Medienkontrolleure der Landesmedienanstalten sollen eigentlich die Privatsender kontrollieren. In Bayern hat sich der ehemalige oberste Medienwächter offenbar Geld vom damaligen Chef des Regionalfensters eines Privatsenders geliehen. Wer etwas davon wusste, darüber berichtet das Medienmagazin Zapp des NDR in einem Beitrag, der auch auf Youtube zu sehen ist.
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Schweinegrippe toppt Politik
Die Schweinegrippe und Themen rund ums Geld haben Politik und Politiker von Platz 1 der Nachrichten-Rangliste verdrängt. In den Nachrichtensendungen von ARD und ZDF rangierte die Politik mit 44 bzw. 33 Prozent immer noch weit vorne. Bei Sat.1 erreichte der Bereich Human Interest/Alltag/Buntes mit 25 Prozent den gleichen Umfang wie die Politikthemen.
Wirtschaftskrise und Schweinegrippe waren die Top-Nachrichtenthemen im April | medienhandbuch.de
Deutschlands Beliebtester Fernsehsender
Die TV-Illustrierte Fernsehwoche hat über 1.000 Männern und Frauen zwischen 18 und 55 Jahren eine Frage gestellt: "Wenn Sie nur einen einzigen TV-Sender nutzen könnten: Welcher wäre es?"
Das Ergebnis: Die Deutschen mögen es privat. Hätten die Befragten nur noch einen Knopf auf ihrer Fernbedienung, dann würden sich 29 Prozent angeblich für RTL entscheiden. Platz zwei belegt ProSieben mit 24 Prozent, auf dem dritten Platz folgt VOX mit 9 Prozent. Für einen öffentlich-rechtlichen Sender als Favoriten entschieden sich insgesamt nur 25 Prozent der Befragten.
Spiegel verladen, NDR jubelt
Wer anderen eine Grube gräbt, fällt eben doch nicht immer selber rein. Im konkreten Fall äußert sich die Schadenfreude im Jubelgetön einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, die für sich beansprucht, das Nachrichtenmagazin Spiegel mal so richtig reingelegt zu haben. Beim Wahlkampfauftakt der SPD hatte sich der Moderator der NDR-Satire-Sendung ExtraDrei als Wahlkampfhelfer vor dem Veranstaltungslokal aufgebaut und sich mit fiktiven Plakaten á la „Yes, he can Kanzler“ einen Spaß erlaubt. Spiegel Online hat diese Aktion dokumentiert und habe darum die Satire „für bare Münze genommen“. Ohne dem NDR die Freude vermiesen zu wollen: Über Witze soll man lachen. Wenn ein Witz „ernst“ genommen wird, kann es daran liegen, dass er einfach nicht komisch ist. Und dass ein Fernsehmoderator in der Öffentlichkeit nicht als solcher identifiziert wird, dürfte eher einen Schlag ins Eitelkeits-Kontor von Fernsehmenschen darstellen. Die „gelungene“ Satire könnte sich also auch als Rohrkrepierer erweisen. Lustig ist anders.
Biotainment
Gut, dass wir noch am Leben sind. Da können wir in vollen Zügen das Angebot von sunbird.tv genießen: „Biotainment“ nämlich heißt der Verkaufsschlager dieser Medienfirma. Nach Infotainment, dem Politainment und dem Edutainment nun also das „Biotainment“. Dass dieses Wortungetüm in einer Presseerklärung zum Darwinjahr publik wird, beleuchtet die televisionären Möglichkeiten des Begriffs: Struggle of Life für die Spaßguerilla, natürliche Auslese für die Erlebnisgesellschaft, Darwinismus fürs Comedypublikum. Den Begriff hatte übrigens seinerzeit Neil Postman als Kritik an den elektronischen Medien eingeführt. Von Biotainment wäre er sicherlich begeistert gewesen.
Einstürzende Neubauten
Man müsste schon ein sehr zynischer Medienkritiker sein, wenn man dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs applaudieren würde. Wenig Applaus hat allerdings auch die Berichterstattung über die Katastrophe verdient, war es doch eine eher katastrophale Form der Berichterstattung. Insbesondere die Sendeplanung der ARD rief beim interessierten Betrachter größte Verwunderung hervor: Die WDR-Sendungen „Aktuelle Stunde“, „Lokalzeit Köln“ und die Kölner Tagesschau-Redaktion (ebenfalls WDR) schickten je eigene Teams vor Ort, die dann allerdings über stets dieselben Bilder auch stets dieselben Informationen darboten. Und da die Informationslage wie immer bei solchen Katastrophen gerade vor Ort sehr dürftig waren, war auch die Informationsdichte besagter Sendungen eher dürftig. Immerhin wird es viel Geld gekostet haben …
Tagesschau online: Angriff der Killer-Viren
Da veranstaltet tagesschau.de einen Chat mit der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, und dann wundert man sich, dass besagter Chat zum Ziel von Hackerangriffen wurde.
„Kurz vor Ende haben Unbekannte den Chat mit maschinellen Massenanfragen gestört. Der Chat, den tagesschau.de gemeinsam mit politik-digital.de veranstaltete, war für einige Minuten aus dem Internet nicht erreichbar“.
Und nicht nur das: die Angreifer legten auch noch antisemitische und antiisraelische Züge an den Tag, was tagesschau.de offenbar überraschte:
„Bereits vor Beginn gingen bei den Moderatoren zahlreiche antisemitische und antiisraelische Beiträge ein. Insbesondere am Abend und in der Nacht vor dem Chat mussten die Moderatoren bereits zahlreiche Beiträge mit antisemitischem und antiisraelischem Inhalt filtern. Die Moderatoren überprüfen die Beiträge vor der Veröffentlichung grundsätzlich auf Hasspropaganda, Unterstellungen und nicht belegbare Tatsachenbehauptungen.“
Was hatte tagesschau.de denn erwartet? Mehr Sachverstand und auch mehr Coolness legte da die Zentralrätin, Charlotte Knobloch, an den Tag:
„Knobloch reagierte auf die Chat-Störung gelassen. Das überrasche sie nicht, sagte sie im Gespräch mit tagesschau.de. Sie habe damit eher bereits gerechnet.“
Man möchte Frau Knobloch danken. Sie versteht offensichtlich mehr vom Internet und von politischen Diskussionen als die Medienprofis der Tagesschau.
Wie Verleger im Bilde bleiben
Eine Eigenschaft, die die Lektüre des Kölner Stadtanzeigers so peinlich macht, ist das penetrante Hausieren mit Fotos der eigenen Verlegerfamilie. Ob Patriarch Alfred Neven-Dumont, seine Gattin, die wohltätige Hedwig, oder neuerdings Kronprinz Konstantin: Sie alle wollen mithilfe des eigenen Mediums zu den meistabgelichteten Köpfen der Stadt zählen. Ob wir Leser überhaupt wissen wollen, wie diese Herrschaften aussehen, oder ob ihr Konterfei irgend einen Informationswert hat, bleibt nachhaltig dahingestellt. Fürstenlob und Eitelkeit bleiben im Kölner Stadtanzeiger der einzige Maßstab, der über die Veröffentlichung dieser Fotos entscheidet.
Nun setzt sich diese Marotte der Verlegerfamilie auch im neuen Medium fort, nämlich auf ksta.tv, dem hauseigenen Web-TV-Channel. Hier moderiert Nachwuchsverleger Konstantin Neven-Dumont eine Sendung des Titels Quo vadis Colonia, in der der Sprößling Stadtgrößen zur Lokalpolitik befragt. Seine Qualitäten als Moderator jedenfalls sind womöglich nicht das ausschlaggebende Kriterium für seine Wahl zum Anchorman dieser Sendung gewesen, dabei an jene Praxis gewisser ARD-Magazine erinnernd, in denen notorisch die Chefredakteure sich selbst zu den Mattscheiben-Protagonisten machen. Quo vadis Stadtanzeiger? Diese Frage jedenfalls ist schnell beantwortet: In den Schoß der Familie. Heim zu Papa.
Internet macht’s möglich: Gassi TV
Das Internet als Verbreitungsweg für Fernsehinhalte macht Formate möglich, die sonst den Weg über den Äther womöglich nicht geschafft hätten. Dazu zählt mit Sicherheit „Gassi TV“.
„Morgen startet GASSI-TV die neue Sendereihe „GASSI-TV.international“. Gedacht ist das englischsprachige Format für den internationalen Markt, schwerpunktmäßig die USA und England. Mit der ersten Moderatorin unseres Senders Sarah Kerimis leiten wir die nächste Stufe GASSI-TV ein. Die erste Folge beschäftigt sich mit dem schwierigen Thema Medikamente für Hunde. Speziell dreht es sich um Antidepressiva, denn dies ist besonders in den Vereinigten Staaten ein großes Thema. Wir weisen auf Alternativen zum Medikament hin und geben, unterstützt von Tierarzt Ralph Deuster, Tipps zum Thema Depression bei Hunden.“
Was hat der depressive Hund von heute eigentlich früher gemacht, wenn er auf ebensolchen gekommen ist? Heute kann er Rat beim Fachmann suchen, einem ausgewiesenen Experten:
„Der Macher: ein langjähriger Fernsehproduzent. Er weiß, worauf es bei seriöser Berichterstattung ankommt und verbindet seine Erfahrung mit diesem modernen.
Mit den Sendereihen „Auf Abwegen“, „Tierportrait“, „Gesund Und Munter“, „News“, sowie „Tier Und Recht“ präsentiert von der Rechtsanwältin Ann-Kathrin Fries und „Auszeit Mit Hund“ präsentiert von Reisefachfrau Astrid Kraus hat GASSI-TV fünf Kultmagazine geschaffen, die monatlich schon mehr als 10.000 Besucher auf die Homepage locken.“
Dass auch unsere lieben Haustiere einen eigenen Internetzugang erhalten, war ja nur eine Frage der Zeit. Die technischen Möglichkeiten des Neuen Mediums sind eben unbegrenzt:
„GASSI-TV steht für visionäres, zukunftsorientiertes Fernsehen. Die Plattform ist hierbei nicht mehr das Fernsehgerät sondern das Internet. Die neuen Medien eröffnem Zuschauer und Macher neue Perspektiven. Sendezeiten werden umgangen und Zuschauerzahlen- und Zufriedenheit kann direkt gemessen werden. Weiterhin ist das Internet gemeinhin als interaktives Medium bekannt.“
Interaktives Gassi TV, was könnte das alles sein: Wettbellen per Videochannel, Aportieren von Programmcodes und Gadgets und statt an den Baum wird künftig an den TFT-Monitor gepinkelt. Die Phantasie reicht kaum aus, um auf die Ideen zu kommen, die die Macher von Gassi TV umtreiben:
„GASSI-TV bietet Tierhaltern und solche, die es werden wollen Informationen rund um das Tier. Von Tierschutz über Gesundheit bis zur Freizeitgestaltung reicht die Berichterstattung der Magazine. Doch GASSI-TV ist auch Internetfernsehen zum anfassen, denn die tierischen Gäste kommen aus den Reihen der Zuschauer. Auf Veranstaltungen, die GASSI-TV besucht, gibt es reichlich Möglichkeit dem Team bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.
„Tierportrait“ lädt jeden tierische Gäste auf das bekannte, grüne Sofa ein und erzählt ihre Geschichte. „News“ gibt Tipps und Tricks zur Tierhaltung und aktuelle, tierrelevante Themen werden aufgegriffen.
Aktualität ist auch das Stichwort für „Auf Abwegen“. Die Moderatoren besuchen Vereine, interessante Orte und Veranstaltungen um neues aus der Welt der Tiere zu berichten. Gesundheitstipps gibt es bei „Gesund Und Munter“, Rechtsfälle kompetent und charmant referiert bei „Tier Und Recht“ und Urlaubsziele mit Hund liebevoll vorgestellt bei „Auszeit mit Hund“.“
Tierische Gäste auf einem grünen Sofa: Das ist bestimmt zum Wiehern.
Fernsehen fördert die Zeitungskrise
Nichts vielleicht kann die Krise auf dem Zeitungsmarkt stärker dokumentieren, als die Art und Weise, wie Zeitungen sich zu Werbefähnchen für Fernsehformate machen. Diese Werbefähnchen im Winde recken sich nämlich regelmäßig nach dem dümmlichsten, was das deutsche Fernsehen zu bieten hat. Die Bildzeitung mutiert zum Reklameheft für eine Show namens „Dschungelcamp“. Und der Kölner Express publiziert auf seinen Internetseiten eine Kolumne, die sich mit nichts anderem als der neuesten „big brother“-Produktion beschäftigt. Ein Autor namens „Online-Oli“ vertritt hier etwas, was sich selbst „Deutschlands härteste Big-Brother-Kolumne“ nennt. Hart an dieser Kolumne ist allerdings, neben völlig unzureichenden Deutschkenntnissen, vor allem das Gemächt des Autors.
„Heiß, heißer, Annina. Die gute Nachricht: Unser Porno-Sternchen ist wieder gesund. Die noch bessere Nachricht: Jetzt geht es so RICHTIG rund!“
Dann gibt Online-Oli richtig Gas. Bis zur kalten Vergasung wird die deutsche Sprache auf dem Felde der Unehre geopfert, um am Gashebel der Wortspielmaschine auch das letzte bisschen Grips, das ein deutsches Presseprodukt haben könnte, ins Gas zu schicken:
„Annina mit Körbchengröße G. G wie Gas – denn genau das gibt sie! Auf einer abendlichen Mottoparty im Haus wurde die Porno-Maus nicht nur heftigst von Sascha angeflirtet, sondern zog auch noch richtig blank!“
„Pornös“, um ein Wortspiel von Online-Oli zu gebrauchen, ist der Text des Kölner Express selbst. Und hätte besagte Anna Körbchengröße Z, könnten wir dann in der Onlineausgabe der Kölner Zeitung aus dem Hause Dumont auch Alliterationen lesen wie „Z wie Zyklon B“? Oder ist Deutschlands „härteste Kolumne“ in Wahrheit w wie weich, w wie weiche Birne oder w wie Wahrnehmungsstörungen durch zu viel Fernsehkonsum? Feststeht: Wer solche Zeitungen liest, der braucht keine. Fernsehen reicht, und das ist schon schlimm genug, denn was die Fernsehlandschaft hier aufweist, ist mit dem Landschaftsschutz auch nicht zu vereinen.