Was soll man von der Wochenzeitung Die Zeit eigentlich halten? Einerseits ist sie in der deutschen Presselandschaft auf weiter Flur das einzige Blatt, das ordentlich recherchierte Beiträge in erträglichem Deutsch in adäquater Länge zu Papier und damit zum Leser bringt. Andererseits erstickt man bei der Zeit beinahe selbst an dem fetten Brocken von Staatsgetragenheit, der biederseriös wie das Labellogo eines feinen Anzugherstellers nach außen getragen wird. Man könnte darüber hinwegehen. Könnte man, wenn einem nicht in Fällen wie denen, in denen es um Krieg und Frieden geht, ob der Staatsträgheit der Zeit übel würde. In der aktuellen Ausgabe (06. November 2008) beschäftigt sich Die Zeit unter der Überschrift „Wenn Soldaten töten“ mit dem Fall eines Bundeswehrsoldaten, der beim Auslandseinsatz in Afghanistan „drei Zivilisten erschossen“ hat. Schon diese Behauptung in der Unterüberschrift ist eine Verbiegung, denn in Wahrheit handelte es sich um eine Zivilistin und zwei Kinder. Nicht gerade der typische Fall von Kombattanten. Jetzt ermittelt der Staatsanwalt, und das finden einige Vertreter der Bundeswehr nicht so gut, und die Autoren (und Zivilisten) von der Zeit vielleicht auch nicht. Denn dann steht geschrieben:
„Und nicht immer wird sich sauber klären lassen, welcher Schuss gerechtfertigt war, welcher nicht, was Notwehr war, was Panik“.
So, kann man nicht? Ich finde schon, dass man kann. Oder dass man können sollte. Und wenn man es nicht kann, sollte man nicht bewaffnete Soldaten in fremde Länder schicken. Was uns die unzivilisierten Autoren der Zeit mit ihrer Behauptung sagen wollen, bleibt gänzlich unklar. Klar wird nur, dass mit solch staatstragenden Formulierungen Die Zeit auf einmal in einer Ecke steht, in die vielleicht gar nicht hinein wollte: Die von Kriegstreiberei und Säbelrasseln. Oder will man vielleicht?