Es gibt unter den durch das Medienzeitalter ausgelösten Depressionen auch solche, für die ein rasches Antidot nicht leicht bei der Hand ist. Da gefriert einem doch das Blut in den Adern, wenn man liest wie am vergangenen Wochenende in der F.A.Z., dass wichtige Rohstoffe für unsere schöne neue Welt aus elektronischen Gadgets mit Bürgerkrieg etwa in Afrika bezahlt wird.
Neben Blei, Kadmium und ähnlich toxischen Stoffen enthalten unsere alltäglichen Begleiter wie Mobiltelefone, Kameras und Laptops auch Metalle, die an sich unbedenklich sind: Gold, Zinn, Wolfram und Tantal. Und doch sind gerade diese die ethisch bedenklichsten, ja blutigsten, nämlich sofern sie – was für einen großen Prozentsatz zutrifft – aus dem Osten der Demokratischen Republik Kongo stammen. Bewaffnete Gruppen, von denen es nach Schätzung des Botschafters der Demokratischen Republik Kongo in den Vereinigten Staaten, Faida Midifu, etwa fünfundzwanzig gibt, darunter ugandische, ruandische und burundische Rebellengruppen sowie korrupte nationale Armee-Einheiten, zwingen die Bevölkerung unter grauenhaften Bedingungen zum Abbau der Bodenschätze, welche dann zu Schleuderpreisen auf den Weltmarkt gelangen.
Von „Bluthandys“ sprechen bereits Nichtregierungsorganisationen wie das „EnoughProject“, „Human Rights Watch“ oder „Global Witness“. Hier muss Druck vonseiten der Verbraucher auf die Hersteller ausgeübt werden wie von jenem kritischen Geist, der Apple-Chef Steve Jobs eine Email schrieb und schon nach einer Stunde per SMS Antwort von Jobs persönlich erhielt, in der davon die Rede war, dass man die Lieferanten verpflichte, „conflict few materials“ zu liefern. Doch gebe es keine Garantie, und es sei chemisch noch nicht möglich, den Ursprung der Mineralien bis zur Mine zurückzuverfolgen. Intrikat ist schon Jobs‘ stillschweigende semantische Verschiebung von „conflict free“ in „conflict few“, für die er von der Netzgemeinde bereits gehörig Prügel einstecken musste. Aber auch die Behauptung der Nichtnachweisbarkeit ist so nicht aufrechtzuerhalten:
Den „Coltan-Fingerprint“, einen forensischen Nachweis, der die Herkunft der Tantalerzkonzentrate durch Abgleich mit einer riesigen Datenbank eindeutig zu lokalisieren vermag, hat die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in dreijähriger Arbeit entwickelt. Ebendies wurde hierzulande vor einem halben Jahr als großer Durchbruch gefeiert. Doch erklärt der zuständige Forscher Frank Melcher im Gespräch mit dieser Zeitung, die Technik sei zwar prinzipiell einsatzbereit, werde aber nicht eingesetzt.
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Krieg in Kongo: Auf der dunklen Seite der digitalen Welt – Digitales Denken – Feuilleton – FAZ.NET