Archive for the ‘Fernsehen’ Category

Muss man denn immer auf der Tagesschau herumhacken?


18 Aug

Man wird doch mal einen Fehler machen dürfen: Bei der Berichterstattung über die Leichtathletik-WM in Berlin unterlief der ARD Tagesschau bei einem Untertitel ein unerheblicher Fehler. Aus Bundespräsident Horst Köhler machte sie „Klaus“ Köhler. Und schon muss die Tagesschau für den Spott nicht mehr sorgen:

Das „Hamburger Abendblatt“ unkte „Die Sendung mit dem Klaus“, der Mediendienst DWDL titelte: „ARD macht sich zum Horst – und Horst zum Klaus“, das ostdeutsche Jugendmagazin „Spiesser“ schob den Fauxpas auf die Hitze und meinte: „Und wieder einmal was zu lachen.“ Die „Süddeutsche Zeitung“ erinnert in ihrem Online-Auftritt an einen weiteren Fehlgriff der „Tagesthemen“, die im vergangenen Jahr auf einem Bild, die Münchner Frauenkirche versetzte. Bei Twitter liefen die belustigten Kommentare und Weiterleitungen fast im Sekundentakt ein.

Was wieder niemand schreibt: Eigentlich ist es doch peinlich für den Bundespräsidenten, oder?

 

Meedia: Wie sich Medien über die ARD lustig machen

Google Streetview


09 Aug

Kreuzau Fotografiert zu werden ist kein Zustand, über den sich immer noch nur Prominente erregen. Viele Bundesbürger sind verstört über die schwarzen Kameraautos, mit denen die amerikanische Internet-Firma Google zurzeit durch Deutschland fährt. Für den geplanten neuen Internetdienst Google Streetview werden momentan alle Straßen und Hausfassaden Deutschlands fotografiert.  Nicht allen gefällt das. Die Dörfer Kreuzau bei Düren und Molfsee bei Kiel haben jeweils per einstimmigem Gemeinderatsbeschluss gegen die Foto-Aktion von Google gestimmt. Die Bürger fühlen sich besonders in ihrem Sicherheitsgefühl bedroht. Geholfen hat es ihnen trotzdem nicht: Das Fotografieren auf offener Straße ist in Deutschland, mit gutem Grund, nicht verboten. Dennoch können auf nicht unerhebliche Weise Persönlichkeitsrechte durch Google verletzt werden. Doch die deutschen Datenschützer haben wenig Handhabe gegen den Internet-Riesen, denn das deutsche Datenschutzrecht stammt aus den 70er Jahren, und da waren all solche Fragen reine Science-Fiction.

Wer mehr über die Kontroverse erfahren will, kann heute im ARD Ratgeber Bauen & Wohnen einen Beitrag zum Thema sehen (16:30 Uhr).

Google: Streetview-Info

 http://www.streetviewfun.com/

http://www.gstreetsightings.com/

http://www.wdr.de/tv/ardbauen/

"Sportschau" bekommt neue Studiodekoration


03 Aug

Erst kürzlich mokierte sich einer der obersten ARD-Journalisten über die neue Studiotechnik der ZDF-Nachrichten. Jetzt schlägt das Imperium zurück:

Die Sendung biete damit das „erste kinetische Studio der Fernsehgeschichte“, sagte Redaktionsleiter und WDR-Sportchef Steffen Simon. Normalerweise entstehe Bewegung im Fernsehen, wenn sich Moderator oder Kamera bewegten. „Bei uns bewegt sich die Studiodekoration“, so Simon.

Dieser Effekt ist auch mit einer Sprengladung zu haben: Dann fliegt einem alles um die Ohren.

„Sportschau“ bekommt neue Studiodekoration

ARD Tagesschau hält sich selbst für verzichtbar


23 Jul

„Erkenne dich selbst!“ Laut den alten Griechen die Urdisziplin der Philosophie. Und so philosophisch hat auch Dr. Kai Griffke, Chef der ARD-Tagesschau, im Tagesschau-Blog über die Inhalte seiner Sendung meditiert. Anlass für ihn war das sogenannte Sommerloch. Das veranlasst ihn zu folgenden Äußerungen:

Natürlich gab auch heute wieder die Weltlage soviel her, dass man ohne aufzufallen eine Viertelstunde Tagesschau achtbar füllen konnte. Aber wenn wir ehrlich sind, hätte man jedes, ja wirklich jedes unserer heutigen Themen auch lassen können. Alles reine Kann-man-machen-Nummern. Bei unserem kleinen Schleswig-Holstein-Schwerpunkt hatte man ein schweres Déja-vu, in Nachterstedt gab’s auch keinen neuen Stand, Arnie Schwarzeneggers Pleite-Haushalt schon sehr abseitig, so dass Mathe-Olympiade und Sport fast schon die härtesten Brocken in der Sendung waren.

Seinem Berliner Kollegen Ullrich Deppendorf hat dieser Eintrag übrigens gar nicht gut gefallen. Er antwortete in einem Kommentar zu diesem Beitrag, dann hätte doch die Berliner Hauptstadtstudio-Besatzung früher nach Hause gehen können. Auch ihm sei gewünscht: „Erkenne dich selbst!“

Tagesschau-Blog: Streit ums Sommerloch

TV14: Werben ohne Werbung


21 Jul

logo_301x155 tv14  Nah am Verbraucher, das heißt für viele Medienunternehmen, nah an den Geldbörsen jener zu sein, die man selbst schon zur Kasse gebeten hat. Der Medienverbraucher ist ein von Medien Verbrauchter, wie ein gewisser Buchautor mal geschrieben hat. Im Falle der Fernsehprogrammzeitschrift TV14 aus dem Hamburger Bauer-Verlag (“Bravo”, “Neue Revue”) ist der Hang zur Geldbörse schon fast klinisch. In der Ausgabe 15/2009 werden Technik-Tipps und Kaufempfehlungen gegeben (Handys, Laptops etc.), garniert mit den Bewertungen von der unabhängigen Stiftung Warentest. Doch schon in der Vorwoche (Heft 14/2009) wurde den Lesern als Kunden gesagt, wo sie die Produkte kaufen sollten. Dort erschien nämlich ein mit keinem Deut als Werbung gekennzeichneter Artikel über die expert AG, eine Vereinigung von Elektrohändlern. O-Ton:

Sie alle vereint Topberatung, perfekter Service (TV-Geräte werden geliefert, angeschlossen und feinjustiert)sowie absolut günstige Preise.

Vielleicht sollte die Bauer Media Group ihre Einstellung zur journalistischen Ethik mal feinjustieren.

TV14.de – Startseite

Deutschlands letzte Daily-Talkerin


10 Jul

Britt Hagedorn lässt sich als „Deutschlands letzte Daily-Talkerin“ bezeichnen. Sie hat mehr als 1.500 Sendungen eines Formats bestritten, dass täglich den Beweis antritt, dass die Regionen unter der Gürtellinie die am weitesten vom Gehirn entfernten sind. Auch die Mediengeschichte kommt da schon mal etwas durcheinander. Sie sieht nämlich Castingsendungen, Talkshows etc. in einer bereits jahrhunderte währenden Traditionslinie:

Ein Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Geschichten gibt es immer. Der Kern – bei dem es auch in Casting-Shows und anderen Sendungen geht – ist immer der gleiche, nur der mediale Transfer hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert.

Dass für sie und ihre Sendung das Motto gelten könnte: „Der letzte macht das Licht aus“, findet Britt übrigens „lässig“. Das nennt man dann wohl „unverkrampften Umgang mit der Geschichte“.

DWDL.de – Britt Hagedorn, Deutschlands letzte Daily-Talkerin

Spiegel contra ProSieben: Eingeschmiert, angeschmiert, abgeschmiert


05 Jul

Gut dass im Internet auch noch andere Schönheitsideale herrschen Peinlichkeitsgrenzen schamlos zu unterschreiten, ist im deutschen Fernsehen eine der leichteren Übungen. Dass der Privatsender Prosieben mit seiner Reihe “Sommermädchen 2009” eine neue Preisklasse im Sommerschlussverkauf des schlechten Geschmacks eingeteuert hat, darauf weist Spiegel Online mit deutlichen Worten hin:

Deutschland hat sich eine weitere Dimension des Demütigungsfernsehens erschlossen. "Sommermädchen 2009" heißt das Format, das sogar Til Schweigers glitschige Altherrenphantasie "Mission Hollywood" auf RTL unterbietet, die man bislang für den Tiefpunkt des Unterhaltungsfernsehens hielt und die gerechterweise wegen Erfolglosigkeit auf den Samstagnachmittag verbannt wurde. Schwitzend und stotternd lässt Schweiger darin seine Casting-Opfer Übungen absolvieren, für die er in einem Rotlicht-Etablissement bezahlen müsste.

Aber immerhin verfügt Schweiger tatsächlich über Beziehungen nach Hollywood, mögen die auch noch so bescheiden sein. Das ist bei ProSieben anders: In "Sommermädchen 2009" lassen sich die Kandidatinnen von einem Niemand erniedrigen – sie geben sich ohne Hoffnung auf den Einstieg in den Entertainmentbetrieb der Lächerlichkeit preis.

Dass der Anglizismus “Casting-Show” im Deutschen korrekterweise mit “Kasteiungs-Show” übersetzt werden sollte, belegt Prosieben mit diesem Format ebenso wie die Tatsache, dass die leiblichen Erniedrigungen in dieser Art von “Demütigungsfernsehen” nach dem Spielende beileibe nicht zu Ende sind: Der Preis für die Selbstentleibung besteht in einem Fotoshooting für ein sogenanntes Herrenmagazin, was weder dem Begriff Foto noch dem Begriff Herr weiters zu Ehre gereicht. Wenn Spiegel Online dies “unsubtil” nennt, muss doch der dezente Hinweis erlaubt sein, dass die vom Spiegel angefügte Fotostrecke genau jenes Gelüst befriedigt, dass zuvor mit deutlichen Worten kritisiert wurde. Die schärfsten Kritiker der Elche, bleiben eben selber welche …

P.S.: Das abgebildete Foto ist kein Beispielfoto aus der genannten Fernsehserie!

Der Artikel auf Spiegel Online

Nochmal: Nebeneinkünfte bei ARD und ZDF


28 Jun

Kaum ist irgendwo ein Skandal, schon muss irgendwer reagieren: In unserem Fall ist es der ZDF Intendant Markus Schächter. Er möchte ein „ohnehin mehrstufiges Genehmigungsverfahren“ weiter verschärfen“, um die Interessen des ZDF“ zu schützen. Im gleichen Atemzug erwähnt der ZDF-Mann, dass öffentliche Auftritte seiner Moderatoren oder Journalisten ja auch das Profil des Senders schärfen würden. Also wie nun? Und was er ganz unerwähnt lässt, ist die Tatsache, dass er freien Mitarbeitern, die die Mehrzahl seiner Moderatoren und Journalisten ausmachen wird, überhaupt nichts verbieten kann. Also müssen die sich auch nichts genehmigen lassen. Der SWR-Sportchef Michael Antwerpes, der u.a. wegen hoher Nebeneinkünfte durch öffentliche PR-Auftritte aufgefallen war, erklärte derweil, er sei trotzdem „nicht käuflich“, und er möchte gerne eine „Ehrenerklärung“ abgeben. Es könnte sich dabei allerdings um jene Art von „Ehrenwort“ handeln, die einer kritischen Öffentlichkeit nur zu bekannt ist. Besser sein lassen …

Nebenverdienste: ZDF will Regeln verschärfen
SWR Sportchef: Bin nicht käuflich

Wie gierig sind Fernseh-Journalisten?


20 Jun

zapp Was wären Medien ohne Skandal, auch wenn man ihn vielleicht selbst anzetteln muss? Nun hat die Medienwelt wieder einen: Nebenverdienste von öffentlich-rechtlichen Journalisten. “Abgreifen, abkassieren, Gier” – das sind die Vokabeln, mit denen ARD-Moderatoren wie Tom Buhrow oder Anja Kohl oder ZDF-Leute wie Petra Gerster oder Claus Kleber sich abkanzeln lassen müssen. Angefacht hat die Diskussion ausgerechnet ein öffentlich-rechtliches Fernsehmagazin, nämlich die Sendung “zapp” vom NDR. Mutet schon das eigentümlich an, sind auch inhaltlich einige Einschränkungen vorzunehmen, liegt hier doch direkt ein mehrfaches Mißverständnis vor:

1. In einer Medienwelt, in der Sender (auch und gerade öffentlich-rechtliche) sich Moderatoren und “Anchormen und -women” abluchsen, abkaufen und verscherbeln wie sonst nur Fußballsklaven in der Bundesliga, (mehr …)

Wie man Fernsehen kritisieren kann – und wie nicht


16 Jun

Am letzten Samstag war es wieder so weit: das Fernsehgroßereignis, dass man so gerne vermissen würde, ging im Zweiten Deutschen Fernsehen wieder über die (Mallorca-) Bühne: “Wetten dass”.  Wie unterschiedlich man ein solches Format bewerten kann, zeigen am Montag die bundesdeutschen Printmedien. Für die Fernsehkritiker von dpa, abgedruckt in dutzenden von Tageszeitungen, deren Redakteure nicht mal mehr selbst fernsehen können, ist alles in Butter:

Für südländische Gefühle war auf der Urlaubsinsel jedenfalls gesorgt. Die Schweizer Entertainerin Michelle Hunziker ließ – obwohl sie ihre Wette gewonnen hatte – nach einiger Gegenwehr ihre Hüllen fallen und sprang im Schweizerkreuz-Badeanzug fidel in einen Pool.

Dass man eine Sendung, deren dummderbe Späße auf Pennälerniveau einen nicht vom Einpennen abhalten können, auch anders sehen kann, zeigen die Autoren zweier Zeitungen, die sonst für einen pubertären Spaß selbst gerne zu haben sind. Die eine ist der, sonst gerne gescholtene, Kölner Stadtanzeiger, der es ausnahmsweise folgendermaßen auf den Punkt bringt:

Inmitten öder Wetten (…) und öder Musikacts (…) zeigte Gottschalk ein weiteres Mal, welch begnadeter Zotenreißer er doch in Sachen Altherrenwitz ist, und als Wettkandidat Dominik mit Essstäbchen die BHs von 25 Frauen öffnete, kam dabei echtes Ballermann-Feeling auf.
Was von dieser „Wetten, dass . . ?“-Ausgabe bleibt, ist eine traurige Erkenntnis: „Fernsehgarten“-Niveau geht auch abends, auf Mallorca und ohne Andrea Kiewel.

Und die Süddeutsche Zeitung kümmert sich kritisch um die Talkgäste-Auswahl des ZDF-Formats, das sich als Katalysator verwelkender TV-Starlets geriert und im nachhinein jenes Harald Schmidt’sche Bonmot bestätigt, wonach jede trübe Tasse im Fernsehen noch die Rente durchbringen kann:

Die Sendung ist so etwas wie öffentlich-rechtliches Samariterfernsehen geworden. Während sich die Privaten in Casting-Shows als Geburtshelfer neuer Sternchen versuchen , kümmert sich das ZDF um anscheinend unverwelkliche, immer satte und jungbrunnigere Stars. Gottschalk lädt sie ein und gibt ihnen Bühne samt Publikum.

Fraglich bleibt nur eins: Warum die deutschen Gazetten sich nach jeder Ausstrahlung mit schnöder Regelmäßigkeit an einem TV-Format abarbeiten, dessen Existenzberichtigung auf einem von intelligenten Wesen bewohnten Planeten nachhaltig in Frage gestellt würde.

TV-Kritik: “Wetten, dass..?“ – Planschen mit Hunziker – TV-Kritiken – sueddeutsche.de

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter