Was der Branchendienst Meedia da nachrecherchiert hat, lässt einen Einblick in die Arbeitsweise eines Privatfernsehsenders zu:
Bei der Real-Life-Doku „Vermisst“ bei RTL sucht Moderatorin Julia Leischik Woche für Woche mit großem Aufwand vermisste Personen. In der jüngsten Folge fahndete sie in den USA nach der Enkelin einer deutschen Rentnerin. Nach vielen Tagen der Recherche kam es zur tränenreichen Zusammenführung. Weniger emotional, dafür bedeutend unkomplizierter aber auch weniger dramatisch hätte man die „Vermisste“ Bianca Jean Albertson im Internet finden können. Sie steht mit ihrem vollen Namen bei Facebook.
Recherche ist im Journalismus das eine, die Inszenierung der Recherche das andere. „Scripted Reality“ ist die neueste und viel kritisierte Mode bei den sog. Doku-Serien. Sie sind nur scheinbar „dokumentarisch“, in Wahrheit agieren Laiendarsteller nach einem vorgefertigten Drehbuch („Script“). Was wir bei „Vermisst!“ erleben, ist „scripted journalism“:
Der Name der verlorenen Enkeltochter von Rentnerin Gisela war von Anfang an bekannt: Bianca Jean Albertson. Während sich im TV Julia Leischik mit ihrem Team ins Flugzeug setzte und nach Omaha flog, um sich dort auf Polizeistationen und Binnenwerften umzuhören, gab Denise Rubino, Social Media Contextmanagerin beim Media-Netzwerk Vivaki, zuhause den Namen spaßeshalber bei Facebook ein. Und siehe da: Die „vermisste“ Bianca Jean steht mit ihrem vollen Namen im weltweit größten Sozialen Netzwerk. Es gibt sogar nur einen einzigen Suchtreffer mit diesem Namen. Einfacher geht’s kaum.
Also, Qualität sieht anders aus.