Cross-Promotion, das bedeutet: Die Benutzung verschiedener Medien, um denselben Inhalt zu bewerben, und das unter einem und demselben Mediendach. Also, wenn zum Beispiel im redaktionellen Teil des Kölner Stadtanzeigers für KStA-TV Werbung gemacht wird. Über dieses Verfahren, das so weit um sich gegriffen hat, das es als die conditio sine qua non der deutschen Medienbranche inkl. ihrer öffentlich-rechtlichen Erscheinungsformen gelten kann, hat nun der Evangelische Pressedienst einen interessanten Artikel veröffentlicht:
„Natürlich sollten Journalisten besser wissen, dass ein solches Gebaren nicht in Ordnung ist. Tun sie vielleicht auch. Macht aber nichts, denn Eigenwerbung – die freilich nicht als solche gekennzeichnet wird – findet trotzdem statt, sie ist sogar schon so allgegenwärtig, dass man sie gerne übersieht. Man will schließlich lieber nicht so genau hingucken, wenn sich ein Berufsstand gerade selbst ins Aus befördert. Wenn etwa die „Süddeutsche Zeitung“ ihre Redakteure dazu bringt, Verlagswerbung zu dichten und diese im redaktionellen Teil zu platzieren; wenn in öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen und Magazinen eigene Produktionen besonders ausführlich und intensiv begleitet werden; wenn Anne Will mit ihren Gästen nach dem „Tatort“ über die Arbeitsbedingungen bei Billig-Discountern diskutiert, die gerade Thema des Krimis waren oder wenn die TV-Magazine der Privaten ohnehin aus fast nichts anderem bestehen als der Berichterstattung über „Popstars“, „DSDS“ und Dschungelcamp.“
Der Beispiele fielen einem ja noch mehr ein: dass die Tagesschau über solche Boxkämpfe berichtet, die im eigenen (ARD-) Programm stattfinden (über die anderen aber nicht!); dass das Verlesen der Lottozahlen in Nachrichtensendungen mit der Übertragung ihrer Ziehung korrespondiert; oder dass das eigene Personal quer durch die eigenen Programme gereicht wird, egal wie qualifiziert man dafür ist. Haarsträubend war schon, dass kürzlich in einer Maischberger-Sendung ein Quizmoderator nur wegen dieser seiner Tätigkeit als „Bildungsexperte“ verkauft wurde, wiewohl er unumwunden zugab, in der Schule nur mit schlechten Leistungen geglänzt zu haben.
Daneben gibt es aber auch ein Phänomen, das ich „negative Cross-Promotion“ nennen möchte, die absichtsvolle Auslassung von Inhalt, wenn die Verbreitung dem eigenen Programm und Unternehmensziel schaden würde. Dazu zählt insbesondere, dass in der Tagesschau-Ausabe samstags abends in der Unterbrechung der ARD-Sportschau keine Fußballergebnisse genannt werden, wiewohl dies in einer samstäglichen nachrichtensendung doch eigentlich ein Muss wäre. Aber man will sich ja sein schönes eigenes und teueres Programm nicht demolieren.
Auf ein weiteres neues Phänomen geht der epd-Artikel ein: Wie neuerdings nämlich Weblogs genutzt werden, um sein eigenes Medium in Szene zu setzen:
„Die schönen Zeiten, als man Blogs noch las, um zu anderen Blogs oder Texten anderer Autoren ge- und verleitet zu werden, scheinen zu Ende zu gehen. Auch in den einstigen „Online-Tagebüchern“, die sich teilweise zu ordentlichen Aufmerksamkeitsumverteilern gemausert hatten und eben deswegen den ordentlichen Medien gefährlich zu werden drohten, greift die Unsitte des Schottendichtmachens um sich.
Nun empfehlen also nicht mehr nur „Welt Online“ und „Sueddeutsche.de“ vor allem die Welt-Online- respektive Sueddeutsche.de-Artikel, sondern pflegen auch immer mehr Blogs, um zuallererst die eigenen Inhalte zu verlinken. „Ähnliche Artikel“ nennt sich die zugehörige Funktion. Eine glatte Lüge, denn „ähnliche Artikel“ meint eigene Artikel. Die Professionalisierung der Blogs bringt es offenbar mit sich, dass auch hier die thematische Selbstreferenzialität zur systematischen mutiert.“
„Lüge“ ist hier noch ein höflicher Ausdruck. Es handelt sich um Betrug.
In gewisser Art schon. Aber irgendwie war die Entwicklung doch vorherzusehen, oder nicht? Es wird alles mögliche benutzt, um ja mehr Aufmerksamkeit auf seine eigene Seite zu locken. Blogs sind dafür ideal. Sie dienen außerdem zur Kommunikation mit dem Leser, der da seine Meinung kund tun kann. Nur das Vortäuschen von Unabhängigkeit geht mir gegen den Strich. Wenn, dann sollten sie ihre Zugehörigkeit offen angeben.