Eine kleine Lanz-Partie

16 Apr

Markus Lanz ist die Grinsekatze des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF). Das bestangezogene Stück Seife des Strickjackensenders hat auch mit seiner gestrigen Sendung (15.04.) eindrucksvoll zur Show gestellt, dass er den Tiefgang des Wattenmeers besitzt und noch auf der eigenen Schleimspur ins Rutschen gerät.

Ich muss gestehen, vorher noch nie eine Folge dieser „Kerner“-Ersatzsendung im ZDF gesehen zu haben. Und diese spezielle Folge sah ich nur, weil ein Bekannter von mir ein kirchenkritisches Buch veröffentlicht hat und ursprünglich als Studiogast zum Thema „5 Jahre ‚Wir sind Papst'“ eingeladen war. Jedoch, erste Überraschung: Mitnichten fängt die Sendung wie angekündigt mit dem Papst und seinen Kritikern an. Fernsehzuschauern, die zu nachtschlafender Zeit vor der Flimmerkiste noch die Eier schaukeln, ist mit Altmänner-Vereinen und Jungfräulichkeitsgetue eben nicht beizukommen. Stattdessen geht es darum erstmal um das tragische Schicksal eines britischen Fotomodells:

Katie Piper war Model und Moderatorin in England. Auf einen Schlag wurde am 31. März 2008 ihr bisheriges Leben zerstört. Da war sie 24 Jahre alt. Sie wurde das Opfer eines Säure-Anschlags. Es war die grausame Rache ihres Ex-Freundes. Heute ist sie für ihr Leben entstellt und auf einem Auge blind. Bei Markus Lanz spricht sie darüber, wie sie ihr schönes Lachen zurückgewann und neuen Lebensmut fand.

Man sieht in einem, durchaus eindrücklichen, Einspielfilm Bilder Londoner Überwachungskameras, die das Säure-Attentat minutiös festgehalten haben. Man sieht eine trotz aller Chirurgie ziemlich entstellte junge Dame und hört eine sehr selbstbewusste charismatische Lady, die zu ihrem Schicksal steht. Vor allem aber erlebt man das totale ethische Versagen eines gut frisierten Journalisten-Darstellers, der es schafft, in einem 20-minütigen Gespräch auch nicht eine sinnvolle und angemessene Frage zu stellen. Stattdessen Entgleisungen wie diese (ich zitiere aus der Erinnerung): „Wir wollen nicht weiter über die Vergewaltigung sprechen! Wie lange waren Sie übrigens in der Gewalt des Täters?“ Und fällt dem Schmierentragödianten selbst auf diesem Niveau nichts Ekelerregendes mehr ein, zeigt er erneut die Videobilder von dem Attentat. Nicht einmal, nicht zweimal, nein dreimal muss der Zuschauer sich die entsetzliche Bildfolge anschauen. Für so etwas sollte der deutsche Presserat eigentlich journalistisches Vierteilen verhängen dürfen.

Da kann ein Gespräch über die katholische Kirche natürlich nicht gegen anstinken. Aber dass die einzige Sprache, die Lanz wirklich versteht, der Dresscode ist, hat er auch hier eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dass ein so präpotenter Lackel sich erlaubt, eine kirchenkritische Theologieprofessorin mit den Worten zu verabschieden: „Ich hatte Angst um Ihren Gesundheitszustand“, durften Damen in früheren Zeiten mit einer Ohrfeige quittieren. Natürlich hat Ute Ranke-Heinemann das nicht nötig, sie konterte: „Da ist mir der Ratzinger noch lieber, der kann wenigstens besseres Latein“. Markus Lanz ist mit dem Latein am Ende, bevor er jemals damit angefangen hat.

Mein Bekannter trat übrigens zum Glück in dieser Sendung nicht auf. Oder hat er nach dem Gespräch mit dem Ex-Model einfach das Studio verlassen? Das würde ich ihm zutrauen, und diese Sendung hätte auch nichts anderes verdient gehabt.

Markus Lanz – ZDF.de

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One Response

  1. Ulli Schauen sagt:

    Vielleicht später mal mehr vom „Bekannten“ — wer mehr über das Buch wissen will, besucht am Besten http://www.kirchenhasser.de statt des Amazon-Links von Hektor Haarkötter

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