Archive for the ‘Fernsehen’ Category

Medienrummel um Hoeneß-Knast


13 Mai

Die Justizvollzugsanstalt Landsberg in Oberbayern ließ sich nicht lumpen und ließ eine ganze Meute von Journalisten die künftige Behausung von Ex-Bayern-München-Präsident Uli Hoeneß besichtigen. Mit dabei ein Kamerateam des NDR-Satiremagazins Extra3:

Am besten gefiel mir eigentlich der Schlusssatz der Extra3-Reporterin: „Wenn man nichts zu sagen hat, einfach mal die Presse halten“…

ARD will investigativ recherchieren?


19 Feb
Georg Mascolo (Foto: Superbass/Wikimedia)

Georg Mascolo (Foto: Superbass/Wikimedia)

Die Nachricht muss alle irritieren, die mal eine ARD-Sendeanstalt von innen gesehen haben: Der ehemalige Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo soll einen „Rechercheverbund“ aus WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung leiten. So erklärt etwa Tom Buhrow, der WDR-Intendant:

„Wir bündeln unsere Kräfte in Hörfunk, Fernsehen und Print und machen den Recherchepool zu einem crossmedialen Vorzeigeprojekt für Qualitätsjournalismus“.

Was an solchen Äußerungen wunder nimmt, ist die Tatsache, dass beispielsweise im WDR bislang praktisch überhaupt niemand recherchiert. Von den ca. 4.900 Angestellten des WDR arbeiten vielleicht etwa die Hälfte im weitesten Sinne im redaktionellen Umfeld. Von diesen redaktionellen angestellten MitarbeiterInnen arbeitet aber nur der kleinste Bruchteil wirklich journalistisch, sprich: recherchiert Themen und verfertigt Beiträge. Mehr als 90 Prozent des Programms werden von freien JournalistInnen recherchiert und hergestellt. Wenn diese eng und regelmäßig mit einer bestimmten Redaktion zusammenarbeiten, heißen sie auch „feste Freie“. Das ändert aber nichts daran, dass diese Freien selbständig unternehmerisch tätig sind, d.h. sie recherchieren ihre Themen auf eigene Rechnung und verdienen dann erst Geld, wenn eine WDR-Redaktion Interesse zeigt und einen TV- oder Radio-Beitrag in Auftrag gibt.

Öffenlich-rechtlich verwalten, privatwirtschaftlich produzieren

Diese Arbeitsweise ist auch nicht neu, sondern gehört im Gegenteil zu den basalen Produktionsbedingungen aller öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Schon seit den 1970er hatte in den Sendern, wie der Fernsehhistoriker Knut Hickethier in seiner Geschichte des Deutschen Fernsehens konstatiert hat, die Produktionsweise sich dergestalt verändert, dass zwar öffentlich-rechtlich verwaltet, aber praktisch rein privatwirtschaftlich produziert wurde. Auf diese Weise ließen sich beispielsweise Mitbestimmungsrechte und auch ein damals unter Fernsehleuten noch verbreiteter kritischer Geist einschränken. Redaktionsstatute, Personalratswahlen und andere Partizipationsformen galten nämlich seit dieser Zeit für genau diejenigen „freien“ MitarbeiterInnen nicht, die seitdem den Großteil des Programms herstellen. Man stelle sich vor: Von Redaktionssitzungen sind diese recherchierenden und produzierenden JournalistInnen etwa im WDR explizit ausgeschlossen! Das bedeutet, wenn Redaktionen zusammensitzen und über Themen, Sendungen und Planungen reden, sind genau diejenigen nicht dabei, die diese Sendungen herstellen. Klingt idiotisch? Stimmt.

