Archive for the ‘KStA’ Category

Nicht zutreffende Treffer


18 Okt

Einem Revolverblatt wie dem Kölner Stadtanzeiger möchte man wenigstens eine gewisse Treffsicherhet zugestehen. Allein, die Verhältnisse, sie sind nicht so. Unter der Überschrift „Die Mutlosigkeit der TV-Macher“ steht in der Freitagsausgabe vom 17. Oktober 2008:

„Marcel Reich-Ranickis Kritik triff zwar die Richtigen, ist aber dennoch nicht ganz zutreffend“.

Wie nun? Trifft er oder trifft er nicht? Wenn sie nicht zutreffend ist, trifft sie gar keinen, weder den Richtigen noch den Falschen. Wenn sie zutreffend wäre, würde sie irgendwen treffen, ob richtig oder falsch sei dahingestellt. Doch soviel Treffsicherheit ist von den Revolverblatthelden der Kölner Tageszeitung nicht zu erwarten. Was lehrt uns das? Wer schießwütig ist, ist deswegen noch lange nicht zielsicher. Da kann der Kölner Stadtanzeiger von MRR noch einiges lernen.

Wenn die Schwindler vom Kölner Stadtanzeiger schwindeln, bis einem schwindelig wird


13 Okt

Entgegen dem landläufigen Vorurteil lassen Äpfel und Birnen sehr wohl sich vergleichen. Auch Kreti und Pleti kann man vergleichen. Oder Hinz und Kunz. Alles, was vonnöten ist, das ist ein tertium comparationis. Rote Äpfel können zum Beispiel schöner sein als grüne Birnen. Kreti kann intelligenter sein als Pleti. Hinz kann besser Deutsch können als Kunz. Wenn allerdings Kreti und Pleti oder Hinz und Kunz beschließen, eine deutsche Tageszeitung zu machen, wiewohl sie doch mit der deutschen Sprache schon so arg auf dem Kriegsfuß sind, dann kommt vermutlich so etwas wie der Kölner Stadtanzeiger dabei heraus. Da wird verglichen und kompariert, was das Zeug hält und der Sprachrevolver hergibt, und der Sinn und der Verstand bleiben auf der Strecke:

„Die Kurse stürzen noch schwindelerregender in die Tiefe als die Absatzzahlen“. (KStA vom 11./12. Oktober 2008)

Ich möchte es hier nochmals ins grammatische Stammbuch schreiben, auch wenn ich davon ausgehen muss, dass, wer so schlecht schreibt, auch im Lesen nicht recht bewandert sein wird: Adjektive lassen sich zwar grundsätzlich komparieren, also steigern. Aber das heißt nicht, dass alle Adjektive komparierbar sind. Im Gegenteil solche, die etwa Zustände, Gefühle, Stimmungen beschreiben, sind regelmäßig nicht oder nur unter sprachlicher und intellektueller Verrenkung komparierbar. Maria kann nicht schwangerer sein als Magdalena, sondern sie ist es eben oder nicht. Mit dem Schwindel verhält es sich doch ähnlich: Entweder ist etwas schwindelerregend oder eben nicht. „Noch schwindelerregender“: Das drückt zwar den ganzen Krampf deutscher Tageszeitungs-Redakteure aus, in ihrem wirren Sensationalismus immer noch eine Steigerung und noch eine Erregung hinzuzufügen. Aber was dabei nur größer und größer wird, ist allein der Schwindel, der da mit der deutschen Sprache getrieben wird. Und das ganz ungeachtet der Frage, wer da eigentlich wem Schwindel erregen soll, ob den Kursen schwindelig wird oder der Tiefe oder den Absatzzahlen oder ob der ganze Satz vielleicht, Komparativ hin oder her, schwindelerregender Blödsinn ist. Noch eines kann man den schreibenden Kretis und Pletis vom Kölner Stadtanzeiger da ins Stammbuch schreiben: Wer in die Tiefe stürzt, ist in der Regel auf den Kopf gefallen. Na denn gute Besserung.

Der Kölner Stadtanzeiger – Ein Revolverblatt


13 Okt

Wie unter dem Deckmäntelchen einer regionalen Tageszeitung ein veritables Revolverblatt sich herausgeben lässt, dafür ist der Kölner Stadtanzeiger ein gutes Beispiel: Wenn kleine Räuberpistolen als seriöse Nachrichten daherkommen und Sex-and-Crime-Geschichten das journalistische Zentrum der Lokalberichterstattung ausmachen, ist die Revolverblättrigkeit wohl kaum noch von der Hand zu weisen. Die heutige erste Seite des Lokalteils dieser Zeitung enthält gar überhaupt nichts anderes als solche kleinen kriminellen Häppchen für zwischendurch:

„Zeuge stellt Autoknacker“
„Tankstelle überfallen“
„Mit Messer bedoht“
„Feuer in Vingst“
„Raubüberfall auf Juwelier“

Gipfel dieser journalistischen Demütigkeit, die als seriös nicht mehr kenntlich, als humorig aber zu unfreiwillig daherkommt:

„Polizeihund schnappt Wurstdiebe“

Eine Redaktion, die wirklich der Meinung ist, aus einer Stadt wie Köln, immerhin eine Millionenstadt, sei anderes nicht berichtenswert, sollte ernsthaft überlegen, ob die Herausgabe eines Lokalteils noch ins Kerngeschäft der Herausgeberschaft gehört. Für den Bettel, an den eine Journaille ökonomisch gerät, wo sie ihn journalistisch längst erreicht hat, gibt es ja vielleicht den einen oder anderen Wurstzipfel. Man ist da mit den entsprechenden Polizeihunden im Gespräch.

Wenn der Kölner Stadtanzeiger glaubt zu wissen


12 Sep

Glauben und Wissen sind gemeinhin Sphären, die sich auszuschließen pflegen. Nicht so beim Kölner Stadtanzeiger. Der dichtet in seiner Ausgabe vom 11. September:

„Der Erzbischof kritisierte das mangelnde Glaubenswissen von TV-Moderatorin Sandra Maischberger“.

Wo Glauben zu Wissen wird, da wird Journalismus zu dem, was der Kölner Stadtanzeiger daraus gemacht hat. Wer’s glaubt, wird selig.

Wie der Kölner Stadtanzeiger die Stimmung anheizt


10 Sep

Wenn eine religiöse Gruppierung beschließt, sich ein Gotteshaus zu bauen, interessiert das in der Regel keinen Menschen (außer die Mitglieder dieser Gruppierung vielleicht). Nicht so in Köln. Da ist der Bau einer Moschee im Stadtteil Ehrenfeld Dauerthema. Nun hat der Stadtrat nach langen Diskussionen dem Bau zugestimmt, und man könnte meinen, dass es nun endlich ruhig werden könnte. Aber da hat man die Rechnung ohne die Rechnungsstelle des M. Dumont Schauberg-Verlags und seines Zentralorgans, des Kölner Stadtanzeigers, gemacht, der mit der künstlichen Beatmung des überbeanspruchten Themas weiter Kasse machen möchte:

„Moscheebau – die Debatte geht weiter“

Schon der Anfang der Debatte war von diesem Lokalblatt initiiert: Im hauseigenen Internet-TV-Channel ließ man den offenbar von Altersverwirrtheit gekennzeichneten Ralf Giordano sich öffentlich bloßstellen und über den Moscheebau herziehen. Seither hyperventilieren die verantwortlichen Redakteure des Blattes mit Blick auf die Auflage, die sich offenkundig steigern lässt, wenn man die Kirche nicht im Dorf lässt und dafür dem ausländerfeindlichen Pöbel ein Podium bietet. In der verlegerischen Verwertungskette darf die Buchauskopplung natürlich nicht fehlen, und so lässt man im Kölner Kiepenheuer & Witsch-Verlag „Der Moscheestreit – Eine exemplarische Debatte über Einwanderung und Integration“ erscheinen, herausgegeben vom Chefredakteur des Kölner Stadtanzeigers, einem Ex-Kommunisten. Und am 16. September will man im hauseigenen „studio dumont“ eine Podiumsdiskussion veranstalten, zu der man der erwartbaren gelehrten Betroffenheits-Quadriga auch noch einen „Barino B., Ex-Islamist“ hinzugesellt, um den Gruselfaktor zu erhöhen. Exemplarisch ist an der Debatte allerdings vor allem eins, nämlich das Verhalten einer Lokalpresse, die dabei ist, den letzten Rest eines guten Rufes, den sie nicht besitzt, auch noch zu verspielen.

Schlagzeilen, die den Namen verdienen


08 Sep

Schlagzeile mit Schlagzahl im Kölner StadtanzeigerHeute hat der Kölner Stadtanzeiger sich buchstäblich überschlagen. Die Schlagzeile, die den Lesern präsentiert wird, mutiert in den Plural und demonstriert, dass Schlagzeile auch mit Schlagzahl zu tun haben kann.

Kafka hätte es gefallen – Duden auch?


08 Sep

Ach, was muss man oft von bösen/Zeitungsleuten hören oder lesen!
Zum Beispiel im Kölner Stadtanzeiger/Onlineausgabe das hier:

„Jenny Erpenbeck, Reiner Stach und Sasa Stanisic wurden im Wallraf-Richartz-Museum mit dem des Doderer-Literaturpreis geehrt.“

Wie bei Kafka fragt man sich auch bei dem des Autoren dieser diesen Zeilen: Was wollte der die Autor uns eigentlich damit sagen? Nun gut, Kafka hätte es gefallen. Aber Konrad Duden auch?

Glasklar: Der Kölner Stadtanzeiger


03 Sep

Bescheidenheit ist keine Zier, die dem Kölner Stadtanzeiger und der herausgebenden Familie zur Ehre gereicht, und das ist angesichts der publizistischen und sprachlichen Fertigkeiten, an denen das Blatt täglich scheitert, schon bemerkenswert. So liegt der heutigen Ausgabe eine Anzeigen-Sonderveröffentlichung bei, die in aller Bescheidenheit dem 10-jährigen Bestehen des neuen Firmensitzes in Köln-Niehl gewidmet ist.
Was sofort ins Auge springt, ist, dass in dem 24-seitigen Beiblatt nur 5 Fotografien von Mitgliedern der Herausgeber-Familie sind, was von so manchem regulären Lokalteil des Blattes locker getoppt wird. Ebenso augenfällig, dass man nichts unversucht lässt, einen, wenn auch sehr bemühten, Zusammenhang zwischen der gläsernen Architektur eines Bauwerks und einer vorgeblichen Transparenz im Redaktionsalltag zu konstruieren. In Stadtanzeiger-Prosa kling das dann so:

„Es ist hell hier. Eine Aussage, die in dieser Grundsätzlichkeit lange nicht für jedes Bürogebäude gültig ist. Im Neven Dumont Haus aber sind dunkle Büros Mangelware“.

Schön, dass man’s hell hat. Aber man würde der Zeitung auch helle Köpfe wünschen. Dunkelheit herrscht zwar nicht in den Büros, düster aber sieht’s aus mit der Beherrschung der deutschen Sprache. Wie sonst käme es zu Unglücksfällen wie dem folgenden:

„Interviewpartner aus der bunten Welt der Stars und Sternchen genießen die überall zu spürende Medienatmosphäre und den direkten Draht zu vielen Ansprechpartnern“.

Wenn Sternchen den Draht genießen, wünscht man ihnen, dass es sich nicht um Stacheldraht handle. Und wenn sie auf Draht sind, dann kommen sie ja vielleicht sogar in Joggingschuhen vorbei, denn:

„Einmal im Jahr ist das Neven Dumont Haus das Ziel besonderer sportlicher Leistungen. Wenn tausende Läufer des Köln Marathons am Haus vorbeieilen, dann wissen sie, dass sie hier besonders kräftig angefeuert werden“(.)

Wie jetzt? Ist das Neven Dumont Haus das „Ziel“ des Köln Marathons? Oder liegt es eher zufällig irgendwo neben der Strecke? Oder ist es einfach zum Laufen Gehen?

Gouverneurin geschönt?


02 Sep

Kann man eigentlich, wie es der Kölner Stadtanzeiger in seiner heutigen Ausgabe behauptet, eine amerikanische Gouverneurin dadurch schönen, dass man ihre Mitwirkung an Schönheitskonkurrenzen verschweigt? Das nur nebenbei. Denn eigentlich wollte ich auf unschöne Randerscheinungen dieser Meldung hinweisen.

Ein unbekannter Autor hatte Daten über die Gouverneurin von Alaska vor ihrer Ernennung durch den republikanischen Präsidentschaftskandidat (sic!) John McCain zu seine (sic!) Vizekandidatin massiv geschönt. (KStA 02.09.2008)

Bei so viel Präpositionen kann man im Fall der Fälle mit den Fällen der deutschen Sprache schon mal durcheinander kommen. Gut, dass es nur um Amerikaner geht.

KStA vom 2. September 2008

Stilwille im Kölner Stadtanzeiger


02 Sep

An sich ist ja zu loben, wenn eine Tageszeitung wie der Kölner Stadtanzeiger, der sonst in der Kulturberichterstattung sich durch nichts auszeichnet, als durch ihr Fehlen, des Geburtstages des großartigen Jazzpianisten Horace Silver annimmt. Dieser Wille zu gutem Stil wird allerdings getrübt durch die stilwidrige Behauptung:

… die Messengers wurden eine der stilbildendsten Combos des Jazz. (KStA 02.09.2008)

Dass ein Redakteur besagten Blattes mit dem Willen zum Stil schwanger ging, heißt schließlich auch noch nicht, dass er der schwangerste Schreiber seiner Zeitung sei. Stilbildend wird der Kölner Stadtanzeiger dadurch nicht, außer in schlechtem.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter