Neulich in der Linie 18 der Kölner Verkehrsbetriebe. Eine Frau sitzt mir gegenüber und ist in ein schweres Buch vertieft. Es handelt sich um Orhan Pamuks „Das Museum der Unschuld“. Eine Mitfahrerin aus der gegenüberliegenden Sitzgruppe versucht, den hinteren Klappentext zu entziffern. Die Leserin bemerkt ist, will freundlich sein und hält der Nachbarin das Buch näher. Die beiden kommen ins Gespräch. Eine weitere Dame schaltet sich ein. Auch sie hat schon einen Pamuk gelesen. Und schließlich sind wir alle vier in ein angeregtes Gespräch über Tragik und Literatur, Erbaulichkeit und Kultur verstrickt. Eine Viertelstunde lang reisen wir viel weiter, als die Kölner U-Bahn (die bekanntlich kulturloseste des ganzen Landes) jemals bringen könnte. Dann steigt erst die dritte Frau und dann ich aus. Schließlich wird die Leserin mit ihrem Buch allein zurückbleiben. Aber das Gespräch bleibt auch. Dazu ist nur Literatur fähig.