Archive for the ‘KStA’ Category

Der Kölner Stadtanzeiger zeigt Grösse


26 Nov

Heute zeigt der Kölner Stadtanzeiger Größe: Denn er ist zu groß, um über den eigenen Schatten zu springen. Stattdessen wird der hauseigenen Revolvervblättrigkeit ein weiteres Blatt hinzugefügt. Eine typische Aufmacherseite des Kölner Lokalteils sieht ungefähr so aus:

„Ermittlungen nach tödlichem Arbeitsunfall“
„Prozess um >Mord ohne Leiche<" "Rabiater Räuber in der Kirche"

Wer in Köln wohnt und diese Zeitung aufschlägt, der kriegt es mit der Angst zu tun: Ist Nippes die Bronx? Verslumt die Domstadt und versinkt in Kriminalität und Mord und Totschlag? Gibt es denn so gar keine Kultur, keine Komunalpolitik, kein gesellschaftliches Leben, das irgendwie berichtenswert wäre? Doch das gibt es. Aber im Kölner Stadtanzeiger findet es nur rudimentär oder auf den hinteren Seiten des Blattes statt. Die erste Seite ist fest in der Hand der Pistoleros dieses Revolverblatts. Und wenn es nicht wenigstens irgendwo brennt, dann ist doch die Feuerwehr im Einsatz, auch wenn sie nur mit Ensetzen Scherz treibt:

„In einer aufsehenerregenden Übung haben Feuerwehr und Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich am Dienstag die Rettungsmaßnahmen nach einem Autobahnunfall geprobt“.

Wie bei jedem Blutbad gibt es Opfer. Im Kölner Stadtanzeiger ist es die deutsche Sprache, denn mit der steht man großräumig auf Kriegsfuß.

„… hatten sich die Anwohner gewundert, warum das Gelände nicht großräumiger abgesperrt war“.

Der Großraum, den man sonst von Limousinen kennt, offenbart hier erneut eine Schwäche im Gebrauch des Komparativs, die noch nach Vergleichen sucht. Vielleicht war das Wort „weiträumig“ gedacht, aber auch das benötigt keine Steigerung. Auch in anderen Räuberpistolen des Blattes wird die Sprache weiträumig mit dem Unsinn über einen Kamm geschoren, auf dass selbst eine genaue Spurensicherung nicht den Rest eines Sinns an den Tag bringt:

„Die Spurensicherung fand DNA-Material mit Schmauchspuren von Giovanni Strangio und wohl auch Nirta im gemieteten Fluchtwagen der beiden“.

DNA-Material hat mit Chromosomen und Erbgut zu tun, Schmauchspuren werden hinterlassen bei Revolverschüssen. Das sollte ein Revolverblatt wie der Kölner Stadtanzeiger eigentlich wissen. Beides zusammen ist bestenfalls ein Schuss im Ofen, aber auch ohne das würde kein deutscher Satz daraus. Selbst wenn sie es gut meinen, geht es im Kölner Stadtanzeiger daneben. Da möchte man den Film einer engagierten Journalistin über jüdisches Leben im NS-Staat loben, in dem auch die Überlebenden zu Wort kommen:

„Und sie hat seinen Söhnen und Enkeln, die dem Holocaust entkamen, Gesicht und Stimme gegeben“.

Man würde ja lachen mögen, wenn man nicht zu weinen bräuchte! Wenn sie doch noch am Leben sind, die Überlebenden, dann haben sie offenbar noch ihr eigenes Gesicht und ihre eigene Stimme. Den Verstorbenen, denen mag man, wenn’s denn sein muss, was verleihen, was die Lebenden gottlob noch selber haben. Aber mit Gesichtsverleihungen kennt sich der Kölner Stadtanzeiger nicht so gut aus. Mit Gesichtsverlust schon eher.

Immer mehr Sprachfertigkeiten beim Kölner Stadtanzeiger


12 Nov

Wie titelt der Kölner Stadtanzeiger in seiner heutigen Ausgabe:

„Immer mehr können nicht schreiben“

Schöner noch wäre dieser Beitrag zum Immermehrismus natürlich gewesen, wenn sie getextet hätten: „Immer mehr können immer weniger schreiben“. Aber dazu müsste man halt schreiben können.

Werbung oder Wahrheit beim Kölner Stadtanzeiger


11 Nov

Saturn HansaUnd wer sich auf der Webseite des Kölner Stadtanzeigers einmal umsieht, findet unter „Medien“ auch einen Link zu einem „ksta-extra: Saturn am Hansaring„.
Was ist das nun eigentlich? Ein redaktioneller Beitrag? oder doch einfach nur bezahlte Werbung? Oder ist das beim Kölner Stadtanzeiger gar kein so großer Unterschied?

An Sprache gescheitert – Der Kölner Stadtanzeiger und die US-Wahl


06 Nov

Der Kölner Stadtanzeiger muss von der dramatischen Präsidentenwahl in den USA so beeindruckt gewesen sein, dass seine Mitarbeiter regelrecht ins Stottern gerieten. Da ist zu lesen:

„Die Lebensgeschichte einer 106-jährige [sic!] Hausfrau aus Atlanta hat Barack Obama so nachhaltig inspiriert, dass der künftige US-Präsident während seiner Siegeransprache vor Zehntausenden in Chicago und Million-en [sic!] an den TV-Geräten von ihrem Schicksal auf sie einging“.

Der Artikel auf derselben Seite über den Wahlverlierer McCain ist überschrieben mit: „An Bush gescheitert“. Dem Kölner Stadtanzeiger möchte man zurufen: „An Sprache gescheitert“.

Autorenlandverschickung


30 Okt

Dann war da noch jener Artikel im Kölner Stadtanzeiger, der an die Erstausstrahlung des Hörspiels „Krieg der Welten“ von Orson Welles vor 70 Jahren erinnerte (Ausgabe vom 28. Oktober 2008). Darin heißt es unter anderem:

„Welles, dem anschließend als Wunderkind der Sprung nach New York gelang, …“

Einige Zeilen später dann:

„Welles und Howard Koch, der das Drehbuch verfasst hatte, nutzten den Wirbel jedenfalls für den Sprung nach Hollywood“.

Mal abgesehen davon, dass Hörspiele in der Regel kein „Drehbuch“ haben, liegen zwischen New York und Hollywood ca. 5.000 Kilometer. Dass dieser Beitrag „in Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität zu Köln“ entstanden sein soll, reicht vermutlich auch nicht zu einem Eintrag ins Ruhmesblatt dieser Hochschule.

Wieviel ist mehr?


29 Okt

Wenn es an Steigerungsformen geht, bekommen die Leser des Kölner Stadtanzeigers ja regelmäßig jene Schweißperlen auf die Stirne, die deren Redakteure sich gespart haben. Selbst das gute alte „Viel – mehr – am meisten“ versagt vor den Sprachdefiziten des durchschnittlichen Stadtanzeiger-Mitarbeiters. In der heutigen Ausgabe wird gemeldet, dass das Land NRW 1,4 Millionen Euro durch Gebühren einnimmt, die bei Kirchenaustritten erhoben werden. Das Bundesverfassungsgericht hält das für gerechtfertigt, denn, so der Kölner Stadtanzeiger,

„vergleichbare Gebühren gibt es bereits in mehr als zehn Bundesländern“.

Mehr als zehn Bundesländer? Um mal ein bisschen auf die Sprünge zu helfen: Insgesamt gibt es 16 deutsche Bundesländer. Da sollte sich doch wohl herausbekommen lassen, ob nun von 11 oder von 15 Ländern die Rede ist. Oder sind mit dem „mehr“ vielleicht 10,3 oder 11,4 Bundesländer gemeint? Der Kölner Stadtanzeiger stellt einen immer wieder vor Rätsel.

Schach dem Kölner Stadtanzeiger!


22 Okt

Schach ist zugegebenermaßen ein schwieriges Spiel. Aber dass es einen Zeitungsredakteur wie Stephan Klemm vom Kölner Stadtanzeiger so durcheinanderbringt, dass er die komplette Berichterstattung über die Schach-WM im benachbarten Bonn vergeigt, lässt für die Denksportfähigkeiten seiner selbst und seiner Redaktion nichts Gutes hoffen. In der heutigen Ausgabe des Blattes (22. Oktober 2008) geht es um die Sekundanten bei dem königlichen Spiel. Und über die heisst es:

„Kramnik lässt drei von ihnen für sich überlegen, Anand hat gleich vier engagiert“.

Das Rechnen mit einfachen einstelligen Zahlen sollte nicht allzu große mathematische Fähigkeiten vom Zeitungsredakteur erwarten. Und doch sieht er sich ungeahnten Problemen gegenüber und schreibt weiter:

„Es scheint, als hätten Anands Helfer – der Usbeke Rustam Kasimdzhanow, der Däne Peter Heine Nielsen sowie Surya Shekhar Ganguly aus Indien und Radoslaw Wojtaszek aus Polen – einen heftigen Findungsvorsprung. Anand jedenfalls, der mit Peter Leko (Ungarn), Sergej Rublewsky aus Russland und dem Franzosen Laurent Fressinet zusammenarbeitet, hat Kramnik mit einer neuen Idee gleich zweimal mächtig überrascht.“

Kurze Gegenrechung (man kann auch die Finger zur Hilfe nehmen): Anand hat einmal vier und dann noch mal drei Helfer, macht zusammen sieben. Für den armen russischen Herausforderer bleibt demnach kein einziger „Sekundant“ übrig. Kein Wunder, dass er beim Titelkampf heillos zurückliegt. Oder ist der Sportredaktion des Kölner Stadtanzeigers zum einen oder anderen Sekundanten zu raten? Oder zu einem Bauernopfer? Darüber sollte man mal nachdenken.

Am Denksport scheitern


21 Okt

Der Sportteil des Kölner Stadtanzeigers wird allgemein gelobt. Nun ja, man kennt das ja von einem bestimmten anderen Revolverblatt. Mag sein, dass die Redakteure des Kölner Stadtanzeigers in einigen Sportarten wirklich gut auskennen. Schach gehört jedenfalls nicht dazu. Das Schachweltmeisterschafts-Turnier, das gerade in der Nachbarstadt Bonn zwischen dem titelverteidigenden Inder Anand und dem herausfordernden Russen Kramnik ausgetragen wrid, löst in der Redaktion des Stadtanzeigers – und damit mittelbar auch bei seinen Lesern – heilloses Durcheinander aus. Am gestrigen Montag, 20. Oktober 2008, schrieb Autor Stephan Klemm:

„Das erste Drittel des WM-Duells ist gespielt, die vierte Partie endete am Samstag im Forum der Bonner Bundeskunsthalle so wie bereits drei andere zuvor: remis“.

Für schlechte Kopfrechner: Wenn die vierte von vier Partien genauso mit „remis“, d.h. unentschieden, endete wie die drei Partien zuvor, dann bedeutet das, dass alle bisher gespielten Partien unentschieden ausgegangen sind. Umso verwunderlicher, wenn es dann weiter heißt:

„Das aber bedeutet auch, dass ein Spieler einen Sieg geschafft hat“.

Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich. Dann wird auch noch behauptet, es stünde nun

„2,5 : 1,5 für Anand gegen seinen russischen Herausforderer Wladimir Kramnik“.

Mit der heutigen Ausgabe (21. Oktober 2008) wird die Lage am Schachbrett nicht klarer. Nun hat der indische Titelverteidiger schon zwei Partien gewonnen, und es steht geschrieben:

„… dann wich der mit Weiß spielende Titelverteidiger ab und zog den Turm auf g8“.

Die Finte, die der Schachweltmeister sich hier erlaubte, war sogar noch doller, denn in Wahrheit spielte er gar nicht Weiß, sondern Schwarz, wie man dem Spielbericht unter dem Artikel entnehmen kann. Warum eigentlich hat der Kölner Stadtanzeiger so große Probleme mit dem Schach? Es muss daran liegen, dass es sich um einen Denksport handelt. Schach matt.

Einsam im Chor


21 Okt

Wie soll eigentlich das gehen?

“ … nur eine Chorsängerin ist zu hören“.

So etwas gibt es nur im Kölner Stadtanzeiger (20. Oktober 2008).

Die Antwort ist: Der Kölner Stadtanzeiger


21 Okt

Um welche Zeitung könnte es sich handeln, wenn auf Seite 1 des Lokalteils alle Artikel ausnahmslos so überschrieben sind:

„Kind im Kofferraum löst Alarm aus“
„Schmerzen, Schreie, Panik-Attacken“
„Frau kommt bei Unfall ums Leben“
„Polizistin hat guten Riecher“
„Jogger findet Verletzten“
„Überfall auf Tankstelle“
„Bei Sturz schwer verletzt“

Noch ein Tipp: Es handelt sich um ein Revolverblatt.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter