Archive for the ‘Zeitung’ Category

Fränkischer Tag: Zeigt her Eure Namen


23 Nov

Manche Kommentare sind so beschämend, da möchte man seinen guten Namen vielleicht wirklich nicht drunter stehen haben. Der Fränkische Tag kommt offenbar dem Wunsch seiner Kommentatoren neuerdings entgegen und verzichtet auf weitere Namensnennung:

Ausschnitt FT vom 23.11.2011

Vielleicht ein Vorbild auch für andere Rubriken und Darstellungsformen, vielleicht auch ein Beispiel für den Titel der Zeitung selbst!?

Fränkischer Tag: CSU gleicht Islamisten


22 Nov

Wie soll man auch Weltpolitik beurteilen, wenn man selbst aus einem Landstrich stammt, der sich als okkupiert und unterdrückt ansehen darf? Die Franken sind ja ihrem Selbstverständnis nach die Palästinenser Bayerns. Also interpretiert man auch die Ereignisse in rund um die Arabellion auf eine unorthodoxe Weise, gerade wenn es um die Orthodoxie hierzulande und anderswo geht. So schreibt eine Redakteurin mit dem bezeichnenden Namen Natalie Schalk im Leitorgan oberfränkischer Unabhängigkeit, dem Fränkischen Tag:

Die Tunesier haben zum Missfallen vieler westlicher Demokraten islamische Kräfte gewählt. Aber so ist’s halt in der Demokratie: Die Stimme des Volkes zählt, und schließlich missfällt’s auch vielen Atheisten, dass die Mehrheit der Bayern immer christlich-sozial wählt.

Der Vergleich hinkt so sehr, dass selbst eine doppelseitige Amputation das Bild nicht mehr geraderücken kann. Aber von allen rätselhaften Aspekten dieses Kommentars abgesehen — zum Beispiel der Frage, warum es nur Atheisten missfallen soll, wenn die CSU Mehrheiten erringt, oder der Frage, warum die CSU als Ausdruck katholischer oder gar allgemein christlicher Meinungsbildung missverstanden wird — ist auch der sachliche Gehalt zweifelhaft: Denn bei den letzten Landtagswahlen in Bayern hat die CSU nur noch 43,4% der Stimmen errungen und hat auch im bayerischen Landtag keine eigene Mehrheit mehr. Aber vielleicht sind diese Feinheiten der Wahlstatistik nicht mehr von München bis in den äußersten Norden des Freistaats, nach Bamberg, gelangt. Natalie Schalk jedenfalls ist wie keine Zweite prädestiniert für Meinungsbildungsfragen im agrikulturell geprägten Bundesland: Sie schreibt sonst Fachbücher zur Gartenpflege …

Neonazis: Süddeutsche ohne Phantasie


17 Nov

Der Neonazi-Terror und die Mordserie an türkischen Imbissbudenbesitzern erschüttert das Land und auch die Medienlandschaft. Die Süddeutsche Zeitung hat in ihrer gestrigen Ausgabe (16.11.2011) eine ganze Seite dem rechten Terror und seinen Hintergründen gewidmet. In einem FAQ-Artikel über Wissen und Spekulationen der Ermittlungsbehörden schreibt Hans Leyendecker:

Dass ein braunes Killerkommando unterwegs war und Menschen aus purem Fremdenhass tötete, überstieg auch die Phantasie der ausgekochtesten Spezialisten.

Warum eigentlich? Mindestens neuen in der Regel türkisch-stämmige Menschen werden ermordet, und die Phantasie reicht nicht aus, auf die Überlegung zu kommen, ob es sich um fremdenfeindliche Motive handeln könnte? Wozu braucht es dazu überhaupt Phantasie? Im Gegenteil, der Schluss auf mögliche Verstrickungen der Neonazi-Szene liegt doch so nahe, dass man schon fast bösen Willen annehmen muss, um diese Möglichkeit von vornherein auszublenden. Darauf deuten auch die „Ermittlungspannen“ hin, deren Pannencharakter (sprich: Unabsichtlickeit) sich nun erst noch erweisen muss. Wie z.B. der Umstand, dass die Redaktion des Kölner Stadtanzeigers bereits im Jahr 2005 darauf hingewiesen hat, dass die Phantombilder der Täter von Köln-Mülheim und Nürnberg sich auffällig ähnlich sehen. Man braucht schon Phantasie, um nicht an neonazistische Verstrickungen zu glauben — womöglich auch in den Reihen der Ermittlungsbehörden.

Nachtrag 17.11.2011, 17:15 Uhr:
In der Süddeutschen Zeitung des heutigen Tages geht es in der Reportage auf Seite 3 um eben jene Keupstraße im Kölner Stadtteil Mülheim, die Schauplatz des Anschlags von 2004 war. Autor Bernd Dörries berichtet darin u.a. vom Besuch des Istanbuler Bürgermeisters Kadir Topbas in der Straße, die auch „Klein-Istanbul“ genannt wird. sein Besuch galt eigentlich dem 50. Jahrestag des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens, das gefeiert werden sollte:

So war das geplant. Dann wurde klar, dass es in diesem Land rechte Mörder gibt.

Die Süddeutsche Zeitung gibt sich ersichtlich Mühe, Licht in diese verworrene Geschichte des rechten Terrors zu bringen. Und doch wird auch in der Süddeutschen deutlich, wie schnell in diesem Zusammenhang so katastrophal missverständliche Sätze fallen. Es ist nun wirklich nicht seit letzter Woche klar, dass es „in diesem Land rechte Mörder gibt“: Deutschland ist das Land der rechten Mörder und wird ihretwegen unwiederbringlich in die Geschichte des Bösen eingehen. Klar wird etwas ganz anderes: Die rechten Mörder waren nie weg. Und das ist noch viel bedenklicher.

Deutsche Sprache scheitert an Berlusconi


14 Nov

Der italienische Ministerpräsident ist am Wochenende vom Amt zurückgetreten. Der Kölner Stadtanzeiger berichtet über die Freudenfeiern in der römischen Innenstadt. Da heißt es:

Dann bricht der Römer Studentin die Stimme.

Vielleicht der „römischen Studentin“, vielleicht der „Studentin aus Rom“, womöglich sogar der „Rom-Studentin“: Aber bestimmt nicht der „Römer Studentin“. Und es bleibt zu hoffen, dass sie sich bei ihrer Brechung nichts gebrochen hat.

Zeitungen: Weglassen als Qualitätskriterium


09 Nov

Manchmal zeigt sich die Qualität einer Zeitung – oder eben auch die fehlende – darin, worüber sie nicht berichtet. So ist heute in der Kölnischen Rundschau folgender Artikel zu lesen:

KRundschau 11_2011

Die neue Haltestelle in der Kölner Südstadt kostet also 447.000 Euro mehr. Das ist sicherlich eine Menge Geld und deswegen von öffentlichem Interesse. Noch interessanter ist allerdings, worüber die Kölnische Rundschau nicht berichtet. Im Kölner Stadtanzeiger ist nämlich am gleichen Tag zu lesen:

Nächste Kostenexplosion im Zusammenhang mit der Nord-Süd-Stadtbahn: Der Fahrstuhl am Alter Markt soll nach der Umplanung 2,2 Millionen Euro mehr kosten. Im Gegenzug wird der in ein Gebäude integrierte Lift auch den Rathausplatz bedienen.

Dass also eine Haltestelle 2,2 Mio. Euro mehr kosten soll, hält die Kölnische Rundschau für nicht so berichtenswert wie die Tatsache, dass eine andere Haltestelle 447 Tsd. Euro mehr kosten wird. Schon eigenartig, was für Qualitätskriterien Zeitungen haben können.

Kosten-Explosion bei U-Bahn-Aufzug – Kölner Stadt-Anzeiger

Radio-Reporter gesteht Mord an 23-Jähriger–oder doch nicht?


25 Okt
SymbolbildWas für eine Räuber-, um nicht zu sagen: Mörderpistole! Der Branchendienst Meedia tischt uns heute eine Geschichte auf, wie geschaffen für Medien-Seiten und Medien-Hasser. Ein Journalist begeht einen abgefeimten Mord und berichtet anschließend selbst als Reporter darüber! So gruselig können Medien-Geschichten sein. O-Ton Meedia:

Ein Reporter von Radio Zwickau hat gestanden, nach einem Disco-Besuch eine 23-Jährige erwürgt und missbraucht zu haben. Auf die Spur des 27-Jährigen waren die Ermittler laut Bild durch einen DNA-Test gekommen. Besonders bizarr: Nach der Tat fuhr Patrick R. selbst zum Tatort, „recherchierte“ und interviewte die Polizei für seinen Sender.

Schade nur, dass der Meedia-Autor des namentlich nicht gekennzeichneten Beitrags nicht selbst recherchiert hat. In der Fußzeile des Artikels unter der Rubrik “Das schreiben die Anderen” ist als einzige Stimme Bild.de aufgeführt, und von dieser Quelle scheint Meedia auch abgeschrieben zu haben. Bei Bild.de heißt es unter der Überschrift “Radioreporter verbrennt Disco-Mädchen”:

Ermittler suchten nach Spuren, Reporter kamen. Auch Radio-Mann Patrick R. (27) fuhr zum Leichenfundort, recherchierte, interviewte für seinen Sender die Polizei. Dabei wusste er selbst viel mehr über den Fall als die Mordkommission.
Er selbst hatte die Frau getötet, geschändet und angezündet!

Und Bild.de weiß auch noch mehr über den Tathergang zu berichten:

Mit seinem Schlüsselband würgt Patrick R. sein Opfer, zieht immer fester zu. Schließlich erstickt Susann P. an ihrem Blut.

Vielleicht hätte Meedia gut daran getan, sich nicht nur auf Bild.de als Quelle zu verlassen. Denn beide Medien erzählen offensichtlich ein sehr eigenwilliges Interpretament der Ereignisse. Die Freie Presse jedenfalls (“Sachsens größte Zeitung”) schildert in einem recht ausführlichen Beitrag, der ziemlich mühelos im Internet recherchiert werden kann, den Prozessauftakt gegen den “mutmaßlichen” Täter Patrick R. und seine Tat, die im übrigen acht Monate zurückliegt. Aus dieser einfach zugänglichen Quelle kann man entnehmen, dass es sich mitnichten um einen “Reporter von Radio Zwickau” gehandelt hat, sondern um einen gelernten Gebäudereiniger. Was den Mann mit Radio Zwickau verband, war einzig der Umstand, dass er dort zur Zeit “ein viermonatiges Praktikum absolvierte”. Ausdrücklich notiert allerdings die Freie Presse:

Offen blieb daher auch, in welchem Umfang der Praktikant für Radio Zwickau mit Recherchen zu seinem eigenen Verbrechen betraut war.

Ein Reporter mordet und berichtet anschließend selbst darüber? Das klänge wohl anders. Auch der Tathergang, wie Bild.de ihn darstellt (“… Mit seinem Schlüsselband … erstickt … an ihrem Blut”), findet sich durch die Darstellung vor Gericht laut Freier Presse nicht im mindesten gedeckt:

Er soll die Frau mit den Händen gewürgt haben, bis sie an Erbrochenem erstickt sei. Richter Klaus Hartmann hält es für wahrscheinlich, dass der Angeklagte sein Schlüsselband um den Hals des Opfers knotete. „Wir haben auf 27 Zentimeter Länge DNA-Spuren und Haare der Frau.“

Wie kommt Bild.de dann auf ihre Darstellung? Ganz einfach, sie wurde frei erfunden. Wie kommt der Branchendienst Meedia.de auf seine Darstellung?  Ganz einfach, sie wurde bei Bild.de abgeschrieben und dabei so stark gekürzt, dass gar nichts mehr stimmte. Man hätte auch einfach recherchieren können. Man hätte auch einfach selbst einen Reporter (!) zum Zwickauer Landgericht schicken können. Man hätte wenigstens ein paar Verfahrensbeteiligte anrufen oder, wenn das zu viel verlangt ist, mal im Internet nachgucken können. Aber das wäre womöglich nicht nur zu viel verlangt gewesen, es hätte vermutlich auch die schöne Gruselgeschichte vom frauenmordenden Journalisten, der über seine eigenen Untaten berichtet, kaputt gemacht. Und so eine Geschichte lässt man sich natürlich nicht entgehen. Recherche kann echt störend sein.

Meedia: Radio-Reporter gesteht Mord an 23-Jähriger

Kölner Stadtanzeiger gebiert Gebärdensprache


21 Okt

Früher kam es ja häufiger vor (der Kölner Stadtanzeiger würde natürlich schreiben: „öfter“), dass Staatsoberhäupter in ihrer Amtszeit Kinder bekamen bzw. gebären ließen. Da waren Amtszeiten aber auch Lebensstellungen und Eheschließungen Staatsaffairen. Die Schnelllebigkeit der modernen Mediokratie hat den meisten gewählten Oberhäuptern einen Strich durch die Geburtenstatistik gemacht: Wer regiert, gebiert nicht. An diese Regel hält sich auch der Kölner Stadtanzeiger. Da lässt der französische Staatspräsident ein Kind gebären, und da die kreißende Mutter ein ehemaliges Fotomodel ist, haben wir den äußerst seltenen Fall, dass die Affaire tatsächlich eine Staatsaffaire wurde, die es selbst in zweitklassigen Zeitungen auf Seite 2 schafft. Dort ist jedenfalls zu lesen:

Baby kommt, Vatzer rettet die Welt
Während Nicolas Sarkozy nach Frankfurt muss, gebärt seine Frau Tochter Daliah

Während Ehemann Nicolas Sarkozy Europa ins Chaos stürzt, tut Carla Bruni ebendieses mit der deutschen Sprache. Gebärt sie wirklich oder gebiert sie besser? Das Wort gebären ist ein sogenanntes starkes Verb, was sich am Vokalwechsel in den Vergangenheiten zeigt: So heißt das Präteritum „sie gebar“ (und nicht: gebärte) und das Perfekt anerkanntermaßen „geboren“ (und nicht: sie hat gebärt). Schockierend, aber wahr: Dennoch erlaubt der „Duden“ neuerdings, neben diesen richtigen Formen im Präsens auch die schwache Form „sie gebärt“ zu sagen. Was für ein Sprachgebaren! Aber was man so alles sagen darf, das darf man deswegen noch lange nicht schreiben. Und auch wenn man im Reden über Geburtsvorgänge schwach werden darf, sollte man beim Drucken einer Zeitung doch stark bleiben: Carla Bruni gebiert ihre Tochter Daliah. Wer das ein starkes Stück findet, der kann ja zur Gebärdensprache übergehen. Und der stolze Papá könnte der gebärfreudigen Frau Mamá zur Geburt der Tochter Daliah ein paar Dahlien schicken.

Himmel und Hölle des Journalismus


05 Okt

“Die Hölle, das sind die anderen”, hat Sartre einst in seinem Theaterstück “Geschlossene Gesellschaft” geschrieben. Die Hölle für (freie) Journalisten, das können Redaktionen sein, die durch unmögliche Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung oder krasse Verstöße gegen das Urheberrecht auffallen. Die “Freischreiber”, ein Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten, hat nun den “Himmel und Hölle”-Preis ausgelobt. Ausgezeichnet sollen solche Redaktionen werden, die sich an den von den “Freischreibern” selbst konzipierten “Code of Fairness” halten (“Himmel”) oder eben in besonders krasser Form dagegen verstoßen (“Hölle”):

Es gibt Gründe, warum Redaktionen freien Journalisten wie der Himmel vorkommen – und ebenso Gründe, warum andere nicht. Wie sich der Berufsverband Freischreiber eine gute Zusammenarbeit vorstellt, hat er kürzlich im Code of Fairness beschrieben.

Der Himmel für Freie Journalisten ist nach Meinung der “Freischreiber” (die Nominierten werden in einem Online-Voting ermittelt) in den Redaktionen von P.M. Magazin, Brand eins und Enorm verwirklicht. Die Journalistenhölle dagegen sollen die Redaktionen von Für Sie, Neon und Spiegel Online sein. Anders als im “Himmel” gibt es für die “Hölle”-Kandidaten keine Begründung, dafür aber eine metaphorische Geschichte, die den Alltag von Journalisten in betreffenden Redaktionen darstellen soll:

Ich hatte einen Traum. Ich war in der Hölle. Das Neonlicht flackerte. Eine Horde Redakteure kam auf mich zugerannt. „Gib uns deine Themen“, riefen sie. Ihre Gesichter kamen mir bekannt vor. Sie entrissen mir meine Papiere und brachten sie dem Chefredakteur, der mit einem Dreizack an einer langen Tafel thronte. Er liess sich meine Themen vorlesen und schrie seinen Redakteuren zu: Diese Geschichte machst Du. Diese Du. Für mich war keins meiner Themen übriggeblieben.
Ich rannte in den nächsten Raum. Der Raum war fast leer. Nur an den Wänden Regale, auf denen Diät Bücher standen. An den Wänden hingen Bilder der Jahreszeiten. Auf dem Bildschirm sah ich einen Text. Darüber mein Name. Das Thema kam mir bekannt vor. Der Text nicht. War wirklich Claudia Schiffer die neue Königin von Sansibar? »Hier werde ich bis zu meinem Lebensende wohnen«, sagte sie. Ich hatte nie mit ihr gesprochen.
Entsetzt wandte ich mich ab. Im nächsten Raum ging es hektisch zu. Redakteure saßen an ihren Rechnern und spitzten Themen zu. Niemand beachtete mich. Ich rief: »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die fieseste im ganzen Land?« An den Wänden hingen die armen Seelen von Online-Kollegen und bettelten um Honorare. Ich wachte auf.

Neon-Chefredakteur Michael Ebert hat mittlerweile auf die Nominierung reagiert und sie beim Branchendienst Meedia als “unseriös und bald Rufmord” bezeichnet.

 

Der Himmel und Hölle Preis | :Freischreiber

Spiegel: Beim Übertreiben geblitzt worden!


28 Sep

Unter der Überschrift „Blitzende Mülleimer“ hat sich das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ des populären Themas Geschwindigkeitskontrollen angenommen. Kommunen, die Blitzer aufstellen (so die nicht gerade taufrische These des Magazins), wollen nicht nur den Verkehr regulieren, sondern auch Geld verdienen. Um dies möglichst drastisch zu schildern, heißt es in dem Blatt:

Als er (sc. der Blitzer an der A2) scharfgestellt wurde, dachte Staude, das Gerät werde pro Jahr „vielleicht 15.000-mal“ auslösen (…) Doch schon am vierten Tag saßen seine Leute vor 15.000 Fotos.

Und etwas weiter unten heißt es dann:

Sechs von Staudes Leuten kümmern sich um die etwas 6.500 Digitalfotos, die jede Woche hereinkommen.

Die beiden Zahlenangaben passen natürlich nicht zusammen: Wenn nach vier Tagen schon 15.000 Fotos beisammen sind, können es nicht an sieben Tagen nur noch 6.500 Fotos sein. Oder ist das eine der Spitzen- und das andere der Durchschnittswert? Man weiß es nicht.

Besser schlecht autofahren als schlecht rechnen


20 Sep

Ausschnitt: KStA vom 13.09.2011

Für den Leser des Kölner Stadtanzeigers ist der Fall klar: Autokennzeichen „BM“ (= Bergheim) steht für „bereifte Mörder“. „SU“ (=Siegburg) heißt „suche Unfall“. Und „EU“ (=Euskirchen) bedeutet „Esel unterwegs“. Doch die Statistik der deutschen Autoversicherer spricht eine andere Sprache, und da tut der Kölner Stadtanzeiger fraglos einen guten Dienst in Sachen Aufklärung: Alle ungeliebten Nachbarn liegen in bei den Autoversicherern besser als die Kölner Autofahrer. Doch kennt der Kölner sich offenbar im Autofahren ebenso wenig gut aus wie in Statistik. Denn die Begründung der Journalisten vom Kölner Stadtanzeiger lautet so:

Köln ist eine Millionenstadt mit sehr dichtem Verkehr. Da fahren eben viel mehr Autos als auf dem platten Land des Rhein-Erft-Kreises, also passiert auch mehr.

Das kann man statistisch so natürlich nicht stehenlassen: Der dichte Verkehr taugt nur als Begründung für ein Mehr an Unfällen in ganzen Zahlen, nicht aber prozentual. Bei einer Unfallwahrscheinlichkeit von, sagen wir: 10 % gäbe es dann beispielsweise am Tag auf dem Land 5 Unfälle und in der Stadt vielleicht 50. Das würde aber nichts an der Tatsache ändern, dass hier wie da 10 % der Autofahrer in einen Verkehrsunfall verwickelt wären. Da wären noch Zusatzannahmen nötig wie: Die Wahrscheinlichkeit von Auffahrunfällen ist bei dichtem Verkehr höher o.ä.

Quintessenz: Im Autofahren sind die Kölner genau so gut wie in Statistik. Armes Schutzblech!

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter