Archive for the ‘Zeitung’ Category

In 80 Fehlern um die “Welt”


20 Apr

Wenn JournalistInnen Zahlen verwenden, ist stets größte Vorsicht angebracht: In den allermeisten Fällen, in denen in Zeitungen und Fernsehnachrichten mit Zahlen jongliert wird, sind die Angaben falsch, missverständlich oder unvollständig. Das gilt im übrigen auch für sogenannte Qualitätsmedien. Überraschend war aber doch die Anzahl an Fehlern, die mir begegneten, als mir eine nette Bahn-Bedienstete im ICE eine Ausgabe von “Die Welt aktuell” in die Hand drückte. Da fand ich beispielsweise folgendes:

Welt-Statistik02

Nichts lieben Zeitungsjournalisten mehr als Zahlen. Wahlergebnisse, Statistiken, Meinungsumfragen, der Prozentsatz der Ostdeutschen mit krummen Füßen, Gewichte und Maße insbesondere von Frauenleibern, die Länge männlicher Geschlechtsteile, die jährlichen Durchschnittszahlen von Geschlechtsverkehren, Mordtaten oder dem Verzehr von Sacherschnittchen außerhalb Wiens und die kommagenaue Bezifferung des Elends der Welt, all das entnehmen wir täglich der Zeitung.

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Pulitzer: Wenn Preise nicht vergeben werden


19 Apr

PulitzerDie schönsten Journalistenpreise sind die, die nicht vergeben werden. Nicht, dass Journalistenpreise nicht auch ihre Meriten hätten: Sie dienen JournalistInnen, freien zumal, als Werkzeug des Selbstmarketings, erhöhen mitunter die Reputation oder die Glaubwürdigkeit, was im Journalismus eine klingende Münze ist (wenn es denn die richtigen Preise sind), und können zum Amüsement beitragen, wenn die Preisverleihungen in amüsantem Rahmen stattfinden. Auch der Autor dieser Zeilen hat die ein oder andere journalistische Auszeichnung ergattert und geht selbstverständlich (denn Klingeln gehört zum Geschäft) damit hausieren. Dennoch ist es eine nicht nur klammheimliche Freude, wenn Journalistenpreise einmal nicht vergeben werden, weil die Jury die Einreichungen schlicht für nicht preiswürdig hält. Denn dies spricht dann doch für die Ernsthaftigkeit, mit der die JurorInnen ans Werke gehen und dafür, dass sie ihre Tätigkeit noch anders verstehen als im Dienste etwaiger Selbst- oder Fremd-PR.

So geschehen bei einem der (wenn nicht: dem) renommiertesten Journalistenpreis weltweit, nämlich dem Pulitzerpreis. Keinen Roman fanden die JurorInnen des Pulitzerpreises für würdig, und auch die Leitartikler der Vereinigten Staaten gingen in diesem Jahr leer aus. “No award” hieß es in der Kategorie Belletristik zuletzt im Jahr 1977.

Der Pulitzerpreis ist benannt nach dem Verleger und Zeitungsmogul, Joseph Pulitzer, selbst eine nicht unumstrittene Person der Pressegeschichte. Er gilt als Erfinder der “yellow press”, wie der Sensationsjournalismus im Englischen genannt wird. Mit seinem Testament stiftete er zwei Millionen Dollar zur Gründung einer “school of journalism” und eines Journalistenpreises. Ein Jahr nach seinem Tod im Jahr 1912 wurde an der New Yorker Columbia University die journalistische Fakultät gegründet. Dort wird auch seit 1917 der Pulitzerpreis vergeben.

Kölner Stadtanzeiger: Unwürdiges Spiel mit dem FC?


14 Apr

Datei:Logo 1 FC Köln.gifNach dem Rauswurf von Trainer Stale Solbakken beim 1. FC Köln resümiert der Kölner Stadtanzeiger:

Mit der Beurlaubung Solbakkens endete ein zuletzt unwürdiges Spiel: Solbakken wurde nach der Niederlagen- und Gegentorflut zunehmend in Frage gestellt. Horstmann übernahm die Rolle des Zauderers, dem die Fantasie für die Sanierung des Klubs fehlte. Er hatte schlicht keinen Nachfolger.

Das klingt ja erst einmal nach Mitgefühl. Aber wer hat denn Trainer Solbakken “zunehmend in Frage gestellt”? Darauf könnte der Kölner Stadtanzeiger durchaus auch eine Antwort geben. Er war es nämlich vorrangig selber. Nur wenige Tage zuvor war zu lesen:

Die Frage, ob das Experiment mit Stale Solbakken als Trainer des 1.FC Köln gescheitert ist, stellt sich nach dem entmutigenden 0:4 von Mainz nicht mehr. Die Frage lautet nurmehr, wann der Klub alle Seiten – Spieler, Offizielle, Fans und den Trainer selbst – von dem ebenso quälenden wie lähmenden Status quo erlöst.

Und im gleichen Beitrag heißt es:

Für die verbleibenden Spiele muss nun jemand die Mannschaft übernehmen, der – das macht es einfach – nur eine Voraussetzung mitbringt: Er darf nicht Stale Solbakken sein.

Zu den katastrophalen Zuständen beim 1. FC Köln trägt der Kölner Stadtanzeiger ein Gutteil bei: Er ist nämlich Teil der Katastrophe.

„Vom ersten Tag an Chaos“ – Kölner Stadt-Anzeiger

Bildzeitung: Alles Wurscht!


13 Apr

Na, geht doch:

(mit Dank an den Bildblog)

 

 

Schweizer Weltwoche: "Wie im Nationalsozialismus"


13 Apr

ww_romaDas Schweizer Blatt “Weltwoche” stellt in der aktuellen Ausgabe einen Zusammenhang her zwischen organisierten Raubzügen und der Zugehörigkeit zur Volksgruppe der Roma. Das Ganze garniert mit einem Foto, auf dem ein kleiner südlich aussehender Junge den Lauf einer Pistole ins Kameraobjektiv hält. Der Zentralrat der deutschen Roma und Sinti hat nun Anzeige gegen die “Weltwoche” erstattet. Die Straftatbestände Volksverhetzung und Beleidigung sieht der Zentralrat hier als gegeben an.

Es sei in diesem Zusammenhang an ein ziemlich genau 10 Jahre zurückliegendes Publikationsereignis in der bundesdeutschen Presse erinnert. Das Kölner Boulevardblatt “Express” hatte damals im Steckbrief-Stil Fotos von Roma-Kindern veröffentlicht und vor diesen angeblichen “Klau-Kids” gewarnt. Die Fotos hatte das Blatt illegalerweise dem internen “Bundeskriminalblatt” des Bundeskriminalamts entnommen. Der Express-Chefredakteur zeigte sich damals uneinsichtig ("wenn durch den Bericht auch nur ein Dutzend Menschen weniger überfallen, ausgeraubt und verletzt worden sind, dann hat sich der Aufwand schon gelohnt”).

Kehrtwende ergab sich damals erst, als Express-Herausgeber Alfred Neven-Dumont einschritt. Pikanterweise engagierte sich seine Ehefrau Hedwig nämlich in gemeinnütziger Weise insbesondere auch für Roma-Kinder. Er wolle "auch im Namen seiner Frau und seines Hauses bei dem Volk der Roma, das wundervolle Menschen hervorgebracht hat, und allen, die sich von der Art der Veröffentlichung getroffen gefühlt haben, sein Bedauern zum Ausdruck bringen", schrieb Neven DuMont damals.

Wie im Kölner Fall ist auch bei der Weltwoche der Abdruck von Fotos von Kindern und Jugendlichen presserechtlich höchst problematisch. Minderjährige stehen nämlich unter dem besonderen Schutz des Gesetzes. Selbst bei berechtigten Vorwürfen oder öffentlichem Interesse dürfen Bilder von Jugendlichen und Kindern in aller Regel nicht veröffentlicht werden, da dies ihrer Resozialisierung im Wege stünde.

Der Zentralrat der Sinti und Roma hebt allerdings mehr auf den politischen Hintergrund der Publikation ab. Wie zu Zeiten des Nationalsozialismus werde der Eindruck von einer "abstammungsbedingten Kriminalität" erweckt. Sinti und Roma wurden von den Nazis als "Zigeuner" diskriminiert, verfolgt und ermordet.

Zentralrat der Roma und Sinti zeigt "Weltwoche" an – "Wie im Nationalsozialismus" – Medien – sueddeutsche.de

Grass-Gedicht: Kein Literatur-, sondern ein Presse-Skandal


09 Apr

Quelle: WikimediaWas hat die Feuilleton-Redaktion der Süddeutschen Zeitung sich eigentlich dabei gedacht, als sie am vergangenen Mittwoch Günter Grass’ Gedicht “Was gesagt werden muss” veröffentlicht hat? Wir werden es nicht erfahren, weil sie es uns nicht mitteilt. Die italienische Tageszeitung La Repubblica, die den Text zeitgleich ebenfalls veröffentlichte, hat ihn mit einer zwei-seitigen kritischen Auseinandersetzung begleitet. In der SZ: Fehlanzeige. Dort erschien das skandalumwitterte Gedicht kommentarlos. Erst am folgenden Tag, nachdem jene “heilige Scheiße” über den deutschen Literaturnobelpreisträger hereingebrochen ist, die im aktuellen Social-Media-Jargon als “shitstorm” bezeichnet wird, sah sich Feuilleton-Chef Thomas Steinfeld veranlasst, sich zu dem Text zu äußern:

In der Sache wird man Günter Grass an vielen Punkten widersprechen. Bis zu einem israelischen „Erstschlag“, also zu einem initialen Angriff der Israelis mit Atomwaffen, reichen bislang selbst die schwärzesten politischen Phantasien nicht, ebenso wenig scheint ein „Auslöschen“ des iranischen Volks (Günter Grass wird dieses Wort gewählt haben, weil darin der Holocaust anklingt) anzustehen.

Wenn der SZ-Mann widersprechen will, warum veröffentlicht er dann? Wenn er für halt- und nutzlos hält, was Grass hier als lyrische Empfindsamkeit tarnt, warum lässt er es dann unkommentiert auf breitem Raum in seiner Zeitung erscheinen? Darauf hätte man gerne Antworten. Solange die ausbleiben, darf man spekulieren: Dass hier eine Redaktion einen “scoop” witterte, dass man die eigenen Auflage- und Verkaufszahlen gerne mit allem fördert, und sei es auch Antisemitismus und Holocaust. Eine Grass’sche Behauptung widerlegt die SZ durch die schlichte Veröffentlichung des Pamphlets: Dass es in Deutschland irgendwelche Sprech- oder Publikationsverbote gäbe. Und schon allein diese Position von Grass (wenn auch sonst keine), sollte einen doch wundern machen: die Inanspruchnahme eines vorgeblichen Denk- und Sprechverbots (O-Ton Grass: “Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes”), insbesondere was Kritik am Staat Israel angeht. Denn ein solches “Verbot” wird doch quer durch die bundesrepublikanische Debatten-Geschichte widerlegt. Im Gegenteil ist Israel-Kritik einer der Allgemeinplätze in der deutschen Öffentlichkeit, und in ihr verbinden sich auf fatale Weise die Positionen der rechts- wie der linksextremen, von der NPD bis zur RAF. Grass’ Behauptung ist also eine rein rhetorische, und diese Rhetorik teilt er traurigerweise mit den Sarrazins und Schönhubers dieses Landes, die regelmäßig vermeintliche Mehrheitsmeinungen mit angeblichen Sprechverboten garnieren (“man wird doch wohl noch sagen dürfen …”).

Ich möchte mich hier ausdrücklich den Worten des geschätzten Schriftstellers Joachim Helfer anschließen, der zur Causa Grass und im besonderen zur veröffentlichten Meinung des Journalisten Jakob Augstein schrieb:

Der Frieden zwischen Israel und dem Iran wird nicht durch Israels Nuklearwaffen bedroht, und zwar einfach deshalb nicht, weil es nie die Waffen sind, die den Frieden bedrohen, sondern die Menschen und ihre Handlungen und Absichten. Nicht dass es Atomwaffen gibt bedroht den Weltfrieden; vielmehr spricht vieles dafür, dass ihre Existenz es ist, die uns in Europa seit 1945 einigermaßen in Frieden hat leben lassen. Den Frieden bedroht, wer Andere bedroht, und wer die legitimen Rechte Anderer in Abrede stellt. Israel stellt keines der Rechte des Iran in Abrede; Iran bestreitet im Gegenzug das Existenzrecht Israels. Das, und nur das, bedroht den Frieden in der Region. Kein Staat der Welt kann es hinnehmen, dass einerseits seine schiere Existenz vernichtet werden soll, und dass andererseits diejenigen, die das verlangen, sich die dafür tauglichen Mittel, nämlich die Atombombe, besorgen. (…) Es geht Ihnen, pünktlich zu Pessach, um die Verhetzung der Juden als Wurzel des Übels in der Welt. Sie ekeln mich an.

SZ-Feuilletonchef Steinfeld kritisiert in seinem Text (der interessanterweise auf der Grass-Themenseite bei SZ-Online nicht zu finden ist) die Grass’sche Durchsichtigkeit und den Rückzug auf ein lyrisches Ich:

Gewiss, der Ton der sich in Gewissensqualen marternden Unschuld, den Günter Grass in seinem Gedicht „Was gesagt werden muss“ anschlägt, der ganze, so sorgfältig inszenierte Schmerzensschrei eines geschundenen Liebhabers des Weltfriedens hat etwas Gekünsteltes.

Er ist ebenso illusorisch wie der Gedanke, man könne in Gestalt von Gedichten – mit oder ohne Mandat – über die Weltpolitik verfügen. Und allzu durchsichtig ist die Funktion, die hier der lyrischen Form übertragen wird: Sie dient dazu, den Schriftsteller der Kritik zu entziehen. Indem er sich – scheinbar – nach innen wendet und sein Innerstes nach außen kehrt, in dem er, vor und anstatt einer politischen Auseinandersetzung, als lyrische Empfindsamkeit auftritt, will er einen Standpunkt über allen anderen einnehmen und sich unangreifbar machen. An der Empfindsamkeit sollen alle Einwände zugrunde gehen.

Man könnte auch sagen: Mehr fällt Steinfeld dazu nicht ein?! Nein, mehr darf ihm nicht einfallen, denn würde er zu dem Grass-Gedicht deutlichere Worte schreiben, würde er die Veröffentlichungspraxis seiner eigenen Redaktion als das diffamieren, was sie ist: Bigotterie. Es handelt sich beim Grass-Gedicht “Was gesagt werden muss” nicht um einen Literatur-, sondern um einen Presseskandal.

Dichten und meinen – Kultur – sueddeutsche.de

Journalist verlässt den Journalismus


14 Feb

Ist es das, was „Postjournalismus“ genannt wird? Richard Peppiatt, Reporter der englischen Boulevardzeitung Daily Star, hat gekündigt, und dies, wie es sich für einen Journalisten gehört: Mit öffentlichem Aplomb. Sein Kündigungsschreiben hat er nämlich der Konkurrenz vom Guardian zugespielt. Darin begründet er seine Kündigung mit dem totalen Verfall der journalistischen Sitten bei seinem Arbeitgeber, wie in einem Interview mit diepresse.de nachzulesen ist:

Die meisten Storys bewegen sich in Grauzonen. Du lügst nicht, aber du sagst auch nicht die Wahrheit. Ich lernte schnell, bestimmte Fakten zu ignorieren, damit die Story den vorgesehenen Ton traf: Drogen und Einwanderung sind schlecht, Strafen müssen härter werden. In der Regel wurde den Reportern ein Thema samt Standpunkt von oben aufgedrückt. Man erhält keine wirklichen Rechercheaufträge, es heißt eher: „Du schreibst jetzt genau dies und jenes.“ Juristisch waren die Artikel nicht angreifbar, aber sie hatten mit Journalismus trotzdem nichts mehr zu tun.

Insbesondere die Behandlung muslimischer Einwanderer in der Boulevardzeitung sei zu größten Teilen tendenziös und politisch motiviert. Regelmäßig würden Geschichten über Moslems in Großbritannien frei erfunden, nur um ihr Ansehen in der Gesellschaft herabzuwürdigen. Wordbulletin.net fasst zusammen:

He said the fabricated stories were mainly related to Muslims, depicting them as a threat to British society. The defamatory stories became more widespread after the bombings in London on June 7, 2005 — often referred to as 7/7 — and the Sept. 11, 2001 attack on the United States.

Auch fernab islamophober Tendenzberichterstattung nahm man es mit der Wahrheit beim Daily Star nicht so genau. Wenn Seiten gefüllt werden mussten, wurden auch beliebige bunte Meldungen erfunden und ins Blatt gerückt:

Dass ich beim „Daily Star“ meist eher Märchen als Wahrheiten berichtete, lernte ich schnell auszublenden (…) Ein Beispiel ist eine Geschichte über das Model Kelly Brook. An dem Tag hatte ich keine Story auf Lager, also behauptete ich, Brook suche einen Hypnosetherapeuten auf, damit dieser ihr helfe, im Bad nicht mehr so lange zu brauchen. Nichts davon stimmte. Aber so lief es eben, die Seite musste gefüllt werden. Am Ende des Tages strich ich dafür einen Bonus ein.

Peppiatt kritisiert auch die britische Medienaufsichtsbehörde (Anm.: Press Complaints Commission), die um solcherlei Umstände wüsste und nichts unternähme. Nachdem seine KÜndigung bekannt geworden ist, soll der Ex-Journalist gar Morddrohungen erhalten haben, Telefon und Emailverkehr sollen überwacht worden sein. Nur eines ist nicht geschehen: Er hat auf sein Kündigungsschreiben nie eine Antwort erhalten.

Das okaye Zeit-Feuilleton


30 Jan

Man muss nicht jedes Buch rezensieren. Und man muss auch nicht jeden Satz schreiben. Und wenn die geschätzte Zeit-Feuilletonistin Iris Radisch auf den ebenfalls geschätzten Nicholson Baker trifft, weist sich einmal mehr, dass Plus und Plus manchmal eben doch auch Minus ergeben können. Oder wie konnte es sonst zu solchem Satz-Unfall kommen:

Das alles wäre zu verschmerzen, wenn der okaye Anstalts-Sex dieses nur scheinbar wüsten und verwilderten Romans nicht so steril und unaufregend wäre.

Natürlich weiß Iris Radisch, dass die Partikel “okay” nicht deklinierbar ist und auch nicht als attributiv gebrauchtes Adjektiv taugt. Warum benutzt sie sie dann trotzdem so? Soll es lustig sein, der Kotau vor der Jugendsprache, schlicht ein Aussetzer? Vermutlich letzteres.

Journalismus als Marionette der Medien


28 Dez

Dafür, dass der Journalismus innerhalb des Mediensystems nur an einem dünnen Faden hängt, gibt der Kölner Stadtanzeiger immer wieder deutliche Belege. Selten jedoch wird er dabei so explizit wie in der heutigen Ausgabe. Unter der Überschrift „Zwei Höhner stürzen in Orchestergraben“ ist zu lesen:

Von der Nummer mit Hennes und Hannes als Handpuppen war das Publikum besonders angetan.

Artikel mit K-Bezug (K wie Karneval) gehen im K-StA selbstredend besonders gut. Ein Foto der beliebten Karnevalskapelle „Höhner“ sorgt zusätzlich für Aufmerksamkeit und Auflage. Was aber, wenn das Foto etwas ganz anderes zeigt, als der Artikel behauptet?

Ausschnitt: Kölner Stadtanzeiger vom 28.12.2011

Das Bild zeigt es doch überdeutlich: Nicht „Handpuppen“, sondern Marionetten halten die beiden Musiker in Händen. Es weist sich eben doch allzu deutlich: Auch der Journalismus ist in manchen Verlagshäusern nur die Marionette der Medien.

Kölner Stadt-Anzeiger: Kantersieg des 1. FC Köln ohne Kanter-Artikel


11 Dez

533PX-~1FC-Fans haben ja nicht ständig so viel Grund zur Freude: Weder was das aktuelle Spielgeschehen, noch was die Berichterstattung darüber im Kölner Stadtanzeiger angeht. An diesem Wochenende wäre es aber doch einmal so weit gewesen. Immerhin bezwingt der 1. Fc Köln mit 4:0 Toren den SC Freiburg. Nach dem Kantersieg hätte sich der FC doch auch mal einen Kanter-Artikel verdient. Doch den Kölner Stadtanzeiger berührt das wenig. In seiner Online-Ausgabe macht er daraus kurzerhand lediglich ein 2:0.

Nach dem Wechsel verflachte die ohnehin ereignisarme Partie noch ein wenig mehr. Die erste große Chance hatten die Freiburger, als Felix Bastians eine Flanke von Cisse aus kurzer Distanz neben das Tor setzte. Die Kölner fanden kaum noch ins Spiel, konterten aber wieder gut: Erneut auf Vorlage von Peszko gelang Podolski auf 14 Metern das 2:0. (dapd)

Eine Partie mit vier Toren (noch dazu ein spektakuläres Ecken-Tor) “ereignislos” zu nennen, ist schon eigentümlich. Aber den Artikel mit dem 2:0 enden zu lassen, wo doch das Doppelte gerade gut genug gewesen wäre, das ist ein echtes Eigentor. Dass hierbei offensichtlich von der Nachrichtenagentur dapd abgeschrieben wurde, kommt noch erschwerend hinzu: Kann denn der Kölner Stadtanzeiger nicht einmal mehr bei Heimspielen eines Kölner Fußballclubs mit Eigenberichten aufwarten? Da hilft nur eins: Auswechseln und zum Duschem schicken!

1. FC Köln feiert Kantersieg – Kölner Stadt-Anzeiger

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter