Einige der Sorgen, die man sich in Zusammenhang mit dem “Bundestrojaner” genannten Schadprogramm machen könnte, wurden in der Berichterstattung der deutschen Presse über diesen Skandal noch nicht einmal erwähnt. Dass Verfassungsorgane ein solches Programm – ob legal oder illegal – in Umlauf bringen, ist ja nur das eine. Das andere ist, dass es offenbar zu knacken ist (wie durch den CCC geschehen) und also auch zu manipulieren, umzumünzen, neu in Umlauf zu bringen und von anderen als Staatsorganen zu nutzen. Nicht zuletzt droht wieder mal die Sprache auf der Strecke zu bleiben, wenn die Babylonismen der Neue-Medien-Apologeten zuschlagen und Begriffe kreieren, bei denen es Leuten mit Rudimenten klassischer Bildung den Magen umdreht: Der “Trojaner” ist, wie auch schon im entsprechenden Wikipedia-Eintrag nachzulesen, das genaue Gegenteil von dem, was das Wort sagt:
Durch die gebräuchliche Kurzform „Trojaner“ wird nach der mythologischen Herkunft des Begriffes die Bedeutung genau genommen verkehrt, da die Griechen die Angreifer waren, welche das Pferd bauten und benutzten, die Trojaner (die Bewohner Trojas) hingegen die Opfer.
Wenn der Berg kreißt, gebiert er sprichwörtlich eine Maus. Aber wenn die staatsschützende Maus kreißt, gebiert sie einen Berg, nämlich einen Berg aus Informationen und Daten, deren sie selbst nicht mehr Herr werden kann, und das zeigt schon die ganze Absurdität staatlicher Datensammelwut:
Im Jahr 2009 sind zwei Maßnahmen mit zum einen 29589 und zum anderen 13558 Aufnahmen der Bildschirmoberfläche zu verzeichnen. Im Jahr 2010 gab es ebenfalls zwei Maßnahmen. Bei einer Maßnahme wurden 12174, bei der anderen, die aktuell noch andauert, 11745 Screenshots erstellt.
Wer mal hochrechnen möchte, wielange ein deutscher Beamter benötigt, um sich ein einziges Bild mit deutscher Gründlichkeit anzusehen bzw. einen Screenshot ermittlungstechnisch zu analysieren, der bekommt eine Vorstellung davon, wie nützlich das trojanische Gesammel von Daten auf den Laptops vermeintlicher Übeltäter ist: Überhaupt nicht nützlich. Das Troja des sogenannten Bundestrojaners ist in Wahrheit Schilda.
Staatstrojaner: Der Spion – Politik – FAZ
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