Öffentlich-rechtliche Recherchen sind ein Widerspruch

Der Gedanke an öffentlich-rechtliche Recherchen ist darum in mehrfacher Hinsicht ein Widerspruch. Diejenigen, die in diesem System recherchieren, tun das in der Regel als „Freie“ auf eigene Rechnung und im eigenen Interesse. Dabei mit anderen zu kooperieren, ist weder vorgesehen, noch auch für den einzelnen „freien“ Mitarbeiter sinnvoll. Umgekehrt macht auch aus Sicht einer ARD-Anstalt eine innerbetriebliche Rechercherabteilung praktisch keinen Sinn, da sie den gesamten Produktionsprozess des Fernsehmachens auf den Kopf stellen würde. Entsprechend gibt es aus den Reihen der Sender auch „Widerstände“ gegen den von Mascolo geplanten Recherchep0ol. Dabei ist die größte Gefahr für die ARD-Anstalten, dass ein Recherche-Profi wie Georg Mascolo mitbekommen könnte, wie erbärmlich und traurig es um kritische Recherchen in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten bestellt ist. Versuche im WDR, analog zu den großen Printhäusern wie Süddeutsche, Handelsblatt oder Stern ein investigatives Rechercheteam zu gründen, scheiterten nach Auskunft von einigen, die in diesen Prozess vor ein, zwei Jahren involviert waren, daran, dass weder Geld, noch Stellen zur Verfügung standen. Wie auch: Stellen für recherchierende JournalistInnen sind öffentlich-rechtlich eben gar nicht vorgesehen.Und wenn der Norddeutsche Rundfunk sich damit brüstet, im Recherchepool zusammen mit der Süddeutschen Zeitung Stories zum „Geheimen Krieg“ ausgegraben zu haben, wäre noch zu fragen, wer genau da „der“ NDR ist, wer für ihn in Wahrheit recherchiert hat und ob man sich nicht vielleicht mit fremden Federn schmückt.

Ist öffentlich-rechtlicher Journalismus noch zu retten?

Natürlich ist er das. Die Frage ist nur, ob es im bestehenden System der checks & balances möglich ist. Kürzlich monierte der PR-Berater Michael Spreng in seinem Blog, die ARD-Anstalten hätten zwar 7,5 Milliarden Euro für ihren öffentlichen Auftrag zur Verfügung, würden aber diesem Auftrag nur noch unzureichend nachkommen:

Medien sollten nicht nur fragen, was die Leute sehen wollen, sondern auch, “was sie sehen sollten”. Das ist die Verantwortung des Journalismus, die immer mehr verloren geht. Das Geld muss raus aus Verwaltung, rein in die Redaktionen.

Mit der letzten Bemerkung irrt Spreng gewaltig. Die Verwaltung beispielsweise des WDR ist eine der wenigen Stellen, die wirklich produktiv arbeitet, wie ich aus eigener langjähriger Erfahrung bestätigen kann. Das Problem sind nicht die Verwaltungen, sondern die Redaktionen. Was man sich als Fernsehmacher wünschen würde, wäre, dass die redaktionellen Etats wirklich für die Fernsehmacher da wären und dass die über das Programm mitbestimmen, die es auch wirklich herstellen. Das etablierte öffentlich-rechtliche System ist eines von Bienendrohnen, die weder fleißig, noch fruchtbar sind, aber dafür teuer. Was hermuss, ist AutorInnenfernsehen und ein effizientes Management, das die Räume für deren Produktionen schafft. Und was aus ZuschauerInnensicht wünschenswert wäre, das wäre mit den Rundfunkräten die Abschaffung eines Pseudo-Kontrollorgans, das sich an der Gesellschaftsschichtung der 1950er Jahre orientiert. Stattdessen muss ein ZuschauerInnen-Parlament her, das für eine echte Mitbestimmung der Gebührenzahler sorgt. Aber ach! vermutlich sind die Zeiten vorbei, in denen das Wünschen noch geholfen hat.

 

Eine Lanze für Markus Lanz?


31 Jan
Markus_Lanz WikiCommons

Markus Lanz, Foto: WikiCommons

Soll man nun eine Lanze für ZDF-Moderator Markus Lanz brechen? „Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr“ fordert eine Online-Petition, über die schon allerhand im Internet und in der Presse zu lesen war. Um was geht es: Markus Lanz hat in der nach ihm benannten Sendung die Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht zu Gast und sich ihr in offenbar unbotmäßiger Form verbal genähert. Nun müsste doch eigentlich der sonst für seinen ranschmeisserischen und völlig unkritischen Moderationsstil bekannte Lanz belobigt werden (und das hatte er vermutlich auch im Sinn), aber das Gegenteil ist der Fall: Über 200.000 Unterzeichner fordern offen den Rausschmiss des vom Kompromiss- zum Kommiss-Moderator gewandelten Lanz. Ist zu dieser Affäre schon alles gesagt? Ja, aber nicht von mir. Denn neben dem konkreten Anlass verweist die Diskussion auf drei wichtige Ebenen, auf denen die Mediengesellschaft gerade in einem massiven Transformationsprozess steht: Das betrifft erstens die Rolle des Journalisten, zweitens das Internet als Forum der “Mitmach-Demokratie” und drittens die Frage, was der öffentlich-rechtliche Rundfunk damit noch zu tun hat. (mehr …)

Wieviel Sport gucken Zuschauer im TV?


24 Okt

ARD_TatortkostenJa, wieviel Menschen gucken Sport im Fernsehen? Und wieviel Sport läuft da eigentlich? Und was kostet der Spaß? Das sind Fragen, auf die es künftig Auskunft geben soll im Rahmen einer neuen Transparenz-Offensive der ARD. Aber das eine sind die Zahlen, die veröffentlicht werden. Das andere ist, was JournalistInnen daraus machen. Zum Beispiel die Medienexperten des Fachdienstes DWDL. Die interessierten sich dafür, wieviel Sport eigentlich in der ARD geguckt wird und welche Sportarten dabei besonders gut abschneiden. Das Ergebnis ihrer Recherche klang dann so:

Knapp 20 Prozent der Zeit, die ein Zuschauer Das Erste sah, entfiel dabei auf den Sport. Dass der Fußball den größten Anteil an der Sportberichterstattung einnimmt, ist wenig überraschend: Von 444 Stunden Live-Sport im Jahr 2012 entfielen immerhin 97 Stunden auf den Fußball. Die Wintersport-Berichterstattung machte 158 Stunden aus, für die sonstigen Sportarten blieben 188 Stunden übrig.

Wenn Fußball 97 Stunden in der ARD lief und Wintersport 158 Stunden, was hat dann den größten Anteil? Jedenfalls nicht der Fußball, wie DWDL behauptet. Zählt man alle Stundenlängen der Übertragungen der hier genannten Sportarten zusammen, kommt man übrigens auch nicht auf die angeführte Gesamtzahl von 444 Stunden. Vielmehr ist eine Stunde abhanden gekommen. Oder sie dreht eine Strafrunde beim Biathlon.

Also: Neue Kosten-Transparenz bei der ARD, dafür weniger Zahlen-Transparenz bei DWDL.

iPad-Panne bei BBC: Rückkehr zum Papier?


20 Sep

BBC-Reporter Simon McCoy stand vielleicht ein bisschen neben sich, auf jeden Fall griff er kräftig daneben: Statt des bereitliegenden iPads griff der Nachrichtensprecher sich einen Packen Kopierpapier und moderierte mit dieser Ausstattung die BBC News an. Dabei ging es in seiner Moderation ausgerechnet um Ausnüchterungszellen:

http://youtu.be/8MouaeygJe4

In den sozialen Netzwerken gehen die Meinungen über den ungewöhnlichen Auftritt auseinander: Die einen begrüßen die Rückkehr zu analogen Medien wie dem Papier. Andere machen sich eher lustig über die „Mutter aller öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten“:

Ipad_Twitter

Der Fernsehblog der Süddeutschen Zeitung verweist darauf, dass dies nicht die erste Panne von McCoy live im Fernsehen sei. Erst im vergangenen Jahr sei er mit dem Kopf vom Studiotisch hochgeschreckt, als ob er gerade ein Nickerchen gemacht hätte.

Im Live-Geschäft des Fernsehens kommt es immer mal wieder zu Pannen. Besonders interessant, da im deutschen Wahlkampf ja gerade eine Stinkefinger-Diskussion uns im Atem hält, ist der Fall des BBC-Wetteransagers Tomasz Schafemaker, der unversehens eben jenen gestreckten Mittelfinger auspackte, als er eigentlich mit seiner Moderation beginnen sollte:

Fernsehen ist nur noch Grundrauschen


29 Aug
Bild: O. Meier-Sander/pixelio

Bild: O. Meier-Sander/pixelio

Der „second Screen“ verdrängt den „first Screen“: Laptops, Smartphones oder Tabletcomputer, die parallel zum laufenden Fernsehprogramm genutzt werden („second Screen“) verdrängen zusehends den „first Screen“, also den Fernseher selbst. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Unternehmensberatung Fittkau & Maaß gekommen. „Mittlerweile hat die deutliche Mehrheit der deutschen Internet-Nutzer – 56 % – beim Fernsehen einen zweiten Bildschirm vor Augen“, stellen die Unternehmensberater fest.

Dabei sei die Aufmerksamkeit für die parallel zum Fernseher genutzten Geräte um 25% höher, wird in der Studie weiter behauptet. Unternehmensberater Sebastian Schömann wird im Branchendienst Meedia so zitiert: „Der Fernseher liefert oft nur noch das Grundrauschen im Hintergrund, aber die Aufmerksamkeit gilt dem Smartphone oder Tablet.“

Das schlechteste Interview des Jahres


30 Jul

fox-news-logoDer US-amerikanische Fernsehsender Fox fällt nicht gerade durch politische Ausgewogenheit oder Umsicht bei Formulierungen auf. Jetzt hat sich aber eine Moderatorin der Fox News-Sendung einen peinlichen Auftritt erlaubt, der Rückschlüsse darauf zulässt, wie wenig journalistische Recherche oder Vorinformationen vor Interviews geschätzt sind. Anchorwoman Lauren Green interviewte live den Religionswissenschaftler und Buchautor Reza Aslan. Der hat gerade ein Buch über Jesus veröffentlicht: „Zealot: The Life and Times of Jesus of Nazareth“. Frau Green zeigte sich überrascht, dass ein gläubiger Moslem ein Buch ausgerechnet über Jesus schreibe. Autor Aslan glaubte, ihre Zweifel dadurch vertreiben zu können, dass er darauf hinwies, Professor für allgemeine Religionswissenschaft zu sein, eine Doktorarbeit über das Neue Testament geschrieben zu haben und fließend Altgriechisch verstehe, also die Sprache des Evangeliums. Indes die Fox-Fernsehjournalistin interessierte das alles überhaupt nicht. Im Gegenteil verstieg sie sich zu der Behauptung, Reza Aslan verschweige seine Zugehörigkeit zum Islam. Das klingt schon fast nach Verschwörungstheorie. Der Religionswissenschaftler konterte: „Ma’am, auf der zweiten Seite meines Buches steht, dass ich ein Muslim bin. In jedem einzelnen Interview, das ich jemals im Fernsehen oder gedruckt gegeben habe, ist erwähnt, dass ich ein Muslim bin“.

Schlecht vorbereitete Moderatoren sorgen immer mal wieder mit verpatzten Interviews für Aufmerksamkeit. Im vergangenen Jahr wurde ein Gespräch von NDR-Moderator Hinnerk Baumgarten mit der Schauspielerin Katja Riemann zum Youtube-Hit. Die Schauspielerin bemerkte anschließend: „Es ist irre lustig, wenn ein Moderator zwischen den Gesprächen sich in der Kamera spiegelt und laut äußert, wie geil er aussieht …“

Für den Branchendienst Meedia handelt es sich beim Ausrutscher von Fox-Frau Lauren Green um das „peinlichste Interview des Jahres“. Bedenklich ist nicht nur die schlechte journalistische Arbeit. In einer Live-Situation gerade im hektischen News-Geschehen kann das immer mal wieder vorkommen. Aber die Nachfragen der Anchor-Frau weisen auf einen unverhohlenen Ethnozentrismus und erhebliche Vorurteile gegenüber Menschen mit anderen religiösen Ansichten hin. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass Laren Green selbst „Farbige“ ist. Reza Aslan kann ganz entspannt bleiben: Nachdem die Geschichte mit dem verkorksten Fox-Interview im Internet hochkochte, kletterte seine Neuerscheinung auf Platz 2 der Bestsellerliste der New York Times.

Griechenland: Erster öffentlich-rechtlicher Rundfunk wird geschlossen


12 Jun
Letzte Zuckungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (Screenshot)

Letzte Zuckungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (Screenshot)

Auch im EU-Staat Griechenland gab es einen öffentlich-rechtlichen Rundfunksender, der mit Gebühren finanziert war. Gab. Denn die griechische Regierung hat beschlossen, diese Rundfunkanstalt abzuschaffen, und sie hat auch sogleich Nägel mit Köpfen gemacht: Um 0:00 Uhr ließ sie Sendebetrieb des ERT (Ellenike Radiophonia Kai Teleorasi) einstellen, Polizei soll vor verschiedenen ERT-Gebäuden in Stellung gegangen sein, um Unruhen zu verhindern.

Ein in der europäischen Rundfunkgeschichte einmaliger Vorgang. Selbst zu Zeiten der griechischen Militärdiktatur Anfang der 1970er Jahre sendete der öffentliche Rundfunk weiter, wenn auch mit zweifelhaftem Programm, wie der Branchendienst DWDL kommentiert.

Regierungssprecher Simos Kedikoglou begründete die Abschaltung mit der „unglaublichen Verschwendung“ des Staatsrundfunks. Dabei hat der Sender einen relativ bescheidenen Etat von 300 Millionen Euro und schätzungsweise 2500 bis 2900 MitarbeiterInnen. Zum Vergleich: Der Westdeutsche Rundfunk Köln hat einen Etat von 1,7 Milliarden Euro sowie ca. 4.900 feste und 20.000 freie Mitarbeiter.

Mogens Blicher-Bjerregård, Präsident der European Federation of Journalist – des größten europäischen Journalistenverbands, sagt zur ERT-Schließung:

„Diese Pläne sind einfach absurd. Es wird ein schwerer Schlag für die Demokratie, den Pluralismus in den Medien und den Journalismus als öffentliches Gut in Griechenland sein, und damit den Bürgern ihres Rechts auf ehrliche, besonnene und unvoreingenommene Informationen berauben. Aber es bedeutet auch den Verlust von vielen Arbeitsplätze für Journalisten im ganzen Land“.

Aus Solidaritätsgründen hat auch der private Rundfunk in Griechenland gestern Abend für einige Stunden das Programm eingestellt. Der spanische Rundfunk hat ebenfalls zu Solidaritätszwecken einen eigenen Kanal zur griechischen Rundfunkkrise im Internet gestartet.

Die griechische Regierung will unter neuen Vorzeichen eine neue Rundfunkanstalt gründen, mit deutlich weniger Mitarbeiterinnen. Hierzu gibt es aber noch keine detaillierten Pläne. Hintergrund der Rundfunkschließung ist die Eurokrise in dem südeuropäischen Land. Die griechische Regierung hat sich vorgenommen, in diesem Jahr 4.000 Staatsbedienstete zu entlassen. Bis Ende 2014 sollen weitere 14.000 gehen.

Küppersbusch im „Tagesschaum“: Mehr Schaum als Traum


12 Jun

kueppersbusch tagesschaumDie Besenkammer der Produktionsfirma probono, deren Eigentümer Friedrich Küppersbusch ist, musste als Aufnahmestudio reichen für die mit viel Vorschusslorbeeren ausgestattete erste Ausstrahlung der WDR-Sendung „Tagesschaum“. Produzent und Moderator: Friedrich Küppersbusch. Eine nackte Neonröhre, eine nackte Wand, die lediglich mit ein paar Spickzetteln dürftig bekleidet ist, und ein „Sozialkundelehrer ohne Haare“, wie sich Küppersbusch selber nennt, müssen als Ausstattung reichen. Mehr Understatement geht nicht. Dass auch die Sportsendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ in ähnlichem Outfit daherkommt, lässt den „Tagesschaum“ nicht gerade sehr innovativ aussehen.

Und, wie war’s? Ging so. Zehn Minuten Monolog des merkwürdig heiseren Küppersbusch waren weniger als das, was selbst seine Fans erwartet haben dürften. Statt Einspielfilmen, einst die große Stärke des Küppersbusch-Formats „ZAK“, gab es Slideshows und Bilderstrecken, die ebenfalls ausschließlich vom Moderator aus dem Off besprochen wurden. Rubriken (z.B. „irgendwas mit Hitler“) wurden stereotyp mit der Redewendung „worauf Sie schon lange gewartet haben“ angekündigt, nur um zu merken, dass man nicht wirklich darauf gewartet hat. Was bleibt, war eine in Teilen kabarettistisch angehauchte journalistische Rede auf mittlerem Wortspielniveau. Auch das reicht, um Küppersbuschs „Tagesschaum“ im Einerlei des deutschen Fernsehens zum einem herausragenden Beispiel des Politjournalismus zu machen. Das sagt allerdings mehr über den Politjournalismus und das deutsche Fernsehen als über die Qualitäten dieser Sendung. Küppersbuschs größte Stärke konnte er aufgrund der Beschränkungen dieses Formats gar nicht ausspielen: Seine kongenialen Interviews. Bis zur Bundestagswahl im September will der WDR den „Tagesschaum“ weiter ausstrahlen. Es steht zu wünschen, dass man dem einsamen Moderator noch Gäste ins Studio geschafft werden, an denen er sich reiben und abarbeiten kann. Dann könnte diese Sendung wirklich ein Erfolg werden. Und noch ein letzter Tipp: Friedrich, trink‘ ein Glas heißen Tee vor der Aufzeichnung!

Raab soll Tagesthemen moderieren!


04 Jun
Fernsehjournalist Stefan Raab (Foto: Wikimedia)

Fernsehjournalist Stefan Raab (Foto: Wikimedia)

Nachdem der Tagesthemen-Moderator Tom Buhrow zum neuen WDR-Intendanten erkoren wurde, hat das journalistische Flagschiff der ARD ein Problem mehr: Es sucht einen neuen Moderator. Zwar hat der NDR, der die Tagesthemen in Hamburg veranstaltet, bereits Aushilfsmoderator  Ingo Zamperoni vorgeschlagen. Doch nach den überaus komplizierten und für Außenstehende kaum einsichtigen Proporzregeln innerhalb der ARD hat für den Posten der WDR Köln das Vorschlagsrecht, und der möchte einen Kölner Kandidaten und nicht einen von der Waterkant.

Was ist da naheliegender, als den versierten Fernsehmoderator Stefan Raab zum neuen Tagesthemen-Moderator zu machen. Folgendes spricht für Raab:

1. Stefan Raab ist Kölner: Er hat zum Beispiel auch eine eigene Karnevalssitzung erfunden;

2. Stefan Raab hat eine abgeschlossene Berufsausbildung (Metzger, Abschlussnote: sehr gut), was ihn von einem Großteil der öffentlich-rechtlichen Journalisten unterscheidet;

3. Stefan Raab ist recht medienerfahren (eigene Sendung bei einem Fernsehsender etwas weiter hinten auf der Fernbedienung);

4. Stefan Raab hat Erfahrungen mit dem öffentlich-rechtlichen System: Anfang der 1990er Jahre komponierte er Werbejingles unter anderem für das ARD Morgenmagazin; er entwickelte außerdem für den siechen ARD-Vorentscheid zum Eurovision Song Contest das Format Unser Star für Oslo;

5. Stefan Raab ist ein erfahrener Polit-Talkshow-Moderator: Mit der Sendung Absolute Mehrheit schaffte er es, auch unterhaltungsverdrossene Zuschauer wieder für den Privatsender Pro7 zu gewinnen;

6. Stefan Raab kann das, was auch die Tagesthemen auszeichnet: In 30 Minuten die Welt nicht verständlich machen;

7. Stefan Raab ist mit den Großen dieser Welt auf Du und Du (Jürgen Drews, Lena Meyer-Landshut, Moses Pelham);

8. Stefan Raab würde auch die jüngeren Zuschauer (also unter 60) wieder für die ARD begeistern (Altersdurchschnitt der ARD-Zuschauer: 61 Jahre).

Wenn auch DU möchtest, dass dieser fähige junge (46) deutsche Fernsehjournalist die wichtigste Nachrichtensendung des Landes moderiert, dann schreibe an rundfunkrat@wdr.de oder poste etwas hier im Blog. Ich werde alle Zuschriften an die entscheidenden Schalthebel weitergeben.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter