Archive for the ‘Fernsehen’ Category

Fernbedienung defekt: Was dann?


23 Okt

Was tun, wenn die Fernbedienung des Fernsehgeräts defekt ist? Diese Frage bewegte die Journalisten der Zeitschrift Reader’s Digest. Sie ließ eine repräsentative Umfrage anfertigen, deren Ergebnis nun feststeht:

Das Fernsehen gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen. Was aber tun, wenn die Fernbedienung plötzlich ausfällt: Wird das eingeschaltete Programm dann weitergeschaut, auch wenn es langweilig ist, oder steht man auf, um am Apparat umzuschalten? Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag des Magazins Reader’s Digest (November-Ausgabe) entscheiden sich 89 Prozent fürs Aufstehen, um umzuschalten.

Schlussfolgerung: Elf Prozent der Deutschen schauen lieber eine langweilige Fernsehsendung statt sich zu erheben und umzuschalten oder gar, horribile dictu, auszuschalten. So jedenfalls verkündet es die Zeitschrift selbst in ihrer Pressemitteilung. Allerdings: Die Quintessenz des Artikels ist eine ganz andere:

Auch ein anderer Aspekt der Umfrage beweist, dass die Deutschen alles andere als  Bewegungsmuffel sind. So gaben 77 Prozent an, sie würden die Treppe und nicht den Aufzug nehmen, wenn es darum geht, die Höhe zwischen zwei Stockwerken zu überwinden.

Was also möchte Reader’s Digest uns eigentlich sagen? Sind die Deutschen nun zu faul, um selbst den größten Fernsehquatsch zu vermeiden? Oder sind sie in Wahrheit gar keine „Bewegungsmuffel“? Die Antwort kennt nur der Wind …

Presseportal: Reader’s Digest Deutschland – Fernbedienung defekt: Elf Prozent schauen lieber ein langweiliges Programm statt sich zu erheben

Mit Toten für Quoten


12 Okt

Das geht nun vielleicht doch ein bisschen zu weit:

Er soll Morde in Auftrag gegeben haben, um mit exklusiven Filmaufnahmen von den Verbrechen die Einschaltquote für seine „Crime-Show“ zu erhöhen: Der brasilianische Ex-Regionalabgeordnete und TV-Moderator Wallace Souza hat sich nach Bekanntwerden dieser Praktiken den Behörden gestellt. Er sitzt seit dem Wochenende in einem Gefängnis in Manaus. In der vergangenen Woche war ihm das Mandat und damit auch die Immunität entzogen worden.

Bekanntlich sind Fernsehsender bereit, über Leichen zu gehen. Bislang waren damit allerdings die Leichen im Programmkeller und die Mumien der Mehrfachwertung gemeint. Aber was für Neapel, Sophia Loren, ein Menü im El Bulli oder einen Winterspaziergang im Engadin gilt, das gilt für das Fernsehen noch lange nicht: Es ist einfach nicht zum Sterben schön.

Morde für Einschaltquote? – Kölner Stadt-Anzeiger

Endlich mal ein unabhängiger Deutscher Fernsehpreis


28 Sep

Am Samstag hofierte sich die deutsche Fernsehszene wieder einmal auf Gegenseitigkeit auf einem Abrissgelände, das nur Verwegene für ein TV-Studio halten, und gab sich selbst einen Preis: Den deutschen Fernsehpreis. Im letzten Jahr noch erreichte diese Veranstaltung einen seltenen Moment von Wahrheit, als Preisträger Reich-Ranicki dankend ablehnte. Eine ganz andere Wahrheit verrät die Preisträgerliste dieses Jahres. Der von ARD, ZDF, RTL und Sat1 gestiftete Preis geht nämlich ausschließlich — an Produktionen von ARD, ZDF, RTL und Sat1. In der kühlen Mathematik der Fernsehpreis-Jury:

Im Vergleich der 9 Werkkategorien führt das ZDF mit 4 Preisen, RTL und ARD folgen mit je 2, Sat.1 mit einem Preis. Addiert man die ausgezeichneten Personen und Einzelleistungen, so gehen insgesamt 10 Preise an das ZDF, 8 an die ARD, 3 an Sat.1, 2 an RTL, 1er an 3sat.

Anders ausgedrückt: Man stiftet sich selbst einen Preis, den man auch nur an sich selbst vergibt, um sich selbst zu attestieren, dass man selbst die eigene Arbeit dufte findet. Ob das wirklich nötig ist?

Deutscher Fernsehpreis: Gottschalk gewinnt vor Raab und Barth – alle Preisträger | medienhandbuch.de

Schleichwerbung: Verdacht bei Sportsendung im SWR


22 Sep

Schleichwerbung beim SWR, also einer öffentlich-rechtlichen Anstalt? Nicht doch. Das muss man sich erstmal genauer ansehen, findet auch der SWR-Intendant Boudgoust, der gleichzeitig ARD-Intendant ist. Schließlich ist die Beweislage ja doch ziemlich dürftig. Es geht um ein Golfturnier, das von einem Bonner Süßwarenhersteller gesponsort worden war. Die Nennung dieses Sponsors im SWR-Beitrag erfolgte schließlich nicht über Gebühr:

In dem Beitrag sei dem „Spiegel“ zu Folge 20 Mal der Markenname im Bild zu sehen gewesen und wurde insgesamt viermal genannt oder gesungen. Darüber hinaus wurde das Maskottchen des Unternehmens – der Goldbär – beim Golfspielen gezeigt. Mit Gummibären wurden zudem Fußballspiele nachgestellt. Darüber hinaus wurde ein alter Werbespot des Unternehmens in den Beitrag eingebaut.

Naja, SWR-Sportchef Klaus-Dieter Gerke befielen dann doch leise Zweifel. Aber letztlich hielt er den Beitrag dann doch für ausstrahlenswert. Schließlich:

Er habe den Beitrag schließlich senden lassen, damit die Sendung kein Loch bekomme.

Nein, nein, ein Loch im Programm, das muss man natürlich stopfen. Und wenn’s mit Süßwaren ist.

DWDL.de – Schleichwerbung: Verdacht bei Sportsendung im SWR

“Berliner Runde” – Fernsehleute beleidigt


21 Sep

Nach Bundeskanzlerin Merkel hat auch der SPD-Spitzenkandidat Steinmeier seine Teilnahme an der ZDF-Fernsehsendung “Berliner Runde” abgesagt. Der ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender reagierte mit Empörung, aber warum eigentlich?

"Neben dem TV-Duell zwischen Kanzlerin und Herausforderer ist die Berliner Runde aller Spitzenkandidaten für mich das wichtigste Diskussionsformat vor den Bundestagswahlen. Die Verweigerung von Kanzlerin und Kanzlerkandidat beschädigt die demokratische Kultur."

Die Behauptung, ausgerechnet das Zweite Deutsche Fernsehen sei ein Garant der Kultur, und sei es der demokratischen, ist schon keck. Der Empörungsgestus der Brender’schen Wortmeldung ist selbst empörend. Denn um Kultur geht es hier wohl weniger als um Einschaltquoten, die natürlich geringer ausfallen, wenn die wichtigsten Spitzenkandidaten in einer Fernsehsendung fehlen. Da strahlt man doch besser auf diesem Termin die x-te Wiederholung einer Rosamunde Pilcher-Verfilmung aus, das bringt im Zweifel mehr Quote. Und wer weiß, vielleicht dient Pilcher ja   auch der “demokratischen Kultur”.

Keine "Berliner Runde" im ZDF – heute.de Nachrichten

ARD sitzt im steinhaus und wirft mit Glas


17 Sep

Die Landesmedienanstalten haben ein Gutachten in Auftrag gegeben, dass nach Kriterien zur Beurteilung öffentlich-rechtlicher Online-Auftritte sucht. Speziell die Internetangebote der öffentlich-rechtlichen Sender waren von privaten Anbietern, insbesondere den Zeitungsverlegern, heftig kritisiert worden. Nun sieht der ARD-Vorsitzende Boudgoust genau darin eine „Verschwendung von Gebührengeldern“:

Boudgoust sieht deshalb in der Erstellung von Gutachten zu digitalen Angeboten der Öffentlich-Rechtlichen eine Kompetenzüberschreitung und eine „Verschwendung von Gebührengeldern“, da die Landesmedienanstalten jährlich zwei Prozent beziehungsweise 150 Millionen Euro aus den GEZ-Einnahmen erhielten.

Dass der Intendant eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders anderen „Verschwendung von Gebührengeldern“ vorwirft, erscheint recht mutig. Vermutlich glaubt er, dass er im Steinhaus sitzt und mit Glas werfen kann. Oder war es doch anders herum?

Meedia: ARD-Chef kritisiert Landesmedienanstalten

Videokrieg im Wahlkampf


16 Sep

Die Jagd ist eröffnet, die Hörner schallen: Die nordrhein-westfälische CDU macht mit professionellen Fernsehteams Jagd auf die SPD-Vorsitzende Hannelore Kraft.  Erst kürzlich hatte ein Juso den NRW-Ministerpräsidenten Rüttgers während einer Wahlkampfrede bei ausländerfeindlichen Parolen ertappt. Nun will die CDU offenbar zurückschlagen. Doch was als Erklärung von der CDU zu dem Videokrieg verlautbart wird, macht die Sache nicht besser, sondern schlimmer:

„Natürlich ist uns der Videobeweis wichtig“, sagte NRW-CDU-Generalsekretär Hendrik Wüst den WAZ-Titeln. „Deshalb machen wir das seit Jahren.“ Auf diese Weise habe die CDU bereits das „Geeiere“ der SPD-Chefin „im Umgang mit der Linkspartei entlarvt“. Weiter heiße es, sämtliche Videos würden nach geeigneten Passagen für Anti-Kraft-Kampagnen ausgewertet.

Dass die CDU auf diese Weise zur „Anti-Kraft“ wird, steht außer Frage.

Konter gegen Rüttgers-Film: NRW-CDU setzt Videoprofis auf SPD-Landeschefin an – SPIEGEL ONLINE

Wie die Medien zur Wirtschaftskrise beigetragen haben


11 Sep

Nur der sehr naive Medienkonsument glaubt die Mär von den Medien als „vierter Gewalt“, die die anderen Gewalten kontrolliert und Schach hält. Tatsächlich tragen die Medien zu den Gewalttätigkeiten der anderen ihres bei. Die Wirtschaftskrise ist so ein Beispiel, bei dem die Medien als Brandbeschleuniger statt als Feuerlöscher fungiert haben. Der Blog ivanmedienhorror hat Beispiele vor allem aus den amerikanischen Medien zusammengetragen, in denen zu hochspekulativen und äußerst riskanten Papieren geraten wurde, als das Platzen der US-Immobilienblase schon absehbar war.

Poetische Justiz: die Medien werden Opfer ihrer eigenen Sünden

Kein Einzelfall: Vetternwirtschaft bei der ard


29 Aug

Die Fernsehfilmchefin des NDR, Doris Heinze, die u.a. den “Tatort” verantwortete, soll fristlos entlassen werden. Sie hat ihrem Ehemann, der unter verschiedenen abenteuerlichen Pseudonymen auftrat, lukrative Drehbuchaufträge zugeschanzt. Die F.A.Z. beschreibt drehbuchreif, wie dabei vorgegangen wurde:

Ein Mann legt sich ein Pseudonym zu und erfindet seine Vita. Angeblich lebt er in Übersee, hat Wohnsitze in Montreal und Amsterdam. Nie lässt er sich in Deutschland sehen, zu erreichen ist er nur über eine Anwaltskanzlei. Und doch schreibt er Bücher für das Fernsehen, die sehr genau von der Gegenwart des Landes handeln, dem er angeblich so fern bleibt. In Wahrheit aber gibt es diesen Mann gar nicht. Dass heißt, es gibt ihn schon. Er wohnt ganz in der Nähe, lebt gar zusammen mit seiner Auftraggeberin, die sich das Ganze ausgedacht hat und ihn deckt. Bis zu dem Tag, an dem die Sache auffliegt. Der Mann, der niemals lebte, bekommt eine wahre Identität, er ist in der Branche ein alter Bekannter. Er hat als Hauptmann Köpenick von Hamburg einen ganzen Sender hereingelegt, nun ist die Uniform weg. Die große Karriere seiner Frau ist passé.

Dass hier eine festangestellte Mitarbeiterin des öffentlich-rechtlichen Rundfunks besonders krass über den Leisten zog, darf nicht davon ablenken, dass Patronage fester Bestandteils des Systems der Auftragvergabe in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist. Jeder kleine Lokal-Redakteur im öffentlich-rechtlichen System darf sich als “Arbeitgeber” oder “Chef” fühlen, wenn er nach eigenem Gusto Aufträge an Freie Mitarbeiter vergibt, die, zumeist ohne viel Schutz durch Arbeitsverträge, bis zu 90 % des öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramms herstellen. Dass bei der Auswahl der Mitarbeiter, über die der festangestellte Redakteur zumeist autonom entscheidet, nicht nur qualitative Kriterien eine Rolle spielen, sondern häufig Gewogenheit, Angepasstheit, persönliche Bekanntschaft oder eben auch ein Verwandtschaftsverhältnis, ist kein Geheimnis. Es sollte dennoch in diesem Zusammenhang noch einmal ausgesprochen werden. Denn darunter leidet vor allem eins: Die Qualität des öffentlich-rechtlichen Programms.

NDR trennt sich von Fernsehfilmchefin Heinze | tagesschau.de

Was das Fernsehen mit uns macht …


18 Aug

RealitätsverlustJetzt haben wir es zumindest schon mal schriftlich: Das Fernsehen zerstört unsere Realität. In einer Kölner Ubahn-Unterführung gesehen und vermeldet vom überaus talentierten Fotojournalisten Heinz Hoppe exklusiv für den Antimedien-Blog.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter