Archive for the ‘KStA’ Category

Zur Revolverblättrigkeit des Kölner Stadtanzeigers


28 Okt

Wer Zweifel an der Revolverblättrigkeit des Kölner Stadtanzeigers hegte, dem wurde mit der heutigen Ausgabe wieder Mores gelehrt. Die Aufmacherseite des Kölner Lokalteils suhlte sich wieder in Raub- und Mordgeschichten wie weiland Hamann mit dem Hackebeilchen.

Senior von Räubern verletzt

Frau die Tasche entrissen

Millionenverluste für Anleger

So lauten die Überschriften einer Zeitung, die sich ständig Mühe gibt, die eigene Heimatstadt mit der Bronx verwechseln zu machen. Dann kommt dazu natürlich noch der „Archiveinsturz“ und, vielleicht die schlimmste Räuberpistole, ein Verweis auf das neue Mottolied der Karnevalssängerin Marie-Luise Nikuta.

Wie nahe Zeitungmachen und Verbrechen sich stehen, dafür bot auch der Sportteil des Kölner Stadtanzeigers wieder ein Beispiel. Oder wie anders als kriminell kann man den Umgang mit der deutschen Sprache nennen:

Der Regionalligist aus Trier war chancenloser als es das Ergebnis aussagt.

Über den Kommafehler in diesem Satz wollen wir mal hinwegsehen.

Bolzen gegen Obama


10 Okt

Wer hat eigentlich Norbert Bolz gefragt? Der Kölner Stadtanzeiger hat es getan, wer denn sonst? Der Medienprofessor aus Berlin, dessen Medienbezug vor allem in der medialen Inszenierung der eigenen Person besteht, äußert sich in der Öffentlichkeit auch ohne Sachkenntnis gerne zu allen möglichen Sachen. Sein Eintreten für reaktionäre Positionen wie z.B. das Zementieren von Geschlechterrollen und sein intellektuell verbrämter Hass auf “Gutmenschen” gibt sich gar nicht erst den Anschein, argumentative Tiefe zu haben. Da ist er natürlich genau der Richtige, um die Entscheidung des Nobelkomitees zu kritisieren, das einem schwarzen US-Präsidenten den Friedensnobelpreis zuerkennt:

In Amerika hat Obamas Bild schon Risse bekommen. Das ist jetzt eine Art Solidaritätserklärung. Die Guten der ganzen Welt erklären sich mit ihm solidarisch gegen erste massive Zweifel an seiner messianischen Kraft.

Unverkennbar ist, dass Bolz zu jenen Kritikern der Elche zählt, die früher selbst welche waren. Ähnlich wie sein alter ego Peter Sloterdijk ist es ja Norbert Bolz, der in knitterigem Nietzsche-Adeptentum gerne einen Zarathustra-Tonfall anschlägt und in “messianischer” Weise mehr verkündet als erklärt und mehr raunt als argumentiert. Selbst wenn das auch auf Barak Obama zutreffen sollte (Zweifel sind erlaubt), gibt es doch einen gewichtigen Unterschied: Obama ist dabei nicht peinlich. Die Kritik, die der Frankfurter Sozialphilosoph Axel Honneth kürzlich in der Zeit an Peter Sloterdijk übte, ist da wie hier einschlägig:

… nur wenige mag es geben, die da nicht in ein Grübeln darüber verfallen, ob unsere demokratische Kultur nicht inzwischen einen Grad an Verspieltheit, an Ernstlosigkeit und Verquatschtheit erreicht hat, der ihren eigenen Ansprüchen Abbruch tut.

Das ist ja fast noch höflich formuliert. Denn das Kalkül, mit dem hier auf gedankenlose wie gewissenlose Art und Weise Ressentiment geschürt wird, ist ja nicht nur “verspielt” und “ernstlos”: Es ist auch gemeingefährlich. Dass Leute wie Sloterdijk und Bolz dann auch noch als Hochschullehrer staatlich besoldet werden, gibt einem zu denken.

Bolz-Interview im Kölner Stadt-Anzeiger

Die Wahrheit über den Sex


20 Sep

http___epaper.zgk Der Kölner Stadtanzeiger hat seinen Blick für das Große und Ganze entdeckt: Schon die gestrige Ausgabe irritierte mit der Ankündigung:

Alles über moderne Erziehungsirrtümer

“Alles”? Auf einer Doppelseite? Da pfeift die Sozialpädagogin, die 10 Semester darauf verwenden musste und als Mitarbeiterin des städtischen Jugendamts merkt, dass sie immer noch nicht alle Erziehungsirrtümer kennt. Und jetzt also auch noch “die Wahrheit über den Sex”. Da freut sich der Leser dieser Zeitung schon auf die nächsten Ratschläge: “Der Kosmos in 90 Sekunden” oder “Die Weltformel in einer Zeile”. Ein Hoch auf den modernen Ratgeber-Journalismus!

Die Wahrheit über den Sex – Kölner Stadt-Anzeiger

Zeitung und Sprache


14 Sep

Muss man eigentlich „gutes Deutsch“ können, um bei einer Zeitung sagen wir wie dem Kölner Stadtanzeiger arbeiten zu dürfen? Nein, selbstredend nicht. Im Fall des Kölner Stadtanzeigers muss man sogar gar kein Deutsch können. Sprache funktioniert bei diesem Blatt einfach anders, vor allem wenn es um Frauen geht:

„Naja, sagen wir so: Frauenfußball ist ein normaler Sport (…) , aber ohne keine emotionale Tiefe“.

Kölner Stadt-Anzeiger ist schneller dran


21 Aug

Heute im Kölner Stadtanzeiger wird über den Auftritt des Bundesfinanzministers Steinbrück vor einem Untersuchungsausschuss raisoniert:

“Die Opposition sucht nach Anhaltspunkten, die beweisen sollen, dass im Fall der HRE-Schieflage (…) die Alarmglocken im Finanzministerium doch schon frühzeitiger hätten läuten müssen …”

“Frühzeitiger”? So früh ist nur der Kölner Stadtanzeiger dran. Alle anderen kennen so ein Wort gar nicht.

Schlagzeilen – Nachrichten – Kölner Stadt-Anzeiger

Gewichtsverlust beim Kölner Stadtanzeiger


12 Aug

Eine Zeitung von Gewicht würde sicherlich anders schreiben. Eine Zeitung wie der Kölner Stadtanzeiger titelt in seinem „Magazin“:

Tägliches Wiegen bringt nichts

um dann nur wenige Zeilen darunter in einer Unterüberschrift festzustellen:

Tägliches Wiegen hilft

Da sage noch einer, der Stadtanzeiger habe nichts von Gewicht mitzuteilen!

Wochenendschicht beim Stadtanzeiger


03 Aug

Wer am Wochenende arbeiten muss, ist schlecht gelaunt, unwillig oder bei den Kollegen so unbeliebt, dass man ihn während der Woche einfach nicht ertragen kann. So sieht dann auch die Montagsausgabe des Kölner Stadtanzeigers aus. Dabei antwortete schon Karl Kraus auf den Einwand, es handle sich doch bloß um Tippfehler, sinngemäß, wer schludrig im Schreiben sei, der sei auch schludrig im Denken. So ist beispielsweise zu lesen:

Zusatzeinkünften können aber auch Durchschnittsrentner steuerpflichtig werden.

Man sollte Rentner besser behandeln. Dann könnte man auch die richtigen Leute in Rente schicken.

Wie man Fernsehen kritisieren kann – und wie nicht


16 Jun

Am letzten Samstag war es wieder so weit: das Fernsehgroßereignis, dass man so gerne vermissen würde, ging im Zweiten Deutschen Fernsehen wieder über die (Mallorca-) Bühne: “Wetten dass”.  Wie unterschiedlich man ein solches Format bewerten kann, zeigen am Montag die bundesdeutschen Printmedien. Für die Fernsehkritiker von dpa, abgedruckt in dutzenden von Tageszeitungen, deren Redakteure nicht mal mehr selbst fernsehen können, ist alles in Butter:

Für südländische Gefühle war auf der Urlaubsinsel jedenfalls gesorgt. Die Schweizer Entertainerin Michelle Hunziker ließ – obwohl sie ihre Wette gewonnen hatte – nach einiger Gegenwehr ihre Hüllen fallen und sprang im Schweizerkreuz-Badeanzug fidel in einen Pool.

Dass man eine Sendung, deren dummderbe Späße auf Pennälerniveau einen nicht vom Einpennen abhalten können, auch anders sehen kann, zeigen die Autoren zweier Zeitungen, die sonst für einen pubertären Spaß selbst gerne zu haben sind. Die eine ist der, sonst gerne gescholtene, Kölner Stadtanzeiger, der es ausnahmsweise folgendermaßen auf den Punkt bringt:

Inmitten öder Wetten (…) und öder Musikacts (…) zeigte Gottschalk ein weiteres Mal, welch begnadeter Zotenreißer er doch in Sachen Altherrenwitz ist, und als Wettkandidat Dominik mit Essstäbchen die BHs von 25 Frauen öffnete, kam dabei echtes Ballermann-Feeling auf.
Was von dieser „Wetten, dass . . ?“-Ausgabe bleibt, ist eine traurige Erkenntnis: „Fernsehgarten“-Niveau geht auch abends, auf Mallorca und ohne Andrea Kiewel.

Und die Süddeutsche Zeitung kümmert sich kritisch um die Talkgäste-Auswahl des ZDF-Formats, das sich als Katalysator verwelkender TV-Starlets geriert und im nachhinein jenes Harald Schmidt’sche Bonmot bestätigt, wonach jede trübe Tasse im Fernsehen noch die Rente durchbringen kann:

Die Sendung ist so etwas wie öffentlich-rechtliches Samariterfernsehen geworden. Während sich die Privaten in Casting-Shows als Geburtshelfer neuer Sternchen versuchen , kümmert sich das ZDF um anscheinend unverwelkliche, immer satte und jungbrunnigere Stars. Gottschalk lädt sie ein und gibt ihnen Bühne samt Publikum.

Fraglich bleibt nur eins: Warum die deutschen Gazetten sich nach jeder Ausstrahlung mit schnöder Regelmäßigkeit an einem TV-Format abarbeiten, dessen Existenzberichtigung auf einem von intelligenten Wesen bewohnten Planeten nachhaltig in Frage gestellt würde.

TV-Kritik: “Wetten, dass..?“ – Planschen mit Hunziker – TV-Kritiken – sueddeutsche.de

Samstagmorgen mit dem Kölner Stadtanzeiger


06 Jun

Das nicht zu steigernde steigern: Das ist Wesensmerkmal der Pressesprache, wie sie beispielhaft der Kölner Stadtanzeiger vorführt. Heute morgen ist zu lesen:

Kinder in der Europäischen Union sollen bald noch wirksamer vor sexuellem Missbrauch geschützt werden.

Es gibt nunmal nur “wirksam” oder “nicht wirksam”. Wer “wirksamer” geschützt werden soll, der wurde es bislang eben gar nicht. Die armen Kinder der Europäischen Union!

Bei so viel falscher Steigerung freut einen doch mal eine veritable Untertreibung wie diese:

Bruno Labbadia wird von Bayer 04 Leverkusen zum Hamburger SV wechseln und dort einen Vertrag bis 2002 unterschreiben.

Bis 2002? Das heißt doch, er hört schon wieder auf, bevor er angefangen hat. Das ist wohl nur im Fußball möglich. Und im Kölner Stadtanzeiger.

ksta.de

Stadtanzeiger im Bildungsranking


06 Mai

Wo haben die Redakteure des Kölner Stadtanzeigers eigentlich studiert? Richtig, sie können nur in Köln studiert haben. Die Universitätsstadt Köln hat gerade im Hochschulvergleich des „Centrum für Hochschulentwicklung“ wieder einmal schlecht abgeschnitten. Und wie zum Beweis kehrt der Stadtanzeiger (nota bene: in der Titelgeschichte!) sein geographisches Halbwissen fröhlich nach außen:

Insgesamt haben süddeutsche Uni wie Freiburg, Göttingen, Heidelberg und München einen sehr guten Ruf in den Naturwissenschaften.

Göttingen liegt in Süddeutschland? Das hieße aber doch, den Lesern ein niedersächsisches X für ein bayerisches U vorzumachen. Wie ungesundes Halbwissen in bleischwere Lettern verwandelt werden kann, dafür liefert auch der „Kultur“ genannte Teil dieser Zeitung ein Bleispiel. In einem beinahe ganzseitigen Beitrag zum Todestag von Alexander v. Humboldt wird behauptet, dass aus seinen Erkundungsreisen durch Südamerika das Werk „Der Kosmos“ hervorgegangen sei. Leute, die nicht nur über Bücher schreiben, sondern auch hineingucken, wissen allerdings, dass seine Reiseerfahrungen in „Ansichten der Natur“, in „Abenteuerliche Reise am Orinoko“ und in „Ansichten von den Kordilleren“ veröffentlicht wurden. Man hätte das zur Not übrigens auch googlen können.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter