Archive for the ‘Zeitung’ Category

Selbsterkenntnis als Weg zur Besserung


02 Apr

In der gestrigen Ausgabe des Kölner Stadtanzeigers war unter der Rubrik „Rücktritt als Wortwitz“ anlässlich des Scheidens von Bahnchef Mehdorn folgendes zu lesen:

Die Niederlage des Bahnchefs war zugleich der Triumph des Phrasenschweins. Weshalb wir folgende Überschriften in Zukunft bitte nicht mehr lesen möchten: „Die Weichen müssen neu gestellt werden“; „Bahn-Chef entgleist“; „Der Zug ist abgefahren“; „Endstation Rücktritt“; „Notbremse gezogen“; „Bahn frei“; „Auf dem Abstellgleis gelandet“; „Ende einer Dienstfahrt“; „Dieser Zug endet hier“; „Streckenweise dreist“; „Bitte aussteigen“; „Der Zugfürher geht“; „Aus der Bahn geworfen“ (huch, das waren wir ja selbst).

Wenn das Wünschen helfen würde, dann wären freilich ans Phrasenschwein einige Wunschzettel zu adressieren, auf denen der Name des Kölner Stadtanzeigers vermutlich nicht selten vorkäme. Was übrigens stand als Unterüberschrift oben über gerade zitiertem Artikel: „Jetzt fehlt am Bahnsteig das Feindbild“ …

Alt aussehen


27 Mrz

Wer regelmäßig den Kölner Stadtanzeiger liest, sieht ganz schön alt aus. Zum Beispiel wenn er folgende rätselhafte Überschrift entdeckt:

„Wer gut altern will, muss früh anfangen“

Was wollen uns die Dichter vom Stadtanzeiger damit wohl sagen?

Sprachverwirrung im „Express“


26 Mrz

Der Kölner Express, das kleine verzogene Geschwisterkind des Kölner Stadtanzeigers, ist nicht gerade bekannt dafür, die zuverlässigsten Informationen unters Volk zu bringen. In dem steten Bemühen, die eigene Unbildung mit der seiner Leser zu verwechseln, gerät der Express dabei in Unbilden, die außerhalb der enggesteckten geistigen Grenzen seiner Redaktion für einige Heiterkeit sorgen. Unter der Überschrift „Dorf zu verkaufen“ sieht man zum Beispiel im Express dieses Bild:

Dorf zu verkaufen

Die Bildunterschrift lautet folgendermaßen:

Bildunterschrift

Polnisch also soll die zweite Sprache auf dem Ortsschild sein? Dass die Gemeinde im Kreis Bautzen liegt und die Stadt Bautzen wiederum das Zentrum des Siedlungsgebiets der Sorben, also der slawischsprachigen Minderheit in Deutschland, bildet, das hat die Schulweisheit den Fotoredakteuren des Kölner Express nicht eingeflüstert. Auch dass selbst der Ministerpräsident des Freistaats Sachsen Mitglied dieser Sprachgruppe ist, hat sich nicht bis zum Express herumgesprochen. Nix verstehen mit komischen Häkchen auf den Buchstaben – das kann ja wohl nur polnisch sein für jemanden, dessen Schulweg nur bis in die Kayjass führte, wo bekanntlich alle Nullen herkommen.

Phantom-Sprache


26 Mrz

Eines sollte allerdings doch ins Lexikon eigenartiger Zeitungsüberschriften aufgenommen werden, nämlich was sich der Kölner Stadtanzeiger heute erlaubt hat:

„War das Phantom nur ein Phantom?“

Wirklich sehr lustig.

Und sonst …


26 Mrz

Da ist man ja schon froh bei der Lektüre des Kölner Stadtanzeigers, wenn einem kein größerer sprachlicher Lapsus unterkommt als dieser hier:

„… etablierte er sich rasch … als Dozent für Musikgeschichte, Werkanalyse und Interpretation an der Kölner Musikgeschichte“.

Kölner schreiben eben gerne Geschichte, wenn sie sie nicht gerade in Erdlöchern versenken. Geschichten dagegen schreibt der Herausgeber der Kölner Zeitung, Alfred Neven-Dumont. Da er in die Literaturgeschichtsbücher mit seinen Werken vermutlich nicht eingehen wird, lässt er sich vorsorglich in seiner eigenen Zeitung feiern („bravouröser Text“). Bravourösen Stil kann man das nicht gerade nennen, aber was will man von einem erwarten, der Eigentümerschaft regelmäßig mit Eigenwerbung verwechselt? Immerhin bringt uns dieses unfeine Stück Selbstmarketing endlich einmal wieder ein Foto des Herausgebers: Man hätte beinahe vergessen, wie er aussieht …

Die Kluft zwischen Sprache und Wirklichkeit


24 Mrz

„Die Kluft künftig überwinden“ überschreibt der Kölner Stadtanzeiger heute einen Artikel in seinem gewohnt dürftigen „Kultur“-Teil. Darin wird eine Diskussion Kölner Kulturschaffender zur „Archiv-Katastrophe“ aufgezeichnet. Unter anderem wird gefordert, die Kluft „zwischen der Kultur in Köln und den dafür Verantwortlichen“ zu überwinden. Dem Stadtanzeiger sei allerdings geraten, vorerst die Kluft zwischen sich und der deutschen Sprache zu überwinden. Heißt es doch nur wenige Zeilen weiter:

„Ein unabhängiger Gutachter müsse das gesamte Verfahrung (sic!) der Bergung und Wieder-Zusammenführung der Archivalien überwachen“.

Andere Zeitungen leisten sich Korrektoren und Dokumentaristen, um etwas für die Kultur im eigenen Blatt zu tun, nämlich für die Sprachkultur. Der Kölner Stadtanzeiger leistet sich einen „Kultur“-Teil, der gerade mal zwei Seiten als Anhängsel an den Sportteil ausmacht. Für den Sportteil wird der Kölner Stadtanzeiger allenthalben gelobt. Die Kultur dagegen bleibt, was sie in der Stadt Köln insgesamt auch ist: Ein lästiges Anhängsel.

Nachrichten die die Welt nicht braucht


24 Mrz

Was braucht man morgens nach dem Aufstehen? Eine Tasse Kaffee. Was braucht man morgens nicht? Meldungen wie diese, die im heutigen Kölner Stadtanzeiger zu lesen ist:

„Meil Tennant von der britischen Popband Pet Shop Boys hat erst mit 54 Jahren seinen Führerschein gemacht. Er habe ein Haus auf dem Land im Norden Englands und habe es irgendwann total lächerlich gefunden, dass er nicht selbst Auto fahren könne, sagte der 54-Jährige dem Musikmagazin ‚Melodie & Rhythmus‘.“

Total lächerlich? Richtig.

Zunehmende Abnahme


18 Mrz

Dass eine rechtsextreme Weltanschauung unter Jugendlichen Verbreitung findet, könnte ja, mit einem Bonmot Alexander Humboldts, daran liegen, dass Weltanschauungen was für Leute sind, die die Welt noch nicht angeschaut haben. Anders gesagt: Blödheit kennt keine Grenzen außer Landesgrenzen. Was aber will uns der Kölner Stadtanzeiger sagen, wenn er auf Seite 1 titelt:

„Jugendliche zunehmend rechtsextrem“

Sieht man hier einen Zusammenhang zwischen Gewicht und Ideologie? Sind dicke Kinder extremer als dünne? Und wenn unsere Jugendlichen schon zunehmen, wie sahen sie dann vorher aus?

ZeitMagazin: Die Farce nach der Tragödie


12 Feb

Geschichte ereignet sich immer zweimal, das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce. So hat es mal ein recht bekannter Deutscher ausgedrückt. Auch das ZeitMagazin hat Mut zur Wiederholung. Aber was herauskommt, ist eine Farce.

Vor dreißig Jahren titelte der Stern „Wir haben abgetrieben“ und zeigte auf seinem Titelblatt die bekennenden Frauen. Das ZeitMagazin dieser Woche zeigt nun die Portraits (älterer) Männer, die ebenfalls bekennen: „Wir haben abgetrieben“. Doch wie sich herausstellt, waren nicht sie es, sondern ihre Frauen, Freundinnen oder Lebensgefährtinnen. Zugegeben, Männer machen bedrückende Erfahrungen in diesem Bereich und sie sollen auch öffentlich darüber sprechen können. Was das ZeitMagazin allerdings daraus macht, ist vor allem in der reißerischern Aufmachung eher das Gegenteil eines bedächtigen diskursiven Umgangs mit der schwierigen Thematik. Eine Farce eben.

Abschreiben braucht seine Zeit


10 Feb

Manche Geschichten im Kölner Stadtanzeiger werden auch dadurch nicht besser, dass sie Jahre alt sind. Auf der Internetseite der Kölner Zeitung ist eine Geschichte über das amerikanische Model Tyra Banks, Moderatorin von „Next Top Model“, zu lesen.

Spitzname Top Moppel
Das Ex-Model und Erfinderin der Castingshow „America’s Next Top Model“ provoziert und polarisiert: Mit 1,77 Metern Körpergröße und 73 Kilo Lebendgewicht definiert sie in den USA Schönheit neu. Nachdem einst unvorteilhafte Fotos von ihr auftauchten, ging sie in die Offensive – mit Erfolg.

Nur komisch: dieselbe Geschichte stand schon vor zwei Jahren in der Süddeutschen Zeitung. Für den Kölner Stadtanzeiger immer noch aktuell genug?

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter