Archive for the ‘KStA’ Category

Und sonst …


26 Mrz

Da ist man ja schon froh bei der Lektüre des Kölner Stadtanzeigers, wenn einem kein größerer sprachlicher Lapsus unterkommt als dieser hier:

„… etablierte er sich rasch … als Dozent für Musikgeschichte, Werkanalyse und Interpretation an der Kölner Musikgeschichte“.

Kölner schreiben eben gerne Geschichte, wenn sie sie nicht gerade in Erdlöchern versenken. Geschichten dagegen schreibt der Herausgeber der Kölner Zeitung, Alfred Neven-Dumont. Da er in die Literaturgeschichtsbücher mit seinen Werken vermutlich nicht eingehen wird, lässt er sich vorsorglich in seiner eigenen Zeitung feiern („bravouröser Text“). Bravourösen Stil kann man das nicht gerade nennen, aber was will man von einem erwarten, der Eigentümerschaft regelmäßig mit Eigenwerbung verwechselt? Immerhin bringt uns dieses unfeine Stück Selbstmarketing endlich einmal wieder ein Foto des Herausgebers: Man hätte beinahe vergessen, wie er aussieht …

Die Kluft zwischen Sprache und Wirklichkeit


24 Mrz

„Die Kluft künftig überwinden“ überschreibt der Kölner Stadtanzeiger heute einen Artikel in seinem gewohnt dürftigen „Kultur“-Teil. Darin wird eine Diskussion Kölner Kulturschaffender zur „Archiv-Katastrophe“ aufgezeichnet. Unter anderem wird gefordert, die Kluft „zwischen der Kultur in Köln und den dafür Verantwortlichen“ zu überwinden. Dem Stadtanzeiger sei allerdings geraten, vorerst die Kluft zwischen sich und der deutschen Sprache zu überwinden. Heißt es doch nur wenige Zeilen weiter:

„Ein unabhängiger Gutachter müsse das gesamte Verfahrung (sic!) der Bergung und Wieder-Zusammenführung der Archivalien überwachen“.

Andere Zeitungen leisten sich Korrektoren und Dokumentaristen, um etwas für die Kultur im eigenen Blatt zu tun, nämlich für die Sprachkultur. Der Kölner Stadtanzeiger leistet sich einen „Kultur“-Teil, der gerade mal zwei Seiten als Anhängsel an den Sportteil ausmacht. Für den Sportteil wird der Kölner Stadtanzeiger allenthalben gelobt. Die Kultur dagegen bleibt, was sie in der Stadt Köln insgesamt auch ist: Ein lästiges Anhängsel.

Nachrichten die die Welt nicht braucht


24 Mrz

Was braucht man morgens nach dem Aufstehen? Eine Tasse Kaffee. Was braucht man morgens nicht? Meldungen wie diese, die im heutigen Kölner Stadtanzeiger zu lesen ist:

„Meil Tennant von der britischen Popband Pet Shop Boys hat erst mit 54 Jahren seinen Führerschein gemacht. Er habe ein Haus auf dem Land im Norden Englands und habe es irgendwann total lächerlich gefunden, dass er nicht selbst Auto fahren könne, sagte der 54-Jährige dem Musikmagazin ‚Melodie & Rhythmus‘.“

Total lächerlich? Richtig.

Zunehmende Abnahme


18 Mrz

Dass eine rechtsextreme Weltanschauung unter Jugendlichen Verbreitung findet, könnte ja, mit einem Bonmot Alexander Humboldts, daran liegen, dass Weltanschauungen was für Leute sind, die die Welt noch nicht angeschaut haben. Anders gesagt: Blödheit kennt keine Grenzen außer Landesgrenzen. Was aber will uns der Kölner Stadtanzeiger sagen, wenn er auf Seite 1 titelt:

„Jugendliche zunehmend rechtsextrem“

Sieht man hier einen Zusammenhang zwischen Gewicht und Ideologie? Sind dicke Kinder extremer als dünne? Und wenn unsere Jugendlichen schon zunehmen, wie sahen sie dann vorher aus?

Abschreiben braucht seine Zeit


10 Feb

Manche Geschichten im Kölner Stadtanzeiger werden auch dadurch nicht besser, dass sie Jahre alt sind. Auf der Internetseite der Kölner Zeitung ist eine Geschichte über das amerikanische Model Tyra Banks, Moderatorin von „Next Top Model“, zu lesen.

Spitzname Top Moppel
Das Ex-Model und Erfinderin der Castingshow „America’s Next Top Model“ provoziert und polarisiert: Mit 1,77 Metern Körpergröße und 73 Kilo Lebendgewicht definiert sie in den USA Schönheit neu. Nachdem einst unvorteilhafte Fotos von ihr auftauchten, ging sie in die Offensive – mit Erfolg.

Nur komisch: dieselbe Geschichte stand schon vor zwei Jahren in der Süddeutschen Zeitung. Für den Kölner Stadtanzeiger immer noch aktuell genug?

Wie Verleger im Bilde bleiben


02 Feb

Eine Eigenschaft, die die Lektüre des Kölner Stadtanzeigers so peinlich macht, ist das penetrante Hausieren mit Fotos der eigenen Verlegerfamilie. Ob Patriarch Alfred Neven-Dumont, seine Gattin, die wohltätige Hedwig, oder neuerdings Kronprinz Konstantin: Sie alle wollen mithilfe des eigenen Mediums zu den meistabgelichteten Köpfen der Stadt zählen. Ob wir Leser überhaupt wissen wollen, wie diese Herrschaften aussehen, oder ob ihr Konterfei irgend einen Informationswert hat, bleibt nachhaltig dahingestellt. Fürstenlob und Eitelkeit bleiben im Kölner Stadtanzeiger der einzige Maßstab, der über die Veröffentlichung dieser Fotos entscheidet.

Nun setzt sich diese Marotte der Verlegerfamilie auch im neuen Medium fort, nämlich auf ksta.tv, dem hauseigenen Web-TV-Channel. Hier moderiert Nachwuchsverleger Konstantin Neven-Dumont eine Sendung des Titels Quo vadis Colonia, in der der Sprößling Stadtgrößen zur Lokalpolitik befragt. Seine Qualitäten als Moderator jedenfalls sind womöglich nicht das ausschlaggebende Kriterium für seine Wahl zum Anchorman dieser Sendung gewesen, dabei an jene Praxis gewisser ARD-Magazine erinnernd, in denen notorisch die Chefredakteure sich selbst zu den Mattscheiben-Protagonisten machen. Quo vadis Stadtanzeiger? Diese Frage jedenfalls ist schnell beantwortet: In den Schoß der Familie. Heim zu Papa.

Dumont wird drittgrösster Zeitungsverleger


15 Jan

Durch den Kauf des Berliner Verlags wird die Kölner Zeitungsgruppe Dumont-Schauberg (Kölner Stadtanzeiger) zum drittgrößten Zeitungsverleger in Deutschlands und zieht damit noch an der WAZ-Gruppe vorbei. Nach Informationen der F.A.Z. betrug der Kaufpreis für die Berliner Zeitung und Co. 152 Mio. Euro, welche die „schwerreichen Dumont-Eigner“ schuldenfrei aufgebracht hätten.

Dumont kauft Berliner Zeitung


13 Jan

Der Kölner Verlag Dumont-Schauberg, Eigentümer auch des Kölner Stadtanzeigers und neuerdings der Frankfurter Rundschau, kauft für 152 Mio. Euro den Berliner Verlag, zu dem neben der Berliner Zeitung auch die Hamburger Morgenpost und das Szeneblatt „Tipp“ gehören. Dass der vormalige Besitzer, der Brite David Montgomery, sich nicht gerade glücklich angestellt und mit angeblichen Renditeforderungen von über 20 % die Berliner Zeitung beinahe an den Rand gebracht hätte, ist die eine Sache. Die Eigentümer des Kölner Stadtanzeigers nun zu Rettern des hauptstädtischen Zeitungswesens zu stilisieren, ist dagegen nicht unproblematisch. Wenn beispielsweise im Internet Sätze zu lesen sind wie

„Die Heuschrecke ist weg“

muss doch andererseits gefragt werden, ob nicht die eine Heuschrecke durch die andere ersetzt wird. Da muss nämlich einerseits nachgefragt werden, ob Montgomery wirklich ein so übler Investor war, wie er, aus unter Umständen durchsichtigen Gründen, in der deutschen Öffentlichkeit verkauft wurde. Schließlich war er alles andere als eine reine „Heuschrecke“, die ausschließlich Finanzinteressen und Renditeüberlegungen leitete. Vielmehr war Mongomery gelernter Zeitungsmann, der noch im vergangenen Jahr vom britischen Observer als „Mr. Big“ und als „Prophet“ gefeiert wurde und über den sie schrieb:

„Eines nahes Tages werden selbst deine schärfsten Kritiker zugeben müssen, dass du etwas Außergewöhnliches geschafft hast“.

Die Süddeutsche hat kürzlich ein durchaus ausgewogenes Portrait über den Mann veröffentlicht. Zum anderen muss angemerkt werden, dass das, ebenfalls erstmal rein finanzielle, Engagement der Kölner in anderen Fällen nicht zu einer Steigerung der journalistischen Qualität geführt hat. Die Übernahme der Kölnischen Rundschau beispielsweise diente einzig der Monopolisierung des Kölner Zeitungsmarkts, was diesem alles andere als gut bekommen ist. Die Übernahme der Frankfurter Rundschau führte vorrangig zur Schrumpfung ins Tabloidformat, einem Steckenpferd von Konzern-Junior Konstantin Neven-Dumont. Für die Berliner Zeitung, die doch so gerne etwas wie eine überregionale Hauptstadtzeitung werden würde, verheißt das nichts Gutes. Aber zwei Dinge lassen sich jetzt schon schlussfolgern: Der Verlag Dumont-Schauberg rückt endgültig zu einem der großen Mitspieler in der deutschen Medienszene auf. Und es lässt sich offensichtlich auch mit Zeitungsprodukten, entgegen allem Wehgeschrei der Zeitungsverleger, so eminent viel Geld verdienen, dass Investionen im dreistelligen Millionenbereich möglich sind.

Wenn Rechtschreibfehler töten können


12 Jan

Tatort Chatroom: Na, das klingt spannend, und darum spendiert der Kölner Stadtanzeiger auch seine Seite 3 einem Killer, der seine beiden weiblichen Opfer in Chatrooms im Internet kennengelernt hat. Jedoch entspricht der Mörder so gar nicht dem Helden, der sich mit Nickname Riddick-300 nennt, nach einem im Film von Van Diesel verkörpertern Science-Fiction-Helden. Es handelt sich vielmehr um einen „pummeligen 1,97-Meter-Mann“, der, horribile dictu, noch nicht mal richtig die deutsche Ortographie beherrscht. Genüsslich wird aus dem Chatroom-Geschreibsel zitiert, das der Hühne mit seinen, offensichtlich in Rechtschreibung ebenfalls nicht so bewanderten, Partnerinnen ausgetauscht hat.

„Ich kann nur sagen das man Frauen nicht vehrarschen soll“.
„Ich neme dich im arm und drücke dich doll“
„was machst du denn wenn ich bei dir bin und auf dein sofa bin“
„dich zertlich küssen mein göster Schatz“

Wäre allein der mißbräuchliche Gebrauch der deutschen Sprache ein Indiz für Mordlust, dann wäre freilich die gesamte Redaktion des Kölner Stadtanzeigers eine Bande von Mördern. Mit dem einen gewaltigen Unterschied, dass die Redakteure des Stadtanzeigers vorgeben, die deutsche Sprache per Profession zu traktieren, und dafür Geld nehmen. Das behauptet der Hühne namens Riddick nicht. Er will Leute umbringen, da ist Vorbildung eher hinderlich. Was aber sollte dann das Suhlen in den Fehlern eines anderen, offensichtlich minderbemittelten und straffällig gewordenen Zeitgenossen? Bei aller Verständnissinnigkeit, mit der der Redakteur die Vorgeschichte des in seiner Kindheit mißbrauchten Täters ausbreitet, bleibt doch das Geschmäckle, dass hier einer in Wahrheit eine ziemlich reaktionäre Meinung verbreitet. Die nämlich, dass die schlimmsten Verbrecher immer noch einer Unterschicht angehören, die noch nicht einmal richtig deutsch kann, und die Stadtanzeiger lesende und die Interpunktionsregeln bis auf das ein oder andere Komma beherrschende Mittelschicht exkulpiert werden kann. Und darum sollten wir den Kölner Stadtanzeiger auch in Zukunft auf Punkt und Komma genau lesen: Wegen der sich andeutenden Tötungsdelikte, die so manches reaktionäres Vorurteil widerlegen könnten.

Kölner Stadtanzeiger tut es immer öfter


16 Dez

Jetzt hat es der Immermehrismus sogar auf die Seite 1 des Kölner Stadtanzeigers geschafft.

Was uns die Autoren damit sagen wollen, ist wie in allen Fällen des Immermehrismus immer unklarer. Wollen sie uns immer deutlicher sagen, dass der Rechtsextremismus immer schon gewalttätig war (was allerdings das Wort Extremismus schon impliziert)? Oder wollen sie immer übertriebener äußern, dass immer schon die rechte Gewalt steigerungsfähig war? Oder wollen sie immer klarer ausdrücken, dass sie immer größere Probleme in der Verknüpfung von Inhalt und deutscher Sprache haben? Für diese Aussage den Aufmachertitel zu spendieren, ist allerdings immer verrückter.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter