Archive for the ‘Social Media’ Category

Trump, westliche Werte und Karnevalismus


11 Nov

trump_b

Am heutigen 11. im 11. beginnt in Köln der Karneval und die närrische Zeit. Manche meinen, in diesem Jahr hätte die närrische Zeit zwei Tage früher und nicht in Köln, sondern in den Vereinigten Staaten von Amerika begonnen. “Die Welt steht Kopf”, titelte, passend, die Tageszeitung Die Welt kompakt. Und das Boulevardblatt aus dem gleichen Hause, Bild, sprach vom “Trump-Schock”.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt mit sorgenvollem Gesichtsausdruck, Deutschland und Amerika seien durch Werte verbunden, “Demokratie, Freiheit, den Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung”. (mehr …)

Welches Medium informierte über den Türkei-Putsch?


18 Jul

Mit einem Facetime-Video soll Erdogan sich in der Nacht des türkischen Militärputsches in der Öffentlichkeit zurückgemeldet und dadurch den Putschisten das Wasser abgegraben haben. Aber stimmt das? Welches Medium hat am besten über den Putschversuch in der Türkei informiert?

„How FaceTime stopped the Turkish coup“ titelte die britische DailyMail online. FaceTime und damit ein Onlinevideosystem soll den Putschversuch in der Türkei zu Fall gebracht haben. Das „Beweisfoto“ allerdings erzählt etwas anderes:

Erdogan_used_FaceTime_to_talk_to_a_journalist

Die Reporterin hält zwar tatsächlich ein Apple IPhone mit dem Konterfei Erdogans hoch, aber wo tut sie es? Sie tut es im Fernsehen, dem türkischen Nachrichtenkanal NTV. Nach wie vor nur über das Fernsehen erzielt man die Reichweite, um eine so große Menge an Menschen, Wählern und Bürgern zu erreichen, dass man sogar einen Militärputsch aufhalten kann.

In Deutschland allerdings kamen die ersten Nachrichten nahezu in Echtzeit über das Internet und auf den Mobiltelefonen an: Wer Bekannte oder Kollegen in der Türkei hatte, der twitterte mit ihnen oder nutzte WhatsApp für neueste Informationen.

Mich selbst erreichten die ersten beunruhigenden Nachrichten in der Türkei auf dem abendlichen Semesterabschlussfest meiner Hochschule. Journalistenkollege Frank Überall war gerade von einer beruflichen Reise aus Istanbul zurückgekehrt und twitterte, was das Zeug hielt. Wir checkten die deutsche ntv-App und guckten, was englische Medien so im Netz zu berichten wussten.

Als ich mich gegen 23 Uhr nachhause begab, schaltete ich das Fernsehen an und erlebte eine Enttäuschung: Nur der deutsche Nachrichtenkanal ntv war in der Türkei live dabei. ARD und ZDF inkl. ihrer Spartenkanäle war das umwälzende Ereignis nicht einmal ein Schriftband wert. Auch der andere „Nachrichtenkanal“, N24, sendete lieber seine Dokumentation weiter, als das Programm für die Breaking News aus der Türkei zu unterbrechen.

Also doch: Online first.

Studie: Kids hocken zuviel am Computer


03 Sep

Von wegen Post-PC-Ära: Laut einer Studie der Techniker-Krankenkasse verbringt ein Drittel der Jugendlichen jeden Tag zwei Stunden und mehr vor dem Computer:

Etwa jeder dritte Junge zwischen 12 und 17 Jahren spielt laut einer Studie auch an normalen Schultagen bis zu zwei Stunden und mehr mit Computer, Handy oder Konsole. (…)  Ein Drittel der Mädchen ist ebenso lange in Chatrooms unterwegs, skypt oder mailt.

Auf eine Stunde Bewegung pro Tag kommt dagegen nur ein Fünftel der Jugendlichen.

Diät beginnt im Kopf


20 Feb

Diäten beginnen im Kopf. Nirgends wird das deutlicher, als bei diesem auf Facebook gefundenen Posting, das mit „suggested post“ nur unzureichend als Werbung kenntlich gemacht wurde:

Facebook-Screenshot

Facebook-Screenshot

Was sie wohl meine tun mit „Seltsame Diät, essen dies und schneiden Sie Ihre Bauchfett?“ Sie tun meinen vielleicht, wer wenig essen, der auch wenig Sauerstoff im Kopf? Oder, wie tut zeigen dieser Grafik in der Mitte, dass Vorurteil doch stimmt: Viel Muskeln unternrum, aber dafür nix im Hirn? Weiter heißt es: „Die Forscher sind von der Fähigkeit dieses neue Diät überrascht“. Ich bin’s auch  und kratze mir mit wenig Muskelaufwand am Hirn. Es wird vielleicht doch mal Zeit für eine Mediendiät. Diäten beginnen eben im Kopf.

Nachbetrachtung zur Wahlberichterstattung


09 Okt
Wahlplakat der SPD 1949 (Quelle: Wikimedia)

Wahlplakat der SPD 1949 (Quelle: Wikimedia)

Bundestagswahl und der entsprechende Wahlkampf sind vorbei, auch wenn man bei der aktuellen Presse-Analyse noch nicht so recht den Eindruck hat.  Was gab es Neues? Wie hat sich der Wahlkampf 2013 von den vorherigen unterschieden? Am Online-Wahlkampf jedenfalls hat es nicht gelegen. Denn der ist vor allem eines, nämlich wirkungslos – auch wenn die Netzbeauftragten der politischen Parteien anderes behaupten. Es gibt keine wissenschaftliche Studie, die einen positiven Einfluss politischer Internet-Aktivitäten auf die Wahlentscheidung nahelegt. Fast sogar im Gegenteil: Beispielsweise im kommunalen Bereich können Onlineaktivitäten sogar hinderlich sein, gefragt sind persönliche Ansprache und das „Kümmern“ um die Belange der WählerInnen. ich habe zu dem Thema einen Gastbeitrag in der Zeitschrift „Disput“ veröffentlicht. Der Artikel kann hier als pdf runtergeladen werden:

„Disput“: Wahlkampf und Kommunikation (pdf)

Eines war doch irgendwie neu, obwohl es andererseits eigentlich ein alter Hut in neuem Gewand ist: Der Haustürwahlkampf. „Canvassing“ ist das Zeitgeist-Wort dafür. Vertreter insbesonderer der SPD und der Grünen sind in Kern-Wahlbezirken buchstäblich von Haustür zu Haustür marschiert und haben politische Überzeugungsarbeit geleistet. die KollegInnen von Politik-Digital sind mitmarschiert und haben eine sehr lesenswerte Reportage darüber geschrieben.

 

Über Facebook singen: Nein!


21 Mrz

Ralph Siegel hat’s wieder getan: Der Veteran des “European Song Contest”, vulgo: Schlager Grand Prix will erneut mit einem von ihm komponierten Song an den Start des Wettbewerbs gehen. Aber nicht für Deutschland, sondern für den italienischen Zwergstaat San Marino ist der Schlagerkomponist in diesem Jahr tätig geworden. Für die Interpretin Valentina Monetta schrieb er den Song “Facebook Uh Oh Oh”. Doch nun droht Ungemach: Das zuständige Schlager-Gremium verbot das Social Media-Liedchen, weil es gegen die Wettbewerbsregeln verstoße und Werbung für das Soziale Netzwerk beinhalte.

Ralph Siegel kontert öffentlich, das Lied enthalte “keinerlei kommerzielle Botschaften” und sei “reine Satire”. „Irgendwelchen Dummköpfen in Deutschland passt nicht mehr, was ich mache,“ wettert der Komponist. Dennoch will der Schlagerveteran den Text entsprechend umdichten, um doch noch wettbewerbsfähig zu bleiben. Schon in der Vergangenheit hat Siegel sich immer wieder drängender gesellschaftlicher Probleme in seinen Songtexten angenommen: So der kritischen Aspekte der Völkerwanderung (“Dschinghis Khan”), der Klimakatastrophe (“Lass die Sonne in dein Herz”) und des Weltfriedens (“Ein bisschen Frieden”).

Meedia: Zu viel Werbung: Siegel muss Song für Baku umtexten

Recherchieren Journalisten in Social Media?


28 Feb

„Social Media“ sind ein Riesenthema im Journalismus. Aber: Nutzen Journalisten selbst Social Media wie „Facebook“ zum Recherchieren? Eine Statistik, die bei statista.de abrufbar ist, legt das nahe:

22,7 % der befragten Journalisten sollen demnach täglich (!) in Social Media recherchieren. Ein solches Ergebnis kann man natürlich leicht erzielen, wenn man die Onlineumfrage beispielsweise direkt über Facebook veranstaltet. Ansonsten zweifle ich den Wert dieser Umfrage ausdrücklich an. Seinen Wert als Rechercheplattform hat Facebook bislang — entgegen aller Lobhudeleien im Zusammenhang mit Arabellion etc. — noch nicht beweisen können.

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/218863/umfrage/nutzung-von-social-media-durch-journalisten-bei-der-recherche/

Facebook statt Sex


08 Feb

Menschen würden eher auf Sex, Alkohol oder Zigaretten verzichten als darauf, ihre Accounts in sozialen Netzwerken wie Facebook zu kontrollieren. Zu diesem Ergebnis kommt der amerikanische Psychologe Wilhelm Hofmann von der Universität Chicago in einer Studie, die in Kürze im Fachmagazin Psychological Science erscheinen wird. Die Süddeutsche weiß zu berichten:

Der Wissenschaftler untersuchte das Verhalten von Bewohnern der fränkischen Stadt Würzburg. 205 Probanden im Alter von 18 bis 85 Jahren waren mit Blackberrys ausgestattet und gaben mehrmals am Tag über ihre Begierden nach verschiedenen Tätigkeiten oder Genussmitteln Auskunft. Sie teilten mit, wonach sie sich in den vergangenen 30 Minuten gesehnt hatten, welcher Gier sie nachgegeben und welcher sie widerstanden hatten. Hofmann sammelte auf diese Weise 10.558 Antworten, in denen 7827 sogenannte Begierde-Episoden enthalten waren.

Die höchsten Raten mangelnder Selbstkontrolle beobachteten die Psychologen dabei im Umgang mit sozialen Netzwerken. Die Webseiten seien einfach stets verfügbar, sagt Hofmann, und anders als etwa Zigaretten weder mit finanziellen noch mit gesundheitlichen Kosten verbunden.

Die Dauerverfügbarkeit sozialer Medien durch Smartphones und Blackberrys macht es daneben möglich, dieser Sucht nach Facebook & Co. auch dauernd nachgehen zu können.

Facebook: Penisverlängerung als Lebensziel? Neue Pläne fürs Netzwerk


23 Sep

BigbrotherplakatWann immer neue Datensammel-Pläne von Internet- und Werbefirmen in Umlauf kommen, wird von Big Brother gesprochen. “Big Brother” war eine Fiktion des britischen Schriftstellers George Orwell in seinem Roman “1984”: Ein totales Informationsministerium hat in dem Roman die Macht übernommen und stürzt die Menschheit in Kriege und Existenzkrisen. Aber irgendwie tut man dem “Großen Bruder” da auch unrecht: Die unbegrenzten Möglichkeiten, die Computerfirmen wittern und das Internet verwirklichen hilft, gehen weit über das Maß an Spionage hinaus, das ein Romancier sich anno 1948 (das Jahr, in dem “1984” geschrieben wurde) vorstellen konnte.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat auf einer Entwicklerkonferenz die neuen Pläne für das soziale Netzwerk Facebook vorgestellt. Mit ur-amerikanischem Understatement hat das nun nicht gerade etwas zu tun, wie Spiegel Online zusammenfasst:

Alle Fotos, alle Videos, alle gelesenen Bücher, jedes selbstgekochte oder im Restaurant eingenommene Essen, überhaupt alle Lebensereignisse in einer Art Endlos-Steckbrief vereint, unten die Geburt, oben die Gegenwart – das ist Facebooks neue Vision von der eigenen Rolle im Leben seiner Nutzer. Bei der Entwicklerkonferenz F8 stellte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg fundamentale Änderungen des größten sozialen Netzwerks der Welt vor.

Weiter heißt es:

Facebook soll zur totalen Archiv- und Konsumplattform werden, zum Spiegel der Existenz von Hunderten von Millionen. Und damit zum effektivsten, attraktivsten Werbeumfeld in der Geschichte. Denn wer alles über seine Kundschaft weiß, kann ihr auch in idealer Weise Produkte anpreisen.

Das mit dem Werbeumfeld, darüber sollte man aber doch nochmal nachdenken: Denn so richtig funktioniert das mit der Werbung im Internet ja immer noch nicht, und das trotz aller Datensammelei. Wenn die Computerfirmen, die sozialen Netzwerke und all die Internethändler so wahnsinnig viel über mich wissen, warum bekomme ich dann trotzdem ständig per Email diese Angebote für Penisverlängerungen? Und noch eigenartiger: Meine Frau bekommt nicht etwa Angebote für Brustvergrößerungen (oder wahlweise –verkleinerungen), sondern ebenfalls Penisvergrößerungsmails. Solange sich dies so verhält, mache ich mir zwar über die Datensammelwut von Facebook & Co. nach wie vor Sorgen, bin aber recht gelassen, was die kommerzielle Verwertbarkeit dieser Daten angeht.

Netzwerk-Relaunch: Facebook will Lebensarchiv werden – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Netzwelt

Facebook: Hornbach und die Liebe


20 Sep

Hilft Facebook dabei, die Liebe fürs Leben zu finden? Oder muss man sie sich doch ganz traditionell selbst zurechtzimmern? Diese Fragen fanden auf der Facebookseite der Baumarktkette Hornbach eine niederschmetternde Antwort. Von YipiiehYeah bis „es ist dein Projekt“. Ein Beziehungsdrama zwischen Schlagbohrern und Spreizdübeln:

Telepolis: Liebe in den Zeiten von Hornbach

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter