In der Wochenzeitung Die Zeit unterhalten sich Ex-Tagesthemen-Moderator Wickert und der aktuelle Heute Journal-Chef Kleber über die „Tagesschau“. Die hat sich nach Ansicht von Kleber überlebt. Schon der Ausdruck „Tagesschau-Sprecher“ sei ein Archaismus:
“Wir sind keine Sprecher. Wir kommen aus dem Journalismus. (…) In der Tagesschau wird lediglich (sic!) ein Text vorgetragen, den die Redaktion verfasst hat.”
Dass die „Tagesschau“ deswegen am Ende sei, kann Klaus Kleber nur recht sein, ist sie doch die direkte und womöglich einzige Konkurrenz seiner eigenen Nachrichtensendung. Andererseits würde Herr Kleber es sich vermutlich verbitten, wenn ARD-aktuell-Chef Kai Gniffke sich solcherart despektierlich über sein eigenes Produkt, das Heute Journal, äußern würde. Dennoch konnte Gniffke es sich nicht verkneifen, im Tagesschau-Blog das Thema aufzugreifen:
„… so lange ich Verantwortung in diesem Laden trage, bleibt die Tagesschau eine Sprecher-Sendung, weil ich sicher bin, dass die Menschen die knackige Viertelstunde um 20 Uhr schätzen, ohne Emotionalisierung und lange Interviews. Knack und Back sagen, was aus unserer Sicht heute für dieses Land von Bedeutung war. Das ist Tagesschau.“
Was, du gute Güte, meint Herr Gniffke bloß mit „Knack und Back“? Dass die „Tagesschau“ aufgewärmt werden muss? Dass sie eigentlich ein zäher Teigklumpen ist, der nur durch schnelles Erhitzen halbwegs genießbar wird? Dass die Frühstücksgebäck-Industrie die Sendung sponsort? Nicht jede Anbiederung an eine vermeintlich lockere Jugendsprache oder Szenejargon trägt wirklich zur Klärung von Sachverhalten bei. Zumal: Ich kenne weder eine Jugendszene, noch sonst eine Subkultur, in der Knack-und-Back-Brötchen als besonders trendig gelten. Knack-und-Back, das ist doch eher irgendwie von gestern. Also hat die Tagesschau sich doch überlebt?