Archive for the ‘KStA’ Category

Kölner Stadt-Anzeiger: Kantersieg des 1. FC Köln ohne Kanter-Artikel


11 Dez

533PX-~1FC-Fans haben ja nicht ständig so viel Grund zur Freude: Weder was das aktuelle Spielgeschehen, noch was die Berichterstattung darüber im Kölner Stadtanzeiger angeht. An diesem Wochenende wäre es aber doch einmal so weit gewesen. Immerhin bezwingt der 1. Fc Köln mit 4:0 Toren den SC Freiburg. Nach dem Kantersieg hätte sich der FC doch auch mal einen Kanter-Artikel verdient. Doch den Kölner Stadtanzeiger berührt das wenig. In seiner Online-Ausgabe macht er daraus kurzerhand lediglich ein 2:0.

Nach dem Wechsel verflachte die ohnehin ereignisarme Partie noch ein wenig mehr. Die erste große Chance hatten die Freiburger, als Felix Bastians eine Flanke von Cisse aus kurzer Distanz neben das Tor setzte. Die Kölner fanden kaum noch ins Spiel, konterten aber wieder gut: Erneut auf Vorlage von Peszko gelang Podolski auf 14 Metern das 2:0. (dapd)

Eine Partie mit vier Toren (noch dazu ein spektakuläres Ecken-Tor) “ereignislos” zu nennen, ist schon eigentümlich. Aber den Artikel mit dem 2:0 enden zu lassen, wo doch das Doppelte gerade gut genug gewesen wäre, das ist ein echtes Eigentor. Dass hierbei offensichtlich von der Nachrichtenagentur dapd abgeschrieben wurde, kommt noch erschwerend hinzu: Kann denn der Kölner Stadtanzeiger nicht einmal mehr bei Heimspielen eines Kölner Fußballclubs mit Eigenberichten aufwarten? Da hilft nur eins: Auswechseln und zum Duschem schicken!

1. FC Köln feiert Kantersieg – Kölner Stadt-Anzeiger

Deutsche Sprache scheitert an Berlusconi


14 Nov

Der italienische Ministerpräsident ist am Wochenende vom Amt zurückgetreten. Der Kölner Stadtanzeiger berichtet über die Freudenfeiern in der römischen Innenstadt. Da heißt es:

Dann bricht der Römer Studentin die Stimme.

Vielleicht der „römischen Studentin“, vielleicht der „Studentin aus Rom“, womöglich sogar der „Rom-Studentin“: Aber bestimmt nicht der „Römer Studentin“. Und es bleibt zu hoffen, dass sie sich bei ihrer Brechung nichts gebrochen hat.

Zeitungen: Weglassen als Qualitätskriterium


09 Nov

Manchmal zeigt sich die Qualität einer Zeitung – oder eben auch die fehlende – darin, worüber sie nicht berichtet. So ist heute in der Kölnischen Rundschau folgender Artikel zu lesen:

KRundschau 11_2011

Die neue Haltestelle in der Kölner Südstadt kostet also 447.000 Euro mehr. Das ist sicherlich eine Menge Geld und deswegen von öffentlichem Interesse. Noch interessanter ist allerdings, worüber die Kölnische Rundschau nicht berichtet. Im Kölner Stadtanzeiger ist nämlich am gleichen Tag zu lesen:

Nächste Kostenexplosion im Zusammenhang mit der Nord-Süd-Stadtbahn: Der Fahrstuhl am Alter Markt soll nach der Umplanung 2,2 Millionen Euro mehr kosten. Im Gegenzug wird der in ein Gebäude integrierte Lift auch den Rathausplatz bedienen.

Dass also eine Haltestelle 2,2 Mio. Euro mehr kosten soll, hält die Kölnische Rundschau für nicht so berichtenswert wie die Tatsache, dass eine andere Haltestelle 447 Tsd. Euro mehr kosten wird. Schon eigenartig, was für Qualitätskriterien Zeitungen haben können.

Kosten-Explosion bei U-Bahn-Aufzug – Kölner Stadt-Anzeiger

Kölner Stadtanzeiger gebiert Gebärdensprache


21 Okt

Früher kam es ja häufiger vor (der Kölner Stadtanzeiger würde natürlich schreiben: „öfter“), dass Staatsoberhäupter in ihrer Amtszeit Kinder bekamen bzw. gebären ließen. Da waren Amtszeiten aber auch Lebensstellungen und Eheschließungen Staatsaffairen. Die Schnelllebigkeit der modernen Mediokratie hat den meisten gewählten Oberhäuptern einen Strich durch die Geburtenstatistik gemacht: Wer regiert, gebiert nicht. An diese Regel hält sich auch der Kölner Stadtanzeiger. Da lässt der französische Staatspräsident ein Kind gebären, und da die kreißende Mutter ein ehemaliges Fotomodel ist, haben wir den äußerst seltenen Fall, dass die Affaire tatsächlich eine Staatsaffaire wurde, die es selbst in zweitklassigen Zeitungen auf Seite 2 schafft. Dort ist jedenfalls zu lesen:

Baby kommt, Vatzer rettet die Welt
Während Nicolas Sarkozy nach Frankfurt muss, gebärt seine Frau Tochter Daliah

Während Ehemann Nicolas Sarkozy Europa ins Chaos stürzt, tut Carla Bruni ebendieses mit der deutschen Sprache. Gebärt sie wirklich oder gebiert sie besser? Das Wort gebären ist ein sogenanntes starkes Verb, was sich am Vokalwechsel in den Vergangenheiten zeigt: So heißt das Präteritum „sie gebar“ (und nicht: gebärte) und das Perfekt anerkanntermaßen „geboren“ (und nicht: sie hat gebärt). Schockierend, aber wahr: Dennoch erlaubt der „Duden“ neuerdings, neben diesen richtigen Formen im Präsens auch die schwache Form „sie gebärt“ zu sagen. Was für ein Sprachgebaren! Aber was man so alles sagen darf, das darf man deswegen noch lange nicht schreiben. Und auch wenn man im Reden über Geburtsvorgänge schwach werden darf, sollte man beim Drucken einer Zeitung doch stark bleiben: Carla Bruni gebiert ihre Tochter Daliah. Wer das ein starkes Stück findet, der kann ja zur Gebärdensprache übergehen. Und der stolze Papá könnte der gebärfreudigen Frau Mamá zur Geburt der Tochter Daliah ein paar Dahlien schicken.

Besser schlecht autofahren als schlecht rechnen


20 Sep

Ausschnitt: KStA vom 13.09.2011

Für den Leser des Kölner Stadtanzeigers ist der Fall klar: Autokennzeichen „BM“ (= Bergheim) steht für „bereifte Mörder“. „SU“ (=Siegburg) heißt „suche Unfall“. Und „EU“ (=Euskirchen) bedeutet „Esel unterwegs“. Doch die Statistik der deutschen Autoversicherer spricht eine andere Sprache, und da tut der Kölner Stadtanzeiger fraglos einen guten Dienst in Sachen Aufklärung: Alle ungeliebten Nachbarn liegen in bei den Autoversicherern besser als die Kölner Autofahrer. Doch kennt der Kölner sich offenbar im Autofahren ebenso wenig gut aus wie in Statistik. Denn die Begründung der Journalisten vom Kölner Stadtanzeiger lautet so:

Köln ist eine Millionenstadt mit sehr dichtem Verkehr. Da fahren eben viel mehr Autos als auf dem platten Land des Rhein-Erft-Kreises, also passiert auch mehr.

Das kann man statistisch so natürlich nicht stehenlassen: Der dichte Verkehr taugt nur als Begründung für ein Mehr an Unfällen in ganzen Zahlen, nicht aber prozentual. Bei einer Unfallwahrscheinlichkeit von, sagen wir: 10 % gäbe es dann beispielsweise am Tag auf dem Land 5 Unfälle und in der Stadt vielleicht 50. Das würde aber nichts an der Tatsache ändern, dass hier wie da 10 % der Autofahrer in einen Verkehrsunfall verwickelt wären. Da wären noch Zusatzannahmen nötig wie: Die Wahrscheinlichkeit von Auffahrunfällen ist bei dichtem Verkehr höher o.ä.

Quintessenz: Im Autofahren sind die Kölner genau so gut wie in Statistik. Armes Schutzblech!

Tiefhängende Hose beschädigt Sprache


05 Sep
Baggy Pants (Foto: Wikimedia)

Baggy Pants (Foto: Wikimedia)

Schon dumm gelaufen. Nicht aber für den Sänger einer Punkband namens „Green Day“, sondern für die, die unbesehen dpa-Meldungen nachdrucken:

Rockstar Billie Joe Armstrong (39), Frontmann der Punkband Green Day („Boulevard of Broken Dreams“), ist aus einem Flugzeug verwiesen worden – weil er sich geweigert hatte, seine tief sitzende Hose hochzuziehen.
(Bild.de)

Wie immer man diese Mode findet — immerhin tragen sich für progressiv haltende (Berufs-) Jugendliche ihre Hosen schon so geraume Zeit auf Halbmast, das der traurige Anblick beinahe als konservativ zu bezeichnen ist: Man wird — Hose hin, Hose her — nicht „aus einem Flugzeug verwiesen„, sondern bestenfalls „eines Flugzeugs verwiesen“. Agentur-Meldungen, egal wie bunt sie auch klingen, sollten eben nicht leichtfertig übernommen werden. Auch Tickernachrichten darf man redigieren, wenn man sich noch eine Redaktion leistet und der deutschen Sprache die Ehre erweisen möchte, die sie verdient. So schreibt der Spiegel völlig korrekt über den Hosenmatz:

Der Green-Day-Frontmann Billie Joe Armstrong musste deswegen ein Flugzeug verlassen.

Wer dpa-Meldungen nachdruckt und nicht verfälscht, wird mit Sprachkritik nicht unter zwei Duden bestraft. N-TV-Nachrichten greifen ebenfalls korrigierend in den Tatbestand ein:

US-Rocker Billie Joe Armstrong, Frontman der Punkband Green Day, ist im Streit um tief hängende Hosen von Bord eines Flugzeugs gewiesen worden.

Beim Kölner Stadtanzeiger dagegen ist „gut gemeint“ wieder mal nicht „gut gemacht“. Im Online-Artikel wird (anders als in der Printausgabe) korrekterweise aus „verwiesen“ ein „gewiesen“. Doch ach! die Überschrift lautet:

Hängende Hosen: Green Day-Rocker von Flugzeug verwiesen

Für so etwas gab es früher einen Verweis! Wenn einer sich elegant ausdrücken will und dabei stolpert, muss es eben nicht an der Hose liegen.

Kein Buch schreiben und damit berühmt werden


02 Sep

Kaum zurück aus dem Urlaub, muss man als Leser des Kölner Stadtanzeigers Folgendes um die Augen geschlagen bekommen:

„Auf dem Cover des zusammen mit dem Autor und Comedian Till Hoheneder geschriebenen Buchs sieht man eine angereifte Frau mit dickem blonden Haarschopf, die sich ganz offensichtlich des Lebens freut“.

Es geht um ein offenbar demnächst erscheinendes Buch der Kölner Komödiantin Gaby Köster. Interessant ist an dem zitierten Absatz so Einiges. Zu allererst mal die (vielleicht etwas triviale, aber dennoch bemerkenswerte) Feststellung, dass Buchautoren ihre Bücher heutzutage nicht mehr selber schreiben. Wenn es schon heißt „geschrieben zusammen mit“, kann man getrost davon ausgehen, dass vermutlich keine einzige Zeile von der (prominenten?) Person stammt, die werbewirksam auf dem Buchcover abgebildet ist. Schlimm für den armen echten Autoren ist aber nicht nur, dass eine andere die Meriten für diese vermutete literarische Großtat einheimst, sondern auch, als „Autor und Comedian“ bezeichnet zu werden. Wer sich so nennen lassen muss, ist doch ein ganz armes Würstchen.

Nicht nur Gaby Köster kann offenkundig nicht schreiben. Auch die Autorin des Kölner Stadtanzeigers hat ihre liebe Not mit der deutschen Sprache. Wie auch immer Gaby Köster auf dem Buchcover aussieht: „angereift“ ist sie mit Sicherheit nicht. Warum nicht? Weil es dieses Wort in der deutschen Sprache nicht gibt. Da ist dann auch schon egal, dass im Kölner Stadtanzeiger jemand über Bücher schreiben darf, die er selbst nicht gelesen hat. Das ist mir auch schon am eigenen Leibe (bzw. Buche) passiert. Denn das Buch ist nicht nur noch gar nicht erschienen. Auch der avisierte Verlag (Scherz) weiß auf seiner eigenen Website nichts von diesem Werk. Auch Amazon kennt diesen Buchtitel noch nicht. Folgerichtig hat der Stadtanzeiger als Abbildung aus einem Verlagsprospekt eine Seite abfotografiert. Fassen wir zusammen: Gaby Köster hat ein Buch nicht (selbst) geschrieben, das auch nicht veröffentlicht wurde, und der Kölner Stadtanzeiger hat damit mehr als eine halbe Seite gefüllt. Das ist schon eine Kunst.

Kölner Stadtanzeiger: Absturz als Dauerlauf


05 Aug

Wie geht das eigentlich? Folgendes ist heute im Kölner Stadtanzeiger zu lesen:

An den Börsen greift die Sorge vor einer erneuten Rezession um sich: Der Dax stürzte den siebten Handelstag in Folge ab.

 Mal völlig davon abgesehen, dass es korrekterweise „Sorge um“ und nicht „Sorge vor“ heißen müsste! Und dass Sorgen nicht „greifen“ können! Und auch völlig davon abgesehen, dass dieses „in Folge“ Gerede schlimmster Sportreporter-Sprech ist, der da schon nicht schön ist! Wie geht das eigentlich: Sieben Tage „in Folge“ abstürzen? Kam der Dax denn jeden Abend wieder auf die Beine, wenn er tags zuvor mal wieder abstürzte? Abstürzen ist doch einer dieser Vorgänge, die genau ein einziges Mal geschehen können. Auch Reinhold Messner kann nur ein einziges Mal vom Mount Everest abstürzen, aber bestimmt nicht sieben Mal „in Folge“. Eines steht fest: irgend jemand ist da ganz unten angekommen. Womöglich sogar der Kölner Stadtanzeiger selbst.

Algenpest: Erstunken oder erlogen?


03 Aug

Algen unterm Elektronenmikroskop (Wikimedia)

Pünktlich zur Ferienzeit und damit rechtzeitig fürs journalistische Sommerloch, das mit jedem auch noch so unausgegorenen Quatsch gefüllt werden muss, ist in der Bretagne die „Algenpest“ ausgebrochen. Lesen wir, was der Kölner Stadtanzeiger dazu schreibt:

Die Algen selbst sind nicht giftig, aber sie entwickeln beim Vermodern Gase.

So weit, so stinkig. Aber wie geht der Artikel unmittelbar im Anschluss weiter:

Einige Dutzend Wildschweine sollen inzwischen daran verendet sein.

Giftig sind die Algen also nicht, aber Tiere verenden doch daran!? Oder sind die armen Kreaturen am üblen Odor buchstäblich „erstunken“? Das wäre jedenfalls eine gute Antwort auf die Frage, warum so vieles in unseren Zeitungen erstunken und erlogen wirkt.

2 Siege = 1 Serie?


16 Feb

Wie ist das nun, wenn ein Fußballclub wie der sehr geschätzte 1. FC Köln zwei mal hintereinander seinen Gegner bezwingen kann? Herrscht hier wirklich schon das Gesetz der Serie?

„… Mit dem zweiten Sieg in Folge …“ (Kölner Stadtanzeiger)

„… gewann erstmals in dieser Saison zwei Spiele in Serie …“ (Welt online)

“ … erstmals in dieser Saison zwei Spiele in Serie … “ (taz)

Nun sagt man ja in Köln, zweimal sei Brauchtum, dreimal sei Tradition. Aber ist das Siegen wirklich schon Brauch, weil es zweimal hintereinander geschah? Dürfen wir von einer Serie reden, wo es um eine einmalige Wiederholung geht? Und was bedeutet das für die Zukunft? Ist der FC Köln jetzt zum Siegen verdammt, weil eine Serie nunmal eine Serie ist? Oder beherrschen die Journalisten ihr Handwerkszeug, die Sprache, einfach schlechter als Lukas Podolski & Co. das ihre, nämlich den Fussball? Tja, so kann es natürlich auch sein.

1. FC Köln fegt Mainz 05 vom Platz – Kölner Stadt-Anzeiger

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter