Archive for the ‘Sprache’ Category

Komparieren, was das Zeug hält


26 Sep

Auch die Süddeutsche Zeitung kann es nicht lassen: Komparieren, was das Zeug hält. So heißt es in ihrer Ausgabe vom 19. September 2008:

„Javier Clemente, 58, ist einer der namhaftesten Fußballtrainer Spaniens“.

Was nicht nur jene wundert, die den Namen des „namhaftesten“ Fußballtrainers nie gehört haben, sondern auch jene, die ansatzweise der deutschen Sprache mächtig sind. Ohne Superlative geht es eben nicht im deutschen Journalismus, und da werden auch solche Wörter kompariert, die auch nicht am ansatzweisesten dazu am geeignetsten sind.

Wenn der Kölner Stadtanzeiger glaubt zu wissen


12 Sep

Glauben und Wissen sind gemeinhin Sphären, die sich auszuschließen pflegen. Nicht so beim Kölner Stadtanzeiger. Der dichtet in seiner Ausgabe vom 11. September:

„Der Erzbischof kritisierte das mangelnde Glaubenswissen von TV-Moderatorin Sandra Maischberger“.

Wo Glauben zu Wissen wird, da wird Journalismus zu dem, was der Kölner Stadtanzeiger daraus gemacht hat. Wer’s glaubt, wird selig.

Kafka hätte es gefallen – Duden auch?


08 Sep

Ach, was muss man oft von bösen/Zeitungsleuten hören oder lesen!
Zum Beispiel im Kölner Stadtanzeiger/Onlineausgabe das hier:

„Jenny Erpenbeck, Reiner Stach und Sasa Stanisic wurden im Wallraf-Richartz-Museum mit dem des Doderer-Literaturpreis geehrt.“

Wie bei Kafka fragt man sich auch bei dem des Autoren dieser diesen Zeilen: Was wollte der die Autor uns eigentlich damit sagen? Nun gut, Kafka hätte es gefallen. Aber Konrad Duden auch?

Karl Kraus und die Phrasendrescher


02 Sep

Untergang der Welt durch Schwarze Magie: Mit dieser Losung formulierte der Wiener „Anti-Journalist“ Karl Kraus am Anfang des 20. Jahrhunderts seine Absage an ein Medium, welches für ihn die „Usurpierung der sprachlichen Machtmittel durch Schurkerei und Idiotismus“ symbolisierte. „Schwarze Kunst“, das war das Synonym für die Buchdruckerkunst, deren geistige Depravierung sich in der „Magie“ ausgedrückt sah, dem Irrenhaus näher als der Akademie, dem Irrationalen näher als der Aufklärung, der Lüge näher als dem Wirklichkeitssinn, kurz: das Zeitungswesen. Ohnmächtig müsse man zusehen, schreibt Kraus, wie „die entleerten Formen des Geistes zum Ornament des Schwachsinns, zum Aufputz der Niedertracht taugen“. Schärfer ist wohl niemand, als Karl Kraus, mit der Zeitung ins Gericht gegangen. Da gab es keine Rettung mehr, keine Verbesserung und keine Reform, die den Wiener Kritiker für irgendeine Form von Zeitung hätte einnehmen können. Der Untergang der Welt war überhaupt nur aufzuhalten durch den Untergang der gesamten Presse:

„Wenn mein Blick ein Zeitungsblatt durchfliegt – und nie noch hat er darin lustwandelt -, so ergreift er, ohne mehr an der selbstverständlichen moralischen Verworfenheit zu haften, eine solche Fülle von Beispielen gedanklicher und sprachlicher Mißform, daß mir für die Zukunft einer Nation, die diesen Unflat als geistige Nahrung zu sich nimmt, nur die Hoffnung bleibt, sie werde bei fortschreitender Verblödung schließlich nicht mehr imstande sein, zu lesen – was dann den Ruin der Presse, und in weiterer Folge die geistige Erholung der Menschheit herbeiführen wird“.

Kraus’ Verhältnis zur Presse, so ätzend er sich über sie äußerte, lässt sich nicht anders denn als ambivalent bezeichnen, war er doch selbst (mehr …)

Stilwille im Kölner Stadtanzeiger


02 Sep

An sich ist ja zu loben, wenn eine Tageszeitung wie der Kölner Stadtanzeiger, der sonst in der Kulturberichterstattung sich durch nichts auszeichnet, als durch ihr Fehlen, des Geburtstages des großartigen Jazzpianisten Horace Silver annimmt. Dieser Wille zu gutem Stil wird allerdings getrübt durch die stilwidrige Behauptung:

… die Messengers wurden eine der stilbildendsten Combos des Jazz. (KStA 02.09.2008)

Dass ein Redakteur besagten Blattes mit dem Willen zum Stil schwanger ging, heißt schließlich auch noch nicht, dass er der schwangerste Schreiber seiner Zeitung sei. Stilbildend wird der Kölner Stadtanzeiger dadurch nicht, außer in schlechtem.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter