaft beigetragen habe, ist eine der nicht totzukriegenden Mythen des Medienzeitalters. So ist in der Online-Enzyklopädie Wikipedia zu lesen:

Internet und Mobiltelefonie werden von Entwicklungspolitikern und Hilfsorganisationen mittlerweile als Aspekt der Grundbedürfnisse definiert, da diese Demokratie förderten .

In Wahrheit ist die Kluft zwischen Demokratie und medialer Wirklichkeit kaum größer zu denken.Und die genannte Online-Enzyklopädie Wikipedia ist dafür selbst das beste Beispiel. So ist am selben Orte unter dem Lemma Demokratisierung zu lesen:

Wissen ist im 21. Jahrhundert fast jedem in westlichen Kulturkreisen sehr schnell zugänglich und muss nicht mehr mühsam aus Bibliotheken zusammengesucht werden, deren Zugang auch nicht immer gegeben ist. Dank dem Internet, Web 2.0-Angeboten wie Wikipedia kann sich jeder Wissen aneignen.

Mal völlig davon abgesehen, dass mir überhaupt nicht einleuchtet, was am Besuch einer Bibliothek „mühsam“ sein soll: Wikipedia ausgerechnet scheint nicht gerade ein Hort fröhlicher Selbstbestimmung zu sein. Das zeigt das Exempel, dass Telepolis dieser Tage publik gemacht hat. Die Spitzenkandidatin der Partei Die Linke bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen, Bärbel Beuermann, darf bei Wikipedia nicht vorkommen:

Die effizienteste Manipulation von Medien ist das Verschweigen, was zu selektiver Wahrnehmung führt. Gerade im politischen Bereich zeichnen sich Medien für ihr Fingerspitzengefühl aus, wenn sie mediale Chancengleichheit mit journalistischer Distanz wahren. Ausgerechnet das der Form nach in demokratischen Strukturen organisierte Mitmach-Lexikon Wikipedia versagte hier nicht nur selbst, sondern hinderte sogar Dritte an der Anlage eines Artikels über eine Spitzenpolitikerin einer Partei, die bei der letzten Bundestagswahl in NRW über 8% der Wählerstimmen erhielt und gute Aussichten auf Einzug in den Landtag hat – vielleicht sogar auf eine Regierungsbeteiligung.

Ausschlußkriterium sind laut Wikipedia angebliche Relevanz-Gesichtspunkte, an denen schon viele andere Einträge der laut Selbstbekundung zur Demokratisierung beitragenden Online-Enzyklopädie. Doch steht nicht die Relevanz einer Politikerin, sondern die einer Online-Enzyklopädie in Frage, wenn die Spitzenkandidatin bei einer Wahl im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland nicht der Erwähnung würdig erscheint — ganz unabhängig übrigens davon, was man von ihr oder ihrer Partei halten mag. Darf man hier von Zensur sprechen? Man muss! Lesen wir in Wikipedia nach, was Zensur bedeutet:

ein politisches Verfahren, um Inhalte zu kontrollieren

Es gibt nur eine echte Form von Demokratie, nämlich die direkte Demokratie: Leute treffen sich und stimmen sich ab. Alles andere ist Schwindel.

TP: Muss Bärbel Beuermann nackt einen Molotowcocktail auf die Düsseldorfer Staatskanzlei werfen?

Tochter ersticht Mutter: Streit um Internet als Motiv


16 Apr

Wien – Das soziale Internetnetzwerk Facebook war der Auslöser für den Tod von Svetlana D., die Dienstagnachmittag von ihrer 14-jährigen Tochter erstochen wurde. Die 37-Jährige soll ihrem Kind die Nutzung des Computers verboten haben, worauf der tödliche Streit seinen Ausgang nahm. Das gestand die Jugendliche am Mittwoch im Polizeiverhör, ehe sie in Untersuchungshaft genommen wurde.

Tochter ersticht Mutter: Streit um Internet als Motiv – 5., Margareten – derStandard.at › Panorama

Entnetzung


24 Mrz

Wichtige Rechner müssen vom Netz! Zu dieser Erkenntnis kommt der Sicherheitsforscher Sandro Gaycken von der Universität Stuttgart in einem Beitrag für die Zeit.

Unternehmen und Behörden müssen sich also entscheiden. Entweder sie speichern ihre Daten auf vernetzten Computern, organisieren Prozesse über das Firmennetzwerk und das Internet hinweg – diese Lösung erlaubt Geschwindigkeit, Zentralisierung, bessere Verwaltung und weniger Personal. Dann gilt aber für alle diese Prozesse: Sie sind anfällig. Man kann solche Daten nicht schützen. Ein Kontrollverlust ist sehr wohl möglich. Wer das nicht will, muss konsequent »entnetzen«. Ein zu schützender Datenbestand oder Prozess darf nie mit auch nur einem einzigen vernetzten Rechner in Kontakt kommen. Für die Informationsgesellschaft deutet sich damit eine gigantische Umstellung an. Langsam und inselartig setzt sie bereits ein.

Gaycken verweist auch auf den amerikanischen Soziologen William Ogburn, der schon vor über 70 Jahren feststellte, dass Menschen die negativen nebenwirkungen einer neuen Technologie erst bemerken, wenn sie bereits etabliert ist und wenn sie in der zweiten Generation ihrer Einführung steht. Technikfolgenabschätzung heißt das heute, und Ogburn ist einer ihrer Erfinder.

Cyberwar: Wichtige Rechner müssen vom Netz! – Seite 2 | Digital | ZEIT ONLINE

Der automatische Reporter


24 Mrz

Nun, schlechter macht er es vermutlich auch nicht: Der automatische Sportreporter soll kommen. Die US-amerikanische Statistikfirma StatSheet will ein Programm entwickeln, das Statistiken von Sportereignissen auswertet und anschließend aus diesem Material und vorgegebenen Textbausteinen Artikel herstellen soll. Ganz ohne menschliche Sportreporter. Die Idee stammt übrigens aus der Blogosphäre: Firmengründer Robbie Allen begann 2007 damit, kleine Hilfsprogramme zu entwickeln, damit insbesondere Sport-Blogger leichter an Datenmaterial kämen, wie er in seinem eigenen Blog schreibt:

I started StatSheet back in 2007 in part to create tools to make it easier for sports bloggers and journalists to write great sports content.  Digging up links to players on ESPN.com, copy/pasting a boxscore, and taking screen captures of stats are not very efficient.

Der Mediendienst Meedia fürchtet schon, dass das Programm künftig die Arbeit von Journalisten überflüssig machen könnte, auch wenn Robbie Allen erklärt, es

sei nicht die Absicht, menschliche Sportreporter zu ersetzen. Es gehe vielmehr darum, die Sportberichterstattung mit noch mehr Zahlen anzureichern und zahlreiche Wettkämpfe zu covern, für die schlicht keine menschlichen Reporter zur Verfügung stehen.

Noch mehr Zahlen und Statistiken in der Sportberichterstattung? Sportfreunden wird doch heute schon die Freude am passiven Sportkonsum dadurch geschmälert, dass dauernd die unsinnigsten Zahlenkolonnen aus der Ran-Fußballdatenbank und anderen dubiosen Quellen die eigentliche Sportberichterstattung ersetzen. Mal ganz abgesehen von den statistischen Kurzschlüssen, mit denen die durchaus noch als menschlich anzusehenden Sportreporter ihre völlige Dyskalkulie offenbaren. Und das Arbeiten mit Textbausteinen im Journalismus scheint geradezu eine Disziplin zu sein, die Sportreporter erfunden haben. Dennoch, der Branchendienst bewertet die Umstände anders:

Allerdings wäre es naiv zu glauben, sollte das Programm tatsächlich funktionieren, dass Medienunternehmen hier nicht sofort ein gewaltiges Spar-Potenzial wittern würden.

Ein bisschen sparen an der Sportberichterstattung: Das wäre für die Freunde eines vernünftigen Journalismus das beste, was der Welt geschehen könnte.

Meedia: Der automatische Reporter kommt

Wilde Maus: Flirten kann sie, Deutsch nicht


06 Mrz

Das Internet der einsamen Herzen! Da findet sich auch “Wildemau…”, 30, Sternzeichen Wassermann. Ob sie den Mann ihrer Träume findet, wenn sie mit Sätzen wie folgendem um seine Gunst wirbt?

Ich suche jemanden denn ich Glücklich machen kann!!!!!

Flirten – Flirt Chat – Dating bei FlirtCafe

orto – die schoensten vertipper einer angenommenen deutschen sprach- und wertegemeinschaft


01 Mrz

Ich kann nicht umhin, dieses wunderbare Fundstück weiterzugeben. Als Kommentar auf mein letztes Posting hat gegenglueck.org mir den Link zur Internetseite orto geschickt, auf der die schönsten (?) Rechtschreibfehler im Internet zu einer nahezu lyrischen Collage verschmelzen. Hier nur eine kleine Kostprobe:

verfassungsschurz
übereinstummung
alles fut
vixe versa
schwanzweißfoto
vizekanzerl
straßenschlider
leserstiefel
momoton
farge
zwangsversteiferung
winzigartig

orto – die schoensten vertipper einer angenommenen deutschen sprach- und wertegemeinschaft

Internet: das Ende der Rechtschreibung?


26 Feb

Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten, heißt es. Das Word Wide Web enthält nicht Rechtschreibfehler, sondern es ist ein einziger großer Rechtschreibfehler. Erst denken, dann schreiben – das ist offenkundig keine Tugend, die für die Blogger, Onlineschreiber und Web-2.0-Enthusiasten gilt. Das Internetportal bildungsklick.de hatte schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen,  dass der Wissenspool par excellence nach stichprobenhafter Untersuchung so viele Rechtschreibfehler enthalte, dass hochgerechnet mehr als eine Million Fehler sich finden lassen müssten. In einem Forum fand sich diese kuriose Sammlung von Vertippern:

– dänisches Hefegepäck
– "ahnend für sich" (statt an und für sich)
– Lohpudelei
– Flüge soooo günstig??? Wo ist der Hacken…?
– Pondon statt Pendant
– "Sie ziehen Kinder groß, pflegen teilweise sogar den Menschen, der sie einst gequellt hat."
– Der uneinsichtige Garten ist wunderbar!
– Hauchdünn geeiste pasteurisierte Pastae an Pastis-Spiegel
– "ich dachte mir anstatt das Schweinefilet nehme ich das Hirsch "(Man sollte nicht nur dem Dativ, sondern auch das Akkusativ retten …. )
– "Kann Jemand ein Typ geben,ob man …"
– Kann ich aus einen Tafepitzrest etwas lechers Thai zubern ???

www.myjmk.com :: View topic – Zeitung kaputt – Internet das Ende der Rechtschreibung?

Amok wirklich wegen schlechter Noten?


19 Feb

Ach, was muss man oft in schlechten Zeitungen hören oder lesen! Zum Beispiel das hier:

Lehrer wegen schlechter Noten erstochen (Stuttgarter Zeitung)

Ex-Schüler ersticht Lehrer wegen schlechter Noten (Spiegel Online)

Ex-Schüler (23) ersticht Lehrer (58) wegen schlechter Noten (Bild.de)

Wegen schlechten Noten: Ex-Schüler ersticht Lehrer (Tages-Anzeiger Online)

Wirklich? Ist es eine plausible Annahme, dass schlechte Noten ein Grund dafür sind, seine Lehrer zu erstechen? Wäre dem so, dann müssten die Straßen der Republik gepflastert sein mit den Grabsteinen unserer Lehrer. Auch ich habe mich vielleicht in meiner Schullaufbahn das ein oder andere Mal über Notengebungen geärgert. Aber ich habe (und das beschwöre ich) niemals einen meiner Lehrer deswegen erstochen oder sonstwie um die Ecke gebracht. Ist es nicht vielmehr so, dass eine zunehmende Brutalisierung des Alltags, dass Killerspiele am Computer und Kriegs- und Gewaltfilme in Kino und Fernsehen die Hemmschwelle von psychisch labilen Zeitgenossen, insbesondere Jugendlichen, so weit herab gesetzt haben, dass die Tötung eines anderen Menschen zu den jederzeit denkbaren Handlungsoptionen gehört? Das wären, wenn man denn Ursachenforschung betreiben wollte, echte Kausalitäten. Aber darüber schreiben Medien natürlich nicht so gern. Denn das hat mit ihnen selbst zu tun.

Stuttgarter Zeitung: Lehrer wegen schlechter Noten erstochen

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